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Wie lebt es sich in der DDR, wenn der Vater Afrikaner und die Mutter Jüdin ist? - Auf jeden Fall anders, als man denkt. Die Entwicklung der jungen Abini zur sozialistischen Persönlichkeit wird in den 80er Jahren jäh gestoppt,als man ihr die gewünschte Lehrstelle mit der Begründung verweigert, ihr Vater sei "Ausländer". Sie lernt Friseurin, tanzt mit Siebzehn Revue im Friedrichstadtpalast, schauspielert, heiratet den Rockstar Dirk Zöllner. Mit viel Humor und souveräner Offenheit erzählt Abini Zöllner ihr ungewöhnliches Leben.Wundern.

Produktbeschreibung
Wie lebt es sich in der DDR, wenn der Vater Afrikaner und die Mutter Jüdin ist? - Auf jeden Fall anders, als man denkt. Die Entwicklung der jungen Abini zur sozialistischen Persönlichkeit wird in den 80er Jahren jäh gestoppt,als man ihr die gewünschte Lehrstelle mit der Begründung verweigert, ihr Vater sei "Ausländer". Sie lernt Friseurin, tanzt mit Siebzehn Revue im Friedrichstadtpalast, schauspielert, heiratet den Rockstar Dirk Zöllner. Mit viel Humor und souveräner Offenheit erzählt Abini Zöllner ihr ungewöhnliches Leben.Wundern.
Autorenporträt
Abini Zöllner wurde 1967 in Berlin-Lichtenberg geboren. Sie ist Leitende Redakteurin der « Berliner Zeitung » und schreibt für die beliebte Kolumne « 0 Uhr 30». Sie ist stolze Mutter zweier Kinder, entschlossene Ehefrau und gelegentliche Falschparkerin. 1990 wurde sie Korrespondentin der «Jungen Welt », seit 1991 schreibt sie für die « Berliner Zeitung ». 2003 erschien ihre erfolgreiche Autobiographie « Schokoladenkind ».
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2003

Noch ein Zonenkind
Abini Zöllner erzählt über ihre
Familie und andere Wunder
Sie sind Mitte Dreißig, weiblich, hatten eine kleine Liebe, von der ein Sohn blieb und eine große, stürmisch-bewegte, die Ihnen eine Tochter bescherte. Als die in die Brüche ging, lebten Sie eine Zeit lang allein, bis Sie den Partner fürs Leben fanden, hoffentlich. Sie haben eine Lehre als Friseuse absolviert, wurden dann aber Tänzerin bei einem staatlichen Revuetheater und schließlich Redakteurin in einer Tageszeitung, zuständig für das Szeneressort.
Grund genug für eine Autobiographie?
Sie hatten Großeltern, die es in der Nazizeit nach China verschlug, eine Mutter, die dort aufwuchs, nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte, in die spätere DDR, wo sie einen Nigerianer heiratete, der seine heimatlichen Vorstellungen von Treue in die Ehe mitbrachte, eine Reihe von Zweitfrauen unterhielt und viele Kinder hatte und eins davon sind Sie. Würden Sie das aufschreiben?
Ein Farbtupfer
Ihr zweiter Mann war zu Ost-Zeiten ein bekannter Rockmusiker, Sänger von „Chicorée”, dann Gründer der nach ihm benannten Band „Die Zöllner”, durch den Sie mit dieser halb geduldeten Subkultur vertraut wurden. Sie waren dabei, als die „Erste Resolution der Rock-Künstler” für eine demokratische Wende in der DDR entstand und lauschten im Oktober 1989 in der Ostberliner Gethsemanekirche, als dort die Gedächtnisprotokolle der nach dem letzten Staatsfeiertag Verhafteten verlesen wurden. Nur die Maueröffnung haben Sie verschlafen.
Sollte das Publikum an diesen Erfahrungen teilhaben?
Der alte Staat verleidete Ihnen die Schulzeit, ermöglichte Ihnen aber kostenlosen Tanzunterricht und einen Lehrgang „für massenwirksames Schreiben”. Sie konnten sich auf verschiedenen Feldern ausprobieren, hatten eine Steuernummer und lebten glücklich und zufrieden jenseits „der Welt mit den geregelten Arbeitszeiten”. Ihre Herkunft stand Ihnen ins Gesicht geschrieben, aber ernstliche Diskriminierung erfuhren Sie nicht, höchstens positive, als „Farbtupfer” in Revuen oder Fernsehfilmen, so dass mehr als „leise Zweifel an dem System”, in dem Sie lebten, nicht aufkamen. Nur eines wünschten Sie sich sehnlich – „eine neue Nase”, und die bekamen Sie auch. Ein öffentlicher Fall?
Einmal haben Sie die DDR „gehasst”, als es in der Straßenbahn zu einer Auseinandersetzung mit einem älteren Fahrgast kam, der die hinzugezogene Polizei durch Zücken eines Ausweises auf seine Seite zog, so dass man Sie für ein paar Stunden arretierte und erst wieder freiließ, als Sie eine die Tatsachen verdrehende Erklärung unterschrieben hatten.
Mit den Männern geht es Ihnen wie mit den gesellschaftlichen Systemen: Erst sind Sie hingerissen, dann werden Sie skeptisch. Aber mit dem dritten Mann wird alles anders. Und überhaupt, mit oder ohne Mann: die Familie blieb während all der Jahre Ihre „beste Veranstaltung”.
Würden Sie es, diese Geschichte im Rücken, mit Abini Zöllner halten und sie kundtun? Weil „Zonenkinder” derzeit in aller Munde sind?
WOLFGANG ENGLER
ABINI ZÖLLNER: Schokoladenkind. Meine Familie und andere Wunder. Rowohlt Verlag Berlin, Berlin 2003, 253Seiten, 17,90 Euro.
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