Henning Venske ist einer der wichtigsten sarischen Autoren und politischen Kabarettisten in Deutschland. Doch nur weil er nun aus Anlass seines 80. Geburtstages Abschied von der Kabarettbühne nimmt, heißt das noch lange nicht, dass die satirische Lästerzunge nun plötzlich altersmilde geworden ist. Im Gegenteil: Warum, fragt Venske, fischen wir anderen Leute Küsten leer? Warum roden wir deren Regenwälder, warum zwingen wir armen Ländern Freihandelsverträge auf, warum födern wir den Hunger in der Welt, warum rüsten wir Diktaturen und Despoten mit Waffen aus, und warum produzieren wir immer mehr Flüchtlinge? Weil unser Staat eine Organisation zur Mästung des Kapitals ist und deswegen der Verarmung von Millionen Menschen keinesfalls im Wege zu stehen will - darum.
buecher-magazin.deGut, Henning Venske ist ein Denkmal, einer der letzten Vertreter eines aufklärerisch-kritisch politischen Kabaretts. Also einer im Grunde schon untergegangen Bühnenkunst. Und er hat ja auch noch seine sehr gewitzten Momente, etwa, wenn er Silikonbrüste und aufgespritzte Lippen genauso als Symptome einer unemanzipierten Weiblichkeit deutet wie den Schleier bei Musliminnen. Und wenn er am Schluss seines satirischen Sammelsuriums noch einmal alle Bundeskanzler und –präsidenten und damit die ganze Geschichte der Bundesrepublik Revue passieren lässt, dann sind viele seiner Spitzen ja auch treffsicher. Aber muss man sich immer wieder Bayernbashing anhören? Dass die CSU keine Partei, sondern ein „Geisteszustand“ sei, klingt ganz schön abgehangen. Und wenn er über den Kölner und Mainzer Karneval lästert, dann ist das auch nicht mehr als alt-linkes Repertoire, zu oft schon gehört. Sein gesprochenes Vermächtnis ermüdet schnell, auch weil seine Stimme müde wirkt. Vielleicht liegt es aber auch an der schieren Länge dieser gesprochenen Abrechnung. Oder daran, dass eine Persönlichkeit wie er einfach auf der Bühne erlebt werden muss. Venske allein im Ohr zündet schwach.
Ein Urgestein des politischen Kabaretts spricht sein Resümee. Etwas schleppend in Gedanken wie in Präsentation.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Ein Urgestein des politischen Kabaretts spricht sein Resümee. Etwas schleppend in Gedanken wie in Präsentation.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Wie im klassischen Kabarett üblich wird da, sprachlich geschliffen, mal mit dem Florett mal mit der Streitaxt ausgeteilt. Natürlich trägt Venske seine Texte selbst am besten vor.