Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 4,00 €
  • Audio CD

'Als 16-Jähriger wird Janek Bilinski von deutschen Soldaten aufgegriffen und als Zwangsarbeiter verschleppt. Er hat Glück. Onkel Stani, der einzige Überlebende seiner Familie, nimmt ihn nach Kriegsende bei sich auf. Wie schwer es war, ins Leben zurückzufinden, daran erinnert sich Bilinski jetzt als alter Mann, da er im Hospiz dem Tod entgegensieht. Um die Angst und den Schmerz zu bannen, beginnt er der jungen Schwester seine Geschichte zu erzählen. Von seinen Träumen, von seiner großen Liebe Paula, von Agota, die er dann zur Ehefrau nahm, und schließlich von Hannah, seiner Tochter, die nichts von ihm weiß.…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
'Als 16-Jähriger wird Janek Bilinski von deutschen Soldaten aufgegriffen und als Zwangsarbeiter verschleppt. Er hat Glück. Onkel Stani, der einzige Überlebende seiner Familie, nimmt ihn nach Kriegsende bei sich auf. Wie schwer es war, ins Leben zurückzufinden, daran erinnert sich Bilinski jetzt als alter Mann, da er im Hospiz dem Tod entgegensieht. Um die Angst und den Schmerz zu bannen, beginnt er der jungen Schwester seine Geschichte zu erzählen. Von seinen Träumen, von seiner großen Liebe Paula, von Agota, die er dann zur Ehefrau nahm, und schließlich von Hannah, seiner Tochter, die nichts von ihm weiß.
Autorenporträt
Hoffmann, Sandra
Sandra Hoffmann, 1967 in Oberschwaben geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Tübingen und München. Sie studierte Literaturwissenschaft, Italianistik und Mediävistik. Zuletzt erhielt sie, 2009, für den Roman Liebesgut den Mörike-Förderpreis. Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist ist ihr vierter Roman.

Pleitgen, Ulrich
Ulrich Pleitgen (1946-2018) spielte zwanzig Jahre lang an den Schauspielhäusern in Basel, Bochum und Frankfurt und am Thalia Theater in Hamburg. Seit Ende der Achtzigerjahre war er in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen. Er war einer der bekanntesten Hörbuchsprecher und hat viele Preise gewonnen, darunter den Deutschen Hörbuchpreis sowie den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Hier sind starke Nerven gefragt, denn dieses Hörbuch wühlt auf, bewegt und lässt mitleiden. Der 16-jährige Janek Bilinski wird von deutschen Soldaten aufgegriffen und als Zwangsarbeiter verschleppt, er hat Glück und überlebt. Der einzige Überlebende seiner Familie, Onkel Stani, nimmt ihn auf. Überlebt zu haben heißt aber nicht, wieder ins Leben zurückzufinden. Zu grausam war das Erlebte. Und doch stellt er sich im Hospiz die Frage, warum er so an diesem Leben hängt. Als alter Mann lässt er sein ganzen Leben Revue passieren: Seine große Liebe Paula, seine Frau Agota und seine Tochter Hannah, die nichts von ihm weiß, spielen die Hauptrollen.

Sandra Hoffmann beschreibt Bilinskis Schicksal so intensiv und klar, in ausgefeilter und intelligenter Sprache – und verlangt dem Hörer angesichts der Grausamkeit, die dem Jungen widerfuhr, viel ab. Ulrich Pleitgen lässt mit seiner literarischen, sonoren und aufgewühlten Stimme tief in Janeks Leben eintauchen. Er verschmilzt mit der Geschichte, auch wenn er mitunter zu aufgeregt und nachdrücklich spricht. Dennoch: ein besonderes Hörbuch.

© BÜCHERmagazin, Tina Muffert (tm)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2012

Der Tod lässt sich nicht proben

Wie schwer ist es zu sterben, wenn man so sehr ums Überleben gekämpft hat? Sandra Hoffmann verwebt in ihrem Roman "Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist" die Erinnerungen eines ehemaligen Zwangsarbeiters mit der Gegenwart.

Immer, wenn die Bilder im Kopf näherrücken, zieht es auch in der Magengegend. Dann liegt Janek schwach und krank in seinem Bett im Hospiz und kann sich nicht wehren gegen die quälenden Erinnerungen einer fernen Vergangenheit. Die Schmerzen seines alten Körpers fließen mit den Wunden von einst ineinander. Manchmal erinnert er sich aber auch, um sich seiner selbst zu vergewissern. Denn solange er an etwas denken kann, ist er von dieser Welt. Damals im Krieg, Janek war gerade sechzehn, hatte man ihm alles genommen. Die Eltern und die Schwester hatten deutsche Soldaten getötet, und seinen geliebten Hund Izy, dem die Soldaten das Rückgrat gebrochen hatten, musste er sogar selbst erschießen. "Nie spürt man die Stille besser als nach dem mutwilligen Tod eines Tieres", flüstert Janek der Hospizschwester Marita zu, der er seine Gedanken anvertraut.

"Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist" ist Sandra Hoffmanns vierter Roman und zugleich der belletristische Auftakt des neu gegründeten Hanser Berlin Verlags. Darin erzählt Hoffmann die Geschichte des polnischen Zwangsarbeiters Janek Biliñski, der als Kind in seiner Heimat von deutschen Soldaten aufgegriffen und zur Zwangsarbeit auf einen Bauernhof nach Schwaben verschleppt wird. Weil er Glück hat und bei Leo strandet, einem Bauern mit Herz und Verstand, überlebt der polnische Junge. Als der Krieg vorüber ist, wird Janek schließlich von seinem Onkel Stani aufgenommen, der als Einziger der Familie überlebt hat. Durch ihn erhält Janek die Chance, sein Leben, das fast schon zu Ende war, noch einmal zu beginnen. Janek geht zur Schule, er wird Architekt und gründet eine Familie.

Sandra Hoffmann beweist in dieser kleinen, klugen Erzählung kompositorisches Geschick. Sie schreibt Janeks Geschichte zwar nicht als Ich-Erzählung, kommt seiner Perspektive bisweilen jedoch schmerzhaft nah. Gesprächs- und Erinnerungsfetzen aus der Gegenwart und der Vergangenheit fließen in der Rede des Alten ansatzlos ineinander wie Gedanken im Kopf. Diesem Strom der Erinnerung, geschrieben in einer konzentrierten, klaren Sprache, kann sich der Leser nur schwerlich entziehen.

Schon vor Erscheinen mit dem Thaddäus-Troll-Preis gewürdigt, prägt vor allem diese Erzähltechnik des erinnernden Gedankenstroms den Roman. Dabei hat Sandra Hoffmann sich darin schon erprobt, etwa in ihrer Erzählung "Liebesgut", in der eine Frau dem Glück einer verlorenen Liebe nachhängt. Ähnlich wie Janek, dessen Erinnerungen sich bruchstückhaft in den Krankenhausalltag schieben, verlebt auch die verlassene Geliebte ihre Tage, während sie in Gedanken ganz woanders ist. Dabei ist Sandra Hoffmann keine Autorin vieler Worte. Keiner ihrer Romane ist länger als zweihundert Seiten, und auch "Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist" endet auf Seite hundertzweiundsiebzig. So knapp geschrieben, so suggestiv ist die Wirkung der Rückschau des polnischen Zwangsarbeiters. Wie im Kammerspiel lässt Sandra Hoffmann keine weitere Personen zu, keine andere Stimme oder Perspektive. Dass der alte kranke Mann dabei ein unzuverlässiger Erzähler ist, versteht sich von selbst, sich selbst und seiner Schwester gegenüber aufrichtig ist er im Angesicht des Todes jedoch allemal.

So erzählt Janek von seiner Verschleppung und der Gefangenschaft, wie er sich verbotenerweise in die Bauerntochter Paula verliebte und spät eine Tochter namens Hannah fand, die seine Augen hatte und doch nichts von ihm wusste. Marita, die Hilfsschwester im Hospiz, stellt zwar selten die richtigen Fragen, wie Janek ihr einmal vorwirft, versteht sich dafür aber umso besser auf die Kunst des Zuhörens. Wenn ihre Nachtschicht beginnt, erzählt der alte Mann am Tropf, der immer stärkere Schmerzmittel braucht, immer mehr, um sich die Angst und die Schmerzen zu vertreiben. Wenn gar nichts mehr hilft, greift er zu seinem Blumenbuch, blättert in den Pflanzenkarten und liest die Blütenpflanzen-Enzyklopädie.

Das Pflanzenbuch hat ihn schon über die Gefangenschaft gerettet. "Er denkt die Pflanzen", heißt es an einer Stelle, "er sieht sie nicht, er kennt das, es sind Wörter gegen die Angst, es ist eine ganze Stoffsammlung." Was Janek fehlen wird, wenn er tot ist, weiß er also schon ziemlich genau: die Stimme der Schwester mit dem wippenden Pferdeschwanz, die Kondensstreifen am Himmel, bestrahlt von der Sonne, und die Farben der Blumen, ihre filigranen Blüten und Blätter. Womöglich weiß er das, weil er den Moment des Sterbens schon so oft geprobt hat.

SANDRA KEGEL

Sandra Hoffmann: "Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist". Roman.

Hanser Berlin Verlag, Berlin 2012. 176 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr