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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.1999Hartnäckig kratzt die Gabel
Drago Jancar hört das Rauschen in den Köpfen · Von Karl-Markus Gauß
1974 wurde ein junger slowenischer Schriftsteller ins Zuchthaus geworfen. Mutig hatte er gewagt, was seine Altersgenossen im Westen seit 1968 erprobten: die Generation der Väter mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, mit ihrer Verstrickung in Verbrechen, über die das Gras des Vergessens gewachsen war. Drago Jancar, Sohn eines titoistischen Generals, hatte es mit den staatstragenden Heldenlegenden des Partisanenkampfes aufgenommen und an ein Tabu gerührt: Er fragte nach jenen Zehntausenden, die 1945 in den slowenischen Wäldern verschwunden waren und deren Knochen in den tiefen Dolinen des Karsts bleichten; jene Zehntausende, die es offiziell gar nicht gab und die, wenn ihre Existenz doch eingeräumt wurde, allesamt als faschistische Kollaborateure abgetan wurden. Tatsächlich hatten die siegreichen Partisanen 1945 jedoch die Gelegenheit genutzt, sich nicht nur ungezählter Kollaborateure, sondern gleich noch missliebiger Genossen, kommunistischer Abweichler, "bürgerlicher Elemente" und "katholischer Diversanten" zu entledigen.
In einem aufgelassenen Bergwerk, in dem gewissermaßen die verleugnete Geschichte Sloweniens begraben liegt, spielt Jancars neues Stück "Hallstatt"; in der "uralten Strafanstalt der Stadt M." ist hingegen der neue Roman des slowenischen Autors angesiedelt, der in M., in Maribor, geboren wurde und in dessen berüchtigtem Zuchthaus eingesessen hat. In "Hallstatt" will ein ehrgeiziger Archäologe nicht wahrhaben, dass bei den Knochen, die er findet, auch Schuhe liegen und er nicht auf ein riesiges Keltengrab gestoßen ist, das jenes im österreichischen Hallstatt an Bedeutung übertrifft. Das Theaterstück, das Stollen in die Tiefen der nationalen Geschichte treibt, auf dass ans Licht gehoben werde, was allzu lange verborgen lag, ist auf Deutsch jetzt in einer bibliophilen Ausgabe der Edition Thanhäuser erschienen; der Gefängnisroman ist in Slowenien 1998 mit dem Kresnik-Preis für das beste Buch des Jahres ausgezeichnet worden und nun auf Deutsch bei Zsolnay zu lesen.
Der Roman setzt ein, als alles schon vorbei ist. Ein Häftling namens Keber, Posträuber und Prophet, halb ordinärer Gewalttäter, halb edler Rebell, hatte einst in der Strafanstalt von Livada einen legendären Aufstand angezettelt. Den Mann, den es auf allen Erdteilen umgetrieben hat und dem am schlurfenden Gang der Seemann anzumerken ist, quälen zwei Marotten: Zum einen "erträgt er keine ungehörigen, obszönen, beleidigenden Gesten: den gestreckten Mittelfinger, den im Ellbogen abgewinkelten Arm, den schamlosen Griff an die eigenen Hoden, nicht einmal einen Zahnstocher im Mund". Wer ihm so kommt, findet sich mit gebrochenen Knochen auf der Krankenstation. Zweitens wird Keber, ein ansonsten philosophischer Kopf, rabiat, wenn kratzende Geräusche, etwa des Essbestecks, an sein Ohr dringen. Dann zieht ihm "so ein metallisches Rauschen" durch den Kopf, und es wird gefährlich. Die Revolte war hochgeschossen, als ihm ein Wärter die Freude an der Fernsehübertragung des Baskettballspiels Vereinigte Staaten - Jugoslawien verleiden wollte, indem er obszön an seinem Schlagstock hantierte; binnen weniger Minuten war damals die Wachmannschaft besiegt worden und das Gefängnis in die Gewalt der Gefangenen übergegangen.
Jancar erzählt von der Selbstverwaltung des Gefängnisses - das angestrebte Ziel Jugoslawiens war offiziell die "sozialistische Selbstverwaltung" gewesen - wie von einem großen, desaströs gescheiterten sozialen Experiment. Auf den Rausch der Freiheit folgen Versuche, den Alltag neu und sinnvoll zu organisieren. Doch bald übernimmt Mrak, ein Fanatiker der Ordnung, der sich während der Erhebung ängstlich in seiner Zelle eingesperrt hatte, mit einer Prätorianergarde das Regiment; sogar ein Gefängnis im Gefängnis wird errichtet, dass alles seine revolutionäre Ordnung habe. Am Ende, als die Erhebung längst verraten und eine neue Herrschaft von Menschen über Menschen etabliert ist, gelingt es der Polizei, das Gefängnis zu erstürmen.
Wer will, kann das natürlich auch als literarisches Untergangsbild auf das sozialistische Jugoslawien lesen. Oder als Parabel über Macht und Unterwerfung, Auflehnung und Entfremdung; "Angst und Kleinmut rufen nach der Autorität, nach dem alten Zustand, die alltägliche Sorge um den eigenen Arsch. Dann braucht man eine Obrigkeit, welcher Art auch immer." Oder als historische Erzählung, denn Jancar verbindet, handwerklich perfekt, thematisch kühn, den Gefängnisaufstand von Livada mit dem Aufstand der Juden gegen die Römer, von dem Josephus Flavius in "Der jüdische Krieg" erzählt. Einen Chronisten wie Flavius hat auch der Roman, einen Mithäftling, der sich zwanzig Jahre nach der Erhebung und dem sozialen Experiment der Häftlingsrepublik von Keber genau berichten lässt, was an Heldenmütigem und Niederträchtigem geschehen war.
Seine besten Szenen hat der Roman dort, wo die kompositorische Souveränität, mit der Jancar seit jeher seine Romane baut, außer Kraft gesetzt ist. Mehr als der mathematisch präzise Szenenwechsel, der den jüdischen Aufstand und die Gefängnisrevolte zu Parallelaktionen macht und dem Roman damit schweren intellektuellen Ballast aufbürdet, überzeugt die Charakterisierung Kebers - oder die des bürokratischen Despoten Mrak. Kann man in ihrem Kampf gegeneinander das seit der Französischen Revolution bekannte Widerspiel zwischen dem sinnenfrohen Rebell und dem bürokratischen Verwalter der Revolution erkennen, sind doch beide als individuelle Gestalten und nicht als Repräsentanten gezeichnet. Sie werden von merkwürdigen Obsessionen getrieben, kultivieren seltsame Leidenschaften, leiden unter denkbar bizarren Erinnerungen. Dort, wo der Roman sich von seiner kompositorisch vorgegebenen Sinnschwere befreit, ist er am besten - in der atmosphärisch dichten Schilderung des Gefängnisses, im Porträt eigenartiger Menschen, im geradezu kühlen Blick, den Jancar in menschliche Abgründe wirft.
Drago Jancar: "Rauschen im Kopf". Roman. Aus dem Slowenischen übersetzt von Klaus Detlef Olof. Zsolnay Verlag, Wien 1999. 268 S., Geb., 36,- DM.
Drago Jancar: "Hallstadt."Ein Stück. Mit Holzschnitten von Christian Thanhäuser. Aus dem Slowenischen übersetzt von Nina Blazon. Edition Thanhäuser, Ottensheim 1998. 118 S., geb., 35,- DM.
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Drago Jancar hört das Rauschen in den Köpfen · Von Karl-Markus Gauß
1974 wurde ein junger slowenischer Schriftsteller ins Zuchthaus geworfen. Mutig hatte er gewagt, was seine Altersgenossen im Westen seit 1968 erprobten: die Generation der Väter mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, mit ihrer Verstrickung in Verbrechen, über die das Gras des Vergessens gewachsen war. Drago Jancar, Sohn eines titoistischen Generals, hatte es mit den staatstragenden Heldenlegenden des Partisanenkampfes aufgenommen und an ein Tabu gerührt: Er fragte nach jenen Zehntausenden, die 1945 in den slowenischen Wäldern verschwunden waren und deren Knochen in den tiefen Dolinen des Karsts bleichten; jene Zehntausende, die es offiziell gar nicht gab und die, wenn ihre Existenz doch eingeräumt wurde, allesamt als faschistische Kollaborateure abgetan wurden. Tatsächlich hatten die siegreichen Partisanen 1945 jedoch die Gelegenheit genutzt, sich nicht nur ungezählter Kollaborateure, sondern gleich noch missliebiger Genossen, kommunistischer Abweichler, "bürgerlicher Elemente" und "katholischer Diversanten" zu entledigen.
In einem aufgelassenen Bergwerk, in dem gewissermaßen die verleugnete Geschichte Sloweniens begraben liegt, spielt Jancars neues Stück "Hallstatt"; in der "uralten Strafanstalt der Stadt M." ist hingegen der neue Roman des slowenischen Autors angesiedelt, der in M., in Maribor, geboren wurde und in dessen berüchtigtem Zuchthaus eingesessen hat. In "Hallstatt" will ein ehrgeiziger Archäologe nicht wahrhaben, dass bei den Knochen, die er findet, auch Schuhe liegen und er nicht auf ein riesiges Keltengrab gestoßen ist, das jenes im österreichischen Hallstatt an Bedeutung übertrifft. Das Theaterstück, das Stollen in die Tiefen der nationalen Geschichte treibt, auf dass ans Licht gehoben werde, was allzu lange verborgen lag, ist auf Deutsch jetzt in einer bibliophilen Ausgabe der Edition Thanhäuser erschienen; der Gefängnisroman ist in Slowenien 1998 mit dem Kresnik-Preis für das beste Buch des Jahres ausgezeichnet worden und nun auf Deutsch bei Zsolnay zu lesen.
Der Roman setzt ein, als alles schon vorbei ist. Ein Häftling namens Keber, Posträuber und Prophet, halb ordinärer Gewalttäter, halb edler Rebell, hatte einst in der Strafanstalt von Livada einen legendären Aufstand angezettelt. Den Mann, den es auf allen Erdteilen umgetrieben hat und dem am schlurfenden Gang der Seemann anzumerken ist, quälen zwei Marotten: Zum einen "erträgt er keine ungehörigen, obszönen, beleidigenden Gesten: den gestreckten Mittelfinger, den im Ellbogen abgewinkelten Arm, den schamlosen Griff an die eigenen Hoden, nicht einmal einen Zahnstocher im Mund". Wer ihm so kommt, findet sich mit gebrochenen Knochen auf der Krankenstation. Zweitens wird Keber, ein ansonsten philosophischer Kopf, rabiat, wenn kratzende Geräusche, etwa des Essbestecks, an sein Ohr dringen. Dann zieht ihm "so ein metallisches Rauschen" durch den Kopf, und es wird gefährlich. Die Revolte war hochgeschossen, als ihm ein Wärter die Freude an der Fernsehübertragung des Baskettballspiels Vereinigte Staaten - Jugoslawien verleiden wollte, indem er obszön an seinem Schlagstock hantierte; binnen weniger Minuten war damals die Wachmannschaft besiegt worden und das Gefängnis in die Gewalt der Gefangenen übergegangen.
Jancar erzählt von der Selbstverwaltung des Gefängnisses - das angestrebte Ziel Jugoslawiens war offiziell die "sozialistische Selbstverwaltung" gewesen - wie von einem großen, desaströs gescheiterten sozialen Experiment. Auf den Rausch der Freiheit folgen Versuche, den Alltag neu und sinnvoll zu organisieren. Doch bald übernimmt Mrak, ein Fanatiker der Ordnung, der sich während der Erhebung ängstlich in seiner Zelle eingesperrt hatte, mit einer Prätorianergarde das Regiment; sogar ein Gefängnis im Gefängnis wird errichtet, dass alles seine revolutionäre Ordnung habe. Am Ende, als die Erhebung längst verraten und eine neue Herrschaft von Menschen über Menschen etabliert ist, gelingt es der Polizei, das Gefängnis zu erstürmen.
Wer will, kann das natürlich auch als literarisches Untergangsbild auf das sozialistische Jugoslawien lesen. Oder als Parabel über Macht und Unterwerfung, Auflehnung und Entfremdung; "Angst und Kleinmut rufen nach der Autorität, nach dem alten Zustand, die alltägliche Sorge um den eigenen Arsch. Dann braucht man eine Obrigkeit, welcher Art auch immer." Oder als historische Erzählung, denn Jancar verbindet, handwerklich perfekt, thematisch kühn, den Gefängnisaufstand von Livada mit dem Aufstand der Juden gegen die Römer, von dem Josephus Flavius in "Der jüdische Krieg" erzählt. Einen Chronisten wie Flavius hat auch der Roman, einen Mithäftling, der sich zwanzig Jahre nach der Erhebung und dem sozialen Experiment der Häftlingsrepublik von Keber genau berichten lässt, was an Heldenmütigem und Niederträchtigem geschehen war.
Seine besten Szenen hat der Roman dort, wo die kompositorische Souveränität, mit der Jancar seit jeher seine Romane baut, außer Kraft gesetzt ist. Mehr als der mathematisch präzise Szenenwechsel, der den jüdischen Aufstand und die Gefängnisrevolte zu Parallelaktionen macht und dem Roman damit schweren intellektuellen Ballast aufbürdet, überzeugt die Charakterisierung Kebers - oder die des bürokratischen Despoten Mrak. Kann man in ihrem Kampf gegeneinander das seit der Französischen Revolution bekannte Widerspiel zwischen dem sinnenfrohen Rebell und dem bürokratischen Verwalter der Revolution erkennen, sind doch beide als individuelle Gestalten und nicht als Repräsentanten gezeichnet. Sie werden von merkwürdigen Obsessionen getrieben, kultivieren seltsame Leidenschaften, leiden unter denkbar bizarren Erinnerungen. Dort, wo der Roman sich von seiner kompositorisch vorgegebenen Sinnschwere befreit, ist er am besten - in der atmosphärisch dichten Schilderung des Gefängnisses, im Porträt eigenartiger Menschen, im geradezu kühlen Blick, den Jancar in menschliche Abgründe wirft.
Drago Jancar: "Rauschen im Kopf". Roman. Aus dem Slowenischen übersetzt von Klaus Detlef Olof. Zsolnay Verlag, Wien 1999. 268 S., Geb., 36,- DM.
Drago Jancar: "Hallstadt."Ein Stück. Mit Holzschnitten von Christian Thanhäuser. Aus dem Slowenischen übersetzt von Nina Blazon. Edition Thanhäuser, Ottensheim 1998. 118 S., geb., 35,- DM.
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