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Ein aberwitziges Schelmenabenteuer Berlin, April 1945: Die letzten Tage des Krieges sind angebrochen, doch für die Segelflieger Fritz und Schultz fängt er jetzt erst richtig an. Sie erhalten den Auftrag, die Kasse ihres Flughafens ins Luftfahrtministerium zu bringen. Doch wie an das andere Ende der Stadt gelangen, ohne beschossen zu werden? Zumal sich der stille Schultz und der gewiefte Fritz nicht über den Weg trauen. Die Schicksalsgemeinschaft schwingt sich auf ihre Räder, und nun zeigt sich, dass man Kriege nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Gewitztheit und Dreistigkeit überstehen kann.…mehr

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Produktbeschreibung
Ein aberwitziges Schelmenabenteuer
Berlin, April 1945: Die letzten Tage des Krieges sind angebrochen, doch für die Segelflieger Fritz und Schultz fängt er jetzt erst richtig an. Sie erhalten den Auftrag, die Kasse ihres Flughafens ins Luftfahrtministerium zu bringen. Doch wie an das andere Ende der Stadt gelangen, ohne beschossen zu werden? Zumal sich der stille Schultz und der gewiefte Fritz nicht über den Weg trauen. Die Schicksalsgemeinschaft schwingt sich auf ihre Räder, und nun zeigt sich, dass man Kriege nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Gewitztheit und Dreistigkeit überstehen kann. Denn egal, ob ein Feldgendarm sich der Kasse bemächtigt oder ein Luftschutzwart den beiden nicht erlaubt, die Fahrräder mit in den Bunker zu nehmen: Fritz und Schultz wissen sich zu helfen. Bis zu dem Moment, als selbst Fritz sprachlos ist ...
Autorenporträt
Klaußner, BurghartBurghart Klaußner ist neben diversen Bühnen-Engagements in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen zu sehen. 2010 erhielt er den Deutschen Filmpreis für seine Rolle des Pfarrers in dem oscarnominierten Kinofilm "Das weiße Band". 2011 wurde er als »Bester Interpret« mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2018

Auf den Omatako!
In den letzten Kriegstagen durch Berlin: Der Debütroman des Schauspielers Burghart Klaußner

Burghart Klaußner ist Segler aus leidenschaftlichem Erbvertrauen. Wegen des Segelns ist er nach Hamburg gezogen, weg aus Berlin, wo er vier Jahre nach Kriegsende geboren wurde und am Wannsee das Segelboot der Familie lag. Seine Großmutter war eine der ersten Frauen in Deutschland, die einen Segelschein hatten. Sein Vater, der ein - bei Schauspielern und Politikern beliebtes - Lokal in der Nähe des Kurfürstendamms betrieb, rettete sein Boot durch den Krieg. Um sich unabdingbar zu machen und nicht an die Front zu müssen, leitete er nebenbei ein Offizierskasino, und als er in den letzten Kriegstagen doch noch eingezogen wurde, flüchtete er sich verzweifelt in die Nähe seines Boots. Auf einer Toilette am Strandbad Wannsee versuchte er sich zu verstecken, wurde aber von einem Feldjäger entdeckt. Mit viel Glück kam er mit dem Leben davon und saß später oft am Wannsee und schaute zu, wie die Wellen an den Bug seines Schiffes schlugen.

Für Burghart Klaußner ist das Segeln also mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Wann immer er kann, ist er auf See - in Hamburg wie in Berlin, wo er seit einiger Zeit wieder eine Wohnung hat. In seinen Filmen muss er meist in geschlossenen Räumen sitzen; als Richter oder Pfarrer, sadistischer Vater, gekidnappter Altachtundsechziger oder unbarmherziger Reichskriminaldirektor ist ihm Wind und Wasser oft fern. Nur ganz am Anfang seiner Darstellerkarriere, in "Das Rätsel der Sandbank", einer Fernsehserie aus den achtziger Jahren, durfte Klaußner einen jungen Engländer spielen, der mit einem kleinen Segelboot an der deutschen Küste entlangschippert, um deutsche Invasionspläne auszuspionieren. Was Klaußner beim Segeln spürt, die Verbindung mit der Herkunft, das Weitertragen von Familiengut, hat er jetzt in einen Text verwandelt.

"Vor dem Anfang" heißt dieser Debütroman, der den Überlebenskampf eines Mannes im Berlin der letzten Kriegstage schildert. Die Handlung lehnt sich an die Schicksalsgeschichte des Vaters an. Fritz heißt der hier und betreibt neben seinem Restaurant als Pächter ein Offizierskasino in der Friesenstraße. Wir begegnen ihm, nachdem er im letztmöglichen Moment doch noch eingezogen worden ist. Ein paar alte Freunde aus dem Kasino haben ihn zwar vor dem todessicheren Frontdienst bewahrt, aber in Gefahr ist er als Hilfskraft der Flughafenleitung trotzdem, hier in der gefallenen Reichshauptstadt, vor deren Toren die Russen stehen. Die Bomben haben Berlin fast vollständig zerstört, alles brennt, alles hastet.

Zusammen mit Schultz, einem anderen Frontausweichler, bekommt Fritz den Befehl, eine gefüllte Kasse ins Reichsluftfahrtministerium zu transportieren. Auf Fahrrädern bahnen sie sich ihren Weg durch die verkohlte Stadt, in der mittlerweile an jeder Straßenkreuzung ein anderer letzter Mann das Kommando übernommen hat. Über den Berliner Damm nach Nordwesten durch Neukölln und Kreuzberg, vorbei an verlassenen Schrebergärten, unberechenbaren Feldpolizisten und zusammengestürzten Mietshäusern. Sie flüchten sich in einen Luftschutzkeller, während die aufheulenden Stalinorgeln näher kommen. Eng an die Kellerwand gedrückt, denkt Fritz, der Segler, nur ans Wasser, an sein Beiboot mit dem Steckschwert und dem Stoßfänger aus grauem Tuch. Schultz, der aus überschaubareren Verhältnissen kommt, träumt von Kuchenkrümeln und Gewürzgurken.

Im Getümmel verlieren sich die beiden, und Fritz sucht auf eigene Faust nach einem Ausweg. Wannsee heißt der für ihn, dort, wo das Boot liegt, seine "Traute", mit zwei Gasflaschen und einem Heck voll Konserven, einem Schinken über dem Waschbecken und einer Flasche Dom Pérignon im Eisfach. Die Erinnerung an einen gefährlichen Segeltörn auf diesem lebensrettenden Schiff treibt ihn durch die Ruinenlandschaft, vorbei am goldenen Engel über den Kaiserdamm. Am Sophie-Charlotte-Platz sitzt ein erschossenes Liebespaar am Esstisch, die Hände fest ineinandergekrallt, die zerschossenen Köpfe nach vorne gekippt. Funkturm, Haus des Rundfunks, Avus, Messe, schließlich Eichkamp und Grunewald bis zum Strandbad, wo Hunderte erschöpfte Soldaten hocken und auf Überfahrt nach Potsdam hoffen. Fort, nur fort vor den russischen Truppen. Aber Fritz hat seinen eigenen Plan und versteckt sich im Toilettenhäuschen.

Die Geschichte wiederholt sich, nein, findet zu ihrem Ursprung zurück, nimmt dann noch einmal Fahrt auf und bekommt ein glückliches Ende. Die Wiederbegegnung mit dem Boot ist wie die Heimkehr in die Arme einer Geliebten: "Sie schwebte wie eine Wiege über dem Grund . . . dieses bauchförmig, zum Schwimmen gebrachte Stück Stahl namens Segelschiff." Und während draußen die letzten Bäume verbrennen, legt Fritz sich im Deckhaus aufs Sofa und träumt vom Zirkus. Jetzt kann der Anfang kommen. Nun ist die Vorgeschichte erzählt.

Klaußners Roman beginnt, verläuft und endet wie ein mitreißendes Roadmovie. Vom ersten Satz an ist alles in Bewegung. Es gibt keine Ordnung mehr, die Stadt und ihre Bewohner sind zerstört. Klaußner beschreibt dieses Chaos jedoch nicht gehetzt, nicht atemlos, sondern ruhig, gelassen, fast hamburgisch-hanseatisch. Eine Stimmung großer Aussichtslosigkeit herrscht vor, die immer wieder leicht ironisch durch eine gewisse "Wurschtigkeit" gebrochen wird. Wenn das sowieso die letzten Tage der Menschheit sein werden, dann kann man auch schnell noch eine Schnapsflasche köpfen und den "Omatako" - Deutsch-Südwestländisch für Hintern - in den Himmel recken.

Vor dem Anfang wartet das Ende - Klaußner hat einen leidenschaftlich unprätentiösen, haltungsstark-hartkantigen Debütroman über das Kriegsende geschrieben. Über jene schwarze Zeit also, die ihm selbst erspart geblieben ist und die ihn doch immer wieder anweht, wenn er das Segel hisst auf seinem lebenswichtigen Boot.

SIMON STRAUSS

Burghart Klaußner: "Vor dem Anfang". Roman.

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018. 176 S., geb., 18,- [Euro].

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»Die Weltliteratur ist um zwei unvergessliche Figuren reicher. Fritz und Schultz torkeln mehr als sie fahren auf zwei Rädern durch das ächzende Berlin der letzten Bombentage 1945. Auf schlanken 176 Seiten lässt Burghart Klaußner in seinem Debüt "Vor dem Anfang" den ganzen Schrecken des Krieges lebendig werden - und den Hoffnungszauber an seinem Ende.« Welt am Sonntag 20181014