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Felicitas Hoppe auf Expedition in einem unbekannten Amerika Zehntausend komische wie hochpoetische Meilen reist Felicitas Hoppe von Boston über San Francisco bis Los Angeles und zurück nach New York. Hellwach begibt sie sich als literarischer Wirbelsturm auf die Spuren von Ilf und Petrow, zweier russischer Schriftsteller, die 80 Jahre vor ihr unterwegs waren und zu Kultfiguren wurden. Ob Hoppe die Ford-Werke und den ersten elektrischen Stuhl besichtigt, nebenbei den Zaun von Tom Sawyer streicht, in einem Tornado verschwindet oder im Auge des Sturms auf Quentin Tarantino persönlich trifft -…mehr

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Produktbeschreibung
Felicitas Hoppe auf Expedition in einem unbekannten Amerika
Zehntausend komische wie hochpoetische Meilen reist Felicitas Hoppe von Boston über San Francisco bis Los Angeles und zurück nach New York. Hellwach begibt sie sich als literarischer Wirbelsturm auf die Spuren von Ilf und Petrow, zweier russischer Schriftsteller, die 80 Jahre vor ihr unterwegs waren und zu Kultfiguren wurden. Ob Hoppe die Ford-Werke und den ersten elektrischen Stuhl besichtigt, nebenbei den Zaun von Tom Sawyer streicht, in einem Tornado verschwindet oder im Auge des Sturms auf Quentin Tarantino persönlich trifft - Prawda lässt uns Dinge sehen und hören, wie sie über das unglaublichste Land der Erde noch nie gesagt wurden: eine literarische Weltentdeckung.
Autorenporträt
Hoppe, FelicitasFelicitas Hoppe, geb. 1960 in Hameln, lebt als Schriftstellerin in Berlin. 1996 erschien ihr Debüt "Picknick der Friseure", 1999, nach einer Weltreise auf einem Frachtschiff, folgte der Roman "Pigafetta", 2003 "Paradiese, Übersee", 2004 "Verbrecher und Versager", 2006 "Johanna", 2008 "Iwein Löwenritter", 2009 "Sieben Schätze" und die Erzählung 'Der beste Platz der Welt', 2010 'Abenteuer - was ist das?', 2011 'Grünes Ei mit Speck', eine Übersetzung von Texten des amerikanischen Kinderbuchautors Dr. Seuss, und 2012 der Roman "Hoppe". Für ihr Werk wurde Felicitas Hoppe mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Bremer Literaturpreis, dem Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim, dem Rattenfänger-Literaturpreis, dem Georg-Büchner-Preis und zuletzt dem Erich Kästner-Preis für Literatur. Außerdem Poetikdozenturen und Gastprofessuren in Wiesbaden, Mainz, Augsburg und Göttingen, sowie am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, an

der Georgetown University, Washington D.C., und in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2018

Notieren Sie das bitte, Gentlemen!

Achtzig Jahre nach zwei sowjetischen Autoren geht Felicitas Hoppe auf Amerika-Tour. Und erfindet dort sich selbst.

Von Angelika Overath

Im Oktober 1935, zur Zeit der Großen Depression, reisten zwei Literatur-Stars der Sowjetunion, der fünfunddreißigjährige Ilja Ilf und der drei Jahre jüngere Jewgeni Petrow, nach Amerika. Im Auftrag der "Prawda" sammelten sie Eindrücke aus einem Land, dessen Industrialisierung als Ansporn galt für Stalins neuen Menschen. Da die beiden weder Autofahren noch Englisch konnten, ließen sie sich begleiten vom Ehepaar Adams. Ihr Buch "Das eingeschossige Amerika" wurde ein Erfolg, erzählte es doch mit unverstelltem Blick nicht nur vom technischen Fortschritt des fernen Landes, sondern auch vom Alltag der Amerikaner, die weniger in Hochhäusern als in Kleinstädten lebten und irgendwie "eingeschossig" waren. Ilja Ilf fotografierte mit einer Leica. 2011 erschien das Buch auf Deutsch in der Anderen Bibliothek; Felicitas Hoppe schrieb dazu das Vorwort.

Im September 2015 reiste Felicitas Hoppe (Jahrgang 1960), unterstützt von der "Villa Aurora" und Goethe-Instituten, mit den bildenden Künstlern Alexej Meschtschanow (Kiew, 42 Jahre), Jana Müller (Halle/Saale, 38 Jahre) und der emeritierten Wiener Literaturwissenschaftlerin Ulrike Rainer auf den Spuren von "Ilf und Petrow": von Boston über San Francisco bis Los Angeles und zurück nach New York. Jana Müller fotografierte.

Die russischen Vorbilder fuhren in einem mausgrauen Ford; die Hoppe-Truppe nimmt einen rubinroten (rubinrot wie die Wunderschuhe von Dorothy aus dem "Zauberer von Oz"). Während der Reise entsteht ein Blog. Anfang 2017 präsentieren Hoppe, Müller und Meschtschanow diese Fahrt als Installation im Kunstverein Langenhagen. Dies, und vieles mehr, lässt sich unter dem Namen des Kleinplaneten "3668.Ilfpetrow" im Netz nachverfolgen.

Und nun das Buch: "Prawda - Eine amerikanische Reise". Es ist interessant wie die Quadratur des Kreises. Oder wie ein Hybrid. Denn lässt sich die literarische Reportage, die, dem Thema dienend, im besten Sinn keusch sein darf (muss?), mit einem lustvoll-draufgängerischen Fabulieren verbinden, das im Erzählen seine Figuren, sein Thema erst erschafft? Natürlich sieht Felicitas Hoppe das Problem. Leitmotivisch durchzieht die Formulierung "wirklich (tatsächlich)" den Text. Was in Romanen wie "Johanna" und radikaler in "Hoppe" (beide kommen als Echo-Spiele in "Prawda" vor) funktioniert, klappt nun nicht immer. Das liegt daran, dass "Prawda" nicht nur eine Hauptfigur hat, die nach dichterischem Belieben und Vermögen konstruiert und dekonstruiert werden kann, sondern von einer Reise durch einen Kontinent und von Begegnungen mit wirklichen ("tatsächlichen") Menschen handelt.

Anders als Reportagen lassen sich Märchen leicht mit Puppen erzählen. Denn die Psychologie ihrer Helden braucht kein Mienenspiel. Bei menschlichen Charakteren erwartet der Leser eine andere Nähe. Hoppe leistet auch das, manchmal. Etwa beim Porträt von Shelly aus Schenectady, einem "lyrisch gealterten Mädchen", geschieden, sozial engagiert, die mit dem Wort "Tara" die Szenerie aus "Vom Winde verweht" aufruft und von einem leerstehenden Nachbarhaus im Südstaatenstil träumt. Aber bei der konfettihaften Fülle von erlebten, erfundenen, historischen, gelesenen Personen kommt die Autorin einfach nicht hinterher.

Und sie reist nicht allein. Sie hat ihre "tatsächliche" Begleitung in poetische Rollen gedreht: Foma, Künstler und Gärtner aus Kiew, auf der Suche nach dem "größten Kaktus der Welt"; Jerry, auch "Königin", Fotografin, Hochzeitsberaterin, die ein "Stipendium auf den Kopf hauen muß. Arbeitstitel: Bräute am Wegrand"; und AnnAdams, Akademikerin aus Wien, die den Distanzplan in der Hand hält, "Double Red Road" (alias "Route 66") raucht und hustet (vielleicht weil Ilja Ilf kurz nach der Reise an Tuberkulose gestorben ist). Auch der Ford ("Red Ruby") und Fomas Handy ("Becky") werden personalisiert. Und im "Tocquevilleerker", dem Platz gleich hinter dem Fahrer, sitzt die Erzählerin, alias Frau Eckermann, die bei Radio Goethe immer wieder Vorträge hält, auch als "der letzte Möchtegernritter", "Windschattentyp" oder "Nacherzähler".

Man brauche "kein Land, wenn man einen Kosmos hat", heißt es im Text. Sicher, ein Autor kann nur um sich selbst kreisen, sein eigener Planet im eigenen Universum. Daraus ist Weltliteratur entstanden. Aber wenn er dabei mit dem Land lockt, kann es schwierig werden. In "Prawda" schlägt der Kosmos Hoppe die Welt aus dem Feld. Und das sind dann schöne Stellen. Es gelingen Verwandlungen, auf die die Hoppesche Märchen-Poetik aus ist. "Bräute am Wegrand", das können Kakteen an einer Straße in Mexiko sein oder werbende Kirchen, das kann Hurricane Katrina sein, die "windigste Braut aller", oder die Erzählerin selbst, die auch ein Hurricane ist. Die "Schwalbe", das ist das Schiff des unvergessenen John Maynard, aber auch der Blick des "Schraubers" aus der Tiefe der Halle des Ford-Museums, der die Schriftstellerin (alias Schwalbe) "erkennt". Oder wunderbar, wie sie sich, mit dem Segen von Peter Pan, auf dem Fensterbrett von einem Wirbelsturm mitnehmen lässt, in Hannibal bei Tom Sawyers Zaun und seiner Höhle landet, wo sie dann auf den linkshändigen Zeichner Bruegel den Allerjüngsten trifft, der ihr im Kerzenschein seine Porträts der amerikanischen Präsidenten zeigt und der rastlosen, ehrgeizigen Erzählerin das Glück von Innehalten und Stille schenkt.

Wo der Text aber der informierenden Bringschuld nachkommen möchte, Inventar von Museen beschreibt, aus Faltblättern vorliest oder, etwa am Frankenstein-Museum oder bei den Niagara-Fällen, in Kritik am Massentourismus mündet, wird er unschärfer, als es eine gute Reportage sein darf. Hoppe sieht auch das, versucht später mit einem Denkmal für den kleinen Touristen auszugleichen. Aber man merkt die Absicht. Und nicht die Empathie.

Je mehr Hoppe das tut, was sie mit viel Verve kann, nämlich gegen die lineare Zeit, gegen die Schwerkraft der Vernunft neue Hasenhöhlen der Phantasie zu öffnen, wird das Buch eine vergnügliche, wenn auch nicht immer unanstrengende Hoppe-Freude. Aber wir wissen ja, Reisen macht müde!

Und "Ilf und Petrow"? Sie sind beim Erzählen von der ersten Zeile an dabei, mit dem immer wieder variierten Imperativ: "Schreiben Sie das in Ihre Notizbücher, Gentlemen!"

Felicitas Hoppe: "Prawda". Eine amerikanische Reise.

Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 319 S., 2 Abb., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2018

Hic Hoppe,
hic salta!
Felicitas Hoppe reist durch die USA, berichtet
aber vor allem aus dem Kosmos der Literatur
VON FRAUKE MEYER-GOSAU
Am 10. September 2015 besteigt Felicitas Hoppe, weit gereiste Autorin von Erzählungen und Romanen, in Boston einen rubinroten Ford Explorer, aus naheliegenden Gründen „Red Ruby“ genannt. Ein „Explorer“ muss es unbedingt sein, denn die Erzählerin hat vor, „auf den Spuren eines russischen Kleinplaneten“ sowie auf der Suche nach „dem neuen Menschen von gestern“ die USA zu durchqueren: „über zehntausend Meilen von Ost nach West und von Südwest nach Ost, und das alles in weniger als sechzig Tagen“. Vernünftigerweise ist sie dabei nicht allein.
In einem kuriosen Auswahlverfahren hat Hoppe nämlich drei Reisegefährten ermittelt, und so werden sich nun „MsAnnAdams“, aus Wien gebürtige Professorin am Dartmouth College in New Hampshire, und Foma, Sohn eines russischen Generals aus Kiew, Landschaftsgärtner, Künstler und „auf der Suche nach dem größten Kaktus der Welt“, am Steuer von Red Ruby ablösen. Die vierte Mitreisende, Jerry Miller, stammt aus Halle und ist Tochter eines Hauptmanns, ihr Reisegrund: ein Foto-Projekt mit dem „Arbeitstitel: Bräute am Wegrand“.
Selbst wer noch nie etwas von Felicitas Hoppe gelesen haben sollte, wird allein aufgrund der Besetzung der Reisegruppe schon ahnen, dass er es in „Prawda“ kaum mit einem schlichten touristischen Bericht zu tun bekommen wird – der erste Satz des Buches sagt es klipp und klar: „Wir sind doch hier nicht in Amerika!“ Äußerlich sieht es zwar, betrachtet man die Reiseroute, zweifelsfrei so aus: Entlang an amerikanischen Sehenswürdigkeiten von Boston über die Niagarafälle, Detroit, Chicago und Santa Fe nach San Francisco und von dort via New Orleans, Atlanta und Washington D.C. wieder zurück nach New York führt der Weg durch den nordamerikanischen Kontinent. Doch kennt die innere Bewegung des Buches immer nur eine Richtung: strikt hinein in die Literatur, genauer, hinein in Hoppes Welt, ihren höchstpersönlichen fantastischen Kosmos.
Ihr bisheriges Werk hat Geschichte für Geschichte, Roman für Roman, zielgerichtet an diesem Privat-Universum gebaut – zuletzt führte die Groß-Erzählung „Hoppe“ (2012) in einem über verschiedene Kontinente gespannten Bogen vor, was dem Leser geschieht, wenn er sich auf ein Genre-Versprechen dieser Autorin einlässt. Keineswegs war „Hoppe“ eine Autobiografie, sondern die teils ins fabulöse Extrem getriebene literarische Möglichkeitsform der Lebensgeschichte einer Schriftstellerin namens Felicitas Hoppe.
Ebenso geht es nun auch mit der „amerikanischen Reise“. Nach einem kleinen kanadischen Schlenker, der alsbald ins „Hoppe“-Land führt, an den Geburtsort des legendären Eishockeyspielers Wayne Gretzky, reist sie die Stationen ab, die achtzig Jahre zuvor das sowjetische Satiriker-Duo Ilja Ilf und Jewgenij Petrow im Auftrag der Zeitung Prawda absolvierte. Aber nur scheinbar bewegt sie sich in einer von anderen vorgezeichneten Welt. Sie füllt Ilfs und Petrows auf zeitgenössische Fakten wie eigene Bewertungen gestützte Berichte aus dem Reisebuch „Das eingeschossige Amerika“ (deutsch 2011) mit ihrer eigenen Sicht der Dinge, Menschen und Landschaften auf, die ihr begegnen.
Dass diese Gegen-Welt durch und durch literarisch bestimmt ist, erweist sich dabei bis ins kleinste Detail – sogar die Suchmaschine, mit deren Hilfe der Kakteen-Liebhaber Foma den korrekten Kurs für Red Ruby zu finden versucht, trägt einen literarisch geprägten Namen: „Becky“, wie Tom Sawyers Freundin Becky Thatcher. Und natürlich spielt dann auch Mark Twains Roman eine wichtige Rolle, wenn die Erzählerin in Toms Höhle eine magische Begegnung mit dem Maler „Brueghel dem Allerjüngsten“ hat.
„Prawda“, tatsachenbasierte „Wahrheit“, ist von Felicitas Hoppe also auch in einem Buch dieses Titels nicht zu erwarten – gerade nicht! An die Stelle der greifbaren Wirklichkeit treten vielmehr von eigenen Fantasien und literarischen Assoziationen befeuerte Vorstellungen aus der Innenwelt der Autorin, die sich bei jedem Kontakt mit Menschen und Orten unverzüglich in Bewegung setzen; darin übrigens dem einstigen Zentralorgan der von Hoppe sogenannten sowjetischen „Bauernverbesserer“ gar nicht so unähnlich, das ebenfalls gern Projektionen und überschießende Wünsche an die Stelle knochenharter Fakten setzte.
Diesen besonderen Gang der Dinge muss akzeptieren, wer sich mit Felicitas Hoppe auf die „amerikanische Reise“ macht: Hic Hoppe, hic salta! Die reale Welt mit ihren Nöten, Beklemmungen, nicht selten schalen, dann aber plötzlich wieder berauschenden und beglückenden Freuden kann hier immer nur Anlass zum Erzählen sein, nie dessen Gegenstand.
Wer sich aber darauf einlässt, einfach einsteigt und mitfährt, wird reich belohnt. Das hat zum einen mit Hoppes häufig komödiantischer Sprache zu tun, in der „der dritte Schrauber von links“ genauso sinnliche Gestalt annimmt wie die soundsovielte „Schlange des Volkes“ vor jeder neuen touristischen Sehenswürdigkeit. Eine Sprache ist das, in der Hoppe’sche Sinnsprüche – „Das ganze Leben nichts als Wetter und Zufall. Das ist das wahre Amerika“ – zur Strukturierung dieser Fahrt im eigenen Kopf ebenso beitragen wie wiederkehrende Slogans: „The fear starts here.“
Von bizarren Vorstellungen wie einem Rollstuhlwettrennen zwischen Henry Ford und Thomas Alva Edison oder einer Begegnung mit dem „Schatz“ Quentin Tarantino am Mulholland Drive in Los Angeles führen die Phantasmen und Assoziationen der Icherzählerin allerdings auch immer wieder in die konkrete amerikanische Gesellschaft des Jahres 2015 zurück. Da besuchen „die Schrecklichen Vier“ in New Orleans ein so skurriles wie beklemmendes Privat-Museum zum Gedenken an die Folgen des Wirbelsturms Katrina, da beobachtet „der müde Pharao“ Barack Obama, wie der Wahlkampf um seine Nachfolge anläuft, während die „Dichterin“ auf dem Rücksitz von Red Ruby den politischen Theoretiker Alexis de Tocqueville das Geschehen aus der Sicht des Jahres 1835 kommentieren lässt: „Es ist wirklich schwer einzusehen, wie Menschen, die der Gewohnheit, sich selbst zu regieren, vollständig entsagt haben, imstande sein könnten, diejenigen auszuwählen, die sie regieren sollen.“
Die Wirklichkeit ist also durchaus nicht verschwunden aus Felicitas Hoppes „Prawda“, sie wird nur gehörig verwirbelt, bis aus Eindrücken, Gelesenem, Beobachtetem und jäh einschießenden Einfällen ein kompaktes Stück Hoppe-Literatur geworden ist. Sich selbst lässt sie einmal mittels einer „Twister“ genannten Windhose – ganz wie Dorothy im „Zauberer von Oz“ – von einer Farm im Mittleren Westen direkt ins Tom Sawyer-Land wehen.
„Vermutlich bin ich selbst dieser Twister“, sinniert die Erzählerin, „das alte Kinderspiel der Verrenkung und der Verwirrung, eine stürmische Bewegung nach vorn, die ihre Bewegung mit einem Ziel verwechselt, das sich niemals erreichen lässt.“ Gut möglich, dass mancher lesende Mitreisende „Prawda“ leicht taumelnd, im Zustand kurzzeitiger Wahrnehmungs-Seekrankheit verlässt. Aber er hat eine Welt gesehen, wie sie seinen eigenen Augen niemals zugänglich wäre: Hoppes Welt.
Felicitas Hoppe: Prawda. Eine amerikanische Reise. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018. 317 Seiten, 20 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Der erste Satz des Buches
sagt es deutlich: „Wir sind doch
hier nicht in Amerika!“
Gut möglich, dass mancher
lesende Mitreisende „Prawda“
leicht seekrank verlässt
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'Prawda' ist als Text so vielspurig wie US-Autobahnen an Ortseinfahrten schon 1935:die Historie und die fantastische Übermalung fahren immer mit. Petra Kohse Berliner Zeitung 20180305