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Der neue Kultroman aus New York!
Der 28-jährige Dwight Wilmerding ist ein unentschlossener Träumer. Der ehemalige Philosophiestudent lebt ein komfortables leidenschaftsloses Leben in Manhattan, sieht fern, nimmt Drogen und jobbt im Callcenter des Pharmakonzerns Pfizer. Sein Leben ändert sich erst durch den Verlust des Jobs und ein Medikament namens "Abulinx", das seinen Neurotransmittern auf die Sprünge hilft.
Gelesen von Christian Ulmen - dem tragisch-komischen "Herrn Lehmann".

Produktbeschreibung
Der neue Kultroman aus New York!

Der 28-jährige Dwight Wilmerding ist ein unentschlossener Träumer. Der ehemalige Philosophiestudent lebt ein komfortables leidenschaftsloses Leben in Manhattan, sieht fern, nimmt Drogen und jobbt im Callcenter des Pharmakonzerns Pfizer. Sein Leben ändert sich erst durch den Verlust des Jobs und ein Medikament namens "Abulinx", das seinen Neurotransmittern auf die Sprünge hilft.

Gelesen von Christian Ulmen - dem tragisch-komischen "Herrn Lehmann".
Autorenporträt
Benjamin Kunkel wuchs in Colorado auf. Er schreibt für Dissent, The Nation und The New York Review of Books und ist Mitgründer des Magazins n+1.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Buridans Bagel
Benjamin Kunkels harmloser Roman „Unentschlossen” / Von Jens-Christian Rabe
Man muss das ja erst einmal fertig bringen, ein Buch zu schreiben, dass den Nerv der Zeit trifft. Oder wenigstens den Nerv einer nicht unerheblichen Zahl vor allem jüngerer Menschen. Dem 1973 geborenen New Yorker Autor Benjamin Kunkel ist das mit seinem Debütroman „Unentschlossen” gelungen. Über 30 000 gebundene Ausgaben wurden in den Vereinigten Staaten bislang verkauft. Die geplante Startauflage allein der US-Taschenbuchausgabe soll über 100 000 liegen. Es gibt 14 Übersetzungen. Und Hymnen in fast allen amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften. Als das Buch im vergangenen Jahr in den USA erschien, feierte die wöchentliche Buchbeilage der New York Times den Roman als „lustigsten und klügsten Coming-of-age-Roman seit Jahren”. Im Literaturteil des Hauptblatts hielt die NYT-Chefkritikerin Michiko Kakutani ihre Besprechung sogar komplett im Tonfall Holden Caulfields, der Hauptfigur in J. D. Salingers „Fänger im Roggen”, dem berühmtesten aller modernen amerikanischen Entwicklungsromane: „Das Buch hat mich umgehauen.”
Welchen Nerv hat Benjamin Kunkel getroffen? Den – der Titel zeigt es an – der grassierenden Unentschlossenheit, der chronischen Entscheidungsunfähigkeit der wohlversorgten 20- bis 30-jährigen Kinder der westlichen Mittelschicht. Held ist der 28-jährige Dwight Wilmerding. Er hat eine halbwegs elitäre Privatschulausbildung hinter sich und ein eher mittelmäßig motiviertes, aber abgeschlossenes Philosophiestudium an einer unbedeutenden Westküsten-Universität. Mit drei, gelegentlich vier Kumpels bewohnt er eine leidlich drogenaffine WG in New York. Seinen vollkommen unspannenden Telefon-Job beim Pharma-Konzern Pfizer hat er gerade wegen einer Lappalie verloren. Besser so. Er hatte ohnehin vor, zu kündigen, konnte sich aber dann doch immer wieder nicht – genau – entscheiden. So wie er sich morgens im Coffeeshop nicht für einen bestimmten Bagel und abends nicht für seine Freundin Vaneetha entscheiden kann: „Manchmal zuckte sie wie ein träumender Hund, und das jagte mir meist einen zärtlichen Schauder über den Rücken. Trotzdem, gerade weil ich diese Zärtlichkeit empfand, überlegte ich, ob ich sie nicht lieber verbergen sollte, wenn wir beide wach waren. Sie konnte uns ungünstigerweise das Gefühl vermitteln, dass wir zusammen waren.”
Das ist in seiner schrägen Lakonik alles sehr vergnüglich zu lesen, klug, auch elegant selbstironisch, wenn Dwight etwa in dem Buch „Der Gebrauch der Freiheit” des fiktiven deutschen Philosophen Otto Knittel nach der Lösung seines Problems sucht. Aber irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass die Fallhöhe nicht stimmt. So durch und durch harmlos wie der Held bleibt auch das Buch. Ein Buch, das – wie bei uns zuletzt vielleicht Florian Illies’ Erinnerungen an seine Jugend in der hessischen Provinzstadt Schlitz – vor allem davon lebt, dass sich die nämliche Schicht ganz gut in ihm erkennen können wird. Und so gerät alles zum Dokument satter Sattheit. Symptomatisch auch die – in der jüngeren amerikanischen Literatur offenbar unvermeidliche – Verarbeitung des 11. September. Dwight erlebt sie mit Freunden im Ecstasy-Rausch: „,Ein Glück, dass es zwei davon gibt‘, sagte ich. In einem letzten Bemühen um Optimismus versuchte ich, die Sache positiv zu sehen. ,Von allen anderen großen Gebäuden gibt’s normalerweise nur eins, also . . .‘ Dann sah ich, wie von Südwesten her ein weißes Geschoss herbeiraste. ,Hey! Noch ein Flugzeug! Sie haben es geschickt, damit es das andere rettet.‘” Das Geheimnis von Situationskomik ist, dass die Komik genau im Moment der neuen Situation entsteht. Sie wirkt konstruiert, blass, wenn die Situation fünf Jahre alt und gut bekannt ist.
„Für mich klingt das nach
einem Scheißjob
und einem Mangel an Liebe”
Vollends zum Offenbarungseid in Sachen gutwilliger Harmlosigkeit macht „Unentschlossen” allerdings der Weg zur Wandlung, zur Politisierung des Helden. Sie führt von der vermeintlichen Lösung aller Probleme, einem Medikament namens Abulinix, das endlich Entscheidungsfähigkeit verschreibbar machen soll, in den ecuadorianischen Dschungel, wo Dwight erst zu der sehr attraktiven und kapitalismuskritischen belgischen Ethnologin Bridget findet und dann zu sich selbst. Oder umgekehrt. Auch das ist einfühlsam und witzig erzählt, am Ende aber doch wieder nur die Geschichte des entfremdeten Westlers, der in der Ursprünglichkeit der Dritten Welt endlich zur Vernunft kommt. Diesmal mit Hilfe aus Belgien, was aus amerikanischer Sicht offenbar ebenso exotisch klingen muss wie der ecuadorianische Dschungel: „Verschiedene Geschlechtsakte wurden vollzogen, und nebenbei erfreute sie mich mit Geschichten von neokolonialer Abhängigkeit, von der Skrupellosigkeit der Machthaber in den Großstädten und von der Korruption lokaler Eliten. . . . ,Diese verdammten Scheißkerle!‘, knurrte ich.”
Höhe- und irgendwie trauriger Schlusspunkt von Dwights politischer Erweckung ist dann seine Rede beim zehnjährigen Eliteschul-Jahrgangstreffen, die rührend pathetisch als Abrechnung mit den einstigen Klassenkameraden inszeniert wird: „Einige von Euch stellen in ihrem Alltag vermutlich die fragwürdige Herrschaftsfähigkeit der herrschenden Klasse Amerikas unter Beweis. Für mich klingt das nach einem Scheißjob und einem Mangel an Liebe.” Am Ende steht Dwights emphatisches Bekenntnis zum demokratischen Sozialismus. Ein Bekenntnis, dass – wenn überhaupt – wirklich nur in den USA eine Art Provokation darstellt.
Die deutsche Übersetzung tut ihr Übriges. Sie trifft zwar Kunkels lakonischen Ton, auch für manche seiner nicht einfach zu übersetzenden Wortschöpfungen gelingen ihr glückliche deutsche Entsprechungen. Ein viel sorgfältigeres Lektorat hätte man dem Buch dennoch gewünscht. Auch oder vor allem mit etwas mehr Fingerspitzengefühl für die philosophischen Anspielungen. Aus dem unübersehbar bei Kant entlehnten „universal law” etwa – so lautet die gängige englische Übersetzung von Kants „allgemeinem Gesetz” aus dem kategorischen Imperativ – wäre dann vielleicht nicht bloß die „Regel Nummer eins” geworden. Und aus dem „famous other-minds problem” nicht nur das „berühmte Problem der anderen Seelen”. Das nämlich ist in Deutschland ganz und gar nicht berühmt. In der (analytischen) deutschen Philosophie spricht man vom Problem des Fremdpsychischen.
So ist „Unentschlossen” das ideale Buch geworden für die Leser der deutschen Zeitschrift, die vor ein paar Jahren erfolgreich mit dem Untertitel „Eigentlich sollten wir erwachsen werden” startete und damit das Lebensgefühl der gut ausgebildeten, aber tendenziell orientierungslosen deutschen Mittelstandsjugend genau traf. Auch dort ist Politik nichts anderes mehr als eine Möglichkeit unter anderen, vorübergehend die Leere zu füllen. Nach dem letzten und vor dem nächsten Kick. Wenigstens ist Kunkels Hauptfigur kein Praktikant.
Benjamin Kunkel
Unentschlossen
Roman. Aus dem Amerikanischen von Stefanie Röder. Bloomsbury Berlin Verlag, Berlin 2006. 314 S., 19,90 Euro.
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"Angenehm gekürzt, intelligent formuliert und vom deutschen MTV-Moderator Ulmen symphatisch gelesen. So klingt das Leben eines 28-jährigen New Yorkers." -- Die Zeit

"Ex-MTV-Moderator Christian Ulmen hat in "Herr Lehmann" einen ähnlichen Typen wie Kunkels Helden Dwight Wilmerding gespielt. Seine etwas näselnde Stimme ist die perfekte Besetzung für die Hörbuch-Version!" -- NDR 2

"Witzig, schlau, skalpellscharf!" -- JOY