Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 10. Juni 2016
- Hersteller: In-akustik / Razor & Tie,
- EAN: 0888072000988
- Artikelnr.: 44837174
CD 1 | |||
1 | God is God | ||
2 | There But For Fortune | ||
3 | Freight Train | ||
4 | Blackbird | ||
5 | She Moved Through the Fair | ||
6 | Catch the Wind | ||
7 | Hard Times Come Again No More | ||
8 | Deportee (Plane Wreck at Los Gatos) | ||
9 | Seven Curses | ||
10 | Swing Low, Sweet Chariot | ||
11 | Oh Freedom / Ain`t Gonna Let Nobody Turn Me Around | ||
CD 2 | |||
1 | The Water Is Wide | ||
2 | Don`t Think Twice, It`s All Right | ||
3 | House of the Rising Sun | ||
4 | She Never Could Resist A Winding Road | ||
5 | Before The Deluge | ||
6 | Diamonds & Rust | ||
7 | Gracias a la Vida | ||
8 | The Boxer | ||
9 | The Night They Drove Old Dixie Down | ||
10 | Forever Young |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2016Singe mir, Naschkatze, von der Liebe
Alarm! Gleich zehnmal hintereinander der Ausruf: "Ich brenne". Dann der Lagebericht: "Mein Hirn zerfällt zu Asche." Liebe macht doof. Wer kann helfen? Na, der "Wind". Also: "Blase, blase, blase". Das Cello, saitenweise gestrichen von Giuseppe Mulè, antwortet im Duett der Sopranistin Simone Kermes, als habe es Stimme und Sprache. Das nennt man "Klangrede". John Eccles, ein Zeitgenosse von Henry Purcell, hat diesen "Mad Song" geschrieben für "The Comical History of Don Quixote". Es ist die Nummer zwölf auf dem Album "Love" (Sony Classics) mit Popsongs aus der Zeit des Früh- und Hochbarocks. Im eingangs gesungenen Nymphenlamento von Claudio Monteverdi klingt die Stimme von Kermes voll satt wie die einer Amsel im Abendregen. Mit der dramatischen Arie "Disserratevi, abissi" von Antonio Cesti werden die Grenzen dieses Soprans erreicht. Aber Abgründe müssen auch Grenzen sein. Das Ensemble La Magnifica Comunità steigert sich in herrlich orientalische Schleifer hinein bei der Erzählung der Mnemosyne von Antoine Boësset. Mit Lust und Kunst kredenzt Kermes Stück für Stück, mal bitter, mal süß, aus dieser klingenden Naschkatzenkekskiste.
jbm.
*
Joan Baez als aus der Zeit gefallene, gutmenschige Hippie-Sängerin abzutun fällt manchen Kritikern leicht - aber wer nach einem Tag voller furchtbarer Nachrichten mit Tausenden friedlichen Menschen auf einer Wiese steht und ihr zuhört, wie das jüngst hier möglich war, der kann sich der Macht ihrer Friedensbotschaft, der Klarheit und Besonnenheit dieses engagierten Singens kaum entziehen. (Dass Pop-Konzertgänger rücksichtsvoll mit dem Nachbarn umgehen, ihn nicht mit Smartphones nerven und er außerdem dabei noch in Ruhe eine rauchen darf: auch keine Selbstverständlichkeit mehr.) Wer diese schöne Erfahrung leider verpasst hat, der kann sich immerhin mit Konserven trösten: Denn auf der "75th Birthday Celebration" (Razor&Tie/In-Akustik), einer Doppel-CD mit DVD, sind viele der Lieder versammelt, die Baez über die Jahre interpretiert hat. Das sind inzwischen längst nicht mehr nur die bekannten Spirituals und Stücke von Bob Dylan oder The Band, sondern auch solche wie Jackson Brownes "Before the Deluge" oder Steve Earles "God is God". "Let this little light of mine / Shine and rage against the night", heißt es in diesem Lied gegen die Instrumentalisierung von Religion. Als Gäste sind auch noch die Indigo Girls und die Countrysängerin Mary Chapin Carpenter dabei, die mit Baez besonders gut harmonieren.
wiel
*
Die Wälder ihrer norwegischen Heimat haben sie schon lange inspiriert, aber auf "The Magical Forest" (ECM/Universal) bringt Sinikka Langeland, Sängerin und Kantele-Spielerin (die Kantele ist eine Art Tischzither), diese Faszination eindrucksvoll wie selten zu Gehör. Das liegt nicht zuletzt an der Qualität ihrer skandinavischen Musiker, die hier einfühlsam und gleichzeitig druckvoll agieren. Ein ausladender Song wie "Jacob's Dream", den Langeland selbst geschrieben hat, der aber auch eine traditionelle Folk-Ballade sein könnte, bietet dem transparenten Rhythmusgeflecht, das Bassist Anders Jormin und Markku Ounaskari am Schlagzeug entwerfen, immense Entfaltungsmöglichkeiten, vor dem sich Saxophonist Trygve Seim mit seinem markanten Ton und Trompeter Arve Henriksen mit verhangenem Klang wirkungsvoll in Szene setzen können. Auf vielen Stücken kommt zudem das Trio Mediaeval zum Einsatz, drei Frauenstimmen, die kraftvoll Langelands fragiles Organ konterkarieren. Wie die Sängerin in den Anmerkungen zu ihren Liedern im Begleitheft kulturelle Verbindungen von Norwegen bis Japan nachzeichnet - und die Kantele kann ziemlich asiatisch klingen -, das ist fast so beeindruckend wie ihre Musik.
roth
*
Als Teenie war Rued Langgaard die große Hoffnung der Kopenhagener Musikszene. 1893 wurde er geboren. Die Eltern waren Pianisten, der Vater auch Komponist und Musikphilosoph. Da konnte beim Filius eigentlich nichts mehr schiefgehen. Die Berliner Philharmoniker hoben 1913 seine erste Symphonie aus der Taufe. Doch mit seinem Stil zwischen Spätromantik und avantgardistischen Ideen blieb er ein Außenseiter. Als György Ligeti die "Sphärenmusik" von 1916 entdeckte, kam er sich nachträglich wie ein Epigone vor. 1940 ging Langgaard als Organist in die dänische Provinz, wo er 1952 starb. Seine zwischen Exzentrik und Introvertiertheit pendelnde Musik wurde vergessen. Langsam erlebt sie ein Comeback. Der Tenor Jens Krogsgaard hat nun mit dem Pianisten Jan Ole Christiansen "18 Lieder" eingespielt (Danacord/Klassik Center). Stets fand Langgaard passende Mittel zur Vertonung: konzis-einfach bei Joseph von Eichendorff und Heinrich Heine, melodisch ausladend, harmonisch üppig bei Emil Rittershaus, atmosphärisch meditativ bei Vilhelm Krags "Erotischen Gedichten". Die Aufnahme enttäuscht leider. Diese extravaganten Gebilde kann man besser interpretieren!
wmg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alarm! Gleich zehnmal hintereinander der Ausruf: "Ich brenne". Dann der Lagebericht: "Mein Hirn zerfällt zu Asche." Liebe macht doof. Wer kann helfen? Na, der "Wind". Also: "Blase, blase, blase". Das Cello, saitenweise gestrichen von Giuseppe Mulè, antwortet im Duett der Sopranistin Simone Kermes, als habe es Stimme und Sprache. Das nennt man "Klangrede". John Eccles, ein Zeitgenosse von Henry Purcell, hat diesen "Mad Song" geschrieben für "The Comical History of Don Quixote". Es ist die Nummer zwölf auf dem Album "Love" (Sony Classics) mit Popsongs aus der Zeit des Früh- und Hochbarocks. Im eingangs gesungenen Nymphenlamento von Claudio Monteverdi klingt die Stimme von Kermes voll satt wie die einer Amsel im Abendregen. Mit der dramatischen Arie "Disserratevi, abissi" von Antonio Cesti werden die Grenzen dieses Soprans erreicht. Aber Abgründe müssen auch Grenzen sein. Das Ensemble La Magnifica Comunità steigert sich in herrlich orientalische Schleifer hinein bei der Erzählung der Mnemosyne von Antoine Boësset. Mit Lust und Kunst kredenzt Kermes Stück für Stück, mal bitter, mal süß, aus dieser klingenden Naschkatzenkekskiste.
jbm.
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Joan Baez als aus der Zeit gefallene, gutmenschige Hippie-Sängerin abzutun fällt manchen Kritikern leicht - aber wer nach einem Tag voller furchtbarer Nachrichten mit Tausenden friedlichen Menschen auf einer Wiese steht und ihr zuhört, wie das jüngst hier möglich war, der kann sich der Macht ihrer Friedensbotschaft, der Klarheit und Besonnenheit dieses engagierten Singens kaum entziehen. (Dass Pop-Konzertgänger rücksichtsvoll mit dem Nachbarn umgehen, ihn nicht mit Smartphones nerven und er außerdem dabei noch in Ruhe eine rauchen darf: auch keine Selbstverständlichkeit mehr.) Wer diese schöne Erfahrung leider verpasst hat, der kann sich immerhin mit Konserven trösten: Denn auf der "75th Birthday Celebration" (Razor&Tie/In-Akustik), einer Doppel-CD mit DVD, sind viele der Lieder versammelt, die Baez über die Jahre interpretiert hat. Das sind inzwischen längst nicht mehr nur die bekannten Spirituals und Stücke von Bob Dylan oder The Band, sondern auch solche wie Jackson Brownes "Before the Deluge" oder Steve Earles "God is God". "Let this little light of mine / Shine and rage against the night", heißt es in diesem Lied gegen die Instrumentalisierung von Religion. Als Gäste sind auch noch die Indigo Girls und die Countrysängerin Mary Chapin Carpenter dabei, die mit Baez besonders gut harmonieren.
wiel
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Die Wälder ihrer norwegischen Heimat haben sie schon lange inspiriert, aber auf "The Magical Forest" (ECM/Universal) bringt Sinikka Langeland, Sängerin und Kantele-Spielerin (die Kantele ist eine Art Tischzither), diese Faszination eindrucksvoll wie selten zu Gehör. Das liegt nicht zuletzt an der Qualität ihrer skandinavischen Musiker, die hier einfühlsam und gleichzeitig druckvoll agieren. Ein ausladender Song wie "Jacob's Dream", den Langeland selbst geschrieben hat, der aber auch eine traditionelle Folk-Ballade sein könnte, bietet dem transparenten Rhythmusgeflecht, das Bassist Anders Jormin und Markku Ounaskari am Schlagzeug entwerfen, immense Entfaltungsmöglichkeiten, vor dem sich Saxophonist Trygve Seim mit seinem markanten Ton und Trompeter Arve Henriksen mit verhangenem Klang wirkungsvoll in Szene setzen können. Auf vielen Stücken kommt zudem das Trio Mediaeval zum Einsatz, drei Frauenstimmen, die kraftvoll Langelands fragiles Organ konterkarieren. Wie die Sängerin in den Anmerkungen zu ihren Liedern im Begleitheft kulturelle Verbindungen von Norwegen bis Japan nachzeichnet - und die Kantele kann ziemlich asiatisch klingen -, das ist fast so beeindruckend wie ihre Musik.
roth
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Als Teenie war Rued Langgaard die große Hoffnung der Kopenhagener Musikszene. 1893 wurde er geboren. Die Eltern waren Pianisten, der Vater auch Komponist und Musikphilosoph. Da konnte beim Filius eigentlich nichts mehr schiefgehen. Die Berliner Philharmoniker hoben 1913 seine erste Symphonie aus der Taufe. Doch mit seinem Stil zwischen Spätromantik und avantgardistischen Ideen blieb er ein Außenseiter. Als György Ligeti die "Sphärenmusik" von 1916 entdeckte, kam er sich nachträglich wie ein Epigone vor. 1940 ging Langgaard als Organist in die dänische Provinz, wo er 1952 starb. Seine zwischen Exzentrik und Introvertiertheit pendelnde Musik wurde vergessen. Langsam erlebt sie ein Comeback. Der Tenor Jens Krogsgaard hat nun mit dem Pianisten Jan Ole Christiansen "18 Lieder" eingespielt (Danacord/Klassik Center). Stets fand Langgaard passende Mittel zur Vertonung: konzis-einfach bei Joseph von Eichendorff und Heinrich Heine, melodisch ausladend, harmonisch üppig bei Emil Rittershaus, atmosphärisch meditativ bei Vilhelm Krags "Erotischen Gedichten". Die Aufnahme enttäuscht leider. Diese extravaganten Gebilde kann man besser interpretieren!
wmg
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