Louis Vierne (1870-1937), von 1900 bis zu seinem Tod Titularorganist an der Pariser Kathedrale Notre-Dame, war ein begnadeter Improvisator. Zeitzeugen, die ihn an seiner geliebten Cavaillé-Coll-Orgel haben fantasieren hören, beschreiben seine Improvisationen als in jeder Hinsicht perfekt strukturiert, so dass sie von richtig komponierten Stücken praktisch nicht zu unterscheiden gewesen sein sollen. Vierne rückte die Improvisationskunst in die Nähe des kompositorischen Aktes, ging aber auch den umgekehrten Weg. Seine in insgesamt vier Folgen veröffentlichten Pièces de fantaisie entstanden allerdings weniger für den Eigengebrauch im Konzert, sondern vielmehr als exemplarische Anleitung für seine Schüler, als Dokumentation des eigenen Könnens als Improvisator und zur Anregung für Kollegen. Nicht zuletzt erhofften sich Vierne und sein Verleger aber auch finanziellen Gewinn von der Veröffentlichung. Die Popularität von Stücken wie Carillon de Westminster (Op.54 Nr.6) oder Clair de lune (Op.53 Nr.5), die allesamt den insgesamt 24 Pièces de Fantaisie entstammen, gab ihnen besonders hinsichtlich des letztgenannten Aspekts Recht. In jedem Fall bereichern sie das Repertoire der französischen Orgelsymphonik um grandiose, hochwertige Musik. Der Organist Kay Johannsen demonstriert an der neuen Kern-Orgel der Dresdner Frauenkirche nicht nur sein außergewöhnliches Können als Organist, sondern auch die besondere Eignung des Instruments für dieses Repertoire.
SACDH | |||
1 | Fantasiestücke (Pièces de fantaisie) op. 53 Nr. 1-6 (Suite ll) | ||
2 | 2. Sicilienne | 00:04:08 | |
3 | 3. Hymne au soleil | 00:05:28 | |
4 | 4. Feux follets | 00:04:55 | |
5 | 5. Clair de lune | 00:09:45 | |
6 | 6. Toccata | 00:04:13 | |
7 | Fantasiestücke (Pièces de fantaisie) op. 55 Nr. 1-6 (Suite lV) | ||
8 | 2. Résignation | 00:07:50 | |
9 | 3. Cathédrales | 00:08:35 | |
10 | 4. Naïades | 00:05:12 | |
11 | 5. Gargouilles et chiméres | 00:07:15 | |
12 | 6. Les cloches de Hinckley | 00:07:48 |