Keine leichte Kost
Erfolgsautor John Grisham und Jim McClosky, der mit seiner Organisation Centurion Ministries auch weiterhin die Fälle von unschuldige Verurteilten in den USA betreut, erzählen in diesem Buch jeder von 5 Menschen, die ihr Leben unschuldig hinter Gittern verbracht haben. Sie
haben jeden einzelnen dieser Kriminalfälle mit äußerster Sorgfalt recherchiert und sehr viel Zeit und…mehrKeine leichte Kost
Erfolgsautor John Grisham und Jim McClosky, der mit seiner Organisation Centurion Ministries auch weiterhin die Fälle von unschuldige Verurteilten in den USA betreut, erzählen in diesem Buch jeder von 5 Menschen, die ihr Leben unschuldig hinter Gittern verbracht haben. Sie haben jeden einzelnen dieser Kriminalfälle mit äußerster Sorgfalt recherchiert und sehr viel Zeit und auch Geld hinein gesteckt um diese realen Geschichten einer breiten Masse an Leser*innen zugänglich zu machen. Jeder Fall für sich betrachtet bringt unendliches Leid sowohl über die Opfer und ihre Familien als auch über die zu Unrecht verurteilten Täter und ihre Angehörigen.
Die menschlichen Schicksale, die hier beschrieben werden, kommen alle aus den USA. Aber auch, wenn unser Rechtssystem mit dem dortigen nicht vergleichbar ist, kommt es ja auch bei uns immer mal wieder zu Fehlurteilen, wo die Menschen erst nach vielen Jahren rehabilitiert werden. Wenn ich lese, wie oberflächlich hier z.T. ermittelt wurde, Alibis nicht überprüft wurden, die rassistische Seite der Gesetzeshüter zutage tritt, wie Absprachen mit Kriminellen getroffen werden um zu verschleiern, was im Knast alles passiert, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Wenn ich lese, wie selbst Sachverständige so ignorant ermitteln und sich Tathergänge so zurecht biegen, dass es für eine Verurteilung passt, sprüht bei mir die Wut über dieses System über.
Nach jeder einzelnen Geschichte voller Leid, Ungerechtigkeit, Schikanen, Korruption und Rassismus musste ich erst mal eine Pause einlegen um das Gelesene zu verarbeiten. Was hier z.T. passiert ist so schockierend, dass es fast nicht zu glauben ist. Z.B. spielen auch erkaufte Falschaussagen und Meineid eine Rolle. Hier und da ist es richtig offensichtlich, dass auf die genaue Polizeiarbeit kein großer Wert gelegt wird. Wie das alles passieren kann ohne hinterfragt zu werden, ist für mich unbegreiflich.
Einige der Menschen, die ich hier kennenlerne, haben jahrelang im Todestrakt ihr Dasein gefristet. Zwei konnten wenige Tage vor ihrer Hinrichtung entlassen werden. Einer von ihnen wurde unschuldig hingerichtet. Alles Schicksale, an denen auch Jim McClosky mit seiner Organisation Centurion Ministries gearbeitet hat.
In einigen Fällen erfahre ich, was es mit den Menschen macht, wissentlich unschuldig hinter Gittern sitzen zu müssen. Das zu lesen fand ich sehr emotional, berührend und auch absolut grausam.
Mit „Unschuldig“ habe ich 10 True-Crime-Geschichten gelesen, die mich erschüttert und Kopf schüttelnd zurück gelassen haben. Ich kann und vor allem will ich mir gar nicht vorstellen, dass es den ein oder anderen Fall auch bei uns in Deutschland geben könnte.
Eine äußerst spannende und vor allem aufklärende Lektüre, die ich sehr gerne weiter empfehle.