Sommer 1966. Toto kommt auf die Welt. Er hat kein klares Geschlecht; im Suff gezeugt, der Vater schon vor der Geburt abhanden gekommen, die Mutter bald danach, das Waisenhaus ein Straflager. Toto aber bleibt wie unberührt und fragt sich, warum die Menschen dieses Leben noch schrecklicher machen, als es sowieso schon ist. Dann geht er über die Grenze, doch was der Sozialismus verrotten ließ, zerstört der Kapitalismus aktiv. Nur eines gibt Hoffnung: Toto kann singen.
Sibylle Berg erzählt die große Geschichte eines Menschen, der der Welt durch die Reinheit seines Wesens zeigt, wie weit es mit ihr gekommen ist.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2013 in der Kategorie "Bester Interpret".
Sibylle Berg erzählt die große Geschichte eines Menschen, der der Welt durch die Reinheit seines Wesens zeigt, wie weit es mit ihr gekommen ist.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2013 in der Kategorie "Bester Interpret".
buecher-magazin.deWas für eine deprimierende Geschichte. Aber welch wundervolle Interpretation. Wie ein Gesang, der Schmerz in Melodie auflöst. Gustav Peter Wöhler liest mit inniger Zärtlichkeit, aber nie gefühlig, besitzt Rhythmusgefühl und ein paar herrliche Kratzer in der Stimme.
Wie geschaffen für die traurig-bittere Geschichte von Toto, einem Zwitterwesen, das Mitte der 60er-Jahre im grauen Sozialismus aufwächst und dann den Kapitalismus als hässlich, brutal und kalt erfährt. Eine geniale Schöpfung der Autorin, weil es ein so lichtes Wesen nicht gibt, das „über den Dingen zu schweben scheint, die aus dieser Welt einen widerlichen Ort machen“. Aber an diesem reinen Menschen, der sich erst entscheidet ein Mann zu sein, bevor er später als Frau zu leben beginnt, demonstriert Sibylle Berg ihre geballte Abscheu gegenüber unserer Welt. Sie durchstreift mit Toto die Jahrzehnte bis ins Jahr 2030, findet für alle gewesenen Zeitabschnitte griffige Diagnosen, aber nie einen Trost. Man muss nicht derselben Ansichten sein und wird sich trotzdem an der scharfzüngigen literarischen Qualität erfreuen und vor allem an Wöhlers melodischer Sprechkunst.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Wie geschaffen für die traurig-bittere Geschichte von Toto, einem Zwitterwesen, das Mitte der 60er-Jahre im grauen Sozialismus aufwächst und dann den Kapitalismus als hässlich, brutal und kalt erfährt. Eine geniale Schöpfung der Autorin, weil es ein so lichtes Wesen nicht gibt, das „über den Dingen zu schweben scheint, die aus dieser Welt einen widerlichen Ort machen“. Aber an diesem reinen Menschen, der sich erst entscheidet ein Mann zu sein, bevor er später als Frau zu leben beginnt, demonstriert Sibylle Berg ihre geballte Abscheu gegenüber unserer Welt. Sie durchstreift mit Toto die Jahrzehnte bis ins Jahr 2030, findet für alle gewesenen Zeitabschnitte griffige Diagnosen, aber nie einen Trost. Man muss nicht derselben Ansichten sein und wird sich trotzdem an der scharfzüngigen literarischen Qualität erfreuen und vor allem an Wöhlers melodischer Sprechkunst.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2012Wir sind die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen
Sibylle Berg schickt in ihrem Roman "Vielen Dank für das Leben" einen Hermaphroditen durch die deutschdeutsche Geschichte. Entstanden ist eine irritierend-faszinierende Bestandsaufnahme des Grauens.
Schlimmer kann es kaum kommen als in der Lebensgeschichte von Toto, dem wohl seltsamsten Helden in all den Büchern von Sibylle Berg und Helden der wohl bizarrsten Geschichte dieses Literatursommers. Nichts bleibt dieser Figur, die nicht Mann ist und nicht Frau, erspart - von der grausamen Kindheit im Heim bis zur Atomkatastrophe im hohen Alter. Aber davon später.
Zur Welt kommt Toto 1966, also in der Zeit etwa, die im Westen in den Sommer der Liebe und die Studentenunruhen münden wird, während sich die DDR, Totos Heimat, in erster Linie durch die Allgegenwart der Farbe Grau hervortut. Toto ist Hermaphrodit. Bei der Geburt macht man ihn durch reine Willkür zum Mann; als Erwachsener wird er sich zur Frau wandeln. Unterwegs mangelt es nicht an Boshaftigkeiten ihm gegenüber, doch Toto lässt sich durch nichts und niemanden verletzen. Und vielleicht ist gerade das die eigentliche Provokation für die Menschen um ihn herum. Mehr Grausamkeit, als Toto widerfährt, lässt sich gar nicht vorstellen.
An Toto aber, diesem zu dicken, zu großen, im Alkoholdunst gezeugten Wesen, perlen Gemeinheiten und Sadismus ab wie Wasser an lackiertem Blech. Mehr noch: Toto lässt sich nicht einmal den Glauben an das Gute nehmen. So ist der Titel des Romans, der klingt wie ein Zitat aus dem Film "Forrest Gump", vermutlich sogar ernst gemeint: "Vielen Dank für das Leben".
Toto ist tatsächlich eine Art Wiedergänger jenes tumben Gump, nur dass er die Jahre von 1966 an bis in die nahe Zukunft der Dreißiger unseres Jahrhunderts durchlebt. Anders als der unerschütterlich nette Amerikaner, dem sich die Herzen der Menschen überall öffnen, begegnet Totos Umgebung dem Zwitter jedoch stets feindlich, in Ost- wie in Westdeutschland, bei den Armen und den Reichen, in den Städten und auf dem Land.
Parallelen zwischen Toto und Sibylle Berg lassen sich etliche finden: Auch sie ist in Ostdeutschland zur Welt gekommen, 1962, und auch sie hat das Land noch zu Zeiten der Mauer verlassen. Sie war Clownschülerin, hat in einer Travestieshow gearbeitetet, und den Alkoholmissbrauch ihrer Mutter verschweigt sie nicht. Doch anders als Toto ist Sibylle Berg eine unerbittliche Beobachterin. Seit vielen Jahren geht sie in ihren Kolumnen, Büchern und Theaterstücken dem seelischen Elend unserer Zeit auf den Grund. Dabei hat sie einen eigenen, unverwechselbaren Ton entwickelt, der sich ebenso aus untergründigem Witz und bösem Zynismus wie ernster Kritik speist. Mit Episodenromanen wie "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" oder "Sex II" erschrieb sie sich einen Ruf als Kulturpessimistin zu einer Zeit, in der man gemeinhin in Euphorie schwelgte. 2009 überraschte sie dann mit einer Liebesgeschichte: "Der Mann schläft".
Im neuen Roman lässt sie jede Hoffnung fahren. Hier gestattet sie sich keine Ausflucht, keinen Gegenentwurf, nicht einmal auf die Zukunft darf gehofft werden - auch sie wird von Sibylle Berg als denkbar kälteste Vision erfasst. Das Leben, für das im Titel Dank ausgesprochen wird, ist die Hölle auf Erden, für Toto allemal. Schon die Hebamme klagt bei dessen Geburt, kein Säugling habe sich je so albern betragen, und die Mutter, arbeits- und partnerlos, hängt an der Flasche, weshalb das Baby oft vergessen wird.
Das Drama setzt sich fort, als Toto im DDR-Kinderheim landet. Das unförmige Wesen wird nicht nur von den anderen Heimkindern, sondern schlimmer noch von Erziehern und Lehrern gequält. Dass seine ärgste Feindin, die Heimleiterin, eines Tages eines grässlichen Todes stirbt, lässt den Leser da schon kalt. Denn es geht immer weiter in diesem Panorama der Grausamkeiten, etwa bei einer Pflegefamilie auf dem Land, die Toto nur als Arbeitskraft ausbeutet. Liebe und Zuwendung erfährt Toto in seiner Heimat nicht, doch auch im Westen, wo er durch einen Zufall in eine Hippiekommune gelangt, ergeht es ihm nicht besser. Nicht einmal seine Talente helfen ihm weiter, sein absolutes Gehör etwa oder seine Falsettstimme, mit der er die Menschen zu Tränen rührt. Der Lehrer der Musikhochschule, der sich vor ihm ekelt, lehnt ihn kurzerhand ab, und aus dem heruntergekommenen Nachtclub, in dem sich Toto als Kuriosität eine Zeitlang ein Bett und eine Mahlzeit ersingt, fliegt er bald wieder raus. Sprechen dagegen will Toto nur in den seltensten Fällen, schon allein weil man ihm nicht einmal dann freundliche Worte entgegenbringt, wenn er sich für einen anderen Menschen aufopfert. Die letzten Worte einer sterbenskranke Frau, die Toto bis zu ihrem Tode pflegt, sind: "Geh weg, du ekliger Freak."
Es zeugt von Sibylle Bergs moralischem Impetus, dass Toto nie aufhört, selbst diesem Hass noch etwas Positives abzugewinnen. Doch die Tristesse ist über jede Handlung hinaus derart allmächtig, dass man von einem Roman nicht eigentlich sprechen möchte. Eher handelt es sich um eine vierhundert Seiten dicke Bestandsaufnahme des Gemeinen, Hässlichen, Schmutzigen - kurz: der Seelenlosigkeit.
Das beginnt bei den Einrichtungen in den Häusern jener vermeintlichen happy few, die sich wie Totos teuflisch böser Heimgenosse Kasimir einen Platz an der Sonne erkämpft haben. Es geht weiter mit all den sexuellen Anbahnungsriten und Imponiergesten der höheren Angestellten. Und wenn das Buch schließlich von der Gegenwart in die Zukunft überleitet, entfesselt sich ein Inferno der Naturgewalten, in dem Tsunamis, Feuersbrünste und Atomkatastrophen einander in rascher Folge abwechseln. Nur noch die Reichsten der Reichen entkommen auf ihren entlegenen Privatinseln.
In dieser Endlos-Havarie geht durchaus auch mal ein Absatz daneben, und der Stil dieser Tirade ist nicht immer zu ertragen. Doch nur so, durch diesen monströsen Rundumschlag, kann das Buch seine fast schon körperlich spürbare Wucht entfalten. Dieser Weltekel speist sich aus einer romantischen Sehnsucht, die vom Caspar-David-Friedrich-Motiv des Buchumschlags illustriert wird. Deshalb ist Toto auch nicht zu helfen. Bis zuletzt ist er in diesem Katastrophentrash auf der Suche nach dem Guten, Schönen, Wahren. Die Schlechten aber, daran lässt Sibylle Berg keinen Zweifel, das sind die anderen. Das sind wir.
SANDRA KEGEL
Sibylle Berg: "Vielen Dank für das Leben."
Roman.
Hanser Verlag, München 2012. 400 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sibylle Berg schickt in ihrem Roman "Vielen Dank für das Leben" einen Hermaphroditen durch die deutschdeutsche Geschichte. Entstanden ist eine irritierend-faszinierende Bestandsaufnahme des Grauens.
Schlimmer kann es kaum kommen als in der Lebensgeschichte von Toto, dem wohl seltsamsten Helden in all den Büchern von Sibylle Berg und Helden der wohl bizarrsten Geschichte dieses Literatursommers. Nichts bleibt dieser Figur, die nicht Mann ist und nicht Frau, erspart - von der grausamen Kindheit im Heim bis zur Atomkatastrophe im hohen Alter. Aber davon später.
Zur Welt kommt Toto 1966, also in der Zeit etwa, die im Westen in den Sommer der Liebe und die Studentenunruhen münden wird, während sich die DDR, Totos Heimat, in erster Linie durch die Allgegenwart der Farbe Grau hervortut. Toto ist Hermaphrodit. Bei der Geburt macht man ihn durch reine Willkür zum Mann; als Erwachsener wird er sich zur Frau wandeln. Unterwegs mangelt es nicht an Boshaftigkeiten ihm gegenüber, doch Toto lässt sich durch nichts und niemanden verletzen. Und vielleicht ist gerade das die eigentliche Provokation für die Menschen um ihn herum. Mehr Grausamkeit, als Toto widerfährt, lässt sich gar nicht vorstellen.
An Toto aber, diesem zu dicken, zu großen, im Alkoholdunst gezeugten Wesen, perlen Gemeinheiten und Sadismus ab wie Wasser an lackiertem Blech. Mehr noch: Toto lässt sich nicht einmal den Glauben an das Gute nehmen. So ist der Titel des Romans, der klingt wie ein Zitat aus dem Film "Forrest Gump", vermutlich sogar ernst gemeint: "Vielen Dank für das Leben".
Toto ist tatsächlich eine Art Wiedergänger jenes tumben Gump, nur dass er die Jahre von 1966 an bis in die nahe Zukunft der Dreißiger unseres Jahrhunderts durchlebt. Anders als der unerschütterlich nette Amerikaner, dem sich die Herzen der Menschen überall öffnen, begegnet Totos Umgebung dem Zwitter jedoch stets feindlich, in Ost- wie in Westdeutschland, bei den Armen und den Reichen, in den Städten und auf dem Land.
Parallelen zwischen Toto und Sibylle Berg lassen sich etliche finden: Auch sie ist in Ostdeutschland zur Welt gekommen, 1962, und auch sie hat das Land noch zu Zeiten der Mauer verlassen. Sie war Clownschülerin, hat in einer Travestieshow gearbeitetet, und den Alkoholmissbrauch ihrer Mutter verschweigt sie nicht. Doch anders als Toto ist Sibylle Berg eine unerbittliche Beobachterin. Seit vielen Jahren geht sie in ihren Kolumnen, Büchern und Theaterstücken dem seelischen Elend unserer Zeit auf den Grund. Dabei hat sie einen eigenen, unverwechselbaren Ton entwickelt, der sich ebenso aus untergründigem Witz und bösem Zynismus wie ernster Kritik speist. Mit Episodenromanen wie "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" oder "Sex II" erschrieb sie sich einen Ruf als Kulturpessimistin zu einer Zeit, in der man gemeinhin in Euphorie schwelgte. 2009 überraschte sie dann mit einer Liebesgeschichte: "Der Mann schläft".
Im neuen Roman lässt sie jede Hoffnung fahren. Hier gestattet sie sich keine Ausflucht, keinen Gegenentwurf, nicht einmal auf die Zukunft darf gehofft werden - auch sie wird von Sibylle Berg als denkbar kälteste Vision erfasst. Das Leben, für das im Titel Dank ausgesprochen wird, ist die Hölle auf Erden, für Toto allemal. Schon die Hebamme klagt bei dessen Geburt, kein Säugling habe sich je so albern betragen, und die Mutter, arbeits- und partnerlos, hängt an der Flasche, weshalb das Baby oft vergessen wird.
Das Drama setzt sich fort, als Toto im DDR-Kinderheim landet. Das unförmige Wesen wird nicht nur von den anderen Heimkindern, sondern schlimmer noch von Erziehern und Lehrern gequält. Dass seine ärgste Feindin, die Heimleiterin, eines Tages eines grässlichen Todes stirbt, lässt den Leser da schon kalt. Denn es geht immer weiter in diesem Panorama der Grausamkeiten, etwa bei einer Pflegefamilie auf dem Land, die Toto nur als Arbeitskraft ausbeutet. Liebe und Zuwendung erfährt Toto in seiner Heimat nicht, doch auch im Westen, wo er durch einen Zufall in eine Hippiekommune gelangt, ergeht es ihm nicht besser. Nicht einmal seine Talente helfen ihm weiter, sein absolutes Gehör etwa oder seine Falsettstimme, mit der er die Menschen zu Tränen rührt. Der Lehrer der Musikhochschule, der sich vor ihm ekelt, lehnt ihn kurzerhand ab, und aus dem heruntergekommenen Nachtclub, in dem sich Toto als Kuriosität eine Zeitlang ein Bett und eine Mahlzeit ersingt, fliegt er bald wieder raus. Sprechen dagegen will Toto nur in den seltensten Fällen, schon allein weil man ihm nicht einmal dann freundliche Worte entgegenbringt, wenn er sich für einen anderen Menschen aufopfert. Die letzten Worte einer sterbenskranke Frau, die Toto bis zu ihrem Tode pflegt, sind: "Geh weg, du ekliger Freak."
Es zeugt von Sibylle Bergs moralischem Impetus, dass Toto nie aufhört, selbst diesem Hass noch etwas Positives abzugewinnen. Doch die Tristesse ist über jede Handlung hinaus derart allmächtig, dass man von einem Roman nicht eigentlich sprechen möchte. Eher handelt es sich um eine vierhundert Seiten dicke Bestandsaufnahme des Gemeinen, Hässlichen, Schmutzigen - kurz: der Seelenlosigkeit.
Das beginnt bei den Einrichtungen in den Häusern jener vermeintlichen happy few, die sich wie Totos teuflisch böser Heimgenosse Kasimir einen Platz an der Sonne erkämpft haben. Es geht weiter mit all den sexuellen Anbahnungsriten und Imponiergesten der höheren Angestellten. Und wenn das Buch schließlich von der Gegenwart in die Zukunft überleitet, entfesselt sich ein Inferno der Naturgewalten, in dem Tsunamis, Feuersbrünste und Atomkatastrophen einander in rascher Folge abwechseln. Nur noch die Reichsten der Reichen entkommen auf ihren entlegenen Privatinseln.
In dieser Endlos-Havarie geht durchaus auch mal ein Absatz daneben, und der Stil dieser Tirade ist nicht immer zu ertragen. Doch nur so, durch diesen monströsen Rundumschlag, kann das Buch seine fast schon körperlich spürbare Wucht entfalten. Dieser Weltekel speist sich aus einer romantischen Sehnsucht, die vom Caspar-David-Friedrich-Motiv des Buchumschlags illustriert wird. Deshalb ist Toto auch nicht zu helfen. Bis zuletzt ist er in diesem Katastrophentrash auf der Suche nach dem Guten, Schönen, Wahren. Die Schlechten aber, daran lässt Sibylle Berg keinen Zweifel, das sind die anderen. Das sind wir.
SANDRA KEGEL
Sibylle Berg: "Vielen Dank für das Leben."
Roman.
Hanser Verlag, München 2012. 400 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.09.2012Ein glockenreiner Ton und lauter Niedertracht
„Ein Kind kommt auf die Welt, Pech gehabt“: Sibylle Berg macht einen messianischen Zwitter namens Toto zum Helden
ihres neuen Romans. Das Buch ist voll von bitterem Witz über den miserablen Zustand der Welt
VON BURKHARD MÜLLER
Bei manchen Schriftstellern reicht ein einziger kurzer Satz, und man weiß, mit wem man es zu tun hat. „Ein Kind kommt auf die Welt, Pech gehabt.“ Von wem könnte dieser Satz im Klappentext stammen als von Sibylle Berg? Es steckt alles drin, was diese Autorin ausmacht: ein dick aufgetragener Lakonismus, der eine tief pessimistische Sicht der Dinge mehr akzentuiert als verdeckt, welche ihrerseits aber sehr jugendlich, ja kindlich anmutet. Da ist jemand fertig mit der Welt; aber den Sarkasmus grundiert der Schmollmund. Bergs Sarkasmus ist von anderem Kaliber als beispielsweise der von Elfriede Jelinek, wo er verhärmte und hermetische Züge trägt. Sibylle Berg dagegen erzählt mit dem Ton eines Kindes, welches es nicht fassen kann, dass ihm jemand seinen Teddybär gestohlen hat. Ihm liegt der Ausruf auf der Zunge: Das ist gemein! Aber dann beißt es so gut es kann die Zähne zusammen, um es den anderen so richtig zu zeigen. Es ist die Bitterkeit einer bemerkenswert ungefurchten Stirn.
„Vielen Dank für das Leben“, lautet der Titel des Buchs; das sagt eigentlich auch schon alles. Es handelt von Toto, einem Zwitter, der 1966 unter den niederdrückenden Umständen der DDR-Provinz geboren wird und dessen Geschichte das Buch bis in die nahe Zukunft, etwa bis zum Jahr 2030, erzählt. Totos Vater ist unbekannt, seine Mutter eine Alkoholikerin, die sich alsbald verabschiedet; Geburtsklinik und Waisenhaus zeichnen sich durch eine melodramatische Kälte aus, wie sie der Roman wohl seit den Zeiten von Charles Dickens nicht mehr gewagt hat. „Niemand freute sich auf den neuen Menschen, kein Bett gab es da, kein Spielzeug wartete auf ihn oder sie, oder was ist es nun eigentlich.“
Die schneidende Anklage kippt leicht ins Sentimentale. „Was hier als Kommunismus praktiziert wurde, kam dem ruppigen Wesen der Hebamme sehr entgegen.“ Auch Witz hat das Buch; doch wenn man darüber lacht, dann noch aus anderen Gründen, als die Erzählerin meint, nämlich, weil er nie weit weg ist vom Altklugen. Und die Wahrheit trifft es zuweilen wie mit einer Wünschelrute. „Heimat hieß nur, über Hässlichkeit nicht verwundert sein.“
Toto wird von der eisernen Regentin des Waisenhauses an eine völlig vertierte Bauernfamilie verkauft; er entdeckt sein außergewöhnliches Talent, seine glockenreine Kastratenstimme, als er seinen einzigen Gefährten, den Kühen, vorsingt. Er ist Parzival, er ist Kaspar Hauser, er ist Orpheus in einer Person. Eine deutsche K-Gruppe schmuggelt ihn in den Achtzigern im doppelten Boden ihres VW-Busses nach Westen, eine zwiespältige Aktion, verehren sie doch glühend den ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat. „(Die Gruppe) hatte überdies in den vergangenen zwei Jahren drei Jugendliche aus dem Osten gerettet, die jetzt alle ein freies Leben führten, bis auf zwei, die drogenabhängig geworden waren, und einen, der sich umgebracht hatte.“ Da ist er wieder, der bitter altkluge Witz.
Toto aber rückt zusehends auch noch in die vierte Rolle des gekreuzigten Messias ein. Er hangelt sich als Barkraft an der Reeperbahn durchs Leben, schläft auf versifften Matratzen in fensterlosen Hinterzimmern, nennt nicht mehr als den Inhalt eines Leinenbeutels sein eigen, aber kennt weder Neid noch Bosheit; er verzeiht denen, die ihn anpöbeln und zusammenschlagen, bewährt sich als einziger Freund eines todkranken Kindes ohne Angehörige und fällt, wie es sich für einen Messias gehört, einer arglistigen Verschwörung zum Opfer. Kasimir, Leidensgenosse aus dem Waisenhaus und jetzt maschinenkalter Erfolgsbanker, trägt einen schwer erklärlichen, existenziellen Hass gegen Toto in seinem steinernen Herzen. Er arrangiert es, dass der immer selbstlose Toto sich bereit erklärt, einem vermeintlichen Dialyse-Patienten eine Niere zu spenden – aber in Wirklichkeit wird ihm dabei von den zynischen Operateuren eine radioaktiv strahlende Sonde in die rudimentäre Gebärmutter implantiert; sie wird ihn langsam aber sicher killen . . . Das heißt, s i e killen, denn bei dieser Gelegenheit findet auch noch, weil man grade dabei ist, eine geschlechtliche Festlegung statt, und der Leser wird etwas konfus mit den Personalpronomina.
Mit einem Wort, die Story ist schlechterdings hanebüchen. Aber Brüche gibt es nicht, Stil, Haltung und Geschehnisse sind, was sich nicht von allen Werken der Gegenwartsliteratur sagen lässt, aus einem unverwechselbaren Guss. Man muss das Buch schon insgesamt annehmen oder verschmähen. Zuweilen schwingt es sich sogar zu erheblichen satirischen Qualitäten auf, etwa wenn es die Landkommunen und die Schwulen- und Lesbenszene der Achtzigerjahre schildert. Das in jener fernen Epoche unumgängliche Ritual des Coming-out beispielsweise gestaltet sich so:
„Der Vater liest die Zeitung, er hält sie verkehrt herum, er will seine Ruhe. Und dann steht der Tim da, die Mutter noch rot von der Kälte, der Vater in Zigarre gehüllt. Ich muss mit euch reden. Ja, Tim, sagt die Mutter, hat das nicht Zeit, bis ich den Kuchen, nein, ich muss jetzt mit euch reden, sagt Tim, jetzt, und ich bin schwul, er schreit fast. Der Vater lässt die Zeitung sinken, er bekommt einen Infarkt, die Mutter sinkt zu Boden, und Tim staunt, zwei unglücklichere heterosexuelle Menschen als seine Eltern kennt er doch nicht, soll das die Lösung sein?“
Man beachte, was hier mit dem Namen passiert: „Tim“ für seine Eltern, gibt er sich nunmehr, in seinem wahren, neuen Leben, als „der Tim“ zu erkennen; was hier eigentlich sein Coming-out hat, ist der bestimmte Artikel. Das ist sehr fein beobachtet. Doch in der Passage deutet sich auch an, wo trotz allem das Problem des Buches liegt.
Diese Erzählerin besteht darauf, dass sie jederzeit das große Ganze im Griff hat. Sie erzählt ein Stückchen von Totos weiterem Kreuzweg, aber das liefert ihr nur den Vorwand, sich schon wieder zum miserablen Zustand der Welt im Allgemeinen zu äußern. Toto, wenig eloquent, ohne Verständnis für die Vorgänge um sich herum, ohne sexuelle Identität und Aktivität, wird immer nur so weit vorgeführt oder vorgeschoben, wie sich an ihm etwas zeigen lässt, nämlich die Niedertracht der Menschen und die Kaltschnäuzigkeit von Natur und Geschichte. Nicht für sich selbst steht er/sie, sondern dient mit seinem/ihrem ausdrucksarmen Mondgesicht als Galionsfigur des Schmerzensschiffs, mit dem die Autorin Sibylle Berg ihre tiefschwarzen Meere befährt.
Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2012. 400 Seiten, 21,90 Euro.
„Heimat hieß nur,
über Hässlichkeit
nicht verwundert sein“
Von einem allein gelassenen, sonderbaren Kind ohne klares Geschlecht erzählt der neue Roman von Sibylle Berg. Sie schildert die Willkür und Trostlosigkeit in einem DDR-Waisenhaus (hier eine Hofanlage) mit melodramatischer Kälte. Aber auch im Westen ergeht es ihrem Helden nicht besser.
FOTO: SVEN DOERING/AGENTUR FOCUS
Die Schriftstellerin Sibylle Berg wurde 1962 in Weimar geboren, übersiedelte 1984 in die Bundesrepublik und lebt seit 1996 in Zürich.
FOTO: FOTO: DAPD
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
„Ein Kind kommt auf die Welt, Pech gehabt“: Sibylle Berg macht einen messianischen Zwitter namens Toto zum Helden
ihres neuen Romans. Das Buch ist voll von bitterem Witz über den miserablen Zustand der Welt
VON BURKHARD MÜLLER
Bei manchen Schriftstellern reicht ein einziger kurzer Satz, und man weiß, mit wem man es zu tun hat. „Ein Kind kommt auf die Welt, Pech gehabt.“ Von wem könnte dieser Satz im Klappentext stammen als von Sibylle Berg? Es steckt alles drin, was diese Autorin ausmacht: ein dick aufgetragener Lakonismus, der eine tief pessimistische Sicht der Dinge mehr akzentuiert als verdeckt, welche ihrerseits aber sehr jugendlich, ja kindlich anmutet. Da ist jemand fertig mit der Welt; aber den Sarkasmus grundiert der Schmollmund. Bergs Sarkasmus ist von anderem Kaliber als beispielsweise der von Elfriede Jelinek, wo er verhärmte und hermetische Züge trägt. Sibylle Berg dagegen erzählt mit dem Ton eines Kindes, welches es nicht fassen kann, dass ihm jemand seinen Teddybär gestohlen hat. Ihm liegt der Ausruf auf der Zunge: Das ist gemein! Aber dann beißt es so gut es kann die Zähne zusammen, um es den anderen so richtig zu zeigen. Es ist die Bitterkeit einer bemerkenswert ungefurchten Stirn.
„Vielen Dank für das Leben“, lautet der Titel des Buchs; das sagt eigentlich auch schon alles. Es handelt von Toto, einem Zwitter, der 1966 unter den niederdrückenden Umständen der DDR-Provinz geboren wird und dessen Geschichte das Buch bis in die nahe Zukunft, etwa bis zum Jahr 2030, erzählt. Totos Vater ist unbekannt, seine Mutter eine Alkoholikerin, die sich alsbald verabschiedet; Geburtsklinik und Waisenhaus zeichnen sich durch eine melodramatische Kälte aus, wie sie der Roman wohl seit den Zeiten von Charles Dickens nicht mehr gewagt hat. „Niemand freute sich auf den neuen Menschen, kein Bett gab es da, kein Spielzeug wartete auf ihn oder sie, oder was ist es nun eigentlich.“
Die schneidende Anklage kippt leicht ins Sentimentale. „Was hier als Kommunismus praktiziert wurde, kam dem ruppigen Wesen der Hebamme sehr entgegen.“ Auch Witz hat das Buch; doch wenn man darüber lacht, dann noch aus anderen Gründen, als die Erzählerin meint, nämlich, weil er nie weit weg ist vom Altklugen. Und die Wahrheit trifft es zuweilen wie mit einer Wünschelrute. „Heimat hieß nur, über Hässlichkeit nicht verwundert sein.“
Toto wird von der eisernen Regentin des Waisenhauses an eine völlig vertierte Bauernfamilie verkauft; er entdeckt sein außergewöhnliches Talent, seine glockenreine Kastratenstimme, als er seinen einzigen Gefährten, den Kühen, vorsingt. Er ist Parzival, er ist Kaspar Hauser, er ist Orpheus in einer Person. Eine deutsche K-Gruppe schmuggelt ihn in den Achtzigern im doppelten Boden ihres VW-Busses nach Westen, eine zwiespältige Aktion, verehren sie doch glühend den ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat. „(Die Gruppe) hatte überdies in den vergangenen zwei Jahren drei Jugendliche aus dem Osten gerettet, die jetzt alle ein freies Leben führten, bis auf zwei, die drogenabhängig geworden waren, und einen, der sich umgebracht hatte.“ Da ist er wieder, der bitter altkluge Witz.
Toto aber rückt zusehends auch noch in die vierte Rolle des gekreuzigten Messias ein. Er hangelt sich als Barkraft an der Reeperbahn durchs Leben, schläft auf versifften Matratzen in fensterlosen Hinterzimmern, nennt nicht mehr als den Inhalt eines Leinenbeutels sein eigen, aber kennt weder Neid noch Bosheit; er verzeiht denen, die ihn anpöbeln und zusammenschlagen, bewährt sich als einziger Freund eines todkranken Kindes ohne Angehörige und fällt, wie es sich für einen Messias gehört, einer arglistigen Verschwörung zum Opfer. Kasimir, Leidensgenosse aus dem Waisenhaus und jetzt maschinenkalter Erfolgsbanker, trägt einen schwer erklärlichen, existenziellen Hass gegen Toto in seinem steinernen Herzen. Er arrangiert es, dass der immer selbstlose Toto sich bereit erklärt, einem vermeintlichen Dialyse-Patienten eine Niere zu spenden – aber in Wirklichkeit wird ihm dabei von den zynischen Operateuren eine radioaktiv strahlende Sonde in die rudimentäre Gebärmutter implantiert; sie wird ihn langsam aber sicher killen . . . Das heißt, s i e killen, denn bei dieser Gelegenheit findet auch noch, weil man grade dabei ist, eine geschlechtliche Festlegung statt, und der Leser wird etwas konfus mit den Personalpronomina.
Mit einem Wort, die Story ist schlechterdings hanebüchen. Aber Brüche gibt es nicht, Stil, Haltung und Geschehnisse sind, was sich nicht von allen Werken der Gegenwartsliteratur sagen lässt, aus einem unverwechselbaren Guss. Man muss das Buch schon insgesamt annehmen oder verschmähen. Zuweilen schwingt es sich sogar zu erheblichen satirischen Qualitäten auf, etwa wenn es die Landkommunen und die Schwulen- und Lesbenszene der Achtzigerjahre schildert. Das in jener fernen Epoche unumgängliche Ritual des Coming-out beispielsweise gestaltet sich so:
„Der Vater liest die Zeitung, er hält sie verkehrt herum, er will seine Ruhe. Und dann steht der Tim da, die Mutter noch rot von der Kälte, der Vater in Zigarre gehüllt. Ich muss mit euch reden. Ja, Tim, sagt die Mutter, hat das nicht Zeit, bis ich den Kuchen, nein, ich muss jetzt mit euch reden, sagt Tim, jetzt, und ich bin schwul, er schreit fast. Der Vater lässt die Zeitung sinken, er bekommt einen Infarkt, die Mutter sinkt zu Boden, und Tim staunt, zwei unglücklichere heterosexuelle Menschen als seine Eltern kennt er doch nicht, soll das die Lösung sein?“
Man beachte, was hier mit dem Namen passiert: „Tim“ für seine Eltern, gibt er sich nunmehr, in seinem wahren, neuen Leben, als „der Tim“ zu erkennen; was hier eigentlich sein Coming-out hat, ist der bestimmte Artikel. Das ist sehr fein beobachtet. Doch in der Passage deutet sich auch an, wo trotz allem das Problem des Buches liegt.
Diese Erzählerin besteht darauf, dass sie jederzeit das große Ganze im Griff hat. Sie erzählt ein Stückchen von Totos weiterem Kreuzweg, aber das liefert ihr nur den Vorwand, sich schon wieder zum miserablen Zustand der Welt im Allgemeinen zu äußern. Toto, wenig eloquent, ohne Verständnis für die Vorgänge um sich herum, ohne sexuelle Identität und Aktivität, wird immer nur so weit vorgeführt oder vorgeschoben, wie sich an ihm etwas zeigen lässt, nämlich die Niedertracht der Menschen und die Kaltschnäuzigkeit von Natur und Geschichte. Nicht für sich selbst steht er/sie, sondern dient mit seinem/ihrem ausdrucksarmen Mondgesicht als Galionsfigur des Schmerzensschiffs, mit dem die Autorin Sibylle Berg ihre tiefschwarzen Meere befährt.
Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2012. 400 Seiten, 21,90 Euro.
„Heimat hieß nur,
über Hässlichkeit
nicht verwundert sein“
Von einem allein gelassenen, sonderbaren Kind ohne klares Geschlecht erzählt der neue Roman von Sibylle Berg. Sie schildert die Willkür und Trostlosigkeit in einem DDR-Waisenhaus (hier eine Hofanlage) mit melodramatischer Kälte. Aber auch im Westen ergeht es ihrem Helden nicht besser.
FOTO: SVEN DOERING/AGENTUR FOCUS
Die Schriftstellerin Sibylle Berg wurde 1962 in Weimar geboren, übersiedelte 1984 in die Bundesrepublik und lebt seit 1996 in Zürich.
FOTO: FOTO: DAPD
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mächtig böse ist Eva Behrendt auf die Autorin Sibylle Berg. Gewiss, stilistisch ist die Autorin mit ihren spitzen Beobachtungen mittlerweile zur Meisterschaft gereift (allerdings schreibt sie nun auch "verdaulich", merkt Behrendt an) und die Lebensgeschichte des tapsig-lieben, wenn auch für den Leser unzugänglichen Hermaphroditen Toto, der, in der DDR geboren, über Zwischenstation im Kapitalismus bis hin zu einer überreglementiert-sterilen Zukunft zahlreiche Gemeinheiten seiner Mitmenschen zu erdulden hat, fügt sich gut ins an solchen gescheiterten Lebensläufen nicht arme Werk der Schriftstellerin, hält die Rezensentin Sibylle Berg ohne weiteres zugute. Auch was Berg über die jeweiligen Epochen, die Totos Lebensstationen markieren, zu sagen hat, findet noch das Wohlwollen der Rezensentin, das bei den zahlreichen, immer wieder aufs Neue in leicht gewandelter Variation geschilderten Quälereien, die die Autorin für ihre Figur in petto hält, rasch ans Ende kommt. Diese findet die Rezensentin tatsächlich unerträglich.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Berg schreibt witzig über die traurige Existenz der Menschen, anrührend über das trostlose Dasein und aggressiv liebevoll gegen eine düstere Welt." Steffen Martus, Frankfurter Rundschau, 12./13.01.13
"Eigentlich leuchtet aus nahezu jedem Kapitel mindestens eine Formulierung hervor, die so großartig und surreal und zugleich von besonderer Zartheit ist (...) von den Bildern des Bergschen Szenarios geht eine Intensität aus, die in aller Drastik und obskurer Schönheit Vergleiche suchen muss." Andrea Hannah Hünniger, Die Zeit, 18.10.12
"Ein Wunderwerk aus klugen Exkursen und brillanten Bonmots." Wolfgang Höbel, Der Spiegel, Heft 31/12
"Eine Ode an die Individualität (...)" Stern, 27.07.12
"Die Schriftstellerin erzählt dieses Trauerspiel in ihrem so unverwechselbaren Sound aus Zynismus, Anklage und subtilem Witz. Sibylle Berg hat ein schonungsloses Buch geschrieben. Eines, das irritiert und extrem fasziniert." Focus, 08.10.12
"Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht. Das ist kein Roman, das ist ein Manifest." Jan Küveler, Die Welt, 28.07.12
"Vielen Dank für das Leben ist ein furios geschriebenes Plädoyer für Andersartigkeit." Regula Freuler, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 30.09.12
"Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht. Das ist kein Roman, das ist ein Manifest." Jan Küveler, Die Welt, 28.07.12
"Sibylle Berg hat das 'Pfui Welt' von Bußpredigern wie Abraham de Sancta Clara (...) aber auch den vorgeblichen Zynismus eines Voltaire. (...) Sie hat diese Haltung in die Gegenwart gebeamt und mit dem Grundrauschen unserer Tage verbunden - medialem, modischem, pseudowissenschaftlichen Gerede. (...) Das Ergebnis ist ziemlich speziell und einzigartig." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 30.07.12
"Sibylle Berg schafft mit ihrem Protagonisten Toto eine der ungewöhnlichsten und berührendsten Gestalten der Gegenwartsliteratur." Rainer Moritz, Deutschlandradio, 07.08.12
"Berg schreibt witzig über die traurige Existenz der Menschen, anrührend über das trostlose Dasein und agressiv liebevoll gegen eine düstere Welt. Die Geschichte mag noch so trübsinnig, die mesnchliche Existenz langweilig erscheinen, die Leidenschaft, mit der hier geschrieben wird, spricht eine andere Sprache." Steffen Martus, Frankfurter Rundschau, 12.01.13
"Zornig, witzig, klug: Sibylle Berg seziert unser Leben." Steffen Martus, Frankfurter Rundschau, 12.01.13
"Eigentlich leuchtet aus nahezu jedem Kapitel mindestens eine Formulierung hervor, die so großartig und surreal und zugleich von besonderer Zartheit ist (...) von den Bildern des Bergschen Szenarios geht eine Intensität aus, die in aller Drastik und obskurer Schönheit Vergleiche suchen muss." Andrea Hannah Hünniger, Die Zeit, 18.10.12
"Ein Wunderwerk aus klugen Exkursen und brillanten Bonmots." Wolfgang Höbel, Der Spiegel, Heft 31/12
"Eine Ode an die Individualität (...)" Stern, 27.07.12
"Die Schriftstellerin erzählt dieses Trauerspiel in ihrem so unverwechselbaren Sound aus Zynismus, Anklage und subtilem Witz. Sibylle Berg hat ein schonungsloses Buch geschrieben. Eines, das irritiert und extrem fasziniert." Focus, 08.10.12
"Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht. Das ist kein Roman, das ist ein Manifest." Jan Küveler, Die Welt, 28.07.12
"Vielen Dank für das Leben ist ein furios geschriebenes Plädoyer für Andersartigkeit." Regula Freuler, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 30.09.12
"Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht. Das ist kein Roman, das ist ein Manifest." Jan Küveler, Die Welt, 28.07.12
"Sibylle Berg hat das 'Pfui Welt' von Bußpredigern wie Abraham de Sancta Clara (...) aber auch den vorgeblichen Zynismus eines Voltaire. (...) Sie hat diese Haltung in die Gegenwart gebeamt und mit dem Grundrauschen unserer Tage verbunden - medialem, modischem, pseudowissenschaftlichen Gerede. (...) Das Ergebnis ist ziemlich speziell und einzigartig." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 30.07.12
"Sibylle Berg schafft mit ihrem Protagonisten Toto eine der ungewöhnlichsten und berührendsten Gestalten der Gegenwartsliteratur." Rainer Moritz, Deutschlandradio, 07.08.12
"Berg schreibt witzig über die traurige Existenz der Menschen, anrührend über das trostlose Dasein und agressiv liebevoll gegen eine düstere Welt. Die Geschichte mag noch so trübsinnig, die mesnchliche Existenz langweilig erscheinen, die Leidenschaft, mit der hier geschrieben wird, spricht eine andere Sprache." Steffen Martus, Frankfurter Rundschau, 12.01.13
"Zornig, witzig, klug: Sibylle Berg seziert unser Leben." Steffen Martus, Frankfurter Rundschau, 12.01.13