Im Haus des kürzlich verstorbenen norwegischen Politikers Bernhard Clausen findet ein Vertrauter des Toten in dessen Hütte Devisen im Gegenwert von 80 Millionen norwegischen Kronen. Wie kam der ehemalige Gesundheits- und Außenminister zu so viel Geld, noch dazu in ausländischen Währungen wie Dollar
und Euro? Um diese Frage soll sich William Wisting in seinem zweiten Fall kümmern. Und kaum hat er…mehrIm Haus des kürzlich verstorbenen norwegischen Politikers Bernhard Clausen findet ein Vertrauter des Toten in dessen Hütte Devisen im Gegenwert von 80 Millionen norwegischen Kronen. Wie kam der ehemalige Gesundheits- und Außenminister zu so viel Geld, noch dazu in ausländischen Währungen wie Dollar und Euro? Um diese Frage soll sich William Wisting in seinem zweiten Fall kümmern. Und kaum hat er zusammen mit einem Kollegen das Geld aus der Hütte geholt, geht diese in Flammen auf - Brandstiftung. Wie bereits im ersten Teil der Wisting-Reihe sind auch dieses Mal Kriminaltechniker Mortensen und Wistings Tochter Line mit von der Partie, um das Puzzlespiel (den Fall) zu lösen.
Über die Ermittlungen und den Fall selbst will ich gar nicht viel sagen, das beinhaltet so viel Spannung, die ich hier nicht verderben möchte. Nur eines ist sehr schnell klar: es ist kein Geld, das ursprünglich der Partei gehörte. Aber stammt es aus einem Banküberfall? Oder sonstigen dunklen Geschäften? Dennoch geraten Wisting und seine Helfer zwischen die Mühlsteine aus Polizeiarbeit und Parteipolitik und müssen einige lose Enden zu einem stimmigen Schluss verbinden, dazu kommt nämlich noch der Cold Case eines Anglers, der just an dem Tag verschwand, an dem ein Flugzeug ausgeraubt und eine Menge Geld gestohlen wurde. Und was hat es mit einem ominösen Manuskript zu tun, an dem der verstorbene Politiker angeblich gearbeitet hat?
Wie so oft ist es durchaus möglich, den zweiten Teil einer Serie unabhängig vom ersten zu lesen, man vermisst aber vielleicht die eine oder andere Information. Deshalb ist es auch hier ratsam, den Vorgänger „Wisting und der Tag der Vermissten“ von Jørn Lier Horst zu lesen. Wisting, vor allem aber seine Tochter Line, hatte ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Die Charaktere sind bis auf die beiden ziemlich blass. Sie sind die einzigen Figuren mit etwas Tiefgang und greifbarer und dreidimensionaler als alle anderen, denn sie sind auch die einzigen, die so etwas wie ein Privatleben haben. Wistings ruhige, kompetente und sachliche Art und seine unaufgeregte Ausstrahlung mochte ich sehr, denn sie prägen den Krimi stark. Das ganze Buch liest sich wie eine Mischung aus Polizeibericht und Roman, aus Zeitungsartikel und Krimi und bleibt bis zum (für mich überraschenden) Schluss spannend. Die Aufklärung des Falls fand ich schlüssig aber für mich kam die Lösung dann doch etwas überraschend.
Das Buch ist flüssig zu lesen, die Sprache ist alltagsnah und sachlich, nicht übermäßig metaphorisch oder blumig, eher schlicht, die Sätze einfach gebaut. Dafür verzichtet der Autor dankenswerterweise komplett auf Kraftausdrücke – man merkt deutlich, dass da ein gesetzterer Kommissar am Werk ist, der sich auszudrücken weiß. Es gibt auch weder brutale Szenen noch irgendwelche übertriebenen High-Tech-Ermittlungsmethoden. Handfeste Polizeiarbeit – ein solider, handwerklich guter Krimi mit subtil aufgebauter Spannung, nicht mehr und nicht weniger. Für mich war die Spannung eher unterschwellig, aber dennoch stetig spürbar – wie ein ungutes Gefühl im Magen. Manches ist eventuell nicht ganz logisch: Line lädt für ihre Tochter ein E-Book herunter – das Kind ist 2 Jahre alt, eventuell ein Hörbuch oder hat es ihr jemand vorgelesen? Aber das ist von mir zugegebenermaßen ziemlich kleinlich und abgesehen davon habe ich an dem Buch nichts zu meckern.
Da die Geschichte sehr viele mehr oder minder wichtige Charaktere hat (alle mit norwegischen Namen), tat ich mich ein bisschen schwer, sie auseinander zu halten. Ein paar Mal musste ich auch zurückblättern und neu ansetzen, das Buch (er)fordert auf jeden Fall die volle Konzentration. Und der Leser weiß meistens genauso viel wie die Ermittler, wenn auch manchmal ein bisschen weniger als Line, die ihre Ergebnisse oft noch eine Weile für sich behält. Man fühlt sich fast selbst wie ein Teil des Teams. Man fiebert mit, sucht selbst nach Lösungen, was das Buch sehr lebendig macht. Von mir für die solide Unterhaltung solide 4