Der Hunger, die Schande, die Obdachlosigkeit und das Gefängnis, das seien seine Lehrmeister, formuliert der chinesische Autor Liao Yiwu in einer Rede, die er vor dem unabhängigen chinesischen PEN-Zentrum 2007 halten sollte, aber nicht konnte. Der Hunger, die Schande, die Obdachlosigkeit und das Gefängnis sind auch die Erfahrungen vier seiner Interviewpartner in der Gesprächssammlung Fräulein Hallo und der Bauernkaiser. Chinas Gesellschaft von unten . Ein Leichenschminker erzählt von seinen Erlebnissen während der großen Hungersnöte. Ein Leprakranker vom Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft. Die 18-jährige Fräulein Hallo, die vor dem Fernseher aufgewachsen ist und haltlos in den Tag hineinlebt, vom Fansein. Ein Ausbrecherkönig von seinem Versuch, dem Gefängnis zu entkommen. Collagiert mit Gedichten, die der Autor bei seinem bisher ersten Besuch in Deutschland 2010 im Studio vortrug, werfen die Texte ein Schlaglicht auf die kollektiven Traumata Chinas.
Ein Hörspiel von Andrea Getto mit Martin Engler, Sascha Icks, Horst Mendroch, Heinrich Giskes, Lisa Hagmeister und Mirco Kreibich.
Ein Hörspiel von Andrea Getto mit Martin Engler, Sascha Icks, Horst Mendroch, Heinrich Giskes, Lisa Hagmeister und Mirco Kreibich.
buecher-magazin.deDer Hunger sei sein erster Lehrmeister gewesen. Er habe seinen Überlebenswillen gestärkt, „und letztendlich war er es, der mich zum Schreiben brachte“, sagt der chinesische Schriftsteller und Dichter Liao Yiwu, dessen Werke aufgrund seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung in China verboten sind. Seit Juli 2011 lebt Liao Yiwu im Exil in Deutschland, und mit „Vier Lehrmeister“ verknüpft er vier Schicksale mit seiner eigenen Biografie. Neben dem Hunger seien die Schande, die Obdachlosigkeit und das Gefängnis seine weiteren Lehrmeister.
Das Hörspiel von Andrea Getto verzichtet nahezu auf jede Art akustischer „Ablenkung“, vor allem die vier Interviews finden ohne Geräuschteppich statt und erzielen auf diese Weise eine umso eindringlichere Wirkung – nicht zuletzt auch durch die sehr ruhige Erzählweise. So erzählt unter anderem ein Leichenschminker von seinen Erlebnissen während der großen Hungersnöte, ein Leprakranker vom Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft. Wütend sind hier nur die eingespielten, aggressiven Gesänge, die mit Gedichten des Autors die gesellschaftskritische Collage dieses NDR-Hörspiels zu einem Ganzen zusammenfügen.
© BÜCHERmagazin, Jeanne Wellnitz (jw)
Das Hörspiel von Andrea Getto verzichtet nahezu auf jede Art akustischer „Ablenkung“, vor allem die vier Interviews finden ohne Geräuschteppich statt und erzielen auf diese Weise eine umso eindringlichere Wirkung – nicht zuletzt auch durch die sehr ruhige Erzählweise. So erzählt unter anderem ein Leichenschminker von seinen Erlebnissen während der großen Hungersnöte, ein Leprakranker vom Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft. Wütend sind hier nur die eingespielten, aggressiven Gesänge, die mit Gedichten des Autors die gesellschaftskritische Collage dieses NDR-Hörspiels zu einem Ganzen zusammenfügen.
© BÜCHERmagazin, Jeanne Wellnitz (jw)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Renate Meinhof "schaudert" es unter der großen Kargheit der Sprache des chinesischen Autors Liao Yiwu, die auch die Inszenierung dieses Hörbuchs auszeichnet. Der Autor verknüpft darin Geschichten aus seinem Gesprächsband "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser" mit eigenen Erlebnissen, wobei die vier Lehrmeister des Titels der Hunger, die Schande, die Obdachlosigkeit und das Gefängnis sind. Der Autor, der selbst im Zuge des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens vier Jahre im Gefängnis saß und seit 2011 im deutschen Exil lebt, erzählt, das ist der Rezensentin aufgefallen, ohne "Hass, ohne Wut". Darin aber liegt für Meinhof gerade das Berührende dieser Geschichten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Nichts wirkt konstruiert, nichts ausgeschmückt. Gerade deshalb berührt dieses Hörspiel so.", Süddeutsche Zeitung, 09.10.2012