Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2007Frau im Eis
Die Lese-Assoziationen zum Wolf sind vielfältig. Der eine denkt gleich an Jack Londons "Wolfsblut", die andere an "Die Wolfsfrau", der nächste an die Geschichte von Romulus und Remus. Alles davon passt in gewisser Weise gut zu diesem Roman, dessen darum gut gewählter Titel, "Die Zärtlichkeit der Wölfe", trotzdem in die Irre führt. Die achtunddreißigjährige schottische Autorin Stef Penney, deren Werk im Frühjahr als bester britischer Debütroman ausgezeichnet wurde und anschließend gar den Costa-Preis als Buch des Jahres gewann, hat die Handlung in Kanada im Jahr 1867 angesiedelt. Im Norden Ontarios sind die Winter hart, die Männer wortkarg und die Frauen von der Geschwätzigkeit jener, die nichts zu sagen haben. In der Siedlung Dove River gibt man sich nach außen zwar englisch zivilisiert, aber als der eigenbrötlerische Fellhändler Laurent Jammet eines Tages skalpiert in seinem Bett gefunden wird und der verschlossene Adoptivsohn der Familie Ross plötzlich verschwindet, gerät die Aussiedler-Gemeinde rasch in die Wallung von Verdächtigungen und Schuldzuweisungen. Mrs. Ross macht sich daraufhin auf den Weg in die Wildnis, um ihren Sohn zu finden und sich von dessen Unschuld zu überzeugen. Dabei stößt sie auf alte und neue Geheimnisse, ein verschollenes Mädchen aus dem Dorf, das zur Indianerin geworden ist, und auf merkwürdige Schriftzeichen. Die raffiniert erdachte und mit stilistischem Ehrgeiz geschriebene Geschichte, erzählt als Mischung aus Abenteuer-, Kriminal- und Liebesroman, überbrückt gelegentliche Untiefen der Handlung mit atmosphärisch dichten Schilderungen aus der Ära der Pelzhändler und gibt einen höchst passablen Schmöker für Winterabende am Kamin oder an anderen warmen Orten ab. (Stef Penney: "Die Zärtlichkeit der Wölfe". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Stefanie Retterbusch. Goldmann Verlag, München 2007. 544 S., geb., 19,95 [Euro].) fvl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Lese-Assoziationen zum Wolf sind vielfältig. Der eine denkt gleich an Jack Londons "Wolfsblut", die andere an "Die Wolfsfrau", der nächste an die Geschichte von Romulus und Remus. Alles davon passt in gewisser Weise gut zu diesem Roman, dessen darum gut gewählter Titel, "Die Zärtlichkeit der Wölfe", trotzdem in die Irre führt. Die achtunddreißigjährige schottische Autorin Stef Penney, deren Werk im Frühjahr als bester britischer Debütroman ausgezeichnet wurde und anschließend gar den Costa-Preis als Buch des Jahres gewann, hat die Handlung in Kanada im Jahr 1867 angesiedelt. Im Norden Ontarios sind die Winter hart, die Männer wortkarg und die Frauen von der Geschwätzigkeit jener, die nichts zu sagen haben. In der Siedlung Dove River gibt man sich nach außen zwar englisch zivilisiert, aber als der eigenbrötlerische Fellhändler Laurent Jammet eines Tages skalpiert in seinem Bett gefunden wird und der verschlossene Adoptivsohn der Familie Ross plötzlich verschwindet, gerät die Aussiedler-Gemeinde rasch in die Wallung von Verdächtigungen und Schuldzuweisungen. Mrs. Ross macht sich daraufhin auf den Weg in die Wildnis, um ihren Sohn zu finden und sich von dessen Unschuld zu überzeugen. Dabei stößt sie auf alte und neue Geheimnisse, ein verschollenes Mädchen aus dem Dorf, das zur Indianerin geworden ist, und auf merkwürdige Schriftzeichen. Die raffiniert erdachte und mit stilistischem Ehrgeiz geschriebene Geschichte, erzählt als Mischung aus Abenteuer-, Kriminal- und Liebesroman, überbrückt gelegentliche Untiefen der Handlung mit atmosphärisch dichten Schilderungen aus der Ära der Pelzhändler und gibt einen höchst passablen Schmöker für Winterabende am Kamin oder an anderen warmen Orten ab. (Stef Penney: "Die Zärtlichkeit der Wölfe". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Stefanie Retterbusch. Goldmann Verlag, München 2007. 544 S., geb., 19,95 [Euro].) fvl
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A fascinating, suspense-filled adventure, a refreshing contrast to the conventional murder mystery - Sunday Telegraph Sunday Telegraph