„Zweiunddieselbe“ spielt in einer Zeit lange nach der unseren. Medizin und Wissenschaft haben große Fortschritte gemacht und bewegen sich mehr denn je an den Grenzen der Ethik. Erschreckend realistisch und gut vorstellbar schildert die Autorin, wie das Leben in der Zukunft aussehen, was für
Möglichkeiten es geben könnte.
Der Leser wird behutsam herangeführt an die Geschichte, sie erschließt sich…mehr„Zweiunddieselbe“ spielt in einer Zeit lange nach der unseren. Medizin und Wissenschaft haben große Fortschritte gemacht und bewegen sich mehr denn je an den Grenzen der Ethik. Erschreckend realistisch und gut vorstellbar schildert die Autorin, wie das Leben in der Zukunft aussehen, was für Möglichkeiten es geben könnte.
Der Leser wird behutsam herangeführt an die Geschichte, sie erschließt sich ihm ebenso wie Jenna, die langsam, aber sicher herausfindet, was mit ihr nach dem Unfall, den sie eigentlich nicht hätte überleben dürfen, geschah. Man wird nicht plötzlich brutal mit der Wahrheit konfrontiert, sondern bekommt sie häppchenweise nach und nach serviert. Und mit er Erkenntnis tauchen die Fragen auf: Wie würde man selber an Jennas Stelle fühlen und handeln? Wie hätte man in der Situation ihrer Eltern entschieden? Und wie weit darf die Medizin gehen? Das Buch regt zum nachdenken an, dazu, sich mit seinen eigenen ethischen und moralischen Standpunkten auseinanderzusetzen.
Marie E. Pearson gibt keinen Standpunkt vor, sie positioniert sich nicht in dieser Geschichte, drängt dem Leser nicht ihre Sicht der Dinge auf. Im Gegenteil, sie bringt einem sowohl Jennas Ansicht als auch die ihrer Eltern, ihrer Großmutter und diverser anderer Menschen nahe. Man kann das Für und Wieder abwägen und sich eine eigene Meinung zu diesem Thema bilden.
Die Thematik des Buches ist sicherlich keine Einfache, und ebenso wenig einfach sind auch die Charaktere. Viele ihrer Verhaltensweisen sind sicherlich unter den gegebenen Umständen nachvollziehbar und verständlich, aber besonders Jenna hätte ich wegen ihrer Dummheit und ihres Egoismus manchmal schütteln können!
Gelesen wird „Zweiunddieselbe“ von Anna Carlsson, die mich glücklicherweise schon bei anderen Hörbüchern von ihrem Können überzeugt hat. Denn die Stimme, die sie Jenna gegeben hat, ist besonders am Anfang alles andere als angenehm. Sie spricht sie in einem leisen, monotonen Singsang, als würde sie einfach nur die Geschichte schnell vorlesen wollen. Lediglich in den Momenten, wo sie die wörtliche Rede einer der Figuren wiedergibt bekommt man eine Ahnung davon, wie großartig sie eigentlich liest. Doch je weiter Jennas Erinnerungen zurückkommen, je selbständiger und stärker sie wieder wird desto kraftvoller wird auch ihre Stimme. Irgendwann liest nicht mehr Anna Carlsson ein Buch, sondern Jenna Angeline Fox erzählt ihre Geschichte.
Mit „Zweiunddieselbe“ ist Marie E. Pearson ein spannendes und tiefgreifendes Jugendbuch gelungen, das zum Nachdenken und zu Diskussionen anregt. Die Thematik lässt einen lange nicht los, man denkt immer wieder darüber nach und versucht, seinen persönlichen Standpunkt zu finden. Wer einfach nur seichte Unterhaltung sucht, ist bei diesem Buch falsch!