Eine Hymne an das Leben
Nach Schmitts Überraschungserfolg Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran stürmt Oskar und die Dame in Rosa die Bestsellerlisten.
Oskar ist 10 Jahre alt und todkrank: Er hat Leukämie. Seine Eltern weichen ihm aus. Doch Oskar hat auch Oma Rosa, eine alte Dame, die sich in der Klinik um die Kinder kümmert. Sie rät ihm, jeden verbleibenden Tag zu betrachten, als dauere er zehn Jahre. In Zeitraffer durchlebt der Junge Pubertät, erste Liebe, Eifersucht, Midlife-Crisis, das Alter. Es sind Tage, angefüllt zugleich mit Schmerz, bohrenden Fragen, aber auch heiteren und leuchtenden Augenblicken. Als er stirbt, im Einklang mit sich und der Welt, hat Oskar alle »Warums« mit seinem Lebensmut getilgt.
Regisseur Sven Stricker hat ein ergreifendes Hörspiel geschaffen - mit Gisela Trowe als warmherzige, resolute Oma Rosa und Jannik Schümann als Oskar.
Nach Schmitts Überraschungserfolg Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran stürmt Oskar und die Dame in Rosa die Bestsellerlisten.
Oskar ist 10 Jahre alt und todkrank: Er hat Leukämie. Seine Eltern weichen ihm aus. Doch Oskar hat auch Oma Rosa, eine alte Dame, die sich in der Klinik um die Kinder kümmert. Sie rät ihm, jeden verbleibenden Tag zu betrachten, als dauere er zehn Jahre. In Zeitraffer durchlebt der Junge Pubertät, erste Liebe, Eifersucht, Midlife-Crisis, das Alter. Es sind Tage, angefüllt zugleich mit Schmerz, bohrenden Fragen, aber auch heiteren und leuchtenden Augenblicken. Als er stirbt, im Einklang mit sich und der Welt, hat Oskar alle »Warums« mit seinem Lebensmut getilgt.
Regisseur Sven Stricker hat ein ergreifendes Hörspiel geschaffen - mit Gisela Trowe als warmherzige, resolute Oma Rosa und Jannik Schümann als Oskar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2003Rosa Prosa
Eric-Emmanuel Schmitt, Bestsellerautor aus Frankreich
Von Eric-Emmanuel Schmitt sind in kurzer Folge zwei Bücher auf deutsch erschienen: im letzten Herbst "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", und nun "Oskar und die Dame in Rosa". Den Ammann Verlag in Zürich wird der Erfolg dieser Bücher sehr freuen. Die zwei Bände sind dünner als die normalen. Die Schrift aber ist herzensgroß, und die poetische Machart ist gemütswarm. In zwei Stunden hat man die Bändchen gelesen, ohne sich dabei mehr anzustrengen als eine Fliege beim Flügelschlagen. Erzählt wird hier und dort aus der Perspektive eines Jungen - ein Junge, wie er uns aus einem Kinderbilderbuch entgegenkullern kann.
In der neuen Erzählung heißt der kurze Held Oskar. Ein Name ohne falsches Pardon. Oskar ist zehn Jahre alt, liegt im Krankenhaus, weil er Krebs hat, und wird, das sagt ihm keiner, aber das bekommt er zwischen Tür und Angel mit, in wenigen Tagen sterben. Ein aussichtsloser Fall für die Ärzte. Ein aussichtsreicher Fall für das Mitgefühl des Lesers. Die Eltern des Jungen sind traurig, sie schweigen, sie kaufen Spielsachen, sie tun so, als sei nichts geschehen und als werde nichts geschehen: Sie reden nicht mit ihm über das Sterben und den Tod. Komische Leute sind das in den Augen des Jungen, der den nicht rosigen Tatsachen seiner Lage ins Gesicht sehen muß.
Eine Dame in Rosa, die zum rosa Krankenhauspersonal gehört, steht dem Jungen zur Seite. Sie berät ihn, wie ein Trainer seinen Schützling berät: Er solle an den lieben Gott glauben, und der werde ihn dann als Gedanke und Gefühl besuchen. Auch solle er sich auf den letzten Metern seines Daseins vorstellen, daß jeder Tag, der ihm bleibt, immer zehn Jahre seines Lebens bedeute. Der Junge schreibt darauf Briefe an den lieben Gott, in denen er ihm erzählt, was er erlebt, während er in seinen Seelensiebenmeilenstiefeln drinsteckt.
Die Dame in Rosa erklärt dem Jungen eines Tages in der Kirche, wieso Christus am Kreuz dem Menschen eine Hilfe sein kann: weil er nicht aussieht, als ob ihm etwas weh täte, weil es zwei Arten von Schmerzen gibt, den seelischen, den man gewählt hat, und den körperlichen, den man ertragen muß: "Wenn man dir Nägel in die Hände haut oder in die Füße, dann kannst du nicht verhindern, daß dir das weh tut. Das mußt du aushalten. Dagegen muß dir der Gedanke zu sterben nicht weh tun. Du weißt ja nicht, was das bedeutet. Also hängt es ganz allein von dir ab." So ist das. Der Junge wird hundertzehn Jahre alt, dann stirbt er. Neben seinem Wecker auf seinem Nachttisch liegt während der letzten drei Tage vor seinem Ende ein Zettel. Darauf steht: "Nur der liebe Gott darf mich wecken." Und das ist auch der letzte Satz der Erzählung.
Wir lassen das Buch sinken - und während die einen aus der Schar der Schmitt-Leser noch eine Weile betreten vor dem Bett stehen werden, mit Rührung an den tapferen Jungen denken und allen Kindern eine Oma Rosa ins Gepäck wünschen, fassen wir uns an den Kopf: Ist's möglich, brauchen Erwachsene in ihrer weltlosen und gedankenverlorenen Betriebsamkeit, wo sie alles vergessen und verdrängen, was sich nicht zu Geld und Glück machen läßt, wieder Kinderbücher, die ihnen dabei helfen, über den Tellerrand zu schauen, wenigstens für eine Stunde? Sie brauchen solche Rosa-Prosa-Bücher. Schmitt liefert. Wir brauchen sie nicht, sagen aber mit Oskar, der damit seine Briefe an den lieben Gott schließt: Bis morgen, Küßchen.
EBERHARD RATHGEB
Eric-Emmanuel Schmitt: "Oskar und die Dame in Rosa". Erzählung. Aus dem Französischen übersetzt von Annette und Paul Bäcker. Ammann Verlag, Zürich 2003. 105 S., geb., 13,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eric-Emmanuel Schmitt, Bestsellerautor aus Frankreich
Von Eric-Emmanuel Schmitt sind in kurzer Folge zwei Bücher auf deutsch erschienen: im letzten Herbst "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", und nun "Oskar und die Dame in Rosa". Den Ammann Verlag in Zürich wird der Erfolg dieser Bücher sehr freuen. Die zwei Bände sind dünner als die normalen. Die Schrift aber ist herzensgroß, und die poetische Machart ist gemütswarm. In zwei Stunden hat man die Bändchen gelesen, ohne sich dabei mehr anzustrengen als eine Fliege beim Flügelschlagen. Erzählt wird hier und dort aus der Perspektive eines Jungen - ein Junge, wie er uns aus einem Kinderbilderbuch entgegenkullern kann.
In der neuen Erzählung heißt der kurze Held Oskar. Ein Name ohne falsches Pardon. Oskar ist zehn Jahre alt, liegt im Krankenhaus, weil er Krebs hat, und wird, das sagt ihm keiner, aber das bekommt er zwischen Tür und Angel mit, in wenigen Tagen sterben. Ein aussichtsloser Fall für die Ärzte. Ein aussichtsreicher Fall für das Mitgefühl des Lesers. Die Eltern des Jungen sind traurig, sie schweigen, sie kaufen Spielsachen, sie tun so, als sei nichts geschehen und als werde nichts geschehen: Sie reden nicht mit ihm über das Sterben und den Tod. Komische Leute sind das in den Augen des Jungen, der den nicht rosigen Tatsachen seiner Lage ins Gesicht sehen muß.
Eine Dame in Rosa, die zum rosa Krankenhauspersonal gehört, steht dem Jungen zur Seite. Sie berät ihn, wie ein Trainer seinen Schützling berät: Er solle an den lieben Gott glauben, und der werde ihn dann als Gedanke und Gefühl besuchen. Auch solle er sich auf den letzten Metern seines Daseins vorstellen, daß jeder Tag, der ihm bleibt, immer zehn Jahre seines Lebens bedeute. Der Junge schreibt darauf Briefe an den lieben Gott, in denen er ihm erzählt, was er erlebt, während er in seinen Seelensiebenmeilenstiefeln drinsteckt.
Die Dame in Rosa erklärt dem Jungen eines Tages in der Kirche, wieso Christus am Kreuz dem Menschen eine Hilfe sein kann: weil er nicht aussieht, als ob ihm etwas weh täte, weil es zwei Arten von Schmerzen gibt, den seelischen, den man gewählt hat, und den körperlichen, den man ertragen muß: "Wenn man dir Nägel in die Hände haut oder in die Füße, dann kannst du nicht verhindern, daß dir das weh tut. Das mußt du aushalten. Dagegen muß dir der Gedanke zu sterben nicht weh tun. Du weißt ja nicht, was das bedeutet. Also hängt es ganz allein von dir ab." So ist das. Der Junge wird hundertzehn Jahre alt, dann stirbt er. Neben seinem Wecker auf seinem Nachttisch liegt während der letzten drei Tage vor seinem Ende ein Zettel. Darauf steht: "Nur der liebe Gott darf mich wecken." Und das ist auch der letzte Satz der Erzählung.
Wir lassen das Buch sinken - und während die einen aus der Schar der Schmitt-Leser noch eine Weile betreten vor dem Bett stehen werden, mit Rührung an den tapferen Jungen denken und allen Kindern eine Oma Rosa ins Gepäck wünschen, fassen wir uns an den Kopf: Ist's möglich, brauchen Erwachsene in ihrer weltlosen und gedankenverlorenen Betriebsamkeit, wo sie alles vergessen und verdrängen, was sich nicht zu Geld und Glück machen läßt, wieder Kinderbücher, die ihnen dabei helfen, über den Tellerrand zu schauen, wenigstens für eine Stunde? Sie brauchen solche Rosa-Prosa-Bücher. Schmitt liefert. Wir brauchen sie nicht, sagen aber mit Oskar, der damit seine Briefe an den lieben Gott schließt: Bis morgen, Küßchen.
EBERHARD RATHGEB
Eric-Emmanuel Schmitt: "Oskar und die Dame in Rosa". Erzählung. Aus dem Französischen übersetzt von Annette und Paul Bäcker. Ammann Verlag, Zürich 2003. 105 S., geb., 13,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Ein Meisterwerk der Emotionen.«
(Le Livre du Mois)
»Ein kleines Wunder.«
(STERN)
»Eine Erzählung von lächelnder Gewitztheit, gelehrtem Charme, eleganter Schönheit. Eine Entdeckung.«
(Der Spiegel)
(Le Livre du Mois)
»Ein kleines Wunder.«
(STERN)
»Eine Erzählung von lächelnder Gewitztheit, gelehrtem Charme, eleganter Schönheit. Eine Entdeckung.«
(Der Spiegel)