Die witzigsten Geschichten passieren im Taxi - und die traurigsten auch"Ich meldete mich auf eine Anzeige, in der nicht nur Taxifahrer, sondern ausdrücklich auch Taxifahrerinnen gesucht wurden. 1983 war es in Stellenanzeigen noch nicht üblich, jedem Beruf auch eine weibliche Endung anzufügen. Man tat es nur, wenn man andeuten wollte, dass man praktisch jeden nahm."Die wunderbar lakonisch erzählte Geschichte einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt und die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, denen das Leben erst recht nichts schenkt. Skurril, erbarmungslos, ehrlich bis auf die Knochen - und in einer grandios komponierten Lesung von Anneke Kim Sarnau zu einem großen Kabinettstück tragischer Komik verdichtet.
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1 | Track 1 | 00:11:09 | |
2 | Track 2 | 00:09:01 | |
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6 | Track 6 | 00:06:31 | |
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8 | Track 8 | 00:08:07 | |
CD 2 | |||
1 | Track 1 | 00:10:45 | |
2 | Track 2 | 00:08:21 | |
3 | Track 3 | 00:05:00 | |
4 | Track 4 | 00:09:17 | |
5 | Track 5 | 00:10:40 | |
6 | Track 6 | 00:09:50 | |
7 | Track 7 | 00:11:50 | |
CD 3 | |||
1 | Track 1 | 00:06:15 | |
2 | Track 2 | 00:04:33 | |
3 | Track 3 | 00:07:22 | |
4 | Track 4 | 00:07:07 | |
5 | Track 5 | 00:08:56 | |
6 | Track 6 | 00:06:02 | |
7 | Track 7 | 00:07:04 | |
8 | Track 8 | 00:05:13 | |
9 | Track 9 | 00:07:07 | |
10 | Track 10 | 00:06:44 | |
CD 4 | |||
1 | Track 1 | 00:09:15 | |
2 | Track 2 | 00:06:10 | |
3 | Track 3 | 00:04:32 | |
4 | Track 4 | 00:06:35 | |
5 | Track 5 | 00:06:11 | |
6 | Track 6 | 00:06:44 | |
7 | Track 7 | 00:07:56 | |
8 | Track 8 | 00:04:30 | |
9 | Track 9 | 00:06:13 | |
10 | Track 10 | 00:16:08 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2008Einmal falsch abgebogen und nie wieder umgekehrt
Mit Karacho in die Lebens-Sackgasse: In ihrem Roman "Taxi" räumt Karen Duve abermals mit dem Vorurteil auf, dass Jungsein ein Freifahrtschein ins Glück ist.
Jugendliche Helden, die am Leben leiden, muten immer besonders tragisch an. Singt doch fast jeder Schlager davon, dass Glück samt seinen Sahnehäubchen "Liebe" und "Erfolg" ein Privileg der Jugend ist. Weswegen es umso bitterer erscheint, dass ausgerechnet die "beste Zeit des Lebens" für viele Heranwachsende nicht zuletzt aufgrund des äußeren Erwartungsdrucks zum Martyrium wird. Denn mit dem Jungsein allein ist es ja noch nicht getan. Man muss sich auch angemessen "jung" verhalten. Und das meint in westlich-kapitalistischen Gesellschaften vor allem: irre viel Spaß am Leben haben. Doch genau damit tun sich Karen Duves heranwachsende Heldinnen in der Regel denkbar schwer.
So bilanzierte schon die namenlose Ich-Erzählerin aus der 1999 erschienenen Kurzgeschichte "Keine Ahnung", nachdem sie gerade ihr Abitur bestanden hatte: "Mir war das Sein schon zu viel, ich wollte nicht auch noch etwas werden." Ein defätistischer Glaubenssatz, den nicht nur die Bulimie-Kranke Martina aus dem "Regenroman" ebenfalls sofort unterschrieben hätte, sondern auch die essgestörte Altersgenossin Anne Strehlau aus dem Nachfolger "Dies ist kein Liebeslied" von 2002, deren Überforderung mit dem "anstrengenden" Jungsein schließlich in 117 Kilogramm Übergewicht mündete.
Die hübsche Abiturientin Alexandra Herwig aus dem neuen Duve-Roman "Taxi" passt nun in dasselbe Heldinnen-Schema einer jungen Frau mit ausgeprägter Ich-Schwäche. Denn wenngleich Alexandra, die sich Alex nennt, mit ihrem Aussehen eigentlich ganz zufrieden ist, lastet doch auch auf ihr die Bürde des Chancenvorteils "Jugend". Weswegen sie (wie schon ihre Vorgängerinnen) wichtige Entscheidungen gern anderen überlässt, vornehmlich Männern.
Dieser Hang zur Selbstentmachtung zeigt sich schon auf der ersten Seite des Romans, wo erzählt wird, dass Alex ihren Eltern zuliebe eine Ausbildung bei einer Versicherung beginnt, sie aber vorzeitig abbricht, um danach zu Fuß von ihrem Wohnort Hamburg aus Richtung München zu laufen. Alex hofft verzweifelt, "dass sich unterwegs irgendetwas ergeben könnte". Doch natürlich ergibt sich nichts. Stattdessen macht der Bruder seiner verunsicherten Schwester nach deren Rückkehr nur noch mehr Zukunftspanik: "Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast, wenn du in der Gosse gelandet bist." Eine Drohung, die ihr den letzten Mut raubt. Alex traut sich endgültig nichts mehr zu, kein Studium, keine gehobene Ausbildung, sondern bewirbt sich kurzerhand als Taxifahrerin. Oder, wie sie in gewohnt unsentimental-lakonischer Duve-Manier begründet: "Drückerkolonne ging nicht, weil ich ja überhaupt kein Durchsetzungsvermögen hatte."
Ähnlich wie schon Anne aus "Dies ist kein Liebeslied", die in einer Hundeleinenfabrik arbeitete, hegt auch Alex eine selbsthasserische Lust an der Kränkung und strebt von vornherein einen niederen Status an. Denn von dort kann man zumindest nicht mehr so tief fallen und weckt keine Erwartungen, die viel unberechenbarer wären als das eigene Scheitern. Was für andere nur ein Übergangsjob ist, wird für Alex deswegen zum Schicksalsschlag, dem sie fatalistisch glaubt ausgeliefert zu sein. "Ich hatte es verratzt", redet sich die junge Taxifahrerin ein, "einmal falsch abgebogen, einmal den falschen Beruf gewählt, einmal den falschen Mann geküsst und dein ganzes Leben war verkorkst." Alex fühlt sich ohnmächtig einem undurchsichtigen und unentrinnbaren Gang der Dinge unterworfen, beruflich wie privat. Dass sie ihren Kollegen Dietrich gar nicht besonders mag, verhindert weder den ersten Kuss, der "höflicherweise" erfolgt, noch fünf gemeinsame Jahre. Auch vom nervigen Taxifahrerkreis aus Möchtegern-Intellektuellen und Hobbykünstlern lässt sich die einzige Frau in der Firma in Beschlag nehmen, die schon bald nur noch "Zwodoppelvier" heißt. (Wie alle Taxifahrer wird Alex nach der Nummer ihres Dienstwagens genannt.)
Mit Rüdiger, einem besonders gehässigen Frauenhasser, der gleichzeitig mit ihr Nachtschichten fährt, streitet sich Alex zwar immer wieder hitzig herum. Ansonsten aber bleibt sie aus lauter Angst vor Enttäuschungen lieber passive Voyeurin ihrer Biographie. Oder um es mit Silvia Plath zu sagen: Duves Ich-Erzählerin verharrt wie gelähmt unter der "Glasglocke", ohne Vision für ihr Leben. Nicht ohne Grund liest Alex in ihrer Freizeit am liebsten Bücher über "große Menschenaffen", bei denen jedes Herdenmitglied von der Gemeinschaft jenen festen Platz zugewiesen bekommt, den sie für sich selbst nicht erkennen kann.
Alex fühlt sich grundsätzlich fehl am Platz, wie "ein einzelner Orang Utan . . . im Schimpansengehege", irgendwie schief in die Welt gebaut, ohne zu wissen, wie sie etwas daran ändern könnte. Ihre education sentimentale verläuft entsprechend exakt umgekehrt zum klassischen Entwicklungsroman. Während der jugendliche Held der Literaturgeschichte traditionell mit großen Erwartungen startet, die rasch an Grenzen stoßen, ist die Jobberin Alex von vornherein so desillusioniert, dass es eigentlich nur noch aufwärtsgehen kann. Dieses Aufwärts nimmt dann seinen Anfang, als Alex in Gestalt des ebenso kleinwüchsigen wie selbstbewussten Psychologiestudenten Marco endlich jemanden trifft, der ihre defätistische Weltsicht wohltuend bricht. "Interessiert dich eigentlich noch etwas anderes außer deiner miesen Laune?", fragt Marco seine neue Bekanntschaft und bringt damit nicht nur die Verweigerungshaltung von Alex auf den Punkt, sondern auch deren rabenschwarze Grundhaltung ins Wanken. Denn natürlich ist der Alltag im Taxi nicht sonderlich geeignet, die ohnehin grau-schwarze Sichtweise der Erzählerin aufzuhellen. Entpuppen sich doch die meisten Fahrgäste als höchst unsympathische, wenn nicht gefährliche Zeitgenossen. Ständig wird Alex von Kunden beschimpft, gemaßregelt, um Geld betrogen, bedroht und schikaniert. Einmal bekommt sie sogar einen Fausthieb ins Gesicht.
Fast alle dieser Anekdoten beruhen auf eigenen Erlebnissen Karen Duves, die selbst dreizehn Jahre lang in Hamburg Taxi gefahren ist, oder stammen aus dem Kreis ihrer ehemaligen Kollegen. Doch in der Reihung wirken diese mehrheitlich trüben Taxi-Episoden etwas ermüdend. Die Autorin hat die Gefahr der drohenden Eintönigkeit offenbar gespürt und begegnet ihr, indem sie die Alltagsepisoden der Diensttouren und die Privatdramen ihrer Heldin einander abwechseln lässt. Karin Duves größte Begabung zeigt sich auch in "Taxi" deutlich: Sie liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht: "Der Flur war so trostlos wie die Gehirngänge eines Toten", heißt es etwa, wenn die Erzählerin die Wohnung eines Fahrgastes beschreibt. Ein anderes Mal sagt Alex, als sie eine Affäre mit einem benachbarten Journalisten anfängt, der sich als hyperaktiver Don Juan herausstellt: "Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich." Das sind abgrundtief bittere, treffsichere Sätze.
GISA FUNCK
Karen Duve: "Taxi". Roman. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit Karacho in die Lebens-Sackgasse: In ihrem Roman "Taxi" räumt Karen Duve abermals mit dem Vorurteil auf, dass Jungsein ein Freifahrtschein ins Glück ist.
Jugendliche Helden, die am Leben leiden, muten immer besonders tragisch an. Singt doch fast jeder Schlager davon, dass Glück samt seinen Sahnehäubchen "Liebe" und "Erfolg" ein Privileg der Jugend ist. Weswegen es umso bitterer erscheint, dass ausgerechnet die "beste Zeit des Lebens" für viele Heranwachsende nicht zuletzt aufgrund des äußeren Erwartungsdrucks zum Martyrium wird. Denn mit dem Jungsein allein ist es ja noch nicht getan. Man muss sich auch angemessen "jung" verhalten. Und das meint in westlich-kapitalistischen Gesellschaften vor allem: irre viel Spaß am Leben haben. Doch genau damit tun sich Karen Duves heranwachsende Heldinnen in der Regel denkbar schwer.
So bilanzierte schon die namenlose Ich-Erzählerin aus der 1999 erschienenen Kurzgeschichte "Keine Ahnung", nachdem sie gerade ihr Abitur bestanden hatte: "Mir war das Sein schon zu viel, ich wollte nicht auch noch etwas werden." Ein defätistischer Glaubenssatz, den nicht nur die Bulimie-Kranke Martina aus dem "Regenroman" ebenfalls sofort unterschrieben hätte, sondern auch die essgestörte Altersgenossin Anne Strehlau aus dem Nachfolger "Dies ist kein Liebeslied" von 2002, deren Überforderung mit dem "anstrengenden" Jungsein schließlich in 117 Kilogramm Übergewicht mündete.
Die hübsche Abiturientin Alexandra Herwig aus dem neuen Duve-Roman "Taxi" passt nun in dasselbe Heldinnen-Schema einer jungen Frau mit ausgeprägter Ich-Schwäche. Denn wenngleich Alexandra, die sich Alex nennt, mit ihrem Aussehen eigentlich ganz zufrieden ist, lastet doch auch auf ihr die Bürde des Chancenvorteils "Jugend". Weswegen sie (wie schon ihre Vorgängerinnen) wichtige Entscheidungen gern anderen überlässt, vornehmlich Männern.
Dieser Hang zur Selbstentmachtung zeigt sich schon auf der ersten Seite des Romans, wo erzählt wird, dass Alex ihren Eltern zuliebe eine Ausbildung bei einer Versicherung beginnt, sie aber vorzeitig abbricht, um danach zu Fuß von ihrem Wohnort Hamburg aus Richtung München zu laufen. Alex hofft verzweifelt, "dass sich unterwegs irgendetwas ergeben könnte". Doch natürlich ergibt sich nichts. Stattdessen macht der Bruder seiner verunsicherten Schwester nach deren Rückkehr nur noch mehr Zukunftspanik: "Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast, wenn du in der Gosse gelandet bist." Eine Drohung, die ihr den letzten Mut raubt. Alex traut sich endgültig nichts mehr zu, kein Studium, keine gehobene Ausbildung, sondern bewirbt sich kurzerhand als Taxifahrerin. Oder, wie sie in gewohnt unsentimental-lakonischer Duve-Manier begründet: "Drückerkolonne ging nicht, weil ich ja überhaupt kein Durchsetzungsvermögen hatte."
Ähnlich wie schon Anne aus "Dies ist kein Liebeslied", die in einer Hundeleinenfabrik arbeitete, hegt auch Alex eine selbsthasserische Lust an der Kränkung und strebt von vornherein einen niederen Status an. Denn von dort kann man zumindest nicht mehr so tief fallen und weckt keine Erwartungen, die viel unberechenbarer wären als das eigene Scheitern. Was für andere nur ein Übergangsjob ist, wird für Alex deswegen zum Schicksalsschlag, dem sie fatalistisch glaubt ausgeliefert zu sein. "Ich hatte es verratzt", redet sich die junge Taxifahrerin ein, "einmal falsch abgebogen, einmal den falschen Beruf gewählt, einmal den falschen Mann geküsst und dein ganzes Leben war verkorkst." Alex fühlt sich ohnmächtig einem undurchsichtigen und unentrinnbaren Gang der Dinge unterworfen, beruflich wie privat. Dass sie ihren Kollegen Dietrich gar nicht besonders mag, verhindert weder den ersten Kuss, der "höflicherweise" erfolgt, noch fünf gemeinsame Jahre. Auch vom nervigen Taxifahrerkreis aus Möchtegern-Intellektuellen und Hobbykünstlern lässt sich die einzige Frau in der Firma in Beschlag nehmen, die schon bald nur noch "Zwodoppelvier" heißt. (Wie alle Taxifahrer wird Alex nach der Nummer ihres Dienstwagens genannt.)
Mit Rüdiger, einem besonders gehässigen Frauenhasser, der gleichzeitig mit ihr Nachtschichten fährt, streitet sich Alex zwar immer wieder hitzig herum. Ansonsten aber bleibt sie aus lauter Angst vor Enttäuschungen lieber passive Voyeurin ihrer Biographie. Oder um es mit Silvia Plath zu sagen: Duves Ich-Erzählerin verharrt wie gelähmt unter der "Glasglocke", ohne Vision für ihr Leben. Nicht ohne Grund liest Alex in ihrer Freizeit am liebsten Bücher über "große Menschenaffen", bei denen jedes Herdenmitglied von der Gemeinschaft jenen festen Platz zugewiesen bekommt, den sie für sich selbst nicht erkennen kann.
Alex fühlt sich grundsätzlich fehl am Platz, wie "ein einzelner Orang Utan . . . im Schimpansengehege", irgendwie schief in die Welt gebaut, ohne zu wissen, wie sie etwas daran ändern könnte. Ihre education sentimentale verläuft entsprechend exakt umgekehrt zum klassischen Entwicklungsroman. Während der jugendliche Held der Literaturgeschichte traditionell mit großen Erwartungen startet, die rasch an Grenzen stoßen, ist die Jobberin Alex von vornherein so desillusioniert, dass es eigentlich nur noch aufwärtsgehen kann. Dieses Aufwärts nimmt dann seinen Anfang, als Alex in Gestalt des ebenso kleinwüchsigen wie selbstbewussten Psychologiestudenten Marco endlich jemanden trifft, der ihre defätistische Weltsicht wohltuend bricht. "Interessiert dich eigentlich noch etwas anderes außer deiner miesen Laune?", fragt Marco seine neue Bekanntschaft und bringt damit nicht nur die Verweigerungshaltung von Alex auf den Punkt, sondern auch deren rabenschwarze Grundhaltung ins Wanken. Denn natürlich ist der Alltag im Taxi nicht sonderlich geeignet, die ohnehin grau-schwarze Sichtweise der Erzählerin aufzuhellen. Entpuppen sich doch die meisten Fahrgäste als höchst unsympathische, wenn nicht gefährliche Zeitgenossen. Ständig wird Alex von Kunden beschimpft, gemaßregelt, um Geld betrogen, bedroht und schikaniert. Einmal bekommt sie sogar einen Fausthieb ins Gesicht.
Fast alle dieser Anekdoten beruhen auf eigenen Erlebnissen Karen Duves, die selbst dreizehn Jahre lang in Hamburg Taxi gefahren ist, oder stammen aus dem Kreis ihrer ehemaligen Kollegen. Doch in der Reihung wirken diese mehrheitlich trüben Taxi-Episoden etwas ermüdend. Die Autorin hat die Gefahr der drohenden Eintönigkeit offenbar gespürt und begegnet ihr, indem sie die Alltagsepisoden der Diensttouren und die Privatdramen ihrer Heldin einander abwechseln lässt. Karin Duves größte Begabung zeigt sich auch in "Taxi" deutlich: Sie liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht: "Der Flur war so trostlos wie die Gehirngänge eines Toten", heißt es etwa, wenn die Erzählerin die Wohnung eines Fahrgastes beschreibt. Ein anderes Mal sagt Alex, als sie eine Affäre mit einem benachbarten Journalisten anfängt, der sich als hyperaktiver Don Juan herausstellt: "Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich." Das sind abgrundtief bittere, treffsichere Sätze.
GISA FUNCK
Karen Duve: "Taxi". Roman. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main