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"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber." In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor, die eine wertvolle Bibliothek besitzt. Dort macht Meggie eine überraschende Entdeckung. Und schon bald begreift sie, dass ihr Vater in großer Gefahr schwebt ... ..

Produktbeschreibung
"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber." In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor, die eine wertvolle Bibliothek besitzt. Dort macht Meggie eine überraschende Entdeckung. Und schon bald begreift sie, dass ihr Vater in großer Gefahr schwebt ... ..
Autorenporträt
Cornelia Funke, geboren 1958 in Dorsten / Westfalen, ist als Kinder- und Jugendbuchautorin international erfolgreich. Sie arbeitete zunächst als Pädagogin und studierte parallel dazu Buchillustration. Anschließend begann sie, Geschichten für Kinder zu schreiben und zu illustrieren. Der internationale Durchbruch als Autorin gelang ihr mit dem Roman "Herr der Diebe", der sich monatelang auf den US-Bestsellerlisten hielt. Ihre Bücher sind in über 40 Sprachen übersetzt. Cornelia Funke wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Internationalen Buchpreis CORINE" und zweimal mit dem "BookSense Book Of The Year Award". 2008 erhielt sie einen Bambi in der Kategorie Kultur sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande. Viele ihrer Romane wurden verfilmt, darunter "Herr der Diebe", "Die Wilden Hühner", "Hände weg von Mississippi" und "Tintenherz". Cornelia Funke lebt mit ihrer Familie in Los Angeles.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2013

Zehn Jahre
Tintenherz
Ein gelungenes Hörspiel nach
Cornelia Funkes Erfolgsroman
Herzlichen Glückwunsch! Zehn Jahre ist es her, seitdem Cornelia Funkes phantastischer Roman Tintenherz erschienen ist und Leser auf der ganzen Welt in seinen Bann geschlagen hat. Den Kampf des Bücherarztes Mo, dessen Tochter Meggie sowie deren bibliophiler Großtante Elinor gegen den Bösewicht Capricorn verschlangen allein hierzulande 1,7 Millionen Menschen. Weltweit waren es über 5 Millionen. Zahlen, die zeigen, dass sich Autoren irren können. Funke war sich damals sicher, dass das Buch „nur eine Geschichte für Büchersüchtige“ sei, „unverdaulich für alle, die nicht wie ich zwischen Stapeln von Gedrucktem leben“. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen. Pünktlich zum Jubiläum nimmt sich nun das Hörspiel des Weltbestsellers an, der nur auf den ersten Blick eine spannende Abenteuergeschichte erzählt. Im Grunde feiert Tintenherz einzig und allein die Magie des gedruckten Wortes. Über Elinors unzählige Bücher fällt die schöne Sentenz, sie seien „1000 Türen zu 1000 nie geschauten Welten“.
  Ein gelungenes Hörspiel lässt das gedruckte Wort lebendig werden. Es ist somit das ideale Genre für Cornelia Funkes durchaus postmodern zu nennenden Roman, dessen Clou ja ebenfalls in einem Akt der Verlebendigung besteht: Menschen aus Papier und Tinte, so der Plot, nehmen reale Gestalt an. Das Unheil beginnt, als Mo beim Vorlesen des Buches Tintenherz einige der fiktiven Figuren aus der Tintenwelt „herausliest“. Seitdem leben der Schurke Capricorn und seine finsteren Gehilfen Basta und Flachnase in der realen Welt, genauer: in Ligurien. Dort sorgen sie für Angst und Schrecken.
  Die Hörspieladaption unter der Regie von Frank Gustavus besticht durch ihre sorgfältige Machart. Das beginnt bei der Musik, geht weiter mit der Geräuschkulisse und endet bei den exzellenten Sprechern. Die Musik von Jan-Peter Pflug dient nicht nur als Hintergrundtapete, sondern ist Handlungsträger: Flöte, Harfe und Klavier geben der Geschichte ihren mystischen Anstrich; Streicher versprechen Gefahr. Dass man an einer Stelle gestochen scharf hört, wie dem gefühlskalten Capricorn die Fußnägel geschnitten werden, verstärkt beim Hörer den unangenehmen Eindruck, den man von dem hageren Gesellen bereits gewonnen hat. Und zeigt exemplarisch, wie viel Mühe man sich hier selbst mit dem nebensächlichsten Geräusch gemacht hat.
  Soll man einzelne Sprecher aus dem starken Ensemble hervorheben, dann fällt die Wahl auf Gerlinde Dillge und Lars Rudolph. Dillge verleiht Elinor ihre Stimme: patent und energisch klingt sie als Großtante, in einem Moment ist sie eine biestige alte Lady, in einem anderen freundlich und liebenswürdig. Rudolph ist als Sprecher fast schon abonniert auf fiese Gestalten. Warum, zeigt sich hier aufs Neue. Seinem mal gurgelnd lachenden, dann wieder kehlig raunenden Basta möchte man nachts nicht begegnen. Schaurig schön. Wie das ganze Hörspiel, das ein würdiges Geschenk zum runden Geburtstag von Tintenherz ist.
FLORIAN WELLE
  
  
Cornelia Funke:
Tintenherz. 2 CDs
ca. 160 Minuten.
Oetinger Audio 2013, 16,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2003

Zaubern mit Worten
Tiefrot und machtvoll: "Tintenherz" von Cornelia Funke

Die Hauptperson der Geschichte, das Mädchen Meggie, wird auf Seite 221 von einer Woge der Erleichterung ergriffen. "Es ist vorbei, dachte sie. Es ist wirklich vorbei." Der Leser aber wird sich mit wohligem Schaudern vergewissern, daß er noch fast zwei Drittel des Buches vor sich hat und daß daher vorerst nichts so schnell vorbei sein kann - zum Glück, wird er denken. Denn es handelt sich um das neue Buch von Cornelia Funke. Heute kommt mit ihm endlich eine neue, eine dritte Farbe auf die Tische der Kinderbuchabteilungen. Immer nur "Harry Potter" und die "Wilden Hühner", das wurde ja schon langweilig in diesem Sommer. "Tintenherz" ist tiefrot, dick und geheimnisvoll, und auch wenn es aus derselben Feder stammt wie die allseits beliebten "Wilden Hühner", ist es eine geradezu altmodisch eigenwillige Geschichte. Weder locker-leichter Serienstoff noch eine Nachahmung der Zauberlehrling-Story, wie wir sie jetzt häufig sehen.

Mit "Tintenherz" ist ein weiterer, ganz singulärer Schmöker da. Die Erleichterung auf Seite 221 ist nur ein kurzes Luftschnappen in der Wirklichkeit - Meggie wird in einem Café frühstücken, wird sich waschen, wird schlafen können -, aber dann geht es weiter hinab, hinab, hinab den Erzählfluß hinunter, die Strömung ist stark. Von Romanen, in denen man versinkt, sprechen wir, wenn eine Geschichte besonders spannend ist. Niemand kennt das besser als die zwölf Jahre alte Meggie. Sie ist eine solche Büchernärrin, daß man fast befürchten muß, die "Stiftung Lesen" wird mehr Sympathie für sie aufbringen als normale kindliche Leser, die ihre Begeisterung für raschelnde Seiten und das Gefühl beim Glattstreichen der Seiten nicht teilen können.

Cornelia Funke übertreibt es zu Beginn ein wenig mit der Bibliophilie ihrer Figuren. Aber da sie von Anfang an eine leise flüsternde Angst-Ahnung zwischen die Zeilen legt, wird niemand das Buch zuschlagen, nur weil darin ein paar Leute ein Riesengetue um Bücher machen. Das furchtsame Flüstern wird in demselben unmerklich langsamen Tempo zu einer lauten Stimme anschwellen, in dem beim Leser das Verständnis für die Bücherliebhaber wächst. Das merkt er aber gar nicht, weil er eben bald in der Geschichte versinkt. Allerdings geht es hier eher um das Auftauchen. Jeder, der gerne liest, hat wohl schon einmal mit dem Gedanken gespielt, nicht nur daß er in die Geschichten hineingehen könnte - diese Phantasie ist ebenfalls sehr beliebt und selbst schon ein Motiv großer Geschichten geworden -, sondern auch, daß seine Lieblingsfiguren plötzlich leibhaftig da sein könnten. Cornelia Funke hat dieses alte Gedankenspiel zur Grundlage von "Tintenherz" gemacht. Ihre Variation des Themas ist meisterhaft durchdacht, finster und bezwingend.

Es sind gewiß niemandes Lieblingsfiguren, die Meggies Vater Mo aus dem Buch mit dem Titel "Tintenherz" herausgelesen hat, damals, als er noch laut zu lesen wagte. Cockerell heißt einer, der schnell zur Flinte greift, Basta ist ein Meister darin, andere mit seinem Messer zu verunzieren, und der Böseste und Kälteste ist Capricorn, ihr Herrscher. Sie alle standen plötzlich drohend im Zimmer, während Mo seiner Frau aus dem Buch über sie vorlas und die kleine Meggie ein Bilderbuch betrachtete. Seitdem sind sie hinter Mo her, wollen zurückgelesen werden oder wenigstens das Buch erwischen, das ihre Heimat ist. Seitdem ist Teresa verschwunden, Meggies Mutter. Mo ahnt: Statt der brutalen Gestalten ist nun sie in "Tintenherz" gelandet. Deshalb kann er es nicht hergeben, versucht verzweifelt, sie wieder daraus hervorzulesen, immer auf der Hut vor den Männern Capricorns, die den Zauberer einfangen wollen, der sie nur mit seiner Stimme in eine so seltsame Wirklichkeit holte. "Zauberzunge" nennen sie ihn. Neun Jahre lang geht das schon so, ein Leben voller Vermissen, ein Leben auf der Flucht. Und Meggie weiß von nichts.

So geht es los. Zusammen mit Meggie erkennen wir nach und nach die Lage. Nun, da sie selbst bedroht ist, muß sie die Wahrheit wissen. Sie ist ihr ohnehin schon auf der Spur; seit Staubfinger aufgetaucht ist, eine ebenfalls aus "Tintenherz" hervor-gelesene Figur, kann Mo ihr nichts mehr vormachen. Auch Staubfinger sehnt sich zurück in sein Buch. In unserer Welt fühlt er sich unbehaust, ein müder Gaukler mit unbrauchbaren Fertigkeiten. Bald kommt noch Meggies Großtante Elinor dazu, eine fanatische Büchersammlerin, die nur zu ihren Sammelschätzen nett ist. Zähneknirschend macht sie sich mit Meggie auf den Weg, um den entführten Mo zurückzuholen.

Mit weit ausholender Geste zieht Cornelia Funke all diese Personen - und noch einige mehr - zusammen, schart sie um das Buch "Tintenherz" und um die Frage nach der Macht. Wer hat Macht über den Verlauf einer Geschichte, die Entwicklung eines Charakters? Kann man die eigene Geschichte vorbestimmen, sollte man sich das wünschen? "Weißt du etwa, wie deine Geschichte ausgeht?" fragt Staubfinger einmal die ratlose Meggie, und sie merkt, sie will es gar nicht wissen. Aber die Macht der Wörter spürt sie genau, und als sie feststellt, daß auch sie Dinge und Wesen aus den Büchern durch Vorlesen zum Leben erwecken kann wie ihr Vater, erfüllt sie das mit Kraft und Genugtuung.

Meggie macht ihre neue Macht aber auch Angst. Es ist erstaunlich, wieviel Traurigkeit, sogar Melancholie, in einer so dynamischen Geschichte stecken können. In ihren Regungen sind die Erwachsenen und Kinder gleich, jedenfalls die auf der "guten" Seite: Jeder von ihnen ist mal unsicher, mal vernünftig, mal konfus und mal entschieden. Angst und Sehnsucht fragen nicht nach dem Alter, und aus welchem Holz ein Mensch geschnitzt ist, das weiß man im Moment großer Bedrängnis - und nicht nach einem Blick auf das Geburtsdatum.

Schon in ihrem letzten Kinderroman, "Herr der Diebe", gab Cornelia Funke ihren Figuren die Möglichkeit, am Rad der eigenen Geschichte zu drehen. Ganz wörtlich: drehen - denn man konnte sich auf einem alten Karussell jünger oder älter fahren lassen. Nun übernimmt ein Buch die Aufgabe, das Geschehen ins Phantastische zu kippen. Wie in "Herr der Diebe" verzichtet Cornelia Funke auch in ihrem neuen Werk mit bewundernswerter Gelassenheit darauf, das Wesentliche ihrer Geschichte an diesem über-realistischen Kipp-Punkt aufzuhängen und sich auf ihrer guten Idee auszuruhen. Daß Menschen und Dinge aus den bedruckten Seiten fallen, ist zwar aufregend, aber viel faszinierender sind die Gedankengänge, die dadurch ausgelöst werden. So gibt Cornelia Funke den Kindern, was sie von Büchern wollen: Spaß, Spannung, Turbulenzen und tiefe Gefühle. Zusätzlich zeigt sie neue Wege, zumindest die Eingänge, zu einem Bereich, in dem es Spaß macht, konzentriert zu denken. Ein Buch, das Kindern dies bietet, ist mehr als befriedigend, was ja schon viel wäre. Es ist eine freundliche, beglückende Herausforderung.

Zaubern mit Wörtern - das ist es, was Meggie sich zu lernen vornimmt, als alles gut ausgegangen ist und sie wieder über die nächsten zwei Tage hinausdenken kann. Zuvor haben wir mit ihr ein grandioses Finale erlebt. Die Zitate am Kopf jedes Kapitels wurden immer unheilvoller, drängender, wie ein langsam anschwellender Trommelwirbel. Zitate aus Titeln übrigens, die man als Leseliste für die Zeit nach "Tintenherz" nutzen kann und die auch andeuten, daß es durchaus noch Dunkleres für Kinder gibt. Ein gutes Leben birgt Gefahren, und gute Bücher erzählen auch von angsterregenden Dingen, das muß Meggie bei ihrer vergeblichen Suche nach Büchern, aus denen sie nichts Böses heraus-lesen kann, feststellen. Auch in diesem Sinne gehören die federnden, sicheren Schritte, mit denen Cornelia Funke ihre Figuren in aller Ruhe durch die Nacht auf den vom Feuer erleuchteten Schluß zuführt, zum Besten, was man in Kinderbüchern finden kann.

Kann Frau Funke mit Wörtern zaubern? Jedenfalls kann man "Tintenherz" getrost vorlesen, es kommt nichts dabei heraus. Letztlich ist es in der Machart entschieden konventionell. Manche Wendungen werden allzu häufig bemüht - da "mustern" sich alle Leute immerzu, da "fließt" das Licht, und der Regen "trommelt mit nassen Fingern" gegen die Fensterscheiben. Derlei trägt mit dazu bei, daß man das Buch zwar in einer Nacht durchliest, danach aber nicht mehr lange an die Geschichte denkt. Die Leidenschaft für Literatur aber und das große Gedankengepäck, mit denen dieser Schmöker daherkommt, die bleiben im Sinn.

MONIKA OSBERGHAUS.

Cornelia Funke: "Tintenherz". Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2003. 576 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 10 J.

Die abgebildeten Initiale von Cornelia Funke sind dem besprochenen Band entnommen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein Roman der für Furore sorgen wird
"Bücher liebten jeden, der sie aufschlug, schenkten Geborgenheit und Freundschaft und verlangten nichts dafür, gingen nie fort, niemals, selbst dann nicht, wenn man sie schlecht behandelte …"
Die das auf Seite 456 ihres packenden, spannenden, herzergreifenden 575-Seiten-Romans schreibt, ist Cornelia Funke - Vorzeigeautorin im deutschen Kinder- und Jugendbuchsegment und auch international äußerst erfolgreich, wie die zeitgleiche Veröffentlichung des vorliegenden Titels in den wichtigsten englischsprachigen Ländern zeigt.
Und mit Sicherheit wird der Roman überall für Furore sorgen, wie schon Funkes vielfach preisgekrönter Herr der Diebe - zumal auch Tintenherz, und das in stärkerem Maße noch, ein starkes phantastisches, ja fast magisches Element enthält, wie es derzeit in literarischer Hinsicht weltweit hoch im Kurs steht.
Denn Tintenherz ist nicht nur für Menschen - egal welchen Alters - geschrieben, die wie im Eingangszitat, Bücher als trostreiche und treue Freunde betrachten, sondern es handelt vor allem von Menschen, für die Papierseiten zwischen zwei Deckeln ein außerordentlich kostbares und schätzenswertes Gut sind. Und für die es demzufolge im Zusammenhang mit dem geschriebenen Wort nichts gibt, was es nicht gibt …
Fantasiefiguren zum Leben erweckt
Angenommen, nur mal angenommen, man könnte nicht nur mental so sehr in eine Geschichte eintauchen, dass man förmlich das Wasser rauschen, die Speisen riechen, die Vögel singen zu hören glaubt, sondern die Figuren würden tatsächlich lebendig und es wäre gar möglich, sie aus den Seiten "herauszulesen" … Wäre das nicht ein Fest für jeden Bücherfreund? Denn - um das Ganze einmal weiterzuspinnen, wie es auch Cornelia Funke getan hat - der Leser hätte dann nicht nur die Chance, seinen Lieblingshelden von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, sondern er könnte sich gar mit ihnen austauschen, sie in Aktion erleben.
Doch was, wenn es die finsteren Kreaturen sind, die den Buchseiten entsteigen … - wie groß ist dann die Neigung, sie aus ihrem papiernen Gefängnis zu befreien …? Dann kann man nur sagen: Wehe wenn sie losgelassen …
Mal unheimlich und unwirklich, doch stets atemberaubend spannend
Mit dieser ebenso einfachen wie brillanten Grundidee hat Funke wieder einmal mitten ins Herz ihrer Leser getroffen: Dem mysteriösen Anfang, bei dem eine verdächtige Figur im Regen steht und Worte spricht, die keinen Sinn ergeben für die zwölfjährige Meggie, die allein mit ihrem Vater, dem Buchbinder, in einem einsamen Haus lebt, folgt eine Reise zu einer Tante, die Bücher liebt, Menschen jedoch nur duldet, bevor sich die Ereignisse überstürzen und alle in große Gefahr geraten.
Eine nicht unkomplizierte Vater-Tochter-Beziehung bereichert diese Handlung in der sich ein Verräter mit einem guten Herzen, Feen, Kobolde, Feuerschlucker, Gesetzesbrecher, Mordbrenner, große Literaten und Analphabeten ein kunterbuntes Stelldichein geben.
Die Protagonisten werden mehr als einmal bedroht, entführt, befreit, gehetzt … - streckenweise ist die ganze Atmosphäre des Buches unheimlich, unwirklich, bedrohlich - und doch stets so spannend, dass man die Augen kaum von den Seiten abwenden kann. Das Ende ist irgendwie gut und doch so offen, dass die Chancen für eine Fortsetzung ausgesprochen gut zu stehen scheinen.
Unglaublich, wie es Cornelia Funke immer wieder gelingt, ihre Leser auf vielfältigste Weise zu unterhalten und zu fesseln. Mit den Wilde Hühner-Bänden ist die zweifache Mutter ganz nah dran an der aktuellen Lebenssituation von Teenager-Kids (inklusive der breiten Themenpalette von alleinerziehenden Eltern und solchen die sich nicht an das Prügel-Verbot halten, bis hin zur ersten Liebe in allen Variationen), mit Titeln wie Herr der Diebe, Hinter verzauberten Fenstern oder eben nun Tintenherz führt sie die Fans in eine fantastische Welt, die ebenso verlockend und faszinierend wie furchterregend ist.
Wenn Sie also ein Kind zum Lesen bringen wollen - dann greifen Sie zu Büchern dieser Autorin. Und wenn Sie schon dabei sind - verschenken Sie Tintenherz auch gleich an all Ihre Freunde, denen sie ein paar Stunden jenseits der Realität verschaffen wollen, denn: Funke ist nicht nur für Kinder da!
(Michaela Pelz, www.krimi-forum.de)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Cornelia Funke hat einen neuen Coup im Bereich der Fantasy-Literatur gelandet, dem sie selbstbewusst eine Liste mit 44 Titeln der klassischen (überwiegend angelsächsischen) Kinderbuchliteratur zur Seite stellt. Sybil Gräfin Schönfeldt empfiehlt es für das Bücherregal im Kinderzimmer. Ein ganz wichtiges Buch allerdings findet keine Erwähnung, bemerkt Schönfeldt, obwohl es für den Roman von großer Bedeutung sei: "Der Zauberer von Oz", das Frank Baum damals verfasst habe, meint Gräfin Schönfeldt, um ein weniger grausames Märchen für Kinder zu schreiben. Bei Funke gibt es das Böse, und es werde auch nicht gefragt: warum, behauptet Schönfeldt. In "Tintenherz" gehe es darum, wie man mit dem Bösen fertig werde. Die Bösen sind in diesem Fall "Capricorn" und "Staubfänger", die beim Vorlesen aus dem Buch "Tintenherz" schlicht entlaufen sind und nun ihrem Vorleser Mo und dessen Tochter Meggie das Leben nicht nur schwer machen, sondern sie ernstlich bedrohen. Der Roman schlägt viele Volten, und nicht alles findet Schönfeldt ganz stimmig, aber er sei ungemein spannend und mache die Macht und den Zauber von Büchern hautnah erfahrbar.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Soviel Spannung, Spaß am Lesen und Mitzittern vermitteln nur wenige Werke der aktuellen Jugendliteratur." Märkische Allgemeine, 04.10.2003