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Das düstere Debüt von David CronenbergNaomi ist Journalistin, Nathan Fotograf - immer unterwegs ist das Paar meist getrennt, aber stets per Internet verbunden. Sie sind die perfekten Globetrotter. Naomi recherchiert in Paris ein kannibalistisches Verbrechen im Intellektuellen-Milieu. Nathan fotografiert in einer Budapester Spezialklinik eine riskante Brust-Operation. Das Abgründige zieht sie an, stürzt die beiden in eine leidenschaftliche »amour fou« im freien Fall. Mit messerscharfer Sprache führt uns David Cronenberg in seinem fulminanten Debüt auf die verbotene Seite des Lebens - dorthin,…mehr

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Produktbeschreibung
Das düstere Debüt von David CronenbergNaomi ist Journalistin, Nathan Fotograf - immer unterwegs ist das Paar meist getrennt, aber stets per Internet verbunden. Sie sind die perfekten Globetrotter. Naomi recherchiert in Paris ein kannibalistisches Verbrechen im Intellektuellen-Milieu. Nathan fotografiert in einer Budapester Spezialklinik eine riskante Brust-Operation. Das Abgründige zieht sie an, stürzt die beiden in eine leidenschaftliche »amour fou« im freien Fall. Mit messerscharfer Sprache führt uns David Cronenberg in seinem fulminanten Debüt auf die verbotene Seite des Lebens - dorthin, wo man den anderen aus Liebe verschlingt. Verstörend unheimlich scheint der Roman mehr von uns zu wissen, als wir wahrhaben wollen.Torben Kessler ist Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt und war als Hörbuchsprecher unter anderem in "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" zu hören. Mit markanter Stimme und einem scharfen Sinn für den richtigen Spannungsaufbau macht er aus "Verzehrt" beklemmendes Hörkino.
Autorenporträt
Cronenberg, David§Mit 70 seine literarische Karriere zu beginnen, sei vielleicht etwas spät, sagt David Cronenberg, der Erfinder des Body Horror. Doch schon bevor er zu einem der berühmtesten Filmemacher wurde, hat Cronenberg geschrieben. Jetzt ist sein schriftstellerischer Traum wahr geworden. Sein erster Roman ist so faszinierend und kunstvoll wie seine Filme »Naked Lunch«, »Die Fliege« und »Dunkle Begierde«. Cronenberg lebt mit seiner Familie in Toronto.

Schnettler, Tobias§Tobias Schnettler wurde 1976 in Hagen geboren und studierte in Hamburg Amerikanistik. Er arbeitet als freier Lektor und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er übersetzte u.a. David Cronenberg, J.J. Abrams, Marisha Pessl, Adam Thirlwell und Ruth Ozeki.

Kessler, Torben§Torben Kessler spielte an Bühnen wie dem Schauspiel Frankfurt und dem Staatstheater Hannover. Mit markanter Stimme und perfektem Timing begeisterte er u.a. in Hanya Yanagiharas "Ein wenig Leben" und Sibylle Bergs "GRM".
Trackliste
CD
1Verzehrt00:11:18
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Das Romandebüt des Erfolgsregisseurs und eine betörend starke Sprechleistung. Im Nu versetzt Torben Kessler seine Hörer in eine klassische Cronenberg-Atmosphäre. Alles wirkt düster, klamm, bedrängend - in dieser Welt der nahen Zukunft (oder doch schon Gegenwart?). Naomi und Nathan sind "cyber-verheiratet", wie jemand die Beziehung der beiden Journalisten nennt. Physisch treffen sie sich höchstens noch auf Flughäfen. Der Rest wird übers Internet abgewickelt, wenn sie nicht absorbiert von ihrer Jagd nach neuen Sensations-Storys sind. Nathan forscht in Budapest über einen dubiosen Krebsarzt, Naomi lässt sich in Tokio auf einen Philosophen ein, der seine Frau verspeist haben soll. Die Wahrnehmung von Mensch und Welt ist MacBooks, Smartphones und digitalen Kameras überantwortet. Dagegen steht ein scheinbar immer größer werdender Hunger nach Körpererfahrung, der sich in bizarren Schmerz-Exzessen bis zum Kannibalismus entlädt. Oder ist alles nur Projektion? Cronenberg wertet nicht, sein Erzähler scheint die tiefen Abgründe digitaler Zivilisation nur zu begutachten. Genau diesen Ton trifft Kessler. Er identifiziert sich nicht mit den Figuren und kommt ihnen doch nahe.

© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2014

Sehen wollen wir das, nicht lesen!

Der legendäre Regisseur David Cronenberg hat seinen ersten Roman geschrieben. Herausgekommen ist ein Drehbuch. Worin liegt der Gewinn?

Von Swantje Karich

Ein Buch zu schreiben ist etwas völlig anderes, als einen Film zu drehen. Der Regisseur David Cronenberg hat nun mit siebzig Jahren die Herausforderung angenommen und seinen ersten Roman publiziert: "Verzehrt" mischt auf knapp vierhundert Seiten viele Zutaten, die einen spannenden Sex-Psycho-Horror-Digitalkritikfilm hätten ergeben können.

Ominös beginnt alles: Ein Liebespaar, Nathan und Naomi, ist meist nur virtuell über Skype & Co. verbunden. Beide reisen je für sich jetlaggewöhnt von Europa über Amerika nach Asien und zurück, auf der Suche nach der jeweils krassesten Story. Sie sind Journalisten - heute bedeute das, sagt Nathan, dass man fotografiere, filme und alles andere mitmache, was möglich ist, statt mit einem Notizblock loszurennen. In Nathans und Naomis Welt läuft immer irgendwo ein Aufnahmegerät oder eine Kamera.

Nathan verschlägt es nach Budapest. Er begleitet einen irren Brustkrebsarzt, Dr. Molnar, der allen aufgegebenen, sterbenskranken Frauen verstrahlte Kügelchen in die Brust implantiert - und natürlich mit ihnen schläft. In diesem Buch schlafen fast alle miteinander, Nathan unter anderen mit einer völlig zerstörten Patientin, was er besonders erotisch findet und akribisch dokumentiert, wobei er sich mit der Geschlechtskrankheit Roipe ansteckt. Eigentlich ist Roipe ausgerottet. Nathan aber wittert eine Story. Er findet den Namensgeber der Krankheit und mit ihm dessen hübsche Tochter Chase. Der Cronenberg-Horror beginnt, als Chase in der Nacht nackt dasitzt, sich die Fingerkuppen abknipst und die Hautfetzen von einem Kindergeschirr isst. Nathan ist mit der Kamera dabei.

Und Naomi? Sie sucht derweil nach einem Kannibalen-Mörder, dem Pariser Philosophen Aristide Arosteguy, der seine Frau Célestine ermordet, zerstückelt und zum Teil aufgegessen haben soll. Er ist nach Tokio geflüchtet, und Naomi findet ihn schnell, wohnt noch schneller bei ihm und schläft auch alsbald mit ihm. Doch richtig wohl fühlt sie sich nur mit ihrer Technikequipment-Familie, wenn sie alle Geräte (sie werden stets mit Modellnummer genannt) um sich herum auf dem Bett versammelt hat.

Aber Nathan und Naomi bleiben nicht für sich in ihren jeweiligen Rätseln. Bald schon finden sie eine Verbindung zwischen Roipe und den Arosteguys: Chase. Sie war Studentin in Paris. Und ist seit einem Treffen mit Célestine und Aristide Arosteguy ziemlich durcheinander.

Klingt nach Horror, ist auch Horror. Leider, denn aus diesem Horror folgt nichts weiter als eben die Empfindung Horror selbst, weil die Geschichte nie wirklich an Fahrt aufnimmt. Dieses Buch ist vollkommen nichtssagend. Nur kurz denkt man, es könnte ähnlich zukunftsweisend für unsere digitale Kommunikationswelt sein, wie es Cronenbergs Film "Videodrome" fürs Fernsehjahrzehnt war oder "eXistenZ" für die Frage nach Realität und Fiktion in Videospielen.

Im Roman jedoch bleibt alles holzschnitthaft - auch die auf viel Textraum ausgewalzte Erotik wirkt aufgesetzt. Nathan zum Beispiel mag "Themensex" und ist gebildet. Naomi weiß gar nicht, was sie sich darunter vorstellen soll, sie findet sich oberflächlich und ist tatsächlich naiv, vor allem im Umgang mit den Medien. Zugleich aber sagt sie von Naivität weit entfernte, geschraubte Sätze wie: "Das ist die natürliche Entwicklung meines von dir wohldokumentierten Verlangens nach Entkörperung. Ich will meinen Kamerakoffer verschrotten und nur noch mit meinem weiß-silbernen iPhone 5s reisen. Es kann sogar HD Video aufnehmen."

Woran liegt es, dass die Cronenberg-Saat hier nicht sprießt? Das Buch hat ein formales, nicht so sehr ein inhaltliches Problem: Es ist ein Drehbuch und kein Roman. Es fehlen die guten Schauspieler und Spezialeffekte. Wer Cronenbergs Filme (besonders die frühen) kennt, seine genialen Ideen wie die von der Fliege in der Teleport-Kabine, die sich bei einem Beamversuch genetisch verändert, seinen kalten Blick, seinen rückhaltlosen Mut, Tabus zu brechen, der muss angesichts dieses angestrengten Softpornohorrors mit Technikwelteinführung und viel Nikon- und Apple-Werbung enttäuscht sein. Aber auch Leser ohne Filmvorkenntnis werden nichts davon haben. Ein Absatz funktioniert eben nicht wie ein Bildschnitt oder eine Blende. Man bleibt nur bei den Worten, Sätzen und Bildern.

Und die zwingen zum Resümee: Was in Cronenbergs Filmen berstend intensiv wirkt, dass die Figuren keinen Identitätskern haben, langweilt im Buch. Man spürt als Leser zu sehr, dass alles und jeder eine funktionale Rolle innehat, ein Ticket für den Plot ist. Die wahre Liebesgeschichte findet zwar auch in Cronenbergs Filmen oft nicht zwischen den Akteuren statt, sondern zwischen Menschen und Maschinen. Hier im Buch wird gerade diese interessante Verbindung aber nicht weiter ausgespielt. Cronenberg rückt uns nicht zu Leibe. In diesem Buch fehlt der Strom für Apparate und Menschen. Vielleicht wird es ja noch verfilmt? Dann könnte es richtig gut werden.

David Cronenberg: "Verzehrt". Roman.

Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2014. 400 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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