Es ist fast unmöglich, über dieses Buch eine Rezension ohne Spoiler zu schreiben, aber ich werde es versuchen:
Shorty hat in seinem Leben schon fast jeden Beruf ausgeübt. Er kann alles, aber nichts so richtig gut und daher hat es ihn immer zu neuen Ufern gezogen. Aber jetzt zweifelt er an seinem
Verstand. Er hört Stimmen. Das heißt, er hört die Stimme von seinem Lieblings-Hörbuchsprecher, die…mehrEs ist fast unmöglich, über dieses Buch eine Rezension ohne Spoiler zu schreiben, aber ich werde es versuchen:
Shorty hat in seinem Leben schon fast jeden Beruf ausgeübt. Er kann alles, aber nichts so richtig gut und daher hat es ihn immer zu neuen Ufern gezogen. Aber jetzt zweifelt er an seinem Verstand. Er hört Stimmen. Das heißt, er hört die Stimme von seinem Lieblings-Hörbuchsprecher, die ihm die Anweisung gibt, ein Umspannwerk zu sabotieren. Man kennt das ja: Zuerst sagen die Stimmen, man solle ein Umspannwerk sabotieren, um dann die Weltherrschaft an sich zu reißen. Shorty gibt jedenfalls sein Bestes, aber das ist wieder mal nicht gut genug und so kommen die Dinge ins Rutschen, bis nichts mehr ist, wie es war.
Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte anfangs ein wenig konventionell fand, aber dieser erste Eindruck hat sich mit jeder Seite mehr verflüchtigt, denn Jörg Maurer hat sich da etwas ausgedacht, das zwar zunächst harmlos daher kommt, aber immer neue Facetten, immer mehr Tiefe bekommt, je weiter die Handlung fortschreitet. Es beginnt als witzige Sci-Fi-Komödie, wird dann zum Sci-Fi-Thriller und endet als philosophische Was-wäre-wenn-Fabel, wobei Maurer sehr geschickt die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Theorien mit einem gehörigen Schuss Zivilisationskritik verknüpft. Das ist phasenweise regelrecht virtuos, wenn hinter seinen humorvollen Einfällen die ernsthaften Hintergedanken aufleuchten und er gleichzeitig die Logik nie aus den Augen verliert. Mich enttäuschen viele Sci-Fi-Romane oft erst am Ende, wenn die phantasievollen Welten, politischen Konstellationen oder wissenschaftlichen Ideen über irgendeine logische Schwelle stolpern und ins Trudeln geraten. „Shorty“ hat keinerlei Schwächen dieser Art. Es ist ein in sich geschlossener, vollkommen logischer Ansatz, überaus spannend ausgedacht, mit zahlreichen unerwarteten Wendungen, sehr phantasievollen und eindrücklich geschilderten Szenen und Charakteren, sowie einem brillanten, erzählerisch auf den Punkt formulierten Ende. Die Geschichte ist originell und enthält zahlreiche Referenzen aus Wissenschaft, Philosophie und Erkenntnistheorie, die absolut beiläufig vermittelt werden und dennoch stört es nicht, wenn man wie Jörg Maurer über eine etwas überdurchschnittliche Allgemeinbildung verfügt. Im Gegenteil, man hat den doppelten Spaß, wenn man die echten von den ausgedachten „Originalzitaten“ zu trennen weiß oder man erkennt, dass viele Ideen durchaus im Einklang mit den Naturwissenschaften stehen und dem Ganzen eine sehr alte Theorie der Welterklärung zugrundeliegt. Jetzt sind wir leider wieder an der Spoilergrenze und ich muss mich bremsen, aber man kann über „Shorty“ ziemlich lange diskutieren. Oder nachdenken. Oder einfach nur Spaß haben.
Eine der besten Sci-Fi-Geschichten, die ich seit Langem gelesen habe und das Schöne ist: Sie ist absolut unverfilmbar. Man muss sie schon lesen...
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)