Der Henker wetzt schon das Schwert, mit dem er Schah-Razade, wie allen ihren Vorgängerinnen, im Morgengrauen den Kopf abschlagen soll. Aber sie, mit dem Todesmut der Dichterin, beginnt zu erzählen – und wandelt von Erzählung zu Erzählung den barbarischen Sultan in einen immer zivilisierteren Herrscher.
Und Schah-Razades Geschichten sind verschlungen wie die Muster auf dem Perser-Teppich, auf den sich die Sprecher Eva Mattes und Jörg Gudzuhn vor dem Mikrophon lagern. Ihre entspannte Haltung verrät schon etwas über die Kunst der Inszenierung: Sie wahrt jene sinnliche Atmosphäre der Rahmenerzählung, in der der Regent an Schah-Razade geschmiegt im Bett liegt und ihren Märchen lauscht.
Die Märchen aus 1001 Nacht werden im Bett erzählt, weshalb sie sich ideal für Hörspiele eignen, die man sich zu später Stunde anhören möchte. Bereit entführt zu werden in eine untergegangene Welt voller Geräusche und Klänge, in glitzernde Basare, auf einer Planke im Meer treibend oder neben den Springbrunnen der Paläste ruhend – in der Vorstellung wenigstens, die das Hörspiel mit über 22 Stimmen beflügelt. Die Musik von Günter Baby Sommer unterstützt mit Trommeln, Flöte und Gong die suggestive Stimmung der exotisch-sinnlichen Ferne, die unser Ohr mit dem Orient verbindet.
Und Schah-Razades Geschichten sind verschlungen wie die Muster auf dem Perser-Teppich, auf den sich die Sprecher Eva Mattes und Jörg Gudzuhn vor dem Mikrophon lagern. Ihre entspannte Haltung verrät schon etwas über die Kunst der Inszenierung: Sie wahrt jene sinnliche Atmosphäre der Rahmenerzählung, in der der Regent an Schah-Razade geschmiegt im Bett liegt und ihren Märchen lauscht.
Die Märchen aus 1001 Nacht werden im Bett erzählt, weshalb sie sich ideal für Hörspiele eignen, die man sich zu später Stunde anhören möchte. Bereit entführt zu werden in eine untergegangene Welt voller Geräusche und Klänge, in glitzernde Basare, auf einer Planke im Meer treibend oder neben den Springbrunnen der Paläste ruhend – in der Vorstellung wenigstens, die das Hörspiel mit über 22 Stimmen beflügelt. Die Musik von Günter Baby Sommer unterstützt mit Trommeln, Flöte und Gong die suggestive Stimmung der exotisch-sinnlichen Ferne, die unser Ohr mit dem Orient verbindet.
"Unbedingt hören, wenn die Kinder im Bett sind."
(BRIGITTE)
(BRIGITTE)
Gedudel, Gestöhne
Bei Anhören Mord: 1001 Nacht als Hörspiel
Tausendundeine Nacht lang erzählt Scheherazade dem König märchenhafte Geschichten. Sie kennt seine schlechte Angewohnheit, seinen Geliebten, nachdem sie einmal das Lager mit ihm geteilt haben, den Kopf abschlagen zu lassen. Ihr gelingt es, indem sie die Spannung beständig aufrecht erhält, diesem Schicksal zu entkommen. Ob den König allerdings auch die Hörspielversion Helma Sanders-Brahms vom Morden abgehalten hätte, ist fraglich.
Die Sprecher agieren mal überdreht, mal komatös, ihr Auftritt hört sich an wie mittelmäßiges Laientheater. Die Akustik klingt nach einem Unfall, Musik und Hintergrundgeräusche scheinen zufällig zusammengewürfelt, ein albernes Geklimper und Gedudel, dazu kommen noch peinliches Gestöhne und dämliche Ausrufe (ein fliegender Djin macht hier „Uiii!”). Allein in technischer Hinsicht ist dieses Hörspiel eine Katastrophe, man glaubt kaum, dass die Produktion vom erfahrenen Deutschlandradio stammt und der renommierte Hörverlag sich so tief unter sein Niveau wagt. Darüber kann auch eine luxuriöse Verpackung nicht hinwegtäuschen.
Am Schlimmsten aber ist der Versuch, aus der Geschichte von Nour-Eddin, Chams-Eddin und ihren Kindern, die Scheherazade von der achten bis zur zehnten Nacht erzählt, eine erotische Geschichte zu machen. Kaum je gelingt es, allein mit Mitteln der Akustik, Erotik zu erzeugen. In diesem Fall scheitert es nicht zuletzt an den flapsigen Dialogen, die wohl nur entfernt etwas mit dem Originaltext zu tun haben. „Ihr wollt Euren Schwanz in meinen Hintern stecken?” „Zum Beispiel.” „Ja, das mag ich eben nicht so gern, ehrlich gesagt. Ich nehme auch an, Ihr habt einen großen Schwanz?” „Ja, allerdings. Schließlich bin ich der Älteste eines großen und fruchtbaren Geschlechts.” Es ruhe in Frieden.
TOBIAS LEHMKUHL
TAUSENDUNDEINE NACHT: 8. und 10. Nacht. Hörspielbearbeitung: Helma Sanders-Brahms. Regie: Robert Matejka. Mit Eva Matthes, Jörg Gudzuhn, Christoph Eichhorn, Friedhelm Ptok, u.v.a.. Der Hörverlag, München 2003. 3 CD, 140 Minuten, 24,95 Euro.
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