Als Friedrich Gottlieb Klopstock vor 200 Jahren starb, sollen nahezu 50 000 Menschen seinen Sarg begleitet haben. Heute gilt mehr denn je, was schon Schiller feststellte: dass der Dichter zwar viel gelobt, aber wenig gelesen wird. Eine echte Entdeckungsreise ist also dieses Stimmenkonzert zeitgenössischer Dichter, die eindringlich vom Einfluss Klopstocks auf ihr Werk berichten. Hörend kann man so nicht nur Klopstock entdecken, sondern unter vielem anderen auch eine überraschende Seite der DDR-Lyrik. Denn vor allem für sie war, wie Volker Braun es formuliert, Klopstock der "Wurzelgrund".
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eins steht für den Rezensenten Steffen Martus fest, Klopstock hat "von allen Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts am meisten gewagt, sprachlich wie gedanklich", und nicht zuletzt "politisch". Gerade diese "Doppelung aus poetischer und politischer Souveränität" habe im 20. Jahrhundert wieder breiteres Interesse an Klopstock geweckt. Im von Harro Zimmermann zusammengestellten Hörbuch "Unser Klopstock" erläutern "namhafte Autoren" ihre Beziehung zu Klopstock und lesen Klopstocks eigene oder von Klopstock inspirierte Gedichte. Beim Hören hat der Rezensent zwei grundlegend unterschiedliche Rezeptionslinien erkannt, die eine im Osten, die andere im Westen. Während der Osten, ausgehend von Johannes Bobrowski, vornehmlich den politischen Klopstock, den Dichter als "Citoyen" schätzte, erfreute sich der Westen, Peter Rühmkorf nachfolgend, an der "virtuosen Frechheit" seiner Sprache. Ganz so eindeutig seien die Grenzen zwar nicht verlaufen, doch Martus hält als Fazit fest: "Der Unterschied zwischen Ost und West im Umgang mit Klopstock liegt wohl schlicht darin, dass Klopstock in der DDR ein Leben verändern konnte." Zwar findet der Rezensent die Herausgeberarbeit ein wenig schlampig - es fehlen die Quellenangaben und sogar die Daten der Gespräche -, doch letztlich überwiegt die Freude: "Das ist Klopstock: fern, verrückt und großartig."
© Perlentaucher Medien GmbH
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