Beziehungsherausforderung Erfolg, Neid und Selbstbewusstsein
Im 19. Jahrhundert heiratete die unscheinbare und konservative Sarah den „Samson von Patagonien“ genannten Giovanni Belzoni und zog fortan entgegen jeglicher Gepflogenheiten – ein Frau reiste zu der Zeit noch nicht - mit ihm durch die
Lande. Der Zirkusartist Belzoni schaffte es mit seinen praktischen Fähigkeiten und einer…mehrBeziehungsherausforderung Erfolg, Neid und Selbstbewusstsein
Im 19. Jahrhundert heiratete die unscheinbare und konservative Sarah den „Samson von Patagonien“ genannten Giovanni Belzoni und zog fortan entgegen jeglicher Gepflogenheiten – ein Frau reiste zu der Zeit noch nicht - mit ihm durch die Lande. Der Zirkusartist Belzoni schaffte es mit seinen praktischen Fähigkeiten und einer ungebrochenen Abenteuerlust und entsprechendem Ergeiz, für einen Pascha in Ägypten eine Wassermaschine zu bauen. Als dieses Vorhaben schließlich doch scheitert, gelangt er in die Dienste des englischen Konsuls und zu seiner neuen Liebe, der Archäologie.
Im Tal der Könige konnte er tatsächlich großartige Entdeckungen und Ausgrabungen vornehmen, welche ihm einen gewissen Ruhm, aber auch Feinde einbrachten. Der größte, der frühere französische Konsul in Ägypten, Bernardino Drovetti, wurde das nicht nur wegen des archäologischen Wettbewerbs, sondern auch als Nebenbuhler und Gefährder der Beziehung zwischen Sarah und Giovanni.
Sarah ließ sich zwar gefährlich eng mit dem verheirateten Liebeswerber ein und das auch nur, als sie sich aufgrund des übermäßigen Eifers ihres Ehemannes vernachlässigt fühlte und gleichzeitig den Aufbruch eigener Selbstständigkeit und Freiheitswillens erfuhr und empfand. So unternahm sie auch selbst Erkundungsreisen bis hin ins Heilige Land zu den Städten des Ursprungs ihres Christlichen Glaubens.
Die Autorin Tanja Kinkel nimmt einen mit in die spannende Geschichte der Ausgrabungen im Tal der Könige und anderswo, lässt das Ringen der politischen Führer um Anerkennung sowie der Archäologen um fachlichen Ruhm in der Welt lebendig werden. Sie zeigt die Belastungen durch die gnadenlose Selbstausbeutung und den geradezu krankhaften Ehrgeiz Belzonis für die noch frische Ehebeziehung auf und macht deutlich, dass die Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen und Normen ein mutiges, anstrengendes und auch gefährliches Unterfangen waren.
Die historischen Rahmenfakten und die fiktive Erzählung greifen ideal ineinander, wenngleich es bisweilen auch etwas langwierige Abschnitte gibt. Doch die phantastisch recherchierte Geschichte ist ausgezeichnet mit der erfundenen Entwicklung und Emanzipation von Sarah Belzoni zur selbstbewussten und anerkannten Person verwoben und unterhält hervorragend. Dieses umso mehr, als ein anhand zahlreicher Quellen erstelltes Glossar am Ende des Romans die historisch belegten Fakten, Zeitfolgen und biografische Daten darlegt, was dem Roman einen ausgezeichneten Gesamteindruck verschafft.
© 1/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.