Die Bücher von Antje Babendererde begleiten mich seit meiner Jugend. Umso neugieriger war ich auf ihren neuen Jugendroman, „Sommer der blauen Wünsche“, der statt in Schottland spielt, sich der schottischen Clan-Historie widmet, mit einer Prise schottischer Rauheit vielleicht. Und was soll ich sagen?
Was war dieser Roman wundervoll! Ich habe mich verliebt in Schottland und in diese…mehrDie Bücher von Antje Babendererde begleiten mich seit meiner Jugend. Umso neugieriger war ich auf ihren neuen Jugendroman, „Sommer der blauen Wünsche“, der statt in Schottland spielt, sich der schottischen Clan-Historie widmet, mit einer Prise schottischer Rauheit vielleicht. Und was soll ich sagen? Was war dieser Roman wundervoll! Ich habe mich verliebt in Schottland und in diese Geschichte.
Wie in fast allen Romanen von Antje Babendererde beginnt die Geschichte mit einer Reise. Carlin flieht aus Berlin, wo sie mit ihrer psychisch kranken Mutter lebt, zu ihrer Oma in eine Kleinstadt im Norden Schottlands. Hier hofft sie, zur Ruhe zu kommen, denn in Berlin haben die Stimmungsschwankungen ihrer Mutter ihr Leben bestimmt. Hinzu kommt eine bittere Erfahrung mit der Liebe, die sie am liebsten vergessen möchte. In Schottland empfangen sie die weite Landschaft und das raue Meer und Carlin hat zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Gefühl, durchatmen und nur sie selbst sein zu können. Doch kaum ist sie angekommen, lernt sie den launischen Arran kennen. Durch ihn erfährt Carlin mehr über das Land, aber auch, wie die Vergangenheit der Clans bis heute das Leben der Bewohner Caladales bestimmt. Und während sie noch damit beschäftigt ist, deren Konflikte zu verstehen und sich ihrer Gefühle für Arran klar zu werden, merkt sie, dass sie ihrer eigenen Vergangenheit ebenfalls nicht entfliehen kann.
Die Handlung mag, wenn man viel im Genre Young und New Adult liest, etwas abgenutzt klingen. Doch dem ist ganz und gar nicht so. Die Autorin hat mit „Sommer der blauen Wünsche“ wie so oft eine ganz besondere Geschichte erzählt. Das liegt unter anderem an ihrer Art, die Realität immer auch mit einem Hauch Magie zu verbinden. In früheren Büchern waren es die Rituale der indigenen Völker und ihre Verbundenheit mit der Natur, die dies herbeiführten. Hier ist es der Aberglaube der Bewohner Caladales, die tiefe Verwurzelung mit der Vergangenheit inklusive Landeroberungen und Clan-Fehden, und natürlich die atemberaubend schöne Landschaft, die alles etwas geheimnisvoll wirken lassen. Ich war ganz gebannt von dieser Mischung.
Auch ihren Figuren begegnet Babendererde mit viel Tiefsinn und Feingefühl. Carlin ist hin- und hergerissen zwischen der Verantwortung für ihre Mutter und der neu gewonnen Freiheit in Schottland. Arran hadert mit seinem Schicksal, ihn belasten Schuldgefühle, denen er durch Teilnahmslosigkeit zu entkommen versucht. In beide konnte ich mich unmittelbar hineinversetzen. Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig ausgearbeitet. Besonders schätze ich an „Sommer der blauen Wünsche“, dass die Gefühle der Protagonisten nicht in kunstvollen Metaphern beschrieben, sondern schlicht und klar benannt werden. Zudem sind die Figuren absolut realistisch gezeichnet und gerade diese Unvollkommenheit ist es, die die Figuren so einnehmend macht. Sie machen Fehler, stehen dazu und lernen daraus, ohne dass dies dramatisch zugespitzt wird.
Die Spannung entsteht folglich nicht durch dramatische Cliffhanger oder überraschende Plottwists, sondern ganz natürlich. Das Lesen ist wie ein ruhiger Fluss, dessen Sog man sich dennoch nicht entziehen kann. So angenehm! Überhaupt ist das eine absolute Stärke der Autorin, die ich bislang in jedem ihrer Romane bewunderte. Nichts erscheint übertrieben, alles – die Figuren, die Landschaft – wirkt angenehm echt und greifbar.
„Sommer der blauen Wünsche“ von Antje Babendererde erzählt unglaublich warmherzig und offen vom Erwachsenwerden, von der ersten Liebe und ernsten familiären Problemen. Ich war wie verzaubert – von den Figuren, vom Setting Schottland und von der Story im Allgemeinen. Ideal für alle, die Fernweh nach Schottland verspüren und sich mal wieder so richtig in einer Erzählung verlieren möchten!