"Auf dem Schiff waren die meisten von uns Jungfrauen." So beginnt die berührende Geschichte einer Gruppe junger Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts als picture brides von Japan nach Kalifornien reisen, um japanische Einwanderer zu heiraten. Bis zu ihrer Ankunft kennen sie ihre zukünftigen Männer nur von Fotos, und auch sonst haben sie äußerst vage Vorstellungen von Amerika. Aus eindringlicher Wir-Perspektive schildert Julie Otsuka ergreifend die unterschiedlichen Schicksale der Frauen.
CD 1 | |||
1 | Wovon wir träumen - Teil 1 | ||
2 | Wovon wir träumen - Teil 2 | ||
3 | Wovon wir träumen - Teil 3 | ||
4 | Wovon wir träumen - Teil 4 | ||
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buecher-magazin.deEin ganzes Buch in der ersten Person Plural: die Geschichte einer Generation, die Geschichte der japanischen "Picture Brides", die in den 1920er-Jahren in die USA übersiedelten, die jüngste zwölf, die älteste 37 Jahre alt, jede mit einem Foto ihres künftigen Ehemanns, gutaussehende junge Männer, Hotelbesitzer, Seidenhändler. Doch die Fotos sind zwanzig Jahre alt oder zeigen einen Freund des Mannes, die Zukünftigen sind Wanderarbeiter. Die Bauerntöchter, die der harten Arbeit entfliehen wollten, werden Pflückerinnen oder Dienstmädchen. Sie arbeiten. Passen sich an. Kommen zu bescheidenem Wohlstand, gebären irritierend amerikanische Kinder. Und werden nach dem Angriff auf Pearl Harbor deportiert. Otsukas Sätze kommen wie Wellen. Ulrike Hübschmann passt ihre klare Stimme dem hypnotischen Rhythmus an und macht durch naturalistische Betonungen die Satzfetzen sichtbar, die ihn unterbrechen. Wie Treibholz treten die Geschichten Einzelner kurz an die Oberfläche und sind dann nicht mehr sichtbar. Im letzten Viertel ändert das "wir" seine Bedeutung. Jetzt sprechen die Amerikaner über das Fehlen der japanischen Mitbürger. Hübschmann ändert ihren Tonfall nicht, und das ist die letzte in einer Reihe richtiger Entscheidungen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
"Wovon wir träumten" erzählt die Geschichten junger japanischer Frauen, die sich zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach Amerika einschifften, wo sie ihre Hoffnung auf ein besseres Leben enttäuscht fanden, berichtet Andreas Breitenstein. Die amerikanische Autorin Julie Otsuka erzählt diese Geschichte aus der Perspektive eines Erzähler-Wir; das "wir" der Frauen sei es, was dem Roman "archaisch-magische Kraft" verleihe, findet der Rezensent. Den jungen Japanerinnen seien Ehemänner und Sicherheit versprochen worden, bekommen haben sie - Ehemänner. Breitenstein ist angetan von einem Kniff der Autorin: als die Frauen im Zweiten Weltkrieg durch Pearl Harbor schlagartig wieder zu Fremden in der Gesellschaft werden, schlägt die Perspektive des Erzähler-Wir um, es wird das "wir" der Amerikaner, jetzt aufgeladen mit "Patriotismus und Unbehagen, Rechtfertigung und Schuldbewusstsein". Dank der Übersetzerin Katja Scholz sei dem Buch, trotz seiner offensichtlichen Härte und Schwere, seine Poesie und sein Witz erhalten geblieben, lobt der Rezensent. Besonders freut Breitenstein sich darüber, dass die Autorin den japanischen Frauen durch eine "heimliche Lust an der Subversion" eine kleine Tür zur Erhaltung der eigenen Würde offen gelassen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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