Der malerisch leise Anfang dieses Krimis, der den Leser in einen wunderschönen, ruhigen Morgen ins ländliche Småland führt, ist sehr trügerisch. Ein Toter wird im Wald gefunden, wobei der Fundort sehr pikant ist. In dem Bereich des Waldes findet ein 3D-Jagd-Parcours statt, anlässlich des
Jahrestreffens für historisches Bogenschießen. Da die Leiche von mehreren Pfeilen durchbohrt ist, sind die…mehrDer malerisch leise Anfang dieses Krimis, der den Leser in einen wunderschönen, ruhigen Morgen ins ländliche Småland führt, ist sehr trügerisch. Ein Toter wird im Wald gefunden, wobei der Fundort sehr pikant ist. In dem Bereich des Waldes findet ein 3D-Jagd-Parcours statt, anlässlich des Jahrestreffens für historisches Bogenschießen. Da die Leiche von mehreren Pfeilen durchbohrt ist, sind die Teilnehmer des Jahrestreffens alle erstmal verdächtig. Man muss sich das Treffen etwas wie ein „Who is Who“ einer Mittelalter- und Fantasyconvention vorstellen. Die Mitglieder sind mit historischen Kostümen verkleidet, was angesichts des Verbrechens für eine sehr besondere Stimmung sorgt. Weitere ähnlich brutale Morde und seltsame Zeichen an einer Kirche und einer Bank lassen einen religiös motivierten Hintergrund vermuten.
Die Hauptfiguren der Ermittler sind die junge Stina Forss. Sie ist in Schweden aufgewachsen und hat danach viele Jahre in Berlin gelebt, wo sie bei der Mordkommission des Bundeskriminalamtes viel Erfahrung sammeln konnte. Sie ist eine sehr unkonventionelle Ermittlerin und schießt auch mal über das Ziel hinaus. Die andere Hauptfigur, Ingrid Nyström ist eine erfahrene Polizistin, die erst vor Kurzen zur Leiterin der Abteilung geworden ist. Sie hat eine Familie mit bereits erwachsenen Töchtern und ist Pastorengattin. Weiter sind noch zahlreiche weitere Ermittler mit im Team, deren Privatleben ebenfalls eine gewisse Rolle spielt und weiter vorangetrieben wird. Für Leser, die den Vorgängerband „Später Frost“ nicht kennen, sind die Figuren sorgfältig genug eingeführt, so dass das Verständnis nicht darunter leidet. Den vollen Lesegenuss hat man aber natürlich, wenn man die Bände in der richtigen Reihenfolge liest.
Inhaltlich empfand ich diesen Krimi als sehr spannend. Es kommt sehr viel klassische Polizeiarbeit vor, die einem zum Miträtseln und mit Hilfe des Internets Mitermitteln anregt. In welche Richtung der Inhalt geht, möchte ich nicht näher ausführen. Aber ich empfehle, nicht allzu viele Rezensionen zu lesen, weil leicht zuviel verraten wird und dann der Lesespaß leicht getrübt werden kann.
Wie so oft, ist auch dieser Krimi mit einem Prolog und einem Epilog ausgestattet. Den Prolog kann man erst ganz zum Schluss deuten, und ich finde dieses stilistische Mittel ist diesmal wirklich gelungen eingesetzt, weil es den Krimi noch mal sehr schön abrundet. Etwas schade fand ich, dass die Spannung, die von Anfang an da ist, und im Laufe der Ermittlungen noch mal zulegt, durch ein zu abruptes Ende für mich etwas verpufft. Die durchwegs stimmigen Ergebnisse werden einem in relativ wenigen Gesprächen auf den Silbertablett serviert. Da hätte ich gerne noch etwas länger mitgefiebert, dafür hätte ich nicht zwingend so detailliert wissen müssen, wie die einzelnen Hauptfiguren Mittsommer verbringen.
Wer gerne spannende Skandinavienkrimis liest und auch gerne in das Privatleben von Ermittlern eintaucht, der wird an „Rotwild“ bestimmt Freude haben. Von mir erhält dieses Buch eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.