Mrs. Hudsons Cousine, Margery Mapleton tritt mit einem recht delikaten Fall an Sherlock Holmes heran. Fanny Ross eine junge Verwandte, die als Gouvernante arbeitet, wurde schwanger und mußte das Kind bei einer sogenannten Engelmacherin zur Welt bringen. Diese bot an, für 10 Pfund das Kind zu
adoptieren. Als Miss Ross einige Zeit später ihr Kind besuchen will, präsentiert ihr die Hebamme ein völlig…mehrMrs. Hudsons Cousine, Margery Mapleton tritt mit einem recht delikaten Fall an Sherlock Holmes heran. Fanny Ross eine junge Verwandte, die als Gouvernante arbeitet, wurde schwanger und mußte das Kind bei einer sogenannten Engelmacherin zur Welt bringen. Diese bot an, für 10 Pfund das Kind zu adoptieren. Als Miss Ross einige Zeit später ihr Kind besuchen will, präsentiert ihr die Hebamme ein völlig anderes Kind und vertröstet die aufgebrachte Mutter auf den nächsten Tag, doch da ist sie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Der einzige der jetzt noch helfen kann, ist Sherlock Holmes!
Der sechste geheime Fall des Meisterdetektives hat diesmal das bedauernswerte Schicksal lediger Mütter im England des 19. Jahrhunderts zu Grundlage. Der Fall an sich ist natürlich recht durchschaubar, da der Hörer schon zu Anfang ahnt, welches tragische Schicksal Fanny Ross Baby widerfährt und auch was es mit der vorgeblich so freundlichen Hebamme auf sich hat. Natürlich hofft man, dass der Fall für die sympathische junge Frau gut ausgeht und so zieht sich die Spannung dann auch weniger aus wendungsreichen Ermittlungen, als durch eine stimmige und bedrückende Atmosphäre.
Zu Anfang kommt allerdings Mrs. Hudson nicht ganz so gut weg, da sie doch recht eingenommen ist gegen Fanny Ross und der Meinung, sie wäre an ihrem Schicksal selbst Schuld. Auch Dr. Watson erschien mir hier sehr moralisierend, Holmes hingegen verblüfft mit starker Parteinahme für die in Not geratenen Frauen und prangert die Missstände im Land an. Das Gespräch zwischen Holmes und Dr. Watson, in dem über diese Missstände geredet wird, fand ich aber nicht ganz so gelungen, das Thema ist natürlich brisant und sorgt für viel Mitgefühl aber es wirkte recht aufgesetzt, fast so als hätte man einen fertigen Text in Dialogform aufgeteilt. Doch nach diesem etwas mäßigen Anfang kommt bald eine sehr gelungene, wenn auch bedrückende Stimmung auf. Sonja Deutsch als Hebamme Amelia Dyer verkörpert die skrupellose Engelmacherin perfekt und wenn sie agiert bekommt man doch tatsächlich eine Gänsehaut. Einige Szenen, in denen es darum geht, was sie mit ihr anvertrauten Kindern macht, sind sehr heftig und lösen beim Hören doch starke Emotionen aus. Bei aller Brisanz ist der Fall für Holmes natürlich eher ein Klacks, da hier sein kombinatorisches Denkvermögen und sein Scharfsinn kaum zum Einsatz kommen. Die Täterin ist von Anfang an bekannt und auch wenn der Fall auf einen dramatischen Höhepunkt zusteuert, so vermißt man doch Holmes deduktive Meisterleistungen.
Trotz des brisanten Themas gibt es aber auch ab und an ein paar launige Szenen und der britische Humor kommt nicht zu kurz, z.B. wenn Holmes versucht, die moralisierende Mrs. Hudson dazu zu bewegen, sich vor der Hebamme als Mrs. Watson auszugeben oder wenn Mrs. Hudson und ihre Cousine sich in die Haare bekommen. Insgesamt wieder eine gelungen Folge die mit stimmiger Musik und Soundkulisse untermalt ist.
FaziT: düster, beklemmend und sehr sozialkritisch präsentiert sich der 6. geheime Fall des Meisterdetektives, nach einem etwas schwächeren Anfang wird das Thema aber sehr eindringlich und emphatisch umgesetzt und überzeugt durch die stimmige Atmosphäre.