Inti und ihre Zwillingsschwester Aggie wachsen teilweise bei ihrer Mutter, einer Anwältin, in der Stadt auf, teilweise bei ihrem Vater, der als Selbstversorger in der Wildnis lebt, und seinen Töchtern die Liebe zur und den Respekt vor der Natur nahebringt.
Als Erwachsene verschlägt es die beiden
nach Schottland, wo Inti Leiterin eines Wiederansiedlungsprojekts für Wölfe wird. Zu ihren Aufgaben…mehrInti und ihre Zwillingsschwester Aggie wachsen teilweise bei ihrer Mutter, einer Anwältin, in der Stadt auf, teilweise bei ihrem Vater, der als Selbstversorger in der Wildnis lebt, und seinen Töchtern die Liebe zur und den Respekt vor der Natur nahebringt.
Als Erwachsene verschlägt es die beiden nach Schottland, wo Inti Leiterin eines Wiederansiedlungsprojekts für Wölfe wird. Zu ihren Aufgaben gehört es nicht nur, die Tiere zu überwachen, sondern auch, die zu erwartenden Konflikte mit den Bewohnern der Gegend zu klären. Und die lassen nicht lange auf sich warten. Die Begeisterung für die neuen wilden Nachbarn ist von Anfang an nicht sonderlich groß und der Missmut verstärkt sich, als die ersten Nutztiere gerissen werden. Aber als schließlich ein Mensch spurlos verschwindet, kippt die Stimmung und die Situation droht für alle beteiligten Seiten gefährlich zu werden.
Ich hatte hohe Erwartungen an „Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy. Das lag zum einen daran, dass das Buch mir immer wieder begegnete und viel Begeisterung auszulösen schien, zum anderen an dem wichtigen Thema. Die Renaturierung durch Wiederansiedlung von Raubtieren ist zum einen so essenziell für das Überleben unseres Planeten, und zum anderen mit so vielen Ängsten verbunden, dass ich es großartig fand, dass ein Roman sich dieses Themas annimmt und so nicht nur den Fokus darauf lenkt, sondern auch zu einem tieferen Verständnis beitragen kann.
Man ahnt es vermutlich schon, meine Erwartungen haben sich – ich würde nicht sagen gar nicht, aber nur zu einem geringen Teil erfüllt. Das lag zum einen daran, dass McConaghy den Ehrgeiz aufbringt, eine Vielzahl von Themen in ihrem Buch unterzubringen. Im Prinzip nimmt sie das Naturthema, mixt es mit einem Kriminalroman und behandelt das ganze wie eine YA Romanze. Dazu eine sehr ordentliche Portion häusliche Gewalt und zusätzlich leidet Inti noch unter Mirror-Touch-Synesthesie (heißt, sie fühlt körperliche Sensationen anderer am eigenen Leib, wenn sie Augenzeugin ist). Ein ehrgeiziges Unterfangen, das nicht aufgeht. Außerdem häuft die Autorin so viel (Melo-)Drama an, dass das ganze einfach nicht mehr glaubwürdig ist. Und wenn es dann noch so offensichtlich, dass sie dem Leser (manchmal, zugegebenermaßen, mit Erfolg) seine stärksten Gefühlsregungen abringen will, kann man nur noch die Augen verdrehen.
Die Hörbuchversion wird von Eva Meckbach gelesen. Und diese trifft den Stil der Autorin sehr gut. Ob man das jetzt positiv findet, oder nicht, ist dann wieder eine andere Frage, aber treffend ist es durchaus. Mir war ihre Stimme allerdings etwas zu jung. Die Inti, die mit Vater und Schwester durch die Wälder streift, habe ich ihr noch abgenommen, die Erwachsene nicht mehr.
Ich habe öfters gesehen, dass Rezensenten für dieses Buch Trigger-Warnungen gefordert haben. Für mich ist das Konzept von Trigger-Warnungen bei Büchern noch ganz neu und ich frage mich, wie man sie umsetzen kann, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Aus diesem Grund würde ich hier auch keine aufzählen wollen, aber es soll doch gesagt sein, dass der Roman einige schwere Themen und sehr harte Szenen beinhaltet, die man, wenn man nur den Text auf dem Cover kennt, nicht erwarten würde.
Aber kommen wir zum versöhnlichen Fazit: Der aufmerksame Leser hat es vielleicht gemerkt, „Wo die Wölfe sind“ war nicht das, was ich mir erhofft hatte, und ja, das nehme ich ihm ein wenig übel. Trotzdem gibt es viele begeisterte Stimmen zu diesem Buch, und diejenigen, die die von mir gemachten Einwände nicht stören, können sich auch einfach fallen lassen und das ganze genießen. Und ein wenig über diese großartigen Tiere nachdenken, die sich ja erfreulicherweise auch bei uns langsam wieder ansiedeln.