Erst einmal: Ich liebe dieses Buch. Es war allerdings keine Liebe auf den ersten Blick. Gut, anhand der vorhergehenden Rezensionen lag die Messlatte entsprechend hoch. Allerdings, der Prolog…wirkt aufgesetzt. Dann die ersten paar Seiten. Es sind immens viele interessante Aspekte/ Bedenken und Ideen
bezüglich Zeitreise vorhanden, die den Leser Seite um Seite verschlingen lassen, die Kommentare…mehrErst einmal: Ich liebe dieses Buch. Es war allerdings keine Liebe auf den ersten Blick. Gut, anhand der vorhergehenden Rezensionen lag die Messlatte entsprechend hoch. Allerdings, der Prolog…wirkt aufgesetzt. Dann die ersten paar Seiten. Es sind immens viele interessante Aspekte/ Bedenken und Ideen bezüglich Zeitreise vorhanden, die den Leser Seite um Seite verschlingen lassen, die Kommentare wandeln sich von aufgesetzt zu witzig in nicht mal 50 Seiten. Gut…man stelle sich vor: Ein Mädchen springt ungeplant und unvorbereitet in der Zeit. Panik. Soweit ist das ja nachvollziehbar. Sie weiß jedoch, beim ersten Mal wird’s nicht schlimm. Beim zweiten Mal könnte es jedoch sein, dass das erste Mal dagegen wie ein Kindergeburtstag erscheint. Da könnte es passieren, dass sie so weit in der Zeit springt, dass sie nicht mehr im dritten Stock des Hauses zu einer anderen Zeit, sondern am Ort des Hauses zu so einer Zeit landet, dass das Haus nicht mehr steht und sie stattdessen nach einem potentiell tödlichem Sturz im Sumpf versinkt. Also, was macht man, besonders, da man eine Familie hat, die sich in punkto Zeitreisen auskennt und somit das eigene Überleben sichern kann: Genau, man schweigt. Schließlich hat der Wunsch der Schwester, ein Haustier zu haben, diesbezüglich Vorrang. Na ja. Aber wenn man über diesen Fauxpas hinwegsieht, haben wir ein extrem packendes Buch vor uns.
Nun zu dem – für mich – allergrößten Pluspunkt: Die Ausgestaltung der Zeitthematik. Nicht nur, dass die Details einen Seite für Seite nach mehr gieren (GIERen, sehe ich gerade) lassen, sie machen den Ausgang des Buches auch unvorhersehbar. Nur ein Beispiel: Die beiden Zeitreisenden (mehr kann es nicht geben) aus der Gegenwart tappen in der Vergangenheit immer wieder in eine Falle, die in der Vergangenheit logischerweise niemand planen kann, da die Vergangenheit ja schlecht wissen kann, wann Besuch aus der Zukunft kommt. Die einzig mögliche Erklärung ist, dass einer der beiden Protagonisten selbst in der Zukunft in die Vergangenheit gereist ist, um diese vorzuwarnen und sich somit selbst eine Falle zu stellen. Was die Protagonisten jetzt selbst ja noch nicht wissen können, da auch sie ihre eigene Zukunft nicht kennen… Was hier so furchtbar kompliziert klingt, ist sehr verständlich – idiotensicher, wie man so schön sagt – im Buch dargestellt. Und genau das ist der Pluspunkt. Die Verständlichkeit von so wahnsinnig interessanten, eigentlich doch komplexen Verwicklungen. Dafür sieht man gerne darüber hinweg, dass die Liebesgeschichte etwas schnell eingeschoben wird.
In der Filmausgabe gibt es ein Zusatzkapitel aus der Sicht Gideons. Irgendwie habe ich ihn mir aus der Beschreibung Gwens anders vorgestellt, als er sich dann aus seiner Sicht angehört hat…egal. Das führt mich nur zu einem weiteren Pluspunkt. Da alles aus Gwens Perspektive geschildert wird – die übrigens sehr rund und sympathisch ist – „fehlt“ einem der Einblick in die Motive und Intrigen der anderen. Man kann nur rätseln, was andere erreichen möchten oder ob sie bestimmte Winke verstanden haben. Das macht – anders als bei anderen Romanen – das Ganze geheimnisvoll und noch spanneneder.
Die Sprache ist vielleicht nichts stilistisch Besonderes, aber absolut perfekt an den Jugendbuchstil angepasst, sodass sich das Buch sehr flüssig lesen lässt. Auch die Gestaltung mit den Stammbäumen, Grafiken und rot gedruckten Zusätzen ist sehr gut gelungen und hebt den Roman über andere hinaus. Kleine etwaige Mängel, die durchaus vorhanden sind (in der ein oder anderen Charakterisierung oder der etwas raschen Liebesgeschichte oder der Logik am Anfang, der Prolog), werden einfach von der Genialität der Idee übertrumpft. Falls man DAS Jugendbuch zum Verschenken sucht, mit dem man möglichst nichts falsch machen kann, dann wäre das hier ein Volltreffer. Auf jeden Fall: Lesen!
Ein Pageturner mit einer mehr als einer brillanten Idee, der nach mehr GIERen lässt.