"Ich frage mich", begann Nettie erneut, " ob es tatsächlich so leicht ist, jemanden zu verkuppeln. Ich meine, man kann doch nicht einfach bestimmen, in wen sich ein anderer verlieben soll. Zumal.... Wie du schon sagtest, Mum ist nicht grade gut auf Hamilton zu sprechen."
Ich habe "Sommerhaus ins
Glück" gelesen und war einfach nur geflasht von den Charakteren, dem Setting und der Story. Und so…mehr"Ich frage mich", begann Nettie erneut, " ob es tatsächlich so leicht ist, jemanden zu verkuppeln. Ich meine, man kann doch nicht einfach bestimmen, in wen sich ein anderer verlieben soll. Zumal.... Wie du schon sagtest, Mum ist nicht grade gut auf Hamilton zu sprechen."
Ich habe "Sommerhaus ins Glück" gelesen und war einfach nur geflasht von den Charakteren, dem Setting und der Story. Und so habe ich "Wild at Heart" regelrecht entgegengefiebert. Ich liebe Geschichten die in Hotels spielen und Anne Sanders war mir ja bereits mit einer großartigen Geschichte in Erinnerung....
Seit ihr Mann bei einem Unfall gestorben ist, führt Gretchen das Hotel Wild at Heart, mit seinen schnuckeligen 5 Zimmern, an Cornwalls berühmtesten Herz-Felsen, ganz allein. Ihr Schwiegervater Theo und Tochter Nettie stehen ihr zwar so gut es geht zur Seite, aber das Geld reicht grade zum Leben und die Verantwortung wiegt schwer. Für eine neue Liebe bleibt da nur wenig Zeit; sie weiß auch gar nicht ob sie schon bereit dafür ist. Nettie sieht das ganz anders und hätte da auch schon den Richtigen im Gepäck. Und mit ein wenig Hilfestellung sollte da doch was zu machen sein. Dumm nur, dass Gretchen jemand ganz anderen im Auge hat....
Das hört sich doch nach Zutaten für eine großartige Story an.... nur leider schwächelt sie ein wenig an den Figuren.
Das Setting ist wie immer traumhaft! Nicht nur der Herz-Felsen in dem beschaulichen 70 Seelen Dorf Port Magdalen, auch das Romantik Hotel ist sehr detailliert und mit ganz viel Herzblut geschildert. Man fühlt sich wohl.
Auch der Schreibstil ist gewohnt angenehm - und trotzdem hat mir etwas gefehlt. Die Romantik.... Es gibt viele Hauptpersonen, viele Perspektiven und trotz über 400 Seiten wirkt alles irgendwie recht oberflächlich. Ich habe bis zum Schluss zu keinem der Charaktere Zugang gefunden und mir ist tatsächlich auch niemand (bis auf eine alte Dame) ans Herz gewachsen.
Nettie ist mit ihren 16 Jahren einfach noch sehr kindlich und die Verkuppelungsversuche eher plump und ohne Charme. Opa Theo ist da als verkappter Daniel Düsentrieb schon ein ganz anderes Kaliber, bleibt aber trotzdem relativ blass. Allein Gretchen lässt etwas tiefer in ihre Gefühlswelt blicken, doch sie ist eine eher distanzierte Person und man kommt nicht richtig an sie heran.
Ich habe leider absolut keinen Zugang zur Familie Wilde gefunden.
Was ich ja an Hotelgeschichten besonders liebe, sind die Gäste und die vielen kleinen Randgeschichten. Die gibt es hier auch, doch sie wirken etwas bemüht.
Die vielen Figuren tragen die Geschichte nur schwer und besonders der Mittelteil zieht sich ein wenig in die Länge - bis der Schluss auf einmal unerwartet richtig Fahrt aufnimmt. Es kommt Bewegung in die Familie, so dass der zweite Teil interessanter zu werden verspricht.
Fazit: Nette leichte Sommerlektüre - aber die Geschichte, grade auch um Gretchen, ihren Verlust und die Riesenverantwortung die sie nun alleine trägt, hätte definitiv mehr Tiefe vertragen können. So ist sie auf emotionaler Ebene oftmals versandet. Aber meine Erwartungshaltung war hoch und Geschmäcker ja bekanntlich verschieden....