Christian Zaschke ist Mitte dreißig, als er eines Tages feststellt, dass sich zwei seiner bis dahin wenig beachteten Bandscheiben definitiv nicht mehr da befinden, wo sie hingehören. Klingt nicht besonders witzig, und achtzig Prozent der Deutschen sind mit dem Phänomen mehr oder weniger vertraut, weil sie mindestens einmal im Leben an starken Rückenschmerzen leiden. Besonders witzig wird es dann aber doch, wenn man wie Zaschke auf eine nicht repräsentative Auswahl dieser achtzig Prozent trifft, die in einer Reha-Klinik in Bad Aibenhausen versucht, die Sache wieder in den Griff zu bekommen. Er erzählt von seiner absurden Reise durch eine ganz eigene Welt – eine unverschämt lustige Geschichte, auch wenn sie nicht den Schmerz verschweigt, den zwei Bandscheibenvorfälle bedeuten. Zaschke begegnet seltsamen Ärzten, skurrilen Patienten, schweigsamen Masseuren, einem einarmigen Banditen und erstaunlich vielen Menschen voller Lebenslust und Humor, die ihn auf seiner Tour de Force auf dem Weg zur Genesung begleiten. Wenn man dieses Buch liest, wünscht man sich fast, es auch mal so richtig am Rücken zu haben. Aber das dann doch nur fast.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2009Literatur II Es muss ja nicht immer gleich Schadenfreude bedeuten, wenn man sich über das Leiden anderer amüsiert: Es ist eher eine unerwartete Glückseligkeit, die sich bei der Lektüre von Christian Zaschkes Buch "Tanz den Fango mit mir" (Goldmann, 14,95 Euro) breitmacht. Zwei Bandscheibenvorfälle sind für den Sportreporter der "Süddeutschen Zeitung" die Eintrittskarte in eine Welt voller Wunder, als welche sich die Reha-Klinik in Bad Aibenhausen nach und nach entpuppt. Es ist eine Welt, in der die Kranken viel zu sehr mit den besonderen sozialen Bedingungen beschäftigt sind, als dass sie sich noch um ihre Schmerzen kümmern könnten, und die Lahmen nachts beseelt und ohne Krücken aus der nahegelegenen Diskothek zurückkehren. Was zunächst als Tristesse anmutet, entpuppt sich immer mehr als utopischer Entwurf einer fürsorglichen Gesellschaft: "Wie könnte man einen Ort nicht mögen", fragt Zaschke am Ende, "an dem fast alle Tische und Stühle mit kleinen Halterungen versehen waren, in die man passgenau die Krücken klemmen konnte?" Ein "Zauberberg" für Kassenpatienten.
stau
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Atemlos hört man dieser Fallbeschreibung zu." Der Tagesspiegel, Berlin