Hier kommt Polleke! Die erste Folge von Kuijers preisgekrönten Polleke-Mädchenromanen In Pollekes elfjährigem Leben scheint im Augenblick etwas schief zu gehen. Es macht ihr nichts aus, dass ihre Eltern geschieden sind. Sie hat ihren Papa sehr lieb, und sie hat eine prima Mama. Aber es gehört sich doch nicht, dass sich der Klassenlehrer in die eigene Mama verliebt! Polleke gibt die Hoffnung nicht auf, dass doch alles gut wird, mit Mimun, dem liebsten Jungen im ganzen Weltall, mit Papa, mit Mama und - wenn es denn sein muss - mit dem Lehrer! Unnachahmlich echt gelesen von Jana Pallaske. Die Buchvorlage wurde u.a. ausgezeichnet u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem UNESCO-Kinderbuchpreis (Ehrenliste).
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2006Band 42
Polleke, mein Schätzchen
Guus Kuijer: „Wir alle für immer zusammen”
„Wir alle für immer zusammen” - so stellen sich Kinder wohl das Paradies vor. Doch ihre Lebenswirklichkeit sieht fast immer sehr anders aus, vor allem, wenn sie in einer Großstadt wie Amsterdam aufwachsen, wie die elfjährige Polleke. „Caro und ich sind die einzigen niederländischen Kinder in der Klasse. Alle anderen sind Ausländer. Caro hat einen Sehr Unnormalen Papa (SUP). Und ich hab einen UP. Ich glaub, alle niederländischen Kinder haben einen Unnormalen Papa. Meine Mutter sagt, dass es früher auch ein paar Normale Papas gab. Die kamen nach Hause, guckten Fernsehen und tranken Bier. Solche Väter gibts, glaub ich, nicht mehr.” Einen solchen Normalen Papa würde Polleke gar nicht wollen. Sie liebt ihren UP sehr, und es macht sie traurig, dass sie offenbar die Einzige ist, die noch an ihn glaubt, obwohl er sie immer wieder enttäuscht und sich mit Dealen, wechselnden Freundinnen und Kindern von verschiedenen Frauen irgendwie durchschlägt. Sie hält ihn für einen Dichter, obwohl er nur ein einziges Gedicht für sie geschrieben hat:
Es gibt immer eine Luft
für meine Schlösser
und es gibt immer auch ein Plätzchen
für Polleke, mein Schätzchen.
Er ist eben ein Dichter ohne Gedichte, findet sie. Ganz im Gegensatz zu ihr, der zu jeder Gelegenheit ein Gedicht einfällt und die viel Trost schöpft beim Spiel mit der Sprache. Denn Trost braucht sie, und ihr Vater ist keineswegs ihr einziges Problem. Auch bei der Mutter muss sie die Starke sein, wenn diese sich nachts bei ihr ausweint und sich dann auch noch peinlicherweise in Pollekes Lehrer verliebt. Da vergeht ihr schon manchmal ihre muntere Tapferkeit, und ihre kleinen Gedichte klingen dann eher wie Aufschreie: „Ich bin erst elf Jahre/ ich würde gern nicht ganz so oft Recht haben”.
Wenn ihr alles über den Kopf wächst, flüchtet sie sich zu ihren Großeltern aufs Land, zur Kuh Greetje und dem Kälbchen, das nach ihr Polleke heißt. Hier holt sie sich Kraft und hierher folgt ihr Mimun, ihr allerliebster Freund, dessen Familie aus Marokko kommt und die innige Freundschaft zwischen den Kindern nicht dulden will. Aber auch Mimun kämpft seinen eigenen Kampf gegen die Zwänge seiner Herkunft. „Ich bin hier geboren. Ich spreche genauso gut Niederländisch wie du . . . Ich gehe mit dir und mit keiner anderen.” Auf eine solche Liebeserklärung antwortet Polleke natürlich mit einem Gedicht:
Alles ist gut so, wie es ist:
Ein Fisch gehört ins Wasser,
ein Vogel in die Luft,
eine Hand in meine
- seine.
Es sind großartige Kinder, die Guus Kuijer seinen Lesern geschenkt hat. Starke, mutige Kinder, die nicht aufgeben, auch wenn die Erwachsenen es ihnen alles andere als leicht machen. Kinder, die man einfach liebhaben muss, und die sich längst von ihrer Geschichte gelöst haben. So ist es nur logisch, dass ihr Schöpfer, Guus Kuijer, im Jahre 2002 darauf bestand, dass nicht er, sondern Polleke den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen habe.
HILDE ELISABETH MENZEL
Polleke und Mimun in Amsterdam.
Illustration: Julia Kaergel
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Polleke, mein Schätzchen
Guus Kuijer: „Wir alle für immer zusammen”
„Wir alle für immer zusammen” - so stellen sich Kinder wohl das Paradies vor. Doch ihre Lebenswirklichkeit sieht fast immer sehr anders aus, vor allem, wenn sie in einer Großstadt wie Amsterdam aufwachsen, wie die elfjährige Polleke. „Caro und ich sind die einzigen niederländischen Kinder in der Klasse. Alle anderen sind Ausländer. Caro hat einen Sehr Unnormalen Papa (SUP). Und ich hab einen UP. Ich glaub, alle niederländischen Kinder haben einen Unnormalen Papa. Meine Mutter sagt, dass es früher auch ein paar Normale Papas gab. Die kamen nach Hause, guckten Fernsehen und tranken Bier. Solche Väter gibts, glaub ich, nicht mehr.” Einen solchen Normalen Papa würde Polleke gar nicht wollen. Sie liebt ihren UP sehr, und es macht sie traurig, dass sie offenbar die Einzige ist, die noch an ihn glaubt, obwohl er sie immer wieder enttäuscht und sich mit Dealen, wechselnden Freundinnen und Kindern von verschiedenen Frauen irgendwie durchschlägt. Sie hält ihn für einen Dichter, obwohl er nur ein einziges Gedicht für sie geschrieben hat:
Es gibt immer eine Luft
für meine Schlösser
und es gibt immer auch ein Plätzchen
für Polleke, mein Schätzchen.
Er ist eben ein Dichter ohne Gedichte, findet sie. Ganz im Gegensatz zu ihr, der zu jeder Gelegenheit ein Gedicht einfällt und die viel Trost schöpft beim Spiel mit der Sprache. Denn Trost braucht sie, und ihr Vater ist keineswegs ihr einziges Problem. Auch bei der Mutter muss sie die Starke sein, wenn diese sich nachts bei ihr ausweint und sich dann auch noch peinlicherweise in Pollekes Lehrer verliebt. Da vergeht ihr schon manchmal ihre muntere Tapferkeit, und ihre kleinen Gedichte klingen dann eher wie Aufschreie: „Ich bin erst elf Jahre/ ich würde gern nicht ganz so oft Recht haben”.
Wenn ihr alles über den Kopf wächst, flüchtet sie sich zu ihren Großeltern aufs Land, zur Kuh Greetje und dem Kälbchen, das nach ihr Polleke heißt. Hier holt sie sich Kraft und hierher folgt ihr Mimun, ihr allerliebster Freund, dessen Familie aus Marokko kommt und die innige Freundschaft zwischen den Kindern nicht dulden will. Aber auch Mimun kämpft seinen eigenen Kampf gegen die Zwänge seiner Herkunft. „Ich bin hier geboren. Ich spreche genauso gut Niederländisch wie du . . . Ich gehe mit dir und mit keiner anderen.” Auf eine solche Liebeserklärung antwortet Polleke natürlich mit einem Gedicht:
Alles ist gut so, wie es ist:
Ein Fisch gehört ins Wasser,
ein Vogel in die Luft,
eine Hand in meine
- seine.
Es sind großartige Kinder, die Guus Kuijer seinen Lesern geschenkt hat. Starke, mutige Kinder, die nicht aufgeben, auch wenn die Erwachsenen es ihnen alles andere als leicht machen. Kinder, die man einfach liebhaben muss, und die sich längst von ihrer Geschichte gelöst haben. So ist es nur logisch, dass ihr Schöpfer, Guus Kuijer, im Jahre 2002 darauf bestand, dass nicht er, sondern Polleke den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen habe.
HILDE ELISABETH MENZEL
Polleke und Mimun in Amsterdam.
Illustration: Julia Kaergel
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"Polleke ist so witzig, dass es kracht ... Ein großartiges Kinderbuch!" DIE ZEIT