Karl hat sich in ein abgelegenes Kloster in Spanien zurückgezogen. Er ist krank und wartet auf sein Ende. Doch dann begegnet er dem elfjährigen Geronimo, und gemeinsam beschließen sie, davonzureiten, nachts, auf Pferd und Maulesel. Sie geraten in wilde Abenteuer, finden Weggefährten auf dem Weg nach Laredo. Karl lernt kennen, was er trotz Macht, Ruhm und Reichtum bisher nicht hatte: Freundschaft, Liebe, Unbeschwertheit und die Freiheit, die es bedeutet, nur im Moment zu leben.
»Reise nach Laredo« ist ein fantastischer, magischer Roman über das Loslassen, über das, worauf es im Leben ankommt - und vor allem eine mitreißende Geschichte gelesen von Matthias Brandt.
»Reise nach Laredo« ist ein fantastischer, magischer Roman über das Loslassen, über das, worauf es im Leben ankommt - und vor allem eine mitreißende Geschichte gelesen von Matthias Brandt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2024Gibt es ein richtiges Sterben im falschen?
Letzte Ausfahrt Mittelmeerküste: Arno Geigers schillernder Abschiedsroman "Reise nach Laredo"
Als sie ins Gespräch kommen, der alte Mann und der elfjährige Page, sprechen sie auch über Langeweile in dem abgelegenen nordostspanischen Klosterbezirk, in dem sie beide wohnen. "Vielleicht sollten wir gemeinsam durchbrennen", schlägt der alte Mann vor. Und trifft gleich eine Verabredung: "Um Mitternacht, zwei Pferde bei der unteren Gartenpforte." Dass das kaum ernst gemeint ist, macht sein Nachsatz klar: "Das Davonlaufen verlangt die Mitarbeit des Körpers, und mein Körper ist, befürchte ich, nicht geneigt, diese Mitarbeit zu leisten."
Der Page Geronimo, der nicht ahnt, dass sein Gegenüber, der abgedankte Kaiser Karl V., zugleich auch sein leiblicher Vater ist, sieht dessen Hinfälligkeit natürlich - und auch den Lesern von Arno Geigers neuem Roman "Reise nach Laredo" teilt sie sich mit, denn gleich zu Beginn des Buches steht eine Szene, die den greisenhaften Körper Karls in all seiner schmerzhaften Schwäche ausstellt. Aber, auch das steckt in den Worten des Monarchen, in dessen einstigem Reich sprichwörtlich "die Sonne nicht unterging": Wenn denn der Körper beim Davonlaufen nicht mitarbeiten will, gibt es vielleicht eine andere Instanz, die bereitwilliger ist?
Arno Geiger macht kein Geheimnis um das Verhältnis zwischen dem Teil der Handlung, der im Präsens den sterbenskranken Ex-Kaiser im Herbst 1558 schildert, und einem zweiten, der im Präteritum von Karls heimlicher Flucht erzählt, auch wenn er den Wechsel, abgesehen von der Tempus-Änderung, nicht ausbuchstabiert. Auf eine Szene, die vom mühsam ins Bett bugsierten Greisenkörper Karls berichtet und davon, dass er sich mit der Opiumtinktur Laudanum betäubt, folgt eine zweite, die das nächtliche Zusammentreffen von Karl und Geronimo schildert. Der Junge hat ein Pferd und ein Maultier besorgt, die sie nun vom Kloster Yuste zur Küstenstadt Laredo bringen, dem Ziel, das der abgedankte Monarch sich und seinem Begleiter gesetzt hat: "Ich bin ein sterbender Mann mit Angst vor der Dunkelheit", sagt Karl. "Komm, hilf mir aufs Pferd."
Es ist ein literarisches Verfahren, das an Texte wie Ambrose Bierces Kurzgeschichte "Ein Vorfall an der Owl-Creek-Brücke" oder Arno Schmidts Erzählung "Gadir" erinnert: Für einen Sterbenden dehnt sich die Zeit so weit aus, dass in den eigentlich kurzen Moment - bei Bierce ist es das Fallen eines Mannes, der gehenkt wird - die Vision einer viele Tage umfassende Reise passt, bis ganz am Ende des Textes beide Erzählebenen wieder zueinander finden. Es bleibt das Erstaunen des Lesers über das plötzlich zugängliche reiche Innenleben einer Figur, die von außen betrachtet gerade vor seinen Augen verlischt.
Im Fall des sterbenden Monarchen beginnt die Reise, die sich über mehrere Monate hinziehen wird, mit der kürzesten Etappe. Sie reicht von der Begegnung an der Klostermauer bis zu einem neuen Treffen wenig später in der Dunkelheit, als Karl und Geronimo auf ein hilflos schreiendes nacktes Mädchen stoßen. Ihr Begleiter, der sich später als ihr Bruder Honza herausstellt, wird ganz in der Nähe von einigen Männern gefoltert, weil sie ihn um den Lohn für eine Fuhre Holz bringen wollen. Karl geht dazwischen, er zieht Pistolen, die ihm überraschenderweise am Gurt hängen, bringt einen Schuss so treffsicher an, dass er damit die Schurken in die Flucht schlägt, und verhilft nun dem Geschwisterpaar zu einer Zuflucht in der Hütte einer Heilerin, damit sich die Wunden auf Honzas schlimm misshandeltem Rücken schließen können.
Karl, der praktischerweise eine gut gefüllte Geldbörse bei sich hat und allmählich wieder leidlich die Herrschaft über seinen Körper zurückerlangt, nimmt den geheilten Honza und seine Schwester Angelita in seinen Dienst. Sie sollen Geronimo und ihn mit ihrem Fuhrwerk ans Meer bringen. Ihr Weg führt sie über die Berge und zu einer im Niedergang befindlichen Silberbergwerkstatt, wo sie sich im Gasthaus eines fragwürdigen Wirts einquartieren, das sie nur unter schmerzlichen Opfern wieder verlassen können. Schließlich gelangt die dezimierte Reisegesellschaft tatsächlich nach Laredo und an den Strand. Der abgedankte Kaiser, der zu Beginn des Romans noch so mühsam in den Wasserzuber gebracht werden musste, zieht sich nun mühelos aus und wirft sich in den Atlantik.
Dass der historische Karl V. 1556 seine Machtposition aufgab und sich ins Kloster zurückzog, nimmt Geiger auf und begründet es für seine Romanfigur mit dem Drang, sich über die eigene Person klar zu werden. Damit wird Karl auch für die Leser relevant. Wer nur noch einen kurzen Lebensweg vor sich sieht, wird eher dazu neigen, Bilanz zu ziehen, und Karl, von dem es heißt, er sei im Lauf seiner Herrschaft "nach außen hin mächtiger, nach innen schwächer" geworden, wendet die Frage nach der Essenz seines Daseins immer neu, ohne einer Antwort auch nur näher zu kommen. Was ihm in dieser visionären Reise aber deutlich wird, ist die Distanz, die er ein Leben lang zu seiner Umgebung eingenommen hat, und die Gestalten, die er sich als Begleiter erschaffen hat - Geronimo, Honza, Angelita -, führen ihm das vor Augen, was ihm in dieser Hinsicht gefehlt hat. Und die Schilderung, wie er sich schließlich mit ihnen versöhnt und von ihnen angenommen fühlt, gehört zum Schönsten, das dieser Roman bereithält.
Unbeschwert aber ist das alles nicht, im Gegenteil. Dass er seinem Tod entgegengeht, ist Karl auch in diesem längeren Gedankenspiel immer klar, er reagiert darauf mit Fatalismus oder auch mit Tatendrang, was nicht zuletzt davon abhängt, welche Empathie er für seine Umgebung aufzubringen vermag. Das Bewusstsein für sein Ende speist sich aus den Reden der Heilerin, die ihm jede Hoffnung nimmt, aus Namen wie dem der unterwegs besuchten Totenstadt, die sie passend mit ihrem Friedhof empfängt, oder auch mit Symbolen wie Hühnerknochen, die das Schild des Wirtshauses bilden, vom wehenden Staub, den kreisenden Geiern oder den allgegenwärtigen Mäusen zu schweigen. Als kleiner Junge hörte Karl, dass die Nager sich von den Zehen schlafender Kinder ernähren. Jetzt holt ihn diese Angst ein.
Erzählt ist das meisterlich, man wird kaum ein Beispiel für eine ähnlich geglückte Durchdringung zweier so gelagerter Erzählebenen finden. In der Schilderung der Reise verweist immer wieder etwas subtil auf den in seinem Klosterbett dahindämmernden Kaiser, und sei es, dass sich der reitende oder fahrende Mann an den schmerzenden Körper erinnert. Was seine Vision in der Realität angeregt hat, wird dezent dargestellt, ohne dass dieser Bezug übermächtig würde. Geiger, dessen Werk schon mehrfach den Bereich des Machtverlusts am Lebensende erkundet hat, lässt den Kaiser im Exil zu einem Jedermann werden und nimmt ihm dabei keinen seiner individuellen Züge.
Äußerlich stirbt Karl, umgeben von so vielen Angehörigen seines Hofes, in großer Einsamkeit. Innerlich sieht es anders aus. Und immerhin bringt sein Sterben auch in seiner realen Umgebung einiges in Bewegung. "Ich müsste mir ein Herz fassen", sagt einer seiner Begleiter, "ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, wenn man sich ein Herz fasst." Karl weiß es nun, und sicher noch rechtzeitig. TILMAN SPRECKELSEN
Arno Geiger: "Reise nach Laredo". Roman.
Hanser Verlag, München 2024. 272 S., geb.,
26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Letzte Ausfahrt Mittelmeerküste: Arno Geigers schillernder Abschiedsroman "Reise nach Laredo"
Als sie ins Gespräch kommen, der alte Mann und der elfjährige Page, sprechen sie auch über Langeweile in dem abgelegenen nordostspanischen Klosterbezirk, in dem sie beide wohnen. "Vielleicht sollten wir gemeinsam durchbrennen", schlägt der alte Mann vor. Und trifft gleich eine Verabredung: "Um Mitternacht, zwei Pferde bei der unteren Gartenpforte." Dass das kaum ernst gemeint ist, macht sein Nachsatz klar: "Das Davonlaufen verlangt die Mitarbeit des Körpers, und mein Körper ist, befürchte ich, nicht geneigt, diese Mitarbeit zu leisten."
Der Page Geronimo, der nicht ahnt, dass sein Gegenüber, der abgedankte Kaiser Karl V., zugleich auch sein leiblicher Vater ist, sieht dessen Hinfälligkeit natürlich - und auch den Lesern von Arno Geigers neuem Roman "Reise nach Laredo" teilt sie sich mit, denn gleich zu Beginn des Buches steht eine Szene, die den greisenhaften Körper Karls in all seiner schmerzhaften Schwäche ausstellt. Aber, auch das steckt in den Worten des Monarchen, in dessen einstigem Reich sprichwörtlich "die Sonne nicht unterging": Wenn denn der Körper beim Davonlaufen nicht mitarbeiten will, gibt es vielleicht eine andere Instanz, die bereitwilliger ist?
Arno Geiger macht kein Geheimnis um das Verhältnis zwischen dem Teil der Handlung, der im Präsens den sterbenskranken Ex-Kaiser im Herbst 1558 schildert, und einem zweiten, der im Präteritum von Karls heimlicher Flucht erzählt, auch wenn er den Wechsel, abgesehen von der Tempus-Änderung, nicht ausbuchstabiert. Auf eine Szene, die vom mühsam ins Bett bugsierten Greisenkörper Karls berichtet und davon, dass er sich mit der Opiumtinktur Laudanum betäubt, folgt eine zweite, die das nächtliche Zusammentreffen von Karl und Geronimo schildert. Der Junge hat ein Pferd und ein Maultier besorgt, die sie nun vom Kloster Yuste zur Küstenstadt Laredo bringen, dem Ziel, das der abgedankte Monarch sich und seinem Begleiter gesetzt hat: "Ich bin ein sterbender Mann mit Angst vor der Dunkelheit", sagt Karl. "Komm, hilf mir aufs Pferd."
Es ist ein literarisches Verfahren, das an Texte wie Ambrose Bierces Kurzgeschichte "Ein Vorfall an der Owl-Creek-Brücke" oder Arno Schmidts Erzählung "Gadir" erinnert: Für einen Sterbenden dehnt sich die Zeit so weit aus, dass in den eigentlich kurzen Moment - bei Bierce ist es das Fallen eines Mannes, der gehenkt wird - die Vision einer viele Tage umfassende Reise passt, bis ganz am Ende des Textes beide Erzählebenen wieder zueinander finden. Es bleibt das Erstaunen des Lesers über das plötzlich zugängliche reiche Innenleben einer Figur, die von außen betrachtet gerade vor seinen Augen verlischt.
Im Fall des sterbenden Monarchen beginnt die Reise, die sich über mehrere Monate hinziehen wird, mit der kürzesten Etappe. Sie reicht von der Begegnung an der Klostermauer bis zu einem neuen Treffen wenig später in der Dunkelheit, als Karl und Geronimo auf ein hilflos schreiendes nacktes Mädchen stoßen. Ihr Begleiter, der sich später als ihr Bruder Honza herausstellt, wird ganz in der Nähe von einigen Männern gefoltert, weil sie ihn um den Lohn für eine Fuhre Holz bringen wollen. Karl geht dazwischen, er zieht Pistolen, die ihm überraschenderweise am Gurt hängen, bringt einen Schuss so treffsicher an, dass er damit die Schurken in die Flucht schlägt, und verhilft nun dem Geschwisterpaar zu einer Zuflucht in der Hütte einer Heilerin, damit sich die Wunden auf Honzas schlimm misshandeltem Rücken schließen können.
Karl, der praktischerweise eine gut gefüllte Geldbörse bei sich hat und allmählich wieder leidlich die Herrschaft über seinen Körper zurückerlangt, nimmt den geheilten Honza und seine Schwester Angelita in seinen Dienst. Sie sollen Geronimo und ihn mit ihrem Fuhrwerk ans Meer bringen. Ihr Weg führt sie über die Berge und zu einer im Niedergang befindlichen Silberbergwerkstatt, wo sie sich im Gasthaus eines fragwürdigen Wirts einquartieren, das sie nur unter schmerzlichen Opfern wieder verlassen können. Schließlich gelangt die dezimierte Reisegesellschaft tatsächlich nach Laredo und an den Strand. Der abgedankte Kaiser, der zu Beginn des Romans noch so mühsam in den Wasserzuber gebracht werden musste, zieht sich nun mühelos aus und wirft sich in den Atlantik.
Dass der historische Karl V. 1556 seine Machtposition aufgab und sich ins Kloster zurückzog, nimmt Geiger auf und begründet es für seine Romanfigur mit dem Drang, sich über die eigene Person klar zu werden. Damit wird Karl auch für die Leser relevant. Wer nur noch einen kurzen Lebensweg vor sich sieht, wird eher dazu neigen, Bilanz zu ziehen, und Karl, von dem es heißt, er sei im Lauf seiner Herrschaft "nach außen hin mächtiger, nach innen schwächer" geworden, wendet die Frage nach der Essenz seines Daseins immer neu, ohne einer Antwort auch nur näher zu kommen. Was ihm in dieser visionären Reise aber deutlich wird, ist die Distanz, die er ein Leben lang zu seiner Umgebung eingenommen hat, und die Gestalten, die er sich als Begleiter erschaffen hat - Geronimo, Honza, Angelita -, führen ihm das vor Augen, was ihm in dieser Hinsicht gefehlt hat. Und die Schilderung, wie er sich schließlich mit ihnen versöhnt und von ihnen angenommen fühlt, gehört zum Schönsten, das dieser Roman bereithält.
Unbeschwert aber ist das alles nicht, im Gegenteil. Dass er seinem Tod entgegengeht, ist Karl auch in diesem längeren Gedankenspiel immer klar, er reagiert darauf mit Fatalismus oder auch mit Tatendrang, was nicht zuletzt davon abhängt, welche Empathie er für seine Umgebung aufzubringen vermag. Das Bewusstsein für sein Ende speist sich aus den Reden der Heilerin, die ihm jede Hoffnung nimmt, aus Namen wie dem der unterwegs besuchten Totenstadt, die sie passend mit ihrem Friedhof empfängt, oder auch mit Symbolen wie Hühnerknochen, die das Schild des Wirtshauses bilden, vom wehenden Staub, den kreisenden Geiern oder den allgegenwärtigen Mäusen zu schweigen. Als kleiner Junge hörte Karl, dass die Nager sich von den Zehen schlafender Kinder ernähren. Jetzt holt ihn diese Angst ein.
Erzählt ist das meisterlich, man wird kaum ein Beispiel für eine ähnlich geglückte Durchdringung zweier so gelagerter Erzählebenen finden. In der Schilderung der Reise verweist immer wieder etwas subtil auf den in seinem Klosterbett dahindämmernden Kaiser, und sei es, dass sich der reitende oder fahrende Mann an den schmerzenden Körper erinnert. Was seine Vision in der Realität angeregt hat, wird dezent dargestellt, ohne dass dieser Bezug übermächtig würde. Geiger, dessen Werk schon mehrfach den Bereich des Machtverlusts am Lebensende erkundet hat, lässt den Kaiser im Exil zu einem Jedermann werden und nimmt ihm dabei keinen seiner individuellen Züge.
Äußerlich stirbt Karl, umgeben von so vielen Angehörigen seines Hofes, in großer Einsamkeit. Innerlich sieht es anders aus. Und immerhin bringt sein Sterben auch in seiner realen Umgebung einiges in Bewegung. "Ich müsste mir ein Herz fassen", sagt einer seiner Begleiter, "ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, wenn man sich ein Herz fasst." Karl weiß es nun, und sicher noch rechtzeitig. TILMAN SPRECKELSEN
Arno Geiger: "Reise nach Laredo". Roman.
Hanser Verlag, München 2024. 272 S., geb.,
26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2024Ein besserer
Tod
Arno Geiger schreibt einen
Reiseroman über den alternden
Habsburger Kaiser Karl V.
Es beginnt am Tiefpunkt, als Karl schwebt, nackt und gebrechlich per Hebevorrichtung in einen hölzernen Badezuber gehievt wird. Karl sieht die Geier kreisen, sein Gesicht von „Alter und Krankheit auf eine Art verwüstet, die Respekt einflößt“, doch es macht ihm nichts, er hat keinerlei Ambition, älter zu werden. „Wie ist die Lage in Flandern?“, fragt Karl aus seinem Bad. „Die Windmühlen drehen sich“, heißt es lakonisch von seinem Hof, der nur darauf wartet, dass der Alte stirbt. Die Langeweile im westspanischen Yuste scheint so tödlich wie Karls Fieber. Man schreibt das Jahr 1558. Der ältere Herr ist niemand Geringeres als Karl V., ehemals Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der zwei Jahre zuvor freiwillig die Krone niederlegte. Dessen Kriege, Erbreiche und Friedensverträge interessieren in „Reise nach Laredo“ nicht. Karl zieht vernichtend Bilanz: „Um wie viel besser war die Welt nach all der Mühe?“ Er hat sich ins Kloster zurückgezogen, um sich „vor Gott zu verantworten“, zum Grübeln, zum Sterben.
Als Karl im Garten auf den elfjährigen Geronimo trifft, wirft er ihm leichtfertig einen Satz hin: „Vielleicht sollten wir gemeinsam durchbrennen?“ Der Junge ahnt nicht, dass er gerade mit seinem Vater spricht. Der Kontrast zwischen dem Alten, gefangen in Gedanken an die Vergangenheit, und dem Jungen, für den jeder Morgen ein Neuanfang scheint, ist ab dem ersten Moment ein interessanter Kontrast, der durch die Erzählung trägt. Später am Abend trinkt Karl Laudanum, ein starkes Opium, und was folgt, ist der Traum eines Sterbenden auf seiner letzten Reise.
Der Schriftsteller Arno Geiger, der sich als Altpapierwühler auf der Suche nach fremden Notizen bekannte, muss zuletzt wohl ein paar Geschichtsbücher aus dem Container gezogen haben. Denn dass sich der Österreicher in „Reise nach Laredo“ einem Kaiser der Reformationszeit widmet, war nicht unbedingt zu erwarten: Ist das nun ein Historienroman? Wenngleich der Text stilecht im 16. Jahrhundert festgemacht wird, wenn „Kotzdonner“ geflucht wird und der Tizian über Karls Kamin noch frisch ist, erzählt Geiger zeitlos von einem alten Mann, der loslassen will.
Bereits 2011 schrieb Arno Geiger über einen Machtverlust am Lebensende: Sein Buch „Der alte König in seinem Exil“ erzählt von seinem demenzkranken Vater. Er behält sich in „Reise nach Laredo“ bei, mit großer Empathie in die träumerisch-abdriftenden Gedankenströme seines Protagonisten vorzudringen. Eines Nachts ziehen Karl und Geronimo los, wie abgemacht. Wie überraschend der Kaiser ausbüxt, ist ein kleiner erzählerischer Triumph. Denn als sich der alte Karl auf ein Maultier hievt, was in seinem Zustand einem medizinischen Wunder gleicht, nimmt die „Reise nach Laredo“ an Fahrt auf. So gerät der Roman zum Abenteuer, wenn der König und der Junge zwei Weggefährten vor dem Unheil retten – als Karl dabei einem Banditen ein Loch durch den Hut schießt, gar zum Western. Ab dann reisen sie zu viert durch die spanische Weite, Karls altes Reich. Als König erkennt ihn niemand mehr, nicht einmal er sich selbst.
Karl wird geplagt von Gicht, Krampfadern und Hämorrhoiden, ständig brennt oder blutet etwas, sodass man die Seiten nur äußerst vorsichtig umblättert, um dem guten Herrn nicht versehentlich den Rest zu geben. Als wäre das nicht genug, plagt den Habsburger dazu eine akute Identitätskrise: Karl weiß nicht, wer er ist.
Das versetzt ihn in einen Zustand der Dauerreflexion, der für einen Herrscher sicher gut wäre, für einen Buchprotagonisten eher weniger. Geiger und seinem Protagonisten geht es in „Reise nach Laredo“ um nicht weniger als den Sinn des Lebens. Es ist eine Selbstfindungsgeschichte, die mitreißt, allerdings nicht uneingeschränkt. Geigers Karl V. neigt zuweilen zu Kitsch und Kalendersprüchen – man muss ihm ein gewisses Maß an Pathos verzeihen, etwa wenn am Horizont die „jenseits des Himmels befindliche Ewigkeit das Meer berührt“.
„In jedem Menschen steckt ein zurückgetretener König“, schreibt Geiger einen großen Satz. Und was tut dieser Mensch jenseits der Krone, um sich mit sich selbst zu versöhnen? Er flucht, säuft, prügelt, spielt Karten, überlegt: „Kann man Unbeschwertheit lernen? Will ich tanzen oder kotzen?“ Karl wird beides tun: tanzen und kotzen. Arno Geiger beschreibt das mit feiner Ironie und einer großen Liebe für seinen Karl. Der echte Karl V. starb im Krankenbett. Geiger dichtet ihm einen neuen Tod, würdig eines Königs – oder vielmehr: würdig eines Menschen, der, angekommen in der Atlantikbrandung, ohne Bitterkeit feststellt: „Der Tod könnte schön sein, wenn man gelebt hat.“
THORE RAUSCH
Als König erkennt ihn
niemand mehr, nicht
einmal er sich selbst
Arno Geiger:
Reise nach Laredo. Roman. Hanser, München 2024.
272 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Tod
Arno Geiger schreibt einen
Reiseroman über den alternden
Habsburger Kaiser Karl V.
Es beginnt am Tiefpunkt, als Karl schwebt, nackt und gebrechlich per Hebevorrichtung in einen hölzernen Badezuber gehievt wird. Karl sieht die Geier kreisen, sein Gesicht von „Alter und Krankheit auf eine Art verwüstet, die Respekt einflößt“, doch es macht ihm nichts, er hat keinerlei Ambition, älter zu werden. „Wie ist die Lage in Flandern?“, fragt Karl aus seinem Bad. „Die Windmühlen drehen sich“, heißt es lakonisch von seinem Hof, der nur darauf wartet, dass der Alte stirbt. Die Langeweile im westspanischen Yuste scheint so tödlich wie Karls Fieber. Man schreibt das Jahr 1558. Der ältere Herr ist niemand Geringeres als Karl V., ehemals Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der zwei Jahre zuvor freiwillig die Krone niederlegte. Dessen Kriege, Erbreiche und Friedensverträge interessieren in „Reise nach Laredo“ nicht. Karl zieht vernichtend Bilanz: „Um wie viel besser war die Welt nach all der Mühe?“ Er hat sich ins Kloster zurückgezogen, um sich „vor Gott zu verantworten“, zum Grübeln, zum Sterben.
Als Karl im Garten auf den elfjährigen Geronimo trifft, wirft er ihm leichtfertig einen Satz hin: „Vielleicht sollten wir gemeinsam durchbrennen?“ Der Junge ahnt nicht, dass er gerade mit seinem Vater spricht. Der Kontrast zwischen dem Alten, gefangen in Gedanken an die Vergangenheit, und dem Jungen, für den jeder Morgen ein Neuanfang scheint, ist ab dem ersten Moment ein interessanter Kontrast, der durch die Erzählung trägt. Später am Abend trinkt Karl Laudanum, ein starkes Opium, und was folgt, ist der Traum eines Sterbenden auf seiner letzten Reise.
Der Schriftsteller Arno Geiger, der sich als Altpapierwühler auf der Suche nach fremden Notizen bekannte, muss zuletzt wohl ein paar Geschichtsbücher aus dem Container gezogen haben. Denn dass sich der Österreicher in „Reise nach Laredo“ einem Kaiser der Reformationszeit widmet, war nicht unbedingt zu erwarten: Ist das nun ein Historienroman? Wenngleich der Text stilecht im 16. Jahrhundert festgemacht wird, wenn „Kotzdonner“ geflucht wird und der Tizian über Karls Kamin noch frisch ist, erzählt Geiger zeitlos von einem alten Mann, der loslassen will.
Bereits 2011 schrieb Arno Geiger über einen Machtverlust am Lebensende: Sein Buch „Der alte König in seinem Exil“ erzählt von seinem demenzkranken Vater. Er behält sich in „Reise nach Laredo“ bei, mit großer Empathie in die träumerisch-abdriftenden Gedankenströme seines Protagonisten vorzudringen. Eines Nachts ziehen Karl und Geronimo los, wie abgemacht. Wie überraschend der Kaiser ausbüxt, ist ein kleiner erzählerischer Triumph. Denn als sich der alte Karl auf ein Maultier hievt, was in seinem Zustand einem medizinischen Wunder gleicht, nimmt die „Reise nach Laredo“ an Fahrt auf. So gerät der Roman zum Abenteuer, wenn der König und der Junge zwei Weggefährten vor dem Unheil retten – als Karl dabei einem Banditen ein Loch durch den Hut schießt, gar zum Western. Ab dann reisen sie zu viert durch die spanische Weite, Karls altes Reich. Als König erkennt ihn niemand mehr, nicht einmal er sich selbst.
Karl wird geplagt von Gicht, Krampfadern und Hämorrhoiden, ständig brennt oder blutet etwas, sodass man die Seiten nur äußerst vorsichtig umblättert, um dem guten Herrn nicht versehentlich den Rest zu geben. Als wäre das nicht genug, plagt den Habsburger dazu eine akute Identitätskrise: Karl weiß nicht, wer er ist.
Das versetzt ihn in einen Zustand der Dauerreflexion, der für einen Herrscher sicher gut wäre, für einen Buchprotagonisten eher weniger. Geiger und seinem Protagonisten geht es in „Reise nach Laredo“ um nicht weniger als den Sinn des Lebens. Es ist eine Selbstfindungsgeschichte, die mitreißt, allerdings nicht uneingeschränkt. Geigers Karl V. neigt zuweilen zu Kitsch und Kalendersprüchen – man muss ihm ein gewisses Maß an Pathos verzeihen, etwa wenn am Horizont die „jenseits des Himmels befindliche Ewigkeit das Meer berührt“.
„In jedem Menschen steckt ein zurückgetretener König“, schreibt Geiger einen großen Satz. Und was tut dieser Mensch jenseits der Krone, um sich mit sich selbst zu versöhnen? Er flucht, säuft, prügelt, spielt Karten, überlegt: „Kann man Unbeschwertheit lernen? Will ich tanzen oder kotzen?“ Karl wird beides tun: tanzen und kotzen. Arno Geiger beschreibt das mit feiner Ironie und einer großen Liebe für seinen Karl. Der echte Karl V. starb im Krankenbett. Geiger dichtet ihm einen neuen Tod, würdig eines Königs – oder vielmehr: würdig eines Menschen, der, angekommen in der Atlantikbrandung, ohne Bitterkeit feststellt: „Der Tod könnte schön sein, wenn man gelebt hat.“
THORE RAUSCH
Als König erkennt ihn
niemand mehr, nicht
einmal er sich selbst
Arno Geiger:
Reise nach Laredo. Roman. Hanser, München 2024.
272 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Arno Geiger ist mit seiner Erzählung vom alternden Habsburger Kaiser Karl V. ein origineller, außergewöhnlicher Historienroman gelungen, findet Rezensent Thore Rausch. Im Jahr 1558 ist Karl, der bereits abgedankt hat, an starkem Fieber erkrankt, der Hof wartet darauf, dass er stirbt. Der Reformationskaiser nimmt dies laut Rausch zum Anlass, auf sein Leben zurückzublicken, Bilanz zu ziehen und zu reflektieren. Als er im Garten auf den 11-jährigen Geronimo trifft, kommt noch etwas Lebenskraft zum Vorschein, und die beiden brennen eines Nachts durch. Obwohl Geigers Kaiser laut dem Rezensenten bisweilen etwas kitschige Beobachtungen von sich gibt, sei gerade diese überraschende Wendung erzählerisch ausgezeichnet gestaltet. Ein geglückter, thematisch beinahe zeitloser Roman über einen "alten Mann, der loslassen will".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Einen so phantastisch profunden, philosophisch tiefschürfenden historischen Roman, der mit ganz knappen Mittel davon erzählt, was uns umtreibt - das kann man sich kaum vorstellen. ... Ein literarisches Meisterwerk." Denis Scheck, WDR 3, 09.09.24
"Eine wundersame Erzählung über das Sterben ... Dieses Bild vom Menschen kurz vor seinem Tod, dieses Traumbild, ja dieses Wunschbild vom Sterben wird bleiben." Eberhard Rathgeb, Die Zeit, 22.08.24
"Eine große Parabel auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, den es nicht gibt. Doch das Leben gibt es - wenn auch nur als letzte Phantasie eines Sterbenden ... Geiger findet für all das eine Sprache und große Gedanken, die umstandslos im Staub versinken. Ein literarisches Meisterwerk." Jörg Magenau, rbb radio3, 20.08.24
"Die beste deutsche Herbst-Neuerscheinung ... Was für ein großer, stiller, zeitloser Roman." Lothar Schröder, Rheinische Post, 03.10.24
"Arno Geiger bezaubert mit seinem neuesten Roman 'Reise nach Laredo' [...] Wir haben hier nicht nur mit einer Geschichte über Selbstfindung und Verantwortung zu tun. Nein, dieser literarische Entwurf vermittelt uns auch die Einsicht in die Undeutbarkeit und Undurchsichtigkeit der Welt. " Der Freitag, Björn Hayer, 29.08.2024
"Erzählt ist das meisterlich, man wird kaum ein Beispiel für eine ähnlich geglückte Durchdringung zweier so gelagerter Erzählebenen finden." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.24
"Arno Geiger ist mit 'Reise nach Laredo' einmal mehr ein literarischer Wurf voller Überraschungen gelungen ... Herzergreifend, mitreißend und beglückend." Felix Münger, SRF2 Kultur, 21.08.24
"Mit großer Empathie dringt Arno Geiger in die träumerisch-abdriftenden Gedankenströme seines Protagonisten vor. ... Eine Selbstfindungsgeschichte, die mitreißt." Thore Rausch, Süddeutsche Zeitung, 28.08.24
"Das ist der Stoff, aus dem die besten Western gemacht sind." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.08.24
"Mich hat dieses Buch glücklich gemacht, während ich es gelesen habe. Es ist ein feines, stilles, nachdenkliches, liebenswürdiges - ein altmodisches Buch ... Ein Stück wunderbare Literatur." Jakob Augstein, Das Literarische Quartett (ZDF), 13.09.24
"Ein großartiges Buch - ein Buch, das sich mit den absoluten existentiellen Situationen des Lebens beschäftigt." Iris Radisch, Das Literarische Quartett (ZDF), 13.09.24
"'Reise nach Laredo' liest sich streckenweise wie eine phantastische Don-Quichotterie, dann wieder wie eine melancholische Introspektive - doch immer ist es ein poetisches Nachdenken darüber, was uns als Menschen ausmacht." Anna Kardos, NZZ, Bücher am Sonntag, 29.09.24
"Das Buch ist eine Art fiebertraumhafter Selbstfindungsroadtrip." ORF Bestenliste, Oktober 2024
"Eine wundersame Erzählung über das Sterben ... Dieses Bild vom Menschen kurz vor seinem Tod, dieses Traumbild, ja dieses Wunschbild vom Sterben wird bleiben." Eberhard Rathgeb, Die Zeit, 22.08.24
"Eine große Parabel auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, den es nicht gibt. Doch das Leben gibt es - wenn auch nur als letzte Phantasie eines Sterbenden ... Geiger findet für all das eine Sprache und große Gedanken, die umstandslos im Staub versinken. Ein literarisches Meisterwerk." Jörg Magenau, rbb radio3, 20.08.24
"Die beste deutsche Herbst-Neuerscheinung ... Was für ein großer, stiller, zeitloser Roman." Lothar Schröder, Rheinische Post, 03.10.24
"Arno Geiger bezaubert mit seinem neuesten Roman 'Reise nach Laredo' [...] Wir haben hier nicht nur mit einer Geschichte über Selbstfindung und Verantwortung zu tun. Nein, dieser literarische Entwurf vermittelt uns auch die Einsicht in die Undeutbarkeit und Undurchsichtigkeit der Welt. " Der Freitag, Björn Hayer, 29.08.2024
"Erzählt ist das meisterlich, man wird kaum ein Beispiel für eine ähnlich geglückte Durchdringung zweier so gelagerter Erzählebenen finden." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.24
"Arno Geiger ist mit 'Reise nach Laredo' einmal mehr ein literarischer Wurf voller Überraschungen gelungen ... Herzergreifend, mitreißend und beglückend." Felix Münger, SRF2 Kultur, 21.08.24
"Mit großer Empathie dringt Arno Geiger in die träumerisch-abdriftenden Gedankenströme seines Protagonisten vor. ... Eine Selbstfindungsgeschichte, die mitreißt." Thore Rausch, Süddeutsche Zeitung, 28.08.24
"Das ist der Stoff, aus dem die besten Western gemacht sind." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.08.24
"Mich hat dieses Buch glücklich gemacht, während ich es gelesen habe. Es ist ein feines, stilles, nachdenkliches, liebenswürdiges - ein altmodisches Buch ... Ein Stück wunderbare Literatur." Jakob Augstein, Das Literarische Quartett (ZDF), 13.09.24
"Ein großartiges Buch - ein Buch, das sich mit den absoluten existentiellen Situationen des Lebens beschäftigt." Iris Radisch, Das Literarische Quartett (ZDF), 13.09.24
"'Reise nach Laredo' liest sich streckenweise wie eine phantastische Don-Quichotterie, dann wieder wie eine melancholische Introspektive - doch immer ist es ein poetisches Nachdenken darüber, was uns als Menschen ausmacht." Anna Kardos, NZZ, Bücher am Sonntag, 29.09.24
"Das Buch ist eine Art fiebertraumhafter Selbstfindungsroadtrip." ORF Bestenliste, Oktober 2024