DON'T MISS BRIDGE OF CLAY, MARKUS ZUSAK'S FIRST NOVEL SINCE THE BOOK THIEF. The extraordinary #1 New York Times bestseller that is now a major motion picture, Markus Zusak's unforgettable story is about the ability of books to feed the soul. Nominated as one of America's best-loved novels by PBS's The Great American Read. When Death has a story to tell, you listen. It is 1939. Nazi Germany. The country is holding its breath. Death has never been busier, and will become busier still. Liesel Meminger is a foster girl living outside of Munich, who scratches out a meager existence for herself by stealing when she encounters something she can't resist-books. With the help of her accordion-playing foster father, she learns to read and shares her stolen books with her neighbors during bombing raids as well as with the Jewish man hidden in her basement. In superbly crafted writing that burns with intensity, award-winning author Markus Zusak, author of I Am the Messenger, has given us one of the most enduring stories of our time. "The kind of book that can be life-changing." -The New York Times "Deserves a place on the same shelf with The Diary of a Young Girl by Anne Frank." -USA Today
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Frankfurter Allgemeine ZeitungDas Leben seiner Eltern
Markus Zusak ist jung, lebt in Australien und hat eines der besten Jugendbücher seit langem geschrieben: über Deutschland im Nationalsozialismus
Am Ende kriegt er sie doch. Er nimmt sie fest in seine Arme, nachdem er sie jahre-, jahrzehntelang lediglich von weitem anstarren konnte, und Liesel hat gegen seine Umarmung nichts einzuwenden. Nur als er ihr das alte Schreibheft in die Hand drückt, schaut sie ihn verwundert an. Ob er es gelesen hätte, fragt sie, und, als er nickt: "Hast du es verstanden?"
Der Tod, der Liesel von kleinauf kennt, der sie jetzt zu sich holt und sich ihr gegenüber endlich erklären kann, hat viele Male in Liesels Schreibheft geblättert. Dort hatte sie einst, ein Kind noch, am Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt, was ihr bei den Pflegeeltern in einer bayerischen Kleinstadt widerfahren ist, mit fanatischen Nazis und Mitläufern, mit dem im Keller versteckten Juden und dem Nachbarsjungen, der so hoffnungslos in sie verliebt war und nun einem Bombenangriff zum Opfer gefallen ist wie ihre Pflegeeltern auch. Der Tod hatte all dies beobachtet, er, der so sehr darauf achtet, nichts Menschliches an sich herankommen zu lassen, hatte sich auf das Unvernünftigste für das Mädchen interessiert, und so ist es nur recht, dass er es ist, der Liesels Geschichte in dem fast sechshundert Seiten starken Roman des jungen australischen Autors Markus Zusak erzählt.
Das Buch heißt "Die Bücherdiebin", und damit ist Zusak, der für seinen erzähltechnisch avancierten Roman "Der Joker" im vergangenen Jahr mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden ist, etwas Erstaunliches geglückt, ein Werk, das locker einige Regalmeter bemühter So-war-das-unterm-Hakenkreuz-Jugendbücher ganz staubig aussehen lässt. Zusak, dessen Eltern die Nazizeit in Süddeutschland überlebten und später nach Australien emigrierten, schöpft dabei ersichtlich aus ihren Erinnerungen. Natürlich hat er auch recherchiert, wie es in Frieden und Krieg im nationalsozialistischen Deutschland zuging, er streut auch diese angelesenen Kenntnisse dezent in seinen Roman, und so weit, bis eben auf die Dezenz, unterscheidet er sich nicht groß von anderen.
Das Besondere aber ist der Antagonismus zwischen dem uralten Erzähler, der alles gesehen hat und für den das Sterben nicht zuletzt ein Farbphänomen ist, das sich am Himmel zeigt, und der blutjungen, lebensgierigen Liesel, die ebenfalls viel gesehen hat, zu viel für ihr Alter. Gleich zu Beginn erlebt sie das Sterben ihres jüngeren Bruders (und der begleitet sie dann schemenhaft auf ihrem weiteren Weg), ihre Mutter, als Kommunistin in den Dreißigern in großer Gefahr, gibt das Mädchen zu Pflegeeltern, und die, deren Sprache so derb ist wie ihre Herzen golden, machen es dem Mädchen zwar so leicht wie möglich, aber möglich ist nicht viel.
Zusaks allgegenwärtiger Tod wirft Schlaglichter auf die Deutschen jener Jahre, er lässt die unterschiedlichsten Figuren und Haltungen deutlich werden, ohne dass man genau diesen Eindruck hätte: hier soll etwas deutlich werden. Seine Dreißiger und frühen Vierziger werden als Epoche plastisch, seine Figuren sind lebendig, und als er sie dann am Ende scharenweise an den Tod übergibt, formt sich daraus ein Panorama des Leids, das Fragen nach Schuld und Sühne keineswegs ausklammert, aber doch die Opfer ohne Unterschied betrauert. Dass all dies in eine überaus spannende Romanhandlung eingebettet ist, dass Zusak über einen souverän brüchigen Erzählduktus verfügt, macht diesen Roman übrigens zu einem Werk, das seine Wirkung nicht verfehlen wird. Nicht auf die Jugendlichen, denen es im Programm von CBJ angeboten wird, und nicht auf erwachsene Leser, die es in anderer Ausstattung bei Blanvalet finden.
Und? Hat der Tod verstanden? Er lässt sich nicht einmal in ihrer Sterbestunde von Liesel in die Karten blicken. Aber wie hätte er auch sonst so fulminant von ihr erzählen können?
TILMAN SPRECKELSEN
Markus Zusak: "Die Bücherdiebin". CBJ, München 2008, 592 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Markus Zusak ist jung, lebt in Australien und hat eines der besten Jugendbücher seit langem geschrieben: über Deutschland im Nationalsozialismus
Am Ende kriegt er sie doch. Er nimmt sie fest in seine Arme, nachdem er sie jahre-, jahrzehntelang lediglich von weitem anstarren konnte, und Liesel hat gegen seine Umarmung nichts einzuwenden. Nur als er ihr das alte Schreibheft in die Hand drückt, schaut sie ihn verwundert an. Ob er es gelesen hätte, fragt sie, und, als er nickt: "Hast du es verstanden?"
Der Tod, der Liesel von kleinauf kennt, der sie jetzt zu sich holt und sich ihr gegenüber endlich erklären kann, hat viele Male in Liesels Schreibheft geblättert. Dort hatte sie einst, ein Kind noch, am Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt, was ihr bei den Pflegeeltern in einer bayerischen Kleinstadt widerfahren ist, mit fanatischen Nazis und Mitläufern, mit dem im Keller versteckten Juden und dem Nachbarsjungen, der so hoffnungslos in sie verliebt war und nun einem Bombenangriff zum Opfer gefallen ist wie ihre Pflegeeltern auch. Der Tod hatte all dies beobachtet, er, der so sehr darauf achtet, nichts Menschliches an sich herankommen zu lassen, hatte sich auf das Unvernünftigste für das Mädchen interessiert, und so ist es nur recht, dass er es ist, der Liesels Geschichte in dem fast sechshundert Seiten starken Roman des jungen australischen Autors Markus Zusak erzählt.
Das Buch heißt "Die Bücherdiebin", und damit ist Zusak, der für seinen erzähltechnisch avancierten Roman "Der Joker" im vergangenen Jahr mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden ist, etwas Erstaunliches geglückt, ein Werk, das locker einige Regalmeter bemühter So-war-das-unterm-Hakenkreuz-Jugendbücher ganz staubig aussehen lässt. Zusak, dessen Eltern die Nazizeit in Süddeutschland überlebten und später nach Australien emigrierten, schöpft dabei ersichtlich aus ihren Erinnerungen. Natürlich hat er auch recherchiert, wie es in Frieden und Krieg im nationalsozialistischen Deutschland zuging, er streut auch diese angelesenen Kenntnisse dezent in seinen Roman, und so weit, bis eben auf die Dezenz, unterscheidet er sich nicht groß von anderen.
Das Besondere aber ist der Antagonismus zwischen dem uralten Erzähler, der alles gesehen hat und für den das Sterben nicht zuletzt ein Farbphänomen ist, das sich am Himmel zeigt, und der blutjungen, lebensgierigen Liesel, die ebenfalls viel gesehen hat, zu viel für ihr Alter. Gleich zu Beginn erlebt sie das Sterben ihres jüngeren Bruders (und der begleitet sie dann schemenhaft auf ihrem weiteren Weg), ihre Mutter, als Kommunistin in den Dreißigern in großer Gefahr, gibt das Mädchen zu Pflegeeltern, und die, deren Sprache so derb ist wie ihre Herzen golden, machen es dem Mädchen zwar so leicht wie möglich, aber möglich ist nicht viel.
Zusaks allgegenwärtiger Tod wirft Schlaglichter auf die Deutschen jener Jahre, er lässt die unterschiedlichsten Figuren und Haltungen deutlich werden, ohne dass man genau diesen Eindruck hätte: hier soll etwas deutlich werden. Seine Dreißiger und frühen Vierziger werden als Epoche plastisch, seine Figuren sind lebendig, und als er sie dann am Ende scharenweise an den Tod übergibt, formt sich daraus ein Panorama des Leids, das Fragen nach Schuld und Sühne keineswegs ausklammert, aber doch die Opfer ohne Unterschied betrauert. Dass all dies in eine überaus spannende Romanhandlung eingebettet ist, dass Zusak über einen souverän brüchigen Erzählduktus verfügt, macht diesen Roman übrigens zu einem Werk, das seine Wirkung nicht verfehlen wird. Nicht auf die Jugendlichen, denen es im Programm von CBJ angeboten wird, und nicht auf erwachsene Leser, die es in anderer Ausstattung bei Blanvalet finden.
Und? Hat der Tod verstanden? Er lässt sich nicht einmal in ihrer Sterbestunde von Liesel in die Karten blicken. Aber wie hätte er auch sonst so fulminant von ihr erzählen können?
TILMAN SPRECKELSEN
Markus Zusak: "Die Bücherdiebin". CBJ, München 2008, 592 Seiten, 19,95 Euro
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Extraordinary, resonant and relevant, beautiful and angry. Lisa Hilton Sunday Telegraph