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"Plattform" protokolliert erbarmungslos ein Leben: Tristesse, Liebesglück und tragischen Tod. Der Erzähler Michel ist Beamter im Kultusministerium. Vierzig, farblos, frustriert und nach Dienstschluss einsamer Peep-Show-Erotomane und Experte im TV-Zappen. Die Urlaubspauschalreise ins Traumland Thailand verspricht diesem "ziemlich mittelmäßigen Individuum" paradiesisches Glück und Erlösung: Sexgenuss mit Asiatinnen. Die Mitreisende Valerie, eine erfolgreiche Managerin in der Tourismusindustrie, lernt er erst nach der Rückkehr ins lieblose Paris wirklich kennen - und mit ihr ein tiefes…mehr

Produktbeschreibung
"Plattform" protokolliert erbarmungslos ein Leben: Tristesse, Liebesglück und tragischen Tod. Der Erzähler Michel ist Beamter im Kultusministerium. Vierzig, farblos, frustriert und nach Dienstschluss einsamer Peep-Show-Erotomane und Experte im TV-Zappen. Die Urlaubspauschalreise ins Traumland Thailand verspricht diesem "ziemlich mittelmäßigen Individuum" paradiesisches Glück und Erlösung: Sexgenuss mit Asiatinnen. Die Mitreisende Valerie, eine erfolgreiche Managerin in der Tourismusindustrie, lernt er erst nach der Rückkehr ins lieblose Paris wirklich kennen - und mit ihr ein tiefes menschliches Glück voller Obsessionen, und ohne Bezahlung.
Zusammen erfinden Valerie und Michel ein rettendes Programm für die Reisebranche, die Plattform zum Glück: Wenn mehrere hundert Millionen alles haben, bloß kein sexuelles Glück, und mehrere Milliarden nichts haben als ihren Körper, dann ist das "eine Situation des idealen Tauschs". Michel und Valerie wollen die ver lorene Liebesfähigkeit des Westens in neuartigen Ferienclubs organisieren. Aber das gemeinsame Glück, nach dem Houellebecqs Erzähler Michel verzweifelt sucht, wird bei einem terroristischen Anschlag in Thailand von Islamisten zerstört.
Autorenporträt
Michel Houellebecq, geb. 1958 in La Réunion, lebt in Irland. Er ist Preisträger des angesehenen Grand Prix des Lettres, des Prix Novembre, des Impac-Preises und des Prix de Flore.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Gut bekommen ist Michel Houellebecqs drittem Roman "Plattform" nach Meinung Eva Behrendts die Hörspielbearbeitung von Martin Zylka, der aus 340 "teilweise langwierigen" Romanseiten 111 kurzweilige Hörspielminuten gezaubert habe. Interessanterweise bezeichnet Behrendt die Hörspielversion als "wortkarg", weil die Hälfte der Produktion mit dem Soundtrack des Air-Produzenten Bertrand Burgulat gefüllt wurde, so dass man sich fragen könnte, was denn von Houllebecq noch bleibt. "Steile Thesen" und "massenhaft moralische Ans-Bein-Pinkeleien", lautet Behrendts Antwort. Für sie liegt der Reiz der Houellebecqschen Prosa über den fernöstlichen Sextourismus der unbefriedigten Westeuropäer auch weniger in irgendwelchen Sexszenen als in den Welterklärungsexkursen des Autors, der einen Hang zu pragmatischen Lösungen aufweise, die allerdings den Islamisten ein Dorn im Auge sind. Abgesehen von "albernen Stöhnsamples" sagen Behrendt sowohl die Musik als auch die eingekürzte Wortfassung zu, die alles Wesentliche enthalte und auf überraschend viel verzichten konnte, wie die Rezensentin schreibt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2002

Skandalautor
Weltekel mit Wahrheitscharakter
Man könnte meinen, zum Thema Sex sei schon genug gesagt. Doch unser skandalsüchtiges Nachbarland, die Grande Nation, lässt sich derzeit von neuer Literatur mächtig erregen. Catherine Millets Beischlaf-Bekenntnisse und Michel Houellebecqs Plädoyer für Sex-Tourismus sprengen die Auflagenrekorde.
Jetzt erscheint des Franzosen neuester Roman, „Plattform”, auf Deutsch, und gleichzeitig muss sich der Autor dafür wegen angeblicher Frauenverachtung und Verunglimpfung des Islam vor einem Pariser Gericht rechtfertigen. Am Donnerstag, 7. Februar, 20 Uhr liest Houllebecq im Hörsaal 1200 der TU, Arcisstraße 21 (ausverkauft!). Politisch korrekt ist die Literatur des 44-Jährigen, der darin auch eigene Sucht und Depression verarbeitet, sicher nicht. Aber eine gnadenlose Analyse der westlichen Zivilisation. Seine Diagnose: Unsere Zeitgenossen sind nur noch funktionierende Rädchen im Getriebe des Kapitalismus, liebes-, sex-, ja überhaupt kommunikationsunfähig, „von Egoismus, Masochismus und Tod durchdrungen”. Sein Therapievorschlag: Gefühlssex mit Prostituierten in der Dritten Welt – gut bezahlte Nachhilfe in Liebeskunst. Houllebecqs soziologischer Beitrag zur Globalisierung beruht offensichtlich auf gründlicher Recherche, ist brutal, obszön, hoffnungslos. Weltekel mit Wahrheitscharakter.
mse
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"Wie wachsendes Donnergrollen kündigt sich bereits - unvermeidlich bei Houellebecq - eine tobende Polemik um die vermeintlichen Exzesse, Vulgaritäten und reaktionären Entgleisungen des Autors an." (Der Spiegel)