Joachim Gauck, Toleranz- einfach schwer, Herder Verlag 2019, ISBN 978-3-451-38324-3
Dass ein Buch des Altbundespräsidenten Joachim Gauck über das Thema Toleranz zu heftigen Debatten führen würde, war in diesen aufgeheizten Zeiten zu erwarten. Zeiten, in denen Gauck und andere von rechts schon
lange als Volksverräter denunziert werden und in denen jegliche Differenzierung zu bestimmten Themen…mehrJoachim Gauck, Toleranz- einfach schwer, Herder Verlag 2019, ISBN 978-3-451-38324-3
Dass ein Buch des Altbundespräsidenten Joachim Gauck über das Thema Toleranz zu heftigen Debatten führen würde, war in diesen aufgeheizten Zeiten zu erwarten. Zeiten, in denen Gauck und andere von rechts schon lange als Volksverräter denunziert werden und in denen jegliche Differenzierung zu bestimmten Themen sofort in die rechtsradikale Ecke gestellt wird.
Und tatsächlich ist Gauck nach seinen zahlreichen Interviews und Fernsehauftritten zur Promotion seines Buches (das ist eben so üblich) insbesondere in den „sozialen“ Netzwerken viel Hass und Häme entgegengebracht worden.
Dabei hätten sie besser einmal das Buch gelesen um genau zu verstehen, was Gauck eigentlich meint, wenn er von kämpferischer Toleranz spricht, die auch Gespräche und Kommunikationsversuche mit AfD-Anhängern nicht ausschließt, sofern sie nicht kriminelle Haltungen vertreten.
Gauck will der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft etwas entgegensetzen, was helfen könnte, so etwas wie einen Heilungsansatz zu entwickeln. Dafür, so sagt er, brauchen wir einen erweiterten Begriff und eine erweitere Praxis von Toleranz einerseits und eine reflektierte Pflicht zu einer von aufklärerischen Werten geleiteten Intoleranz, die den Feinden der Freiheit sich in den Weg stellt.
Toleranz ist eben nicht ein Zeichen für „anything goes“ und politische Indifferenz, sondern eine aktive und politisch bewusste Haltung, die uns und andere bereichert und unsere Gesellschaft in Zeiten schwerwiegender Umbrüche wieder zusammenführen kann:
„Wir sollten Toleranz nicht nur als Zumutung begreifen, sondern als beglückende Tugend und zugleich als ein Gebot der politischen Vernunft.“
Ein wichtiger Denkansatz von einem Politiker und Theologen, dem das, was die Menschen zusammenhält immer wichtiger war, als das was sie trennt und der die vorschnelle Unterteilung der Menschen in Böse und Gute mit der anschließenden Ausgrenzung der jeweils als Böse definierten aus dem Diskurs schon immer verurteilt hat.