Ende des 21. Jahrhunderts: Das Eintauchen in den Cyberspace ist zur ultimativen Freizeitbeschäftigung geworden. Nun fallen weltweit Computerkids in ein mysteriöses Koma. Eine Gruppe Angehöriger macht sich auf die Suche nach den Ursachen: Die Spuren führen ins Otherland, ein virtuelles Universum von ungeahnter technischer Perfektion. Hier trifft die Antike auf die Zukunft, trojanische Krieger auf Cartoon-Figuren, "Der Zauberer von Oz" auf "Im Westen nichts Neues". Tad Williams Bestseller ist ein virtuoses Spiel mit Science Fiction, Fantasy, Krimi und Abenteuerroman in einem.
Ein solches Aufgebot gab es noch nicht: Sophie Rois und Nina Hoss, Ulrich Noethen und Ulrich Matthes, Meret Becker und Matthias Habich u.v.m.
Das größte Hörspielprojekt der Radiogeschichte
Ende des 21. Jahrhunderts: Die reichsten und mächtigsten Männer und Frauen haben ein gigantisches Netzwerk geschaffen. In dieser virtuellen Welt wollen sie sich den ältesten Menschheitstraum erfüllen: das ewige Leben. Gleichzeitig fallen überall auf der Welt Kinder in ein rätselhaftes Koma. Nur wenige Menschen erkennen einen Zusammenhang zwischen dem Netzwerk und dem Zustand der Kinder. Eine Gruppe von Abenteurern macht sich auf, um das Geheimnis von Otherland zu ergründen und begibt sich damit in ungeahnte Gefahren.
Walter Adler hat mit insgesamt 250 Schauspielern und der Musik von Pierre Oser die größte Hörspielproduktion der Radiogeschichte geschaffen. Seine Inszenierung lebt durch die Stimmen von Sophie Rois, Ulrich Matthes, Nina Hoss, Sylvester Groth, Hans Peter Hallwachs, Ernst Jacobi, Judith Engel, Peter Matic und vielen anderen.
Sprecher: Sophie Rois, Hans Peter Hallwachs, Ulrich Matthes, Nina Hoss, Peter Matic, Susanne Lothar, u.v.a.
Regie: Walter Adler
Produktion: Hessischer Rundfunk / Der Hörverlag 2004
Ein solches Aufgebot gab es noch nicht: Sophie Rois und Nina Hoss, Ulrich Noethen und Ulrich Matthes, Meret Becker und Matthias Habich u.v.m.
Das größte Hörspielprojekt der Radiogeschichte
Ende des 21. Jahrhunderts: Die reichsten und mächtigsten Männer und Frauen haben ein gigantisches Netzwerk geschaffen. In dieser virtuellen Welt wollen sie sich den ältesten Menschheitstraum erfüllen: das ewige Leben. Gleichzeitig fallen überall auf der Welt Kinder in ein rätselhaftes Koma. Nur wenige Menschen erkennen einen Zusammenhang zwischen dem Netzwerk und dem Zustand der Kinder. Eine Gruppe von Abenteurern macht sich auf, um das Geheimnis von Otherland zu ergründen und begibt sich damit in ungeahnte Gefahren.
Walter Adler hat mit insgesamt 250 Schauspielern und der Musik von Pierre Oser die größte Hörspielproduktion der Radiogeschichte geschaffen. Seine Inszenierung lebt durch die Stimmen von Sophie Rois, Ulrich Matthes, Nina Hoss, Sylvester Groth, Hans Peter Hallwachs, Ernst Jacobi, Judith Engel, Peter Matic und vielen anderen.
Sprecher: Sophie Rois, Hans Peter Hallwachs, Ulrich Matthes, Nina Hoss, Peter Matic, Susanne Lothar, u.v.a.
Regie: Walter Adler
Produktion: Hessischer Rundfunk / Der Hörverlag 2004
"Williams Dramaturgie wird von einem atemberaubenden Wechselspiel von wirklichem Leben und virtuellen Realitäten bewegt. Er jongliert mit den verschiedenen Genres, erzähllustig, sachlich fundiert, stilistisch versiert: Fantasy, Science Fiction, Abenteuerroman, Märchen, Mythen, Mystery, Krimi. Gleichzeitig ist der Autor ein realistischer, rücksichtloser, visionärer Hochrechner der heutigen Multimediawelt auf die Verhältnisse des 21. Jahrhunderts." (DIE ZEIT)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.1999Ein Tastendruck
Unheimliches im Netz: Tad Williams Roman "Otherland"
Am ehesten läßt sich Fantasy mit den klassischen Volksmärchen vergleichen. In der Regel spielen die Fantasy-Geschichten in einer fernen Vergangenheit, als die Menschen noch Umgang mit Elfen, Zwergen und Riesen pflegten, Magie zum Alltag gehörte, Wissende die Sprache der Tiere verstanden und das Böse in Gestalt von Trollen, Orks und Drachen das fröhliche, pittoreske Leben in einer von Technik unberührten Kultur bedrohte. Zu Beginn dieses Jahrhunderts wagten sich nur wenige Schriftsteller auf das Gelände der Fantasy. Gegenwärtig wird der Markt von Fanatasy überschwemmt wie vor zwanzig Jahren von der Science-fiction. Die Fantasy löst den Science-fiction in seiner Popularität ab. Bekannt sind "Alice im Wunderland", "Der Herr der Ringe", die Bücher von Carlos Castaneda. Doch viele Titel sind in deutscher Übersetzung nicht greifbar. Mancher Science-fiction bewegte sich an der Grenze zur Fantasy, zum Beispiel der Zyklus von Philip José Farmer. Tolkiens "Herr der Ringe" war ein Kultbuch. Seine wunderschöne, mit Spott und englischem Aristokratismus gewürzte Erzählung von den Hobbits, Elfen und Zwergen rührte nicht nur Kinderherzen.
Der Kampf gegen das Böse ist das Thema der von zoroastrischem Geist durchdrungenen Fantasy-Literatur. Meist geht es um Menschen, die vom Schicksal oder einem Kreis von Wissenden - Magiern und Zauberern - auserwählt werden und Prüfungen bestehen müssen, um den von Ausgeburten des Bösen bedrohten Frieden zu schützen. Neben Initiationswegen, auf denen die Auserwählten über sich selbst hinauswachsen, Furcht und Angst überwinden, um aus Liebe zu ihren Gefährten, zur Natur, zum Leben und zur Freiheit gegen die Übermacht zu kämpfen, spielen Gemeinschaften eine Rolle. In ihren Auseinandersetzungen mit Orks, Wasserdrachen, Garbogs oder Ringgeistern müssen sich die Gefährten bewähren, werden durch den Kampf für das Gute zusammengeschmiedet, und ihnen gelingt es meist, das Übel zu vertilgen. Dabei ist der Verzicht auf die Anwendung von Gewalt häufiger ausschlaggebend als die Macht, durch deren Mißbrauch das Böse erst bedrohlich wird. Insofern kann man vom Manichäismus mancher Fantasy-Texte sprechen. Das gilt vor allem für die Bücher von Tad Williams, den "neuen Tolkien".
Der Fantasy-Zyklus über das Land Osten Ard in vier Bänden, "Der Drachenbeinthron", "Der Abschiedsstein", "Die Nornenkönigin" und "Der Engelsturm", zeigt Tad Williams als einen Autor von hoher Sprachbegabung, von großem dramaturgischem Können und einer staunenswerten Phantasie. Die Chroniken von Osten Ard handeln vom Kampf des Simon Mondkalb mit Ineluki Sturmkönig, einem der schwarzen Magie verfallenen Elfen, der nur dank der Freundschaft zwischen Zwergen, Menschen und Trollen und durch Liebe gewonnen wird. Die Geschichte spielte wie jeder klassische Fantasy in einem Land vor unserer Zeitrechnung, von dem nur die entfesselte Phantasie etwas weiß. Seinen neuen Zyklus verlegt Tad Williams in die Zukunft, und er ist damit kein reiner Fantasy. Williams verschmilzt einen Abkömmling des Science-fiction, den Cyberpunk, mit der Fantasy. Von diesem neuen Geschichtenkreis mit dem Titel "Otherland" (Anderwelt) ist der erste Band auf deutsch erschienen, die Übersetzung des zweiten angekündigt. Die Bände drei und vier sind noch gar nicht geschrieben. "Die Stadt der goldenen Schatten" lautet der erste Band, die folgenden "Fluß des blauen Feuers", "Berg des schwarzen Glases" und "Meer des silbernen Lichts".
Cyberpunk befreit den Science-fiction von der Techniklastigkeit. Die Star-Wars-Kultfilme gründen auf dem Mythos der Technik, wenn auch die wahre Macht sich im Besitz dessen befindet, der sich selbst bezwingt, wie Meister Yoda Luke Skywalker belehrt. Cyberpunk schlägt eine Brücke zwischen dem Zukunftsroman und dem Märchen für Erwachsene. Doch ist der Horizont von "Otherland" weiter als zum Beispiel der von Barry Giffords "Newromancer". Nachdem die Hauptfiguren mit Hilfe ihrer Terminals, Datenbrillen oder gar Synapsenimplantate in den Cyberspace eingetaucht sind, öffnet sich vor ihnen eine gigantische Welt aus Simulationen, die der realen Welt nicht nachsteht.
Wer sich nach Otherland aufmacht, der kann sich darin verlieren wie in einem Spinnwebenwald. Diesem Schicksal erliegen einige der jugendlichen Cyberjunkies, die sich in Anderwelt einloggen, nicht mehr zurückfinden und ins Koma fallen. Irene Sulawyo entdeckt, daß es sich um mehr als ein normales Koma handelt, als sie nach ihrem kleinen Bruder fahndet, der nach einem Ausflug in die Anderwelt nicht mehr ins reale Leben zurückgekehrt ist. Es stellt sich heraus, daß das Netz viele Ebenen besitzt und daß manche Ebenen für normale Sterbliche unzugänglich sind. Wenn man sie mit Hilfe einer falschen Identität betritt, kann das im realen Leben gefährliche, gar tödliche Konsequenzen haben. Zusammen mit ihren Freunden, zu denen auch der Buschmann !Xabbu gehört, findet Irene heraus, daß im Netz ein Machtkampf um Systemressourcen und die Kontrolle über virtuelle Informationsströme tobt. Doch damit nicht genug: Diejenigen, die alle Macht besitzen, befriedigen noch ein anderes Verlangen. Was es damit auf sich hat, das erfährt der Leser im ersten Band nicht. Die goldene Stadt ist das Lockmittel, die Opfer sind arme Seelen, die sich im Nirgendwo zwischen Bits und Bytes verirren und manchmal nicht mehr zurückfinden.
Eine geheimnisvolle "Gralsbruderschaft" taucht im Zusammenhang mit diesen verlorenen Seelen auf. Eine Gruppe findet sich zusammen, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen. Neben Irene Sulawyo gehören dazu der schon erwähnte Buschmann mit dem Herzen eines Dichters und der Seele eines Schamanen, der vierzehnjährige Orlando und vielleicht sogar der sonderbare Mister Sellars, der ein verborgenes Leben in einem alten Schuppen führt und dank der Hilfe eines kleinen Mädchens sich aus der Gefangenschaft befreit. Mit großer Spannung erwarten wir die Fortsetzung der geheimnisvollen Geschichte. LORENZO RAVAGLI
Tad Williams: "Otherland". Band 1: Stadt der goldenen Schatten. Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1998. 919 S., geb., 49,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unheimliches im Netz: Tad Williams Roman "Otherland"
Am ehesten läßt sich Fantasy mit den klassischen Volksmärchen vergleichen. In der Regel spielen die Fantasy-Geschichten in einer fernen Vergangenheit, als die Menschen noch Umgang mit Elfen, Zwergen und Riesen pflegten, Magie zum Alltag gehörte, Wissende die Sprache der Tiere verstanden und das Böse in Gestalt von Trollen, Orks und Drachen das fröhliche, pittoreske Leben in einer von Technik unberührten Kultur bedrohte. Zu Beginn dieses Jahrhunderts wagten sich nur wenige Schriftsteller auf das Gelände der Fantasy. Gegenwärtig wird der Markt von Fanatasy überschwemmt wie vor zwanzig Jahren von der Science-fiction. Die Fantasy löst den Science-fiction in seiner Popularität ab. Bekannt sind "Alice im Wunderland", "Der Herr der Ringe", die Bücher von Carlos Castaneda. Doch viele Titel sind in deutscher Übersetzung nicht greifbar. Mancher Science-fiction bewegte sich an der Grenze zur Fantasy, zum Beispiel der Zyklus von Philip José Farmer. Tolkiens "Herr der Ringe" war ein Kultbuch. Seine wunderschöne, mit Spott und englischem Aristokratismus gewürzte Erzählung von den Hobbits, Elfen und Zwergen rührte nicht nur Kinderherzen.
Der Kampf gegen das Böse ist das Thema der von zoroastrischem Geist durchdrungenen Fantasy-Literatur. Meist geht es um Menschen, die vom Schicksal oder einem Kreis von Wissenden - Magiern und Zauberern - auserwählt werden und Prüfungen bestehen müssen, um den von Ausgeburten des Bösen bedrohten Frieden zu schützen. Neben Initiationswegen, auf denen die Auserwählten über sich selbst hinauswachsen, Furcht und Angst überwinden, um aus Liebe zu ihren Gefährten, zur Natur, zum Leben und zur Freiheit gegen die Übermacht zu kämpfen, spielen Gemeinschaften eine Rolle. In ihren Auseinandersetzungen mit Orks, Wasserdrachen, Garbogs oder Ringgeistern müssen sich die Gefährten bewähren, werden durch den Kampf für das Gute zusammengeschmiedet, und ihnen gelingt es meist, das Übel zu vertilgen. Dabei ist der Verzicht auf die Anwendung von Gewalt häufiger ausschlaggebend als die Macht, durch deren Mißbrauch das Böse erst bedrohlich wird. Insofern kann man vom Manichäismus mancher Fantasy-Texte sprechen. Das gilt vor allem für die Bücher von Tad Williams, den "neuen Tolkien".
Der Fantasy-Zyklus über das Land Osten Ard in vier Bänden, "Der Drachenbeinthron", "Der Abschiedsstein", "Die Nornenkönigin" und "Der Engelsturm", zeigt Tad Williams als einen Autor von hoher Sprachbegabung, von großem dramaturgischem Können und einer staunenswerten Phantasie. Die Chroniken von Osten Ard handeln vom Kampf des Simon Mondkalb mit Ineluki Sturmkönig, einem der schwarzen Magie verfallenen Elfen, der nur dank der Freundschaft zwischen Zwergen, Menschen und Trollen und durch Liebe gewonnen wird. Die Geschichte spielte wie jeder klassische Fantasy in einem Land vor unserer Zeitrechnung, von dem nur die entfesselte Phantasie etwas weiß. Seinen neuen Zyklus verlegt Tad Williams in die Zukunft, und er ist damit kein reiner Fantasy. Williams verschmilzt einen Abkömmling des Science-fiction, den Cyberpunk, mit der Fantasy. Von diesem neuen Geschichtenkreis mit dem Titel "Otherland" (Anderwelt) ist der erste Band auf deutsch erschienen, die Übersetzung des zweiten angekündigt. Die Bände drei und vier sind noch gar nicht geschrieben. "Die Stadt der goldenen Schatten" lautet der erste Band, die folgenden "Fluß des blauen Feuers", "Berg des schwarzen Glases" und "Meer des silbernen Lichts".
Cyberpunk befreit den Science-fiction von der Techniklastigkeit. Die Star-Wars-Kultfilme gründen auf dem Mythos der Technik, wenn auch die wahre Macht sich im Besitz dessen befindet, der sich selbst bezwingt, wie Meister Yoda Luke Skywalker belehrt. Cyberpunk schlägt eine Brücke zwischen dem Zukunftsroman und dem Märchen für Erwachsene. Doch ist der Horizont von "Otherland" weiter als zum Beispiel der von Barry Giffords "Newromancer". Nachdem die Hauptfiguren mit Hilfe ihrer Terminals, Datenbrillen oder gar Synapsenimplantate in den Cyberspace eingetaucht sind, öffnet sich vor ihnen eine gigantische Welt aus Simulationen, die der realen Welt nicht nachsteht.
Wer sich nach Otherland aufmacht, der kann sich darin verlieren wie in einem Spinnwebenwald. Diesem Schicksal erliegen einige der jugendlichen Cyberjunkies, die sich in Anderwelt einloggen, nicht mehr zurückfinden und ins Koma fallen. Irene Sulawyo entdeckt, daß es sich um mehr als ein normales Koma handelt, als sie nach ihrem kleinen Bruder fahndet, der nach einem Ausflug in die Anderwelt nicht mehr ins reale Leben zurückgekehrt ist. Es stellt sich heraus, daß das Netz viele Ebenen besitzt und daß manche Ebenen für normale Sterbliche unzugänglich sind. Wenn man sie mit Hilfe einer falschen Identität betritt, kann das im realen Leben gefährliche, gar tödliche Konsequenzen haben. Zusammen mit ihren Freunden, zu denen auch der Buschmann !Xabbu gehört, findet Irene heraus, daß im Netz ein Machtkampf um Systemressourcen und die Kontrolle über virtuelle Informationsströme tobt. Doch damit nicht genug: Diejenigen, die alle Macht besitzen, befriedigen noch ein anderes Verlangen. Was es damit auf sich hat, das erfährt der Leser im ersten Band nicht. Die goldene Stadt ist das Lockmittel, die Opfer sind arme Seelen, die sich im Nirgendwo zwischen Bits und Bytes verirren und manchmal nicht mehr zurückfinden.
Eine geheimnisvolle "Gralsbruderschaft" taucht im Zusammenhang mit diesen verlorenen Seelen auf. Eine Gruppe findet sich zusammen, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen. Neben Irene Sulawyo gehören dazu der schon erwähnte Buschmann mit dem Herzen eines Dichters und der Seele eines Schamanen, der vierzehnjährige Orlando und vielleicht sogar der sonderbare Mister Sellars, der ein verborgenes Leben in einem alten Schuppen führt und dank der Hilfe eines kleinen Mädchens sich aus der Gefangenschaft befreit. Mit großer Spannung erwarten wir die Fortsetzung der geheimnisvollen Geschichte. LORENZO RAVAGLI
Tad Williams: "Otherland". Band 1: Stadt der goldenen Schatten. Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1998. 919 S., geb., 49,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2001Virtuelle Ritterwelt
Dritter Band des Otherland-Epos
Er wünschte sich auf einmal”, bekennt Rechtsanwalt Catur Ramsey, einer der Akteure in Tad Williams’ Otherland, „er hätte zu einer Zeit, wo er sich noch voll auf Scheinwelten einlassen konnte, einen Ort wie Mittland gefunden. ” Gerade stiefelt er als Söldner „Kätor von Rhamsi” durch die virtuelle Ritterwelt, fühlt sich wie ein Tourist, ja noch schlimmer, „wie Wendy und ihre Brüder, die mit dem Erwachsenwerden das Niemalsland des Peter Pan verloren hatten”.
Den Lesern von Band III der Otherland-Tetralogie, Berg aus schwarzem Glas, geht es nicht anders. Immerhin können sie sich 826 Seiten lang in Tad Williams’ Niemalsland der nahen Zukunft verlieren. Abenteuertourismus in heimischer Leselandschaft also, mit allen Überraschungen realer und virtueller Szenarien des Jahres 2050. Wer schließlich an der Seite eines Häufchens Aufrechter ins Hier und Jetzt zurückkehrt, der fühlt sich ähnlich gereift und gerädert wie damals, als er mit Tolkien und einem martialischen Männerbund zwischen Auenland und Mordor unterwegs war. Im Unterschied dazu haben die Besucher Otherlands allerdings den Vorteil, Männchen und Weibchen kennenzulernen, deren Gebaren zudem weit vertrauter sein dürfte als das der illustren Hobbitgesellschaft.
„Catch them by surprise”, hat Tad Williams einmal die Methode genannt, mit der er jüngere und ältere Leser gleichermaßen für seine unendliche Cyberspace-Geschichte gewinnen wollte. Es ist ihm tatsächlich gelungen: Mit einem furiosen Genremix aus Fantasy, Reality und Science Fiction und vielen eigenwillig interpretierten Motiven aus Märchen und Mythen, aus der klassischen Literatur, aus Kinderbüchern, aus Comic- und Popart, ja sogar aus Filmstoffen. Selbst den Kampf um Troja müssen die Helden durchleiden, und damit nicht genug: die Irrfahrten des Odysseus noch dazu, ausnahmsweise rückwärts. „Williams klaut ja wie ein Rabe”, mögen manche zwischenrufen. In der Tat. Aber er macht es gut, mit exzellenten literarischen und technologischen Kenntnissen und bewundernswerten dramaturgischen Talenten.
Zur Erinnerung: Otherland ist ein unvorstellbar komplexes Netzwerk, das sich die mächtigsten Menschen der Welt Mitte des 21. Jahrhunderts erschaffen ließen, um auf mysteriöse Weise ewig leben zu können. Zeitgleich fielen weltweit abertausende junge Cyberspacefreaks ins Koma. Warum das geschah, erfährt man hoffentlich im vierten Band, Meer des silbernen Lichts (er soll im Herbst erscheinen) ohne esoterische Verbiegungen. In den letzten Kapiteln von Berg aus schwarzem Glas geht es nämlich – zumindest für Anhänger der Realitätsfraktion – so mystisch zu, dass einem blümerant werden kann. „Alles bloß eine Metapher”, lässt Tad Williams erfreulicherweise eine der Hauptpersonen sagen. Die Realos können sich also wieder zurücklehnen und sich wie das couragierte Antihelden-Duo Renie und !Xabbu in ihren altmodischen Wannentanks fühlen. Dort lagern sie mit Kathetern, Schläuchen, Infusionsröhrchen, Gesichtsmasken, Ohrenstöpseln und Sensoren behaftet in plasmodalem Gel und irren zeitgleich – mit einigen anderen Couragierten – illegal durch die schreckerregenden Welten von Otherland, um dem Geheimnis der komatösen Kinder auf die Spur zu kommen. Zu allem Unglück hängen sie nach wie vor im Netz fest: Die Off- line ist gekappt. – Man sieht: Das heutige Internet ist Babykram gegenüber dem vernetzten Horror der nahen Zukunft. Trotz durchweg pessimistischer Gesellschaftsvisionen schwebt in und über der Geschichte stets ein Wölkchen aus Ironie und Selbstironie. Das geschieht nicht gerade oft im Fantasygewerbe. Den Stoff, den ein anderer großer Genreakrobat, der Engländer Philip Pullman, in His Dark Materials philosophisch abtastet und zunehmend verklausuliert, den ergreifen Tad Williams und seine Gestalten mit allen zur Verfügung stehenden Sensoren und jonglieren ihn munter durch die Welten. Hoffentlich kann Williams diesen lang gezogenen Balanceakt souverän beenden, ohne einfache Lösungen, ohne mystischen Firlefanz und ohne Absturz. (ab 15 Jahre)
SIGGI SEUSS
TAD WILLIAMS: Otherland. Berg aus schwarzem Glas. Aus dem Englischen übersetzt von Hans-Ulrich Möhring. Verlag Klett-Cotta 2001. 826 Seiten, 49,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Dritter Band des Otherland-Epos
Er wünschte sich auf einmal”, bekennt Rechtsanwalt Catur Ramsey, einer der Akteure in Tad Williams’ Otherland, „er hätte zu einer Zeit, wo er sich noch voll auf Scheinwelten einlassen konnte, einen Ort wie Mittland gefunden. ” Gerade stiefelt er als Söldner „Kätor von Rhamsi” durch die virtuelle Ritterwelt, fühlt sich wie ein Tourist, ja noch schlimmer, „wie Wendy und ihre Brüder, die mit dem Erwachsenwerden das Niemalsland des Peter Pan verloren hatten”.
Den Lesern von Band III der Otherland-Tetralogie, Berg aus schwarzem Glas, geht es nicht anders. Immerhin können sie sich 826 Seiten lang in Tad Williams’ Niemalsland der nahen Zukunft verlieren. Abenteuertourismus in heimischer Leselandschaft also, mit allen Überraschungen realer und virtueller Szenarien des Jahres 2050. Wer schließlich an der Seite eines Häufchens Aufrechter ins Hier und Jetzt zurückkehrt, der fühlt sich ähnlich gereift und gerädert wie damals, als er mit Tolkien und einem martialischen Männerbund zwischen Auenland und Mordor unterwegs war. Im Unterschied dazu haben die Besucher Otherlands allerdings den Vorteil, Männchen und Weibchen kennenzulernen, deren Gebaren zudem weit vertrauter sein dürfte als das der illustren Hobbitgesellschaft.
„Catch them by surprise”, hat Tad Williams einmal die Methode genannt, mit der er jüngere und ältere Leser gleichermaßen für seine unendliche Cyberspace-Geschichte gewinnen wollte. Es ist ihm tatsächlich gelungen: Mit einem furiosen Genremix aus Fantasy, Reality und Science Fiction und vielen eigenwillig interpretierten Motiven aus Märchen und Mythen, aus der klassischen Literatur, aus Kinderbüchern, aus Comic- und Popart, ja sogar aus Filmstoffen. Selbst den Kampf um Troja müssen die Helden durchleiden, und damit nicht genug: die Irrfahrten des Odysseus noch dazu, ausnahmsweise rückwärts. „Williams klaut ja wie ein Rabe”, mögen manche zwischenrufen. In der Tat. Aber er macht es gut, mit exzellenten literarischen und technologischen Kenntnissen und bewundernswerten dramaturgischen Talenten.
Zur Erinnerung: Otherland ist ein unvorstellbar komplexes Netzwerk, das sich die mächtigsten Menschen der Welt Mitte des 21. Jahrhunderts erschaffen ließen, um auf mysteriöse Weise ewig leben zu können. Zeitgleich fielen weltweit abertausende junge Cyberspacefreaks ins Koma. Warum das geschah, erfährt man hoffentlich im vierten Band, Meer des silbernen Lichts (er soll im Herbst erscheinen) ohne esoterische Verbiegungen. In den letzten Kapiteln von Berg aus schwarzem Glas geht es nämlich – zumindest für Anhänger der Realitätsfraktion – so mystisch zu, dass einem blümerant werden kann. „Alles bloß eine Metapher”, lässt Tad Williams erfreulicherweise eine der Hauptpersonen sagen. Die Realos können sich also wieder zurücklehnen und sich wie das couragierte Antihelden-Duo Renie und !Xabbu in ihren altmodischen Wannentanks fühlen. Dort lagern sie mit Kathetern, Schläuchen, Infusionsröhrchen, Gesichtsmasken, Ohrenstöpseln und Sensoren behaftet in plasmodalem Gel und irren zeitgleich – mit einigen anderen Couragierten – illegal durch die schreckerregenden Welten von Otherland, um dem Geheimnis der komatösen Kinder auf die Spur zu kommen. Zu allem Unglück hängen sie nach wie vor im Netz fest: Die Off- line ist gekappt. – Man sieht: Das heutige Internet ist Babykram gegenüber dem vernetzten Horror der nahen Zukunft. Trotz durchweg pessimistischer Gesellschaftsvisionen schwebt in und über der Geschichte stets ein Wölkchen aus Ironie und Selbstironie. Das geschieht nicht gerade oft im Fantasygewerbe. Den Stoff, den ein anderer großer Genreakrobat, der Engländer Philip Pullman, in His Dark Materials philosophisch abtastet und zunehmend verklausuliert, den ergreifen Tad Williams und seine Gestalten mit allen zur Verfügung stehenden Sensoren und jonglieren ihn munter durch die Welten. Hoffentlich kann Williams diesen lang gezogenen Balanceakt souverän beenden, ohne einfache Lösungen, ohne mystischen Firlefanz und ohne Absturz. (ab 15 Jahre)
SIGGI SEUSS
TAD WILLIAMS: Otherland. Berg aus schwarzem Glas. Aus dem Englischen übersetzt von Hans-Ulrich Möhring. Verlag Klett-Cotta 2001. 826 Seiten, 49,90 Mark.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ein "einzigartiges Kunstwerk" haben Walter Adler und sein "gigantisches" Team von 250 Mitarbeitern mit der Vertonung von Tad Williams' Fantasy-Epos "Otherland" geschaffen, jubelt Rezensent Siggi Seuss. Vier mal sechs Stunden kann man seit kurzem in der Zukunftswelt versinken, die Williams' auf über 3.000 Seiten entwickelt hat. Und so "vielschichtig und vielstimmig" wie die Vorlage ist nach Ansicht des Kritikers auch das Hörprojekt. Setzt es doch die "literarische Geisterbahnfahrt" auf derart "betörende" Weise in Töne, dass man einfach zuhören muss. Selbst wenn Williams-Neulinge wohl auch nach sechsstündigem Lauschen nicht ganz verstehen dürften, "was eigentlich Sache ist." Der Titel "größtes Hörspielprojekt" der deutschen Rundfunkgeschichte sei "Otherland" jedenfalls sicher - und außerdem der Beweis erbracht, dass die Ära des Hörspiels noch lange nicht vorbei ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Seitdem der amerikanische Schriftsteller Tad Williams seinen "Otherland"-Zyklus publiziert hat, ist im Bereich der literarischen Fantasy nicht mehr wie zuvor.« Andreas Platthaus, Stuttgarter Zeitung, 13.07.2013 Andreas Platthaus Stuttgarter Zeitung 20130713