Es herrscht Aufruhr. Fast alles, was bis vor kurzem als festgefügt, selbstverständlich und gesichert gegolten hat, wird infrage gestellt. Und hat Folgen: abgesetzte Operninszenierungen, mit Warnhinweisen versehene Filme, vom N-Wort bereinigte Bücher, gekündigte Redakteur_innen, Karikaturisten, Wissenschaftler_innen.Mohrenstraßen sollen nicht mehr so heißen, und dass es nur zwei Geschlechter gäbe, hat eigentlich nie gegolten und gilt erst recht nicht mehr, seit es Menschen gibt, die sich auch öffentlich zwischen Mann und Frau verorten und deshalb als non-binär definieren. Ein Buchstabenwurm, der einmal mit LGBT begonnen hat, ist inzwischen bei LGBTQIA_ angelangt.Die Diskussion über die sogenannte Identitätspolitik greift auf unseren Alltag über. Es formiert sich Protest dagegen, schon gegen das Gendern wird Sturm gelaufen. Konservative Kommentator_innen liefern die verbalen Knüppel dafür: »Sprachpolizei«, »Gedankenkontrolle«, »Cancel Culture«.Die Gefahr ist: eine Herrschaft rigoroser Moralisten durch Tugendterror. Die Chance ist: eine Gesellschaft, die sensibler, achtsamer, reflektierter, rücksichtsvoller und toleranter mit sich und ihren Minderheiten umgeht.Wir müssen uns entscheiden, jede_r einzelne wie als Gesellschaft insgesamt: Welche Haltung nehmen wir dazu ein?
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Nele Pollatschek ist in der Sache nicht unbedingt überzeugt von einigen Aspekten in diesem Buch, aber sie ist voll und ganz damit einverstanden, wie Petra Gerster und Christian Nürnbergers die Gender-Debatte angehen: in einem Versuch der Schlichtung. Wie die Rezensentin erklärt, wollen die ZDF-Moderatorin und ihr Mann einerseits all diejenigen in die Debatte einführen, die mit dem modischen Jargon nicht vertraut sind, andererseits wollen sie aber auch wirklich zusammenführen. Pollatschek lernt dabei, dass sich schon kurze Zeit, nachdem sich alle aufgeregt haben, kaum noch jemand noch jemand für den Anlass des Streits interessiert, aber am Ende doch immer alle was gelernt haben. Die Rezensentin selbst weist zwar minutiös auf einige Ungenauigkeiten in dem Buch hin, verzeiht sie aber am großzügig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Fundiert, differienziert und wohltuend unpolemisch.« Hörzu