'Die fetten Jahre sind vorbei. Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Da liegt sie nach einem feuchtfröhlichen Abend plötzlich auf dem Tisch: Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Westberliner, die besonders stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt, setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen "Sorry". So gründen sie eine "Agentur für Entschuldigungen". Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Wolf eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei dieser zu entschuldigen. Die Vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, der sie immer weiter in seine Pläne verstrickt und - in ihre eigenen Abgründe treibt.
Höchst zeitgemäß greift der packend erzählte Thriller die uralte Frage nach Schuld und Sühne auf. Schuld, so lautet das unerbittliche Resümee, ist nicht verhandelbar, und Sühne keine Ware.
Höchst zeitgemäß greift der packend erzählte Thriller die uralte Frage nach Schuld und Sühne auf. Schuld, so lautet das unerbittliche Resümee, ist nicht verhandelbar, und Sühne keine Ware.
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6 | Titel 6 | ||
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10 | Titel 10 | ||
11 | Titel 11 | ||
12 | Titel 12 | ||
13 | Titel 13 | ||
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16 | Titel 16 | ||
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18 | Titel 18 | ||
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CD 2 | |||
1 | Titel 20 | ||
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4 | Titel 23 | ||
5 | Titel 24 | ||
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9 | Titel 28 | ||
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11 | Titel 30 | ||
12 | Titel 31 | ||
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21 | Titel 40 | ||
22 | Titel 41 | ||
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1 | Titel 42 | ||
2 | Titel 43 | ||
3 | Titel 44 | ||
4 | Titel 45 | ||
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7 | Titel 48 | ||
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9 | Titel 50 | ||
10 | Titel 51 | ||
11 | Titel 52 | ||
12 | Titel 53 | ||
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14 | Titel 55 | ||
15 | Titel 56 | ||
16 | Titel 57 | ||
CD 4 | |||
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2 | Titel 59 | ||
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5 | Titel 62 | ||
6 | Titel 63 | ||
7 | Titel 64 | ||
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9 | Titel 66 | ||
10 | Titel 67 | ||
11 | Titel 68 | ||
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14 | Titel 71 | ||
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17 | Titel 74 | ||
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19 | Titel 76 | ||
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1 | Titel 77 | ||
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4 | Titel 80 | ||
5 | Titel 81 | ||
6 | Titel 82 | ||
7 | Titel 83 | ||
8 | Titel 84 | ||
9 | Titel 85 | ||
10 | Titel 86 | ||
11 | Titel 87 | ||
12 | Titel 88 | ||
13 | Titel 89 | ||
14 | Titel 90 | ||
15 | Titel 91 | ||
16 | Titel 92 | ||
17 | Titel 93 | ||
18 | Titel 94 | ||
19 | Titel 95 | ||
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1 | Titel 97 | ||
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5 | Titel 101 | ||
6 | Titel 102 | ||
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8 | Titel 104 | ||
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18 | Titel 114 | ||
19 | Titel 115 | ||
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1 | Titel 116 | ||
2 | Titel 117 | ||
3 | Titel 118 | ||
4 | Titel 119 | ||
5 | Titel 120 | ||
6 | Titel 121 | ||
7 | Titel 122 | ||
8 | Titel 123 | ||
9 | Titel 124 | ||
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11 | Titel 126 | ||
12 | Titel 127 | ||
13 | Titel 128 | ||
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17 | Titel 132 | ||
18 | Titel 133 | ||
19 | Titel 134 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2009Der Preis der Vergebung
Schuld und Sühne: Zoran Drvenkar sagt "Sorry"
Es klingt wie eine clevere Geschäftsidee für die Generation Praktikum und mündet in einen Albtraum: Vier Freunde, alle knapp dreißig und in prekären Verhältnissen lebend, gründen eine Agentur. Stellvertretend für betuchte Kunden entschuldigen sie sich bei verlassenen Geliebten, bei zu Unrecht geschassten Mitarbeitern oder anderen Opfern von Willkür. Mitunter nehmen sie dabei sogar Partei gegen ihre Auftraggeber - die Gerechtigkeit befördern und daran noch zu verdienen, was gibt es Schöneres?
Die Sache läuft glänzend, nach ein paar Monaten kauft sich das eben noch mittellose Quartett eine gemütliche Villa am Wannsee, man rückt auch räumlich enger zusammen, bis einer ihrer Kunden sie in eine Falle lockt: Plötzlich stehen sie in einem schäbigen Kreuzberger Mietshaus einer Leiche gegenüber.
Zoran Drvenkar ist mit brillanten Kinder- und Jugendbüchern bekannt geworden; viele erzählen von jungen Protagonisten, die sich gegen eine Welt wappnen müssen, die ihnen übel will, gegen Ereignisse, die sie nachhaltig verstören. Wenn es gutgeht, können sie sich sogar erfolgreich dagegen zur Wehr setzen wie Alissa in "Der Winter der Kinder". Was geschehen ist, lässt sich aber nicht mehr aus der Welt schaffen, lernen diese Figuren, und Drvenkars Fürsorge gilt ihnen ebenso sichtlich wie sein Wille, der inneren wie äußerlichen Wahrscheinlichkeit keine Gewalt anzutun - angenehm ist das weder für die betroffenen Protagonisten noch für den Leser, der sie ins Herz geschlossen hat.
Auch Frauke, Tamara, Kris und sein Bruder Wolf müssen ausbaden, was sie unwissentlich in Gang gesetzt haben, selbst wenn die Wurzeln der Katastrophe, die am Ende eine ganze Reihe von Menschenleben fordert, viel früher liegen - womöglich sogar sehr viel früher. Denn Drvenkars Konstrukt aus Schuld, die neue Schuld gebiert, handelt vom Kindesmissbrauch, der sich in diesem Buch über Jahrzehnte fortsetzt und dabei auch Opfer zu Tätern werden lässt - das Buch ist, besonders hier, mitunter kaum zu ertragen, gerade weil der Autor die ungeheure Verstörung plastisch macht, die der Missbrauch für die Opfer bedeutet. Und auch denjenigen, die davon wissen, aber verschont geblieben sind, eine Bürde auferlegt, die sie kaum tragen können.
Das Quartett vom Wannsee, das sich allzu naiv fremde Schuld auflädt, zufällig in das Gespinst hineingerät und durch die Manipulationen des Mörders in die Komplizenschaft hineingezwungen wird, zerbricht dabei: Zwei kommen ums Leben, die anderen gehen, jeder für sich, auf Rachefeldzug.
Mit dem Mörder, der in diesem intelligent verschachtelten und äußerst spannenden Roman mit größter Konsequenz die Schuldfrage stellt, geraten sie so auch in eine moralische Verwandtschaft in der Hybris: Wo sie sich zunächst anmaßen, Vergebung zu befördern (und ihr säkulares Geschäft damit in die Tradition frühneuzeitlichen Ablasshandels stellen), verkörpert ihr Widerpart den alttestamentarischen Rachegedanken. Während er im Fortgang der Handlung dann diese Verwandtschaft betont, lehnen die vier genau dies ab - und sind am Ende doch exakt dort angelangt, jedenfalls die beiden Überlebenden des Quartetts.
Sie morden mit derselben Blindheit und demselben Sendungsbewusstsein wie ihr ehemaliger Auftraggeber. Das ist, unter all den Zumutungen, die Drvenkars Roman für die Leser bedeutet, nicht die geringste.
TILMAN SPRECKELSEN
Zoran Drvenkar: "Sorry". Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 400 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schuld und Sühne: Zoran Drvenkar sagt "Sorry"
Es klingt wie eine clevere Geschäftsidee für die Generation Praktikum und mündet in einen Albtraum: Vier Freunde, alle knapp dreißig und in prekären Verhältnissen lebend, gründen eine Agentur. Stellvertretend für betuchte Kunden entschuldigen sie sich bei verlassenen Geliebten, bei zu Unrecht geschassten Mitarbeitern oder anderen Opfern von Willkür. Mitunter nehmen sie dabei sogar Partei gegen ihre Auftraggeber - die Gerechtigkeit befördern und daran noch zu verdienen, was gibt es Schöneres?
Die Sache läuft glänzend, nach ein paar Monaten kauft sich das eben noch mittellose Quartett eine gemütliche Villa am Wannsee, man rückt auch räumlich enger zusammen, bis einer ihrer Kunden sie in eine Falle lockt: Plötzlich stehen sie in einem schäbigen Kreuzberger Mietshaus einer Leiche gegenüber.
Zoran Drvenkar ist mit brillanten Kinder- und Jugendbüchern bekannt geworden; viele erzählen von jungen Protagonisten, die sich gegen eine Welt wappnen müssen, die ihnen übel will, gegen Ereignisse, die sie nachhaltig verstören. Wenn es gutgeht, können sie sich sogar erfolgreich dagegen zur Wehr setzen wie Alissa in "Der Winter der Kinder". Was geschehen ist, lässt sich aber nicht mehr aus der Welt schaffen, lernen diese Figuren, und Drvenkars Fürsorge gilt ihnen ebenso sichtlich wie sein Wille, der inneren wie äußerlichen Wahrscheinlichkeit keine Gewalt anzutun - angenehm ist das weder für die betroffenen Protagonisten noch für den Leser, der sie ins Herz geschlossen hat.
Auch Frauke, Tamara, Kris und sein Bruder Wolf müssen ausbaden, was sie unwissentlich in Gang gesetzt haben, selbst wenn die Wurzeln der Katastrophe, die am Ende eine ganze Reihe von Menschenleben fordert, viel früher liegen - womöglich sogar sehr viel früher. Denn Drvenkars Konstrukt aus Schuld, die neue Schuld gebiert, handelt vom Kindesmissbrauch, der sich in diesem Buch über Jahrzehnte fortsetzt und dabei auch Opfer zu Tätern werden lässt - das Buch ist, besonders hier, mitunter kaum zu ertragen, gerade weil der Autor die ungeheure Verstörung plastisch macht, die der Missbrauch für die Opfer bedeutet. Und auch denjenigen, die davon wissen, aber verschont geblieben sind, eine Bürde auferlegt, die sie kaum tragen können.
Das Quartett vom Wannsee, das sich allzu naiv fremde Schuld auflädt, zufällig in das Gespinst hineingerät und durch die Manipulationen des Mörders in die Komplizenschaft hineingezwungen wird, zerbricht dabei: Zwei kommen ums Leben, die anderen gehen, jeder für sich, auf Rachefeldzug.
Mit dem Mörder, der in diesem intelligent verschachtelten und äußerst spannenden Roman mit größter Konsequenz die Schuldfrage stellt, geraten sie so auch in eine moralische Verwandtschaft in der Hybris: Wo sie sich zunächst anmaßen, Vergebung zu befördern (und ihr säkulares Geschäft damit in die Tradition frühneuzeitlichen Ablasshandels stellen), verkörpert ihr Widerpart den alttestamentarischen Rachegedanken. Während er im Fortgang der Handlung dann diese Verwandtschaft betont, lehnen die vier genau dies ab - und sind am Ende doch exakt dort angelangt, jedenfalls die beiden Überlebenden des Quartetts.
Sie morden mit derselben Blindheit und demselben Sendungsbewusstsein wie ihr ehemaliger Auftraggeber. Das ist, unter all den Zumutungen, die Drvenkars Roman für die Leser bedeutet, nicht die geringste.
TILMAN SPRECKELSEN
Zoran Drvenkar: "Sorry". Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 400 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main