„White Maze“ ist eine klassische Dystopie mit einem geschickten Thriller-Anteil, der das Hörbuch zu einer richtig guten Unterhaltung macht. Doch abgesehen davon ist „White Maze“ auch eine gar nicht so abwegige Zukunftsversion, die bei genauerer Betrachtung Angst macht. Die Linsen, mit denen die
Menschen kommunizieren, werden wie Kontaktlinsen direkt ins Auge eingesetzt und man ist sofort vernetzt.…mehr„White Maze“ ist eine klassische Dystopie mit einem geschickten Thriller-Anteil, der das Hörbuch zu einer richtig guten Unterhaltung macht. Doch abgesehen davon ist „White Maze“ auch eine gar nicht so abwegige Zukunftsversion, die bei genauerer Betrachtung Angst macht. Die Linsen, mit denen die Menschen kommunizieren, werden wie Kontaktlinsen direkt ins Auge eingesetzt und man ist sofort vernetzt. Im Blickfeld tauchen alle Informationen auf, man kann mit einem Fingerschnippen einen Anruf entgegennehmen, an der Kasse bezahlen oder direkt Nachrichten versenden. Man ist immer online, bereit für alles und verfügbar, für Freunde und Bekannte. Handys oder gar die alten Brillen, die es vor den Linsen gab, sind total out und werden nicht mehr genommen. Das klingt alles irgendwie sehr praktisch oder?
Für mich war dieses Szenario ein Horror, das es keine Möglichkeit gibt einfach mal ohne Social Media auszukommen oder alles auszuschalten ohne direkt seine Zahlungs- und Handlungsfähigkeit zu verlieren, fand ich beim Hören total befremdlich. June Perry hat mit „White Maze“ dem Leser und Hörer vor Augen geführt, wie sehr wir unserer Welt aus dem Auge verlieren können, wenn wir uns nur noch auf der digitalen Ebene unterhalten. Dieses Vorführen der eigenen Abhängigkeit von solchen elektronischen Mitteln, und mir geht es hier in bestimmten Dingen auch nicht anders, fand ich brillant und gut gemacht. Zwar gibt es immer wieder Romane in denen futuristische Kommunikationsmittel aufgezeigt werden, doch June Perry setzt bewusst bei der Auflösung ihres Romans auf eine analoge Lösung.
Ohne zu viel von der Handlung zu verraten möchte ich auf einen Punkt hinaus, der mit den neuartigen Lucent-Linsen und dem damit verbundenen neuen virtuellen Spiel „White Maze“ zusammenhängt. June Perry beschreibt hier durch die Augen von Vivian, die im Gegensatz zu den anwesenden Menschen im Roman keine Linsen trägt, dass diese sich so sehr durch die Linsen täuschen lassen, dass Glibberwürfel auf einmal Sushi ist, und auch so schmeckt. Eine Veränderung der Realität auf diese Art und Weise ist beim heutigen Technikwandel nicht unwahrscheinlich, aber möchte man das? Will man jeglichen Bezug zur Realität verlieren und nur noch auf virtuelle Geräusche, Bilder, Gerüche und Geschmäcker zurückgreifen wollen? Ich glaube nicht das wir dies verlieren möchte, daher ist „White Maze“ auch eine Warnung, dass wir es in unserer Zukunft nicht soweit kommen lassen sollten.
Ich fand diese Darstellung im Buch wirklich drastisch und habe immer wieder zwischen „Das gibt es doch nicht“ und „So unwahrscheinlich ist es gar nicht“ geschwankt. Und genau das hat diese Dystopie in meinen Augen ausgemacht, dass alles was June Perry beschreibt, was Vivian durchmacht und erlebt, nicht absolut abwegig ist. In dieser technischen Dystopie leben wir immer noch auf unserer Erde, in denen uns bekannten Ländern, aber wir leben nicht mehr in unserer jetzigen Realität. Die Welt die June Perry skizziert ist faszinierend und schockierend zugleich, sie lebt vom technischen Fortschritt, den wirklichen Gefühlen von Vivian und der ständigen Frage „Ist es real oder nicht?“. Lediglich das Ende und die Auflösung von allem konnte mich nicht zu hundert Prozent überzeugen, doch insgesamt bleibt „White Maze“ ein Hörerlebnis der besonderen Art.
Fazit:
„White Maze“ von June Perry ist ein Hörbuch, dass man uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Wir werden hier eine Dystopie mit Thriller-Elementen hineingezogen, aus der