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Eine leidenschaftliche Affäre in einer berauschenden Zeit des Wandels Juan ist jung, lebenshungrig und filmbesessen. Sein größter Wunsch erfüllt sich, als ihm der berühmte Filmemacher Eduardo eine Assistenz anbietet. Juan gehört schon bald zur Familie, wird Zeuge der unglücklichen Ehe von Eduardo und Beatriz und schließlich Beatriz' Geliebter. Jahre später schaut Juan zurück auf die Turbulenzen dieser Zeit, als Spaniens Demokratie ihren Anfang nahm, das Leben pulsierte, das Verlangen nach Freiheit, Sex und Drogen unendlich war. Wer war die geheimnisvolle Beatriz? Und was verheimlicht Eduardo…mehr

Produktbeschreibung
Eine leidenschaftliche Affäre in einer berauschenden Zeit des Wandels
Juan ist jung, lebenshungrig und filmbesessen. Sein größter Wunsch erfüllt sich, als ihm der berühmte Filmemacher Eduardo eine Assistenz anbietet. Juan gehört schon bald zur Familie, wird Zeuge der unglücklichen Ehe von Eduardo und Beatriz und schließlich Beatriz' Geliebter. Jahre später schaut Juan zurück auf die Turbulenzen dieser Zeit, als Spaniens Demokratie ihren Anfang nahm, das Leben pulsierte, das Verlangen nach Freiheit, Sex und Drogen unendlich war. Wer war die geheimnisvolle Beatriz? Und was verheimlicht Eduardo bis heute? Antworten findet er nicht, nur die Gewissheit, dass es keine Gerechtigkeit gibt und jede Wahrheit aus der Lüge kommt.

Stephan Benson, Jahrgang 1964, spielt an renommierten Theatern wie dem Schauspielhaus Zürich und dem Thalia Theater Hamburg. Der facettenreiche Darsteller ist außerdem in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen (u.a. "Tatort") und ein vielbeschäftigter Sprecher, der unter anderem mit seinen Lesungen von "Die Wohlgesinnten" oder "Der Untergang Barcelonas" Aufhören erregt hat. Mit viel Erfahrung und einem verführerischen Etwas in der markanten Stimme, nimmt er uns mit auf eine Reise in die Jugend des Erzählers Juan.
Autorenporträt
Marías, JavierJavier Marías, 1951 als Sohn eines vom Franco-Regime verfolgten Philosophen geboren, veröffentlichte seinen ersten Roman mit neunzehn Jahren. Seit seinem Bestseller "Mein Herz so weiß" gilt er weltweit als interessantester Erzähler Spaniens. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Seine Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.

Lange, SusanneSusanne Lange lebt als freie Übersetzerin bei Barcelona. Sie überträgt lateinamerikanische und spanische Literatur, sowohl klassische Autoren wie Cervantes als auch zeitgenössische wie Juan Gabriel Vásquez oder Javier Marías. Zuletzt wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet.
Trackliste
MP3 CD 1
1So fängt das Schlimme an00:04:14
2So fängt das Schlimme an00:05:00
3So fängt das Schlimme an00:04:33
4So fängt das Schlimme an00:05:16
5So fängt das Schlimme an00:04:53
6So fängt das Schlimme an00:04:42
7So fängt das Schlimme an00:05:46
8So fängt das Schlimme an00:04:13
9So fängt das Schlimme an00:04:35
10So fängt das Schlimme an00:05:36
11So fängt das Schlimme an00:04:36
12So fängt das Schlimme an00:04:16
13So fängt das Schlimme an00:05:00
14So fängt das Schlimme an00:04:57
15So fängt das Schlimme an00:04:37
16So fängt das Schlimme an00:05:51
MP3 CD 2
1So fängt das Schlimme an00:04:15
2So fängt das Schlimme an00:04:22
3So fängt das Schlimme an00:05:17
4So fängt das Schlimme an00:05:31
5So fängt das Schlimme an00:04:44
6So fängt das Schlimme an00:05:00
7So fängt das Schlimme an00:04:36
8So fängt das Schlimme an00:04:18
9So fängt das Schlimme an00:04:25
10So fängt das Schlimme an00:05:05
11So fängt das Schlimme an00:04:48
12So fängt das Schlimme an00:04:20
13So fängt das Schlimme an00:04:47
14So fängt das Schlimme an00:05:09
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2So fängt das Schlimme an00:04:22
3So fängt das Schlimme an00:04:31
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9So fängt das Schlimme an00:05:31
10So fängt das Schlimme an00:04:22
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16So fängt das Schlimme an00:05:47
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015

Nur der Mond war Zeuge

Von Ehen und anderen Diktaturen: Javier Marías erzählt seinen großen neuen Roman formvollendet aus dem Ohrensessel.

Von Jan Wiele

Tief in der Nacht wird alles wahrscheinlich, erhält andere Dimensionen": Dieser Satz kann als paradigmatisch für den spanischen Erzähler Javier Marías gelten. Er birgt sowohl das romantische Potential der Nacht, in der erotisch alles möglich ist (auch in diesem Roman geht wieder einiges!), als auch die Möglichkeit für dramatische, ja tödliche Zuspitzungen. Beides hat Marías in seinem Werk seit den frühen Erzählungen "Während die Frauen schlafen", einem der schönsten roten Wagenbach-Bändchen, und dem sehr erfolgreichen Roman "Mein Herz so weiß" vielfach ausgespielt. Hier nun in "So fängt das Schlimme an" verwirklicht es sich, wenn der Erzähler Juan de Vere nachts heimlich die leichtbekleidete Beatrice Noguera beobachtet und später auch verführt - sowie bei deren versuchtem Selbstmord in einem Madrider Hotel, der gerade noch verhindert wird.

Wir schreiben das Jahr 1980. Spanien ist im Umbruch, die Menschen erholen sich von vier Jahrzehnten Franco-Diktatur und entdecken neue Freiheiten. Auch dabei wird der Mottosatz wirksam: "Jeder, einerlei welchen Alters, machte damals die Nacht zum Tag", heißt es einmal, als der damals dreiundzwanzigjährige Juan mit dem fast dreimal so alten, derben Lebemann Doktor van Vechten durch die Szeneclubs der Hauptstadt zieht. Das ganze Setting des Romans ist einigermaßen glamourös, denn Juan arbeitet für den erfolgreichen Regisseur Muriel Noguera, bei dem Kulturprominente aus aller Welt, aber auch Politiker ein- und ausgehen. So taucht zum Beispiel eine Nichte des Dichters García Lorca auf oder hat der amerikanische Schauspieler Jack Palance einen Gastauftritt auf einer Party. Noch mehrmals kreuzt Marías seine Fiktion spielfreudig mit historischen Begebenheiten und Persönlichkeiten - darunter jene des real existierenden spanischen Literaturwissenschaftlers Francisco Rico (F.A.Z. vom 21. Oktober 2014). Er erhält als "Professor Rico" diesmal sogar ziemlich viel Raum für seine bildungssatten Einlassungen und antiquierten Redensarten, die Susanne Lange so geschickt ins Deutsche überträgt, dass einem die ironische Zeichnung dieser Figur nicht entgehen kann.

Die Exkurse in die Filmgeschichte wie auch die weidlich ausgekosteten Namensspielereien ufern gelegentlich etwas aus, aber man kann es Marías trotzdem kaum übelnehmen - er war schon immer ein Meister eines enzyklopädischen Stils und der eingeschobenen Bemerkungen. Oft dienen diese Einschübe auch nur der Spannungssteigerung, denn trotz amüsantem Beiwerk hat der Roman einen ernsten Kern und zeichnet sich wieder durch das aus, was dieser Schriftsteller am besten beherrscht: Er stellt eine dramatische, unerhörte Begebenheit in den Mittelpunkt, die nur sehr langsam, aber detektivisch genau aufgeklärt wird.

So weiß der Leser von Anfang an, dass Beatrice allnächtlich vor der Schlafzimmertür ihres Ehemannes Muriel um Einlass fleht, dieser jedoch der Bitte nicht stattgibt und die Frau noch dazu mit Beleidigungen überzieht. Warum er das tut, versteht man erst Hunderte Seiten später nach ihrem Suizidversuch. Parallel zur Klärung des Ehedramas stöbert Juan in der Vergangenheit des dubiosen Doktors van Vechten, der bei seiner sexuellen Trophäenjagd wirklich keine Gelegenheit auslässt und sich in den Franco-Jahren dabei auch niederträchtiger erpresserischer Mittel bedient haben soll. Auch die Details dieser Geschichte kommen aber nur sehr allmählich ans Licht, der Leser wird nach allen Regeln der Kunst auf die Folter gespannt. Und natürlich wäre es kein Marías-Roman, wäre nicht auch der zunächst naiv scheinende Erzähler am Ende heftigst in die erotischen und dramatischen Verwicklungen verstrickt.

Im Zentrum des Romans steht eine Engführung von menschlichen Verfehlungen in Liebesdingen und solchen im franquistischen Spanien: So ist immer wieder von der Amnestie die Rede, mit der man nach den schlimmen Auswirkungen des Bürgerkriegs einen Neuanfang versuchen wollte, und sie wird mit jener Amnestie verglichen, die verletzte Liebende einander gewähren. Das ist ein heikler Vergleich. Das Für und Wider von solch gnädiger Verdrängung in beiden Sphären erörtert Marías philosophisch und überaus poetisch in zahlreichen erzählerischen Exkursen, die sich ganz vom Stoff und von der Figur des Erzählers Juan lösen. Dieser immerhin hat aber selbst schon ein hohes Reflexionsniveau, erzählt er doch seine Geschichte des Jahres 1980 bereits mit mehr als dreißigjährigem Abstand von heute aus.

Trotz der vielen Zeitsprünge in einer Geschichte, die insgesamt ein ganzes Jahrhundert umspannt, herrscht im Roman allerdings kein postmodernes Durcheinander, sondern Erzählung und Meta-Erzählung sind stets fein säuberlich in Kapitel getrennt. Dieses Formvollendete passt zu Marías' insgesamt etwas altertümlich wirkendem Stil, der gelegentlich Züge zur raunenden, opahaften Sentenz hat: "Nichts war von Dauer in jenen wilden Tagen." Aber bis auf solche Schmunzelstellen kann man seinem Ton durchaus verfallen; es ist eben auch schön, einem Erzähler alter Schule zuzuhören, der weltliterarisch beschlagen ist und den man sich als whiskyschwenkenden Gentleman im Ohrensessel vorstellt.

Romantisch eingebettet wird die ganze komplizierte Geschichte schließlich noch durch ein wiederkehrendes literarisches Motiv, nämlich den Bezug auf den Mond als stillen Zeugen der Ereignisse. Immer wieder ruft der Erzähler ihn als den "greisen Turmwächter" an, der doch eigentlich schon alles gesehen haben müsse und daher durch nichts mehr aus der Bahn geworfen werden könne. Dieses Motiv bestimmt auch die Exkurse über das Wesen des Erzählens und der Literatur, von der man ja auch schon länger sagt, sie könne nichts Originelles mehr schaffen. Aber Marías gelingt es eben dann doch, die alte Geschichte so zu erzählen, dass sie immer neu wirkt.

Javier Marías: "So fängt das Schlimme an". Roman.

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 640 S., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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hat die Dramaturgie einer klassischen Komposition, in der auf die Ouvertüre rasante Passagen folgen, retardierende Momente und eindringliche Abschnitte und vergnügliches Gezwitscher. Literatur Spiegel 201509