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Brigitte Hamann läutet mit »Mozart« den 250. Geburtstag des großen Komponisten ein und zeigt das Genie Wolfgang Amadeus Mozart in all seinen Facetten. Die Autorin rollt sein Leben anhand seiner Opern auf und bietet auf diese Weise auch einen perfekten Einstieg in das musikalische Werk. Dabei geht es nicht nur um die Person Mozart, sondern ebenso um die Zeit und die Welt, in der er gelebt hat.

Produktbeschreibung
Brigitte Hamann läutet mit »Mozart« den 250. Geburtstag des großen Komponisten ein und zeigt das Genie Wolfgang Amadeus Mozart in all seinen Facetten. Die Autorin rollt sein Leben anhand seiner Opern auf und bietet auf diese Weise auch einen perfekten Einstieg in das musikalische Werk. Dabei geht es nicht nur um die Person Mozart, sondern ebenso um die Zeit und die Welt, in der er gelebt hat.
Autorenporträt
Brigitte Hamann wurde in Westfalen geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Wien. Als Historikerin arbeitet sie hauptsächlich über die Habsburger. 2012 wurde sie mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2006

Um eins ins Bett
Der Tag eines Genies: Ein neues Buch schafft Klarheit

WIEN, 26. Januar

Der Druckerpresse des Ueberreuter Verlags in Wien ist soeben frisch eine weitere Biographie Mozarts aus der Feder Brigitte Hamanns entsprungen, der Spezialistin für leicht lesbare Lebensbeschreibungen berühmter Leute, wie Kronprinz Rudolf, Kaiserin Elisabeth, Hitler oder Wagner. Alle sind gut recherchiert, ohne allzuviel wissenschaftlichen Apparat im Anhang, und auch deswegen Verkaufsschlager, nicht nur in Österreich. Frau Hamann bittet in ihr Wiener Bureau, wo Bücher- und Aktenstapel zu gefährlich schwankenden Höhen aufgetürmt sind. Hier wird gearbeitet, das sieht der Besucher gleich, das nächste Werk scheint schon in Vorbereitung.

Für die neue Biographie hat Hamann vor allem auf die umfangreiche Briefsammlung der Familie Mozart zurückgegriffen - Schreiben von Wolfgang an Leopold und umgekehrt, an Mutter Anna Maria, an die ältere Schwester Maria Anna (genannt Nannerl), an Freunde und Gönner, kurzum viele Briefe. Immer wieder eingestreut daraus Zitate, die dem Leser auch mal den Alltag im Hause eines Genies im achtzehnten Jahrhundert vorführen wollen. Wie sah denn nun so ein typischer Tag bei Mozart aus? Da wird Frau Hamann berechtigterweise spitzfindig. Es komme darauf an, wann dieser Zeitpunkt anzusiedeln sei, grob könne man unterscheiden zwischen der Zeit vor und nach der Hochzeit mit Konstanze Weber. Eine Feingliederung zerfiele wohl noch in Reisetage während der Kindheit, während späterer Fahrten, in Salzburg, Mannheim, Augsburg, München, Italien, Sachsen oder, wieder unterbrochen durch einige Reisen, zur Wiener Zeit von 1781 bis zum Tode.

Die Auslandsaufenthalte sind ausführlich genug dokumentiert, da kann man nachschlagen, also dann lieber ein Tag im demnächst als umgestaltetes Museum wiederzueröffnenden einzig erhaltenen Wohnhaus Mozarts in der Domgasse zu Wien, dem Figarohaus, so genannt, weil da die Oper "Le nozze di Figaro" entstand. Hier logierte die Familie von Herbst 1784 bis Frühling 1787. Sohn Carl Thomas, geboren 1784, lebte noch, zwei andere Kinder waren früh verstorben, zwei sollten noch folgen, von denen auch nur Franz Xaver Wolfgang überleben würde; durchaus nicht außergewöhnlich bei den sanitären Verhältnissen der Zeit. Zweieinhalb Jahre an einem Ort stellt an sich schon einen Rekord dar, wechselten die Mozarts doch allein in den zehn Wiener Jahren vierzehn Mal das Quartier, meistens aus finanziellen Gründen. Sie bewohnten die Beletage, Herr Mozart konnte sogar ein Billardzimmer sein eigen nennen, wenn auch ein kleines. Tut nichts, maß er doch selbst kaum einen Meter sechzig. Das Haus war jedenfalls immer voll, immer geschäftig, bei der Familie wohnte etwa auch noch sein Schüler Johann Nepomuk Hummel, Bedienstete und Haustiere (Hündchen und Singvögel).

Meist stand Wolfgang Mozart um sechs des Morgens auf, ließ sich dann den Zopf frisieren (so er die Zeit dazu fand), schrieb ein wenig seine Kompositionen nieder, dann erfolgte vielleicht ein Ausritt mit dem Pferde (auch dabei schrieb er, aber nur bei Trabtempo), hierauf mußte er bis eins (Klavier-)Stunden geben, hastig essen, danach bei potentiellen Auftraggebern zu Gast sein und öfters am Abend Konzerte geben, um Geld zu verdienen, denn Aufträge für Opern oder Konzerte fanden sich in der Zeit des letzten großen Türkenkrieges kaum. Sein Klavier, an dem Mozart spezielle Umbauten hatte vornehmen lassen, wurde nicht nur einmal durch halb Wien transportiert. Und dann, so behauptete er zumindest in Briefen an den Vater, schreibe er noch vor dem Schlafengehen und komme mit Glück so gegen eins ins Bett.

Auch die spektakuläre Geschichte von Mozarts Entlassung aus erzbischöflichen Diensten (Mai 1781) will Frau Hamann nicht so ganz für bare Münze nehmen. Der Fünfundzwanzigjährige berichtet dem Vater, der Fürsterzbischöfliche Küchenmeister habe ihn mittels Fußtritt aus dem Deutschordenshaus, der Wiener Residenz des Salzburger Potentaten, hinausbefördert, und damit sei sein Dienstverhältnis beendet gewesen.

Der erwähnte Büttel war selbstverständlich nicht irgendein Koch, es handelte sich um Graf Karl Joseph Arco, der diesen Titel trug und damit der oberste Haushalts- und Finanzbeamte des Fürsterzbischofs Hieronymus Colloredo war. Jener hatte keinen besonderen Ruf als Schläger oder Wüterich, und der junge Mozart mußte dem strengen, aber besorgten Vater Leopold seinen Fortgang aus sicheren, wenn auch, wie er fand, bescheiden entlohnten Diensten derart drastisch rechtfertigen, da sich Leopold wohl sonst sofort um Wiedereinstellung am Salzburger Hof bemüht hätte. Allein das wollte Wolfgang keinesfalls.

Milos Formans Film Amadeus (1984), der auf dem Theaterstück von Peter Shaffer basierte, sei, so die Forscherin, gar kein schlechter Film, aber er habe für ihren Geschmack zu sehr das Bild des halbwahnsinnigen Genies betont. Das war Mozart sicher auch, aber eben nicht immer. Sie konstatiert eine hyperaktive Persönlichkeitsstruktur, hervorgerufen durch Mozarts spezielle Begabung, sich so fest auf sein Komponieren konzentrieren zu können. Irgendwie müssen die dadurch entstehenden Spannungen ja auch körperlich abgebaut werden, da klettert man dann schon mal übers Klavier oder den Eßtisch. Ob der Wolfgang heute still wohl bei Tische sitzen will? In Wien nennt man so einen Menschen "Springinkerl" (Betonung auf dem zweiten i ).

Und die Feindschaft zum Hofkompositeur Antonio Salieri sei maßlos übertrieben, wenn überhaupt, dann grollte Mozart ihm und nicht umgekehrt. Aber das sei ja allgemein bekannt. Und erst das liebe Geld! Obwohl er nach damaligen Maßstäben gar nicht schlecht verdiente, lebte Mozart ständig über seine Verhältnisse, seine Bittgesuche um Aufträge oder Darlehen sind Legion, und er haßte es, Musikstunden zu geben, war wohl auch kein guter Lehrer, wie Brigitte Hamann andeutet. Lieber griff er selbst in die Tasten und meinte, die Schüler würden vom Beobachten des Genies schon von selbst lernen oder auch von der Muse geküßt werden. Hing er dem Glücksspiel an, verjuxte er Haus und Hof am Billardtisch, wurde sein Schneider reich? Dafür findet sie leider keine Belege.

Nur bei der Frage, wie Wolfgang Mozart denn seinen Geburtstag verbracht habe, stockt Frau Hamann kurz. Darüber steht in den Briefen nichts. Freilich, die Sache ist rasch erklärt. Für einen guten Katholiken, als der Mozart erzogen worden war und sich durchaus wahrnahm, trotz aller Freimaurerei und Haß auf den Fürsterzbischof, war der eigene Geburtstag noch kein Festtag. Gefeiert wurde, wenn überhaupt, der Namenstag, der Geburtstag des Heiligen Schutzpatrons. Die protestantische Unsitte, das eigene Wiegenfest zu begießen, übernahmen altgläubige Kreise erst spät im neunzehnten Jahrhundert. Dann wollen wir doch wenigstens hoffen, daß am 27. Januar immer Fasching war und oft für Familie Mozart die Einladung erklang: "Psst, psst! Ihr schönen Masken da!"

MARTIN LHOTZKY

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