Es gibt wohl kaum jemanden, der Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ nicht kennt - und sein es nur aus einer der zahlreichen Verfilmungen. Selbst „Bridget Jones -Schokolade zum Frühstück“ basiert darauf und auch „Das geheime Tagebuch der Lizzie Bennet“ von Bernie Su (erschienen 2016). Die bisherigen
Adaptionen haben mir immer sehr gut gefallen, umso neugieriger war ich auf „Vermählung“ von Curtis…mehrEs gibt wohl kaum jemanden, der Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ nicht kennt - und sein es nur aus einer der zahlreichen Verfilmungen. Selbst „Bridget Jones -Schokolade zum Frühstück“ basiert darauf und auch „Das geheime Tagebuch der Lizzie Bennet“ von Bernie Su (erschienen 2016). Die bisherigen Adaptionen haben mir immer sehr gut gefallen, umso neugieriger war ich auf „Vermählung“ von Curtis Sittenfeld. Die amerikanische Schriftstellerin geht noch einen Schritt weiter als ihre Vorgänger und siedelt die Story nicht nur in der heutigen Zeit, sondern gleich auch noch in der Welt der Soap Operas an – und macht die Bennet Töchter deutlich älter als im Original (zwischen 40 und 23).
Chip Bingley hat bei der Fernsehshow „Vermählung“ (entspricht dem deutschen Bachelor) mitgemacht, ohne sich für eine der Kandidatinnen zu entscheiden. Als er jetzt nach Cincinnati zieht, wittert Mrs. Bennet ihre Chance – eine ihrer 5 Single-Töchter müsste ihm doch gefallen. Und gleich beim ersten Treffen funkt es auch zwischen ihm und Jane. Doch Jane hat ein kleines Geheimnis, dass noch für viel Wirbel sorgen wir ... „Manchmal verblüfft es mich, wie viel Entscheidendes in unserem Leben von purem Zufall abhängt.“ (S. 409)
Und auch zwischen Chips Freund Fitzwilliam Darcy und Liz fliegen die Funken, nur leider nicht auf die gute Art und Weise...
„Vermählung“ hat mich an einigen Stellen echt geschockt. Die Bennets haben sich auseinandergelebt und schlafen seit Jahren getrennt. Das Haus ist komplett verwahrlost und vermüllt. Mr. Bennet verwaltet das nichtmehr vorhandene Vermögen, Mrs. Bennet ist kaufsüchtig und die Mädels haben zwar alle mindestens eine ordentliche Ausbildung, aber bis auf Liz nie wirklich für ihren Unterhalt gearbeitet. Im großen und ganzen verbringen sie ihren Tag damit, sich die Nägel zu lackieren, Crossfit zu betreiben und die Vor- und Nachteile der Paleodiät zu diskutieren - das war mir dann doch zu modern.
Mr. Bennet hat sich in sein Schicksal ergeben. Obwohl er in der Einschätzung der familiären und pekuniären Situation offen, schonungslos ehrlich und realistisch ist, unternimmt er nichts, um sie zu ändern. Er wartet ab und hofft, dass es sich schon irgendwie von selbst erledigt (vielleicht wirklich durch die Heirat einer seiner Töchter?).
Richtiggehend gehasst hab ich Mrs. Bennet. Sie ist extrem unsympathisch, sehr abwertend, überheblich und unaufgeklärt. Regelrecht bigott.
Liz ist die Vernünftige der Familie. Sie versucht alles, um die Zwangsversteigerung des Hauses abzuwenden und ihre Schwestern dazu zu bewegen, endlich ein eigens Leben zu beginnen, ohne ihren Eltern auf den ohnehin leeren Taschen zu liegen. „Lizzy, du bist die Stimme der Vernunft in einer Kakophonie von Albernheiten.“ (S. 345)
Auch Cousin Willie (im Original Mr. Collins) ist hier extrem überkandidelt - reich aber sozial komplett inkompetent. Man weiß nicht, ob man ihn lieben oder hassen soll.
Mein Lichtblick war Darcy – blasiert und unverstanden wie eh und je. Leider erinnerte auch er eher an Colin Firth aus Bridget Jones als das Original.
Ich fürchte, ich bin die falsche Generation oder Zielgruppe für diese Adaption. Mir war es zu trashig und abgewrackt, als hätte ich tagelang RTL2 Doku-Soaps geschaut. Man sieht das Unglück kommen, kann aber nicht wegsehen.
2,5 von 5 Sternen.