Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 5. Dezember 2014
- Hersteller: note 1 music gmbh,
- EAN: 0749677150129
- Artikelnr.: 41654423
- Herstellerkennzeichnung
- note 1 music gmbh
- Testament
- Bergheimer Str. 126
- 69115 Heidelberg
- info@note1-music.com
CD 1 | |||
1 | Michonet, della biacca! (1. Akt) | 00:00:45 | |
2 | Michonet, su! Michonet, giù! | 00:02:42 | |
3 | Madamigella, come vi chiamerem stasera? | 00:02:34 | |
4 | Del sultano Amuratte... Io son l'umile ancella | 00:07:55 | |
5 | Adriana! Che c'è`? | 00:04:32 | |
6 | La dolcissima effigie | 00:04:58 | |
7 | Or dunque, Abate? | 00:03:54 | |
8 | Ecco il monologo | 00:04:15 | |
9 | Dov'è, dunque, il biglietto di Zatima? | 00:03:59 | |
10 | Acerba voluttà, dolce tortura (2. Akt) | 00:04:14 | |
11 | Principessa. Finalmente! | 00:01:08 | |
12 | Con la regina a lungo favellai | 00:04:15 | |
13 | L'anima ho stanca | 00:02:25 | |
14 | Vi cogliam, conte, sul fatto | 00:03:14 | |
15 | Ma, dunque, è vero? | 00:03:40 | |
16 | Dico: Che a cena l'alma sirena | 00:03:02 | |
17 | E bene? Che granchio! | 00:05:37 | |
18 | E sia! Non risponde. Aprite! | 00:06:00 | |
CD 2 | |||
1 | Eh via! Così non va (3. Akt) | 00:02:54 | |
2 | Voi, Principessa? | 00:03:12 | |
3 | Madamigella Lecouvreur! | 00:03:11 | |
4 | Il conte di Sassonia! | 00:01:36 | |
5 | Il russo Mèncikoff riceve l'ordine | 00:02:26 | |
6 | Dormi, dormi, o pastorello! | 00:05:59 | |
7 | E questa dama al certo! | 00:03:40 | |
8 | Giusto cielo! Che feci in tal giorno? | 00:03:28 | |
9 | Prelude (4. Akt) | 00:03:09 | |
10 | So ch'elle dorme | 00:03:14 | |
11 | Amico mio! Figliuola! | 00:04:43 | |
12 | Lieta sorpresa! | 00:02:08 | |
13 | Un volta c'era un principe | 00:01:43 | |
14 | Vediam... Cielo! | 00:00:32 | |
15 | I fiori offerti un un'ora d'oblìo | 00:01:36 | |
16 | Poveri fiori | 00:03:04 | |
17 | T'inganni. Non è finito tutto | 00:08:36 | |
18 | Ove, dunque, son io? | 00:07:47 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2019Erst Diva, dann Knecht
Anna Netrebko und Herbert Blomstedt in Salzburg
SALZBURG, 30. Juli
Es ist schon sehr komisch. "Ich bin die demütige Magd des schöpferischen Genies", singt Anna Netrebko in der Rolle der Schauspielerin Adriana Lecouvreur, "das der Hand dienende zarte Werkzeug." Und dazu macht sie Diven-Posen wie Lil Dagover in Filmen, die noch keine Tonspur hatten. Nicht einmal Liz Taylor als Kleopatra hat gestisch so dick aufgetragen. Netrebko trägt dazu ein Kleid in hellem Seetanggrün, durchwirkt - wie ihr Stirnband auch - mit glitzerndem Strass.
Da trumpft eine so gar nicht demütige Herrscherin der Bühne auf, obwohl es gar keine Bühne gibt. Die Oper "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea ist hier in drei Aufführungen lediglich konzertant zu erleben. Aber das Theater der Stimmen ist suggestiv genug, um alles hörbar zu machen, was man sehen könnte: Kristalllüster, Spiegelkabinette, ein Theater, eine Villa, ein Palais - man kann das singen, wie Sehnsucht, Hass und Wehmut.
Netrebko hat die Partie der Adriana vor zwei Jahren erstmals in Wien und zuletzt in New York gesungen. Vergleicht man den Mitschnitt der Met mit dem, was nun auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu hören ist, muss man sagen: Sie ist besser geworden, viel besser. Ihr Vibrato hat sie wieder unter Kontrolle, die Intonation auch. Viel geschmeidiger gestaltet sie die Übergänge zwischen den Tönen in unterschiedlichsten Lagen. Und sie muss in der Tiefe nicht mehr künstlich nachdrücken, um Fülle zu gewinnen. Ihre Höhe ist nach wie vor himmlisch, samtig, süß. Wie sie Spitzentöne sicher erreicht, auf ihnen leiser wird, ohne an Sauberkeit zu verlieren, um dann - immer noch auf demselben Atem - wieder lauter zu werden, das beweist, dass sie über vorbildliche Technik verfügt.
Anita Rachvelishvili in der Rolle ihrer Rivalin, der Fürstin von Bouillon, hält mit der Wucht einer vokalen Gerölllawine dagegen, aber eben nicht mit Grazie. Ihr Mezzosopran öffnet seinen Bassetthornschlund, dass man damenbaritonale Abgründe erahnen kann. Es ist wohlig, schaurig, ja, es ist großartig, doch vor allem ist es laut und an der Grenze zur Stillosigkeit. Das Publikum aber rast vor Begeisterung.
Der Mann, um den die Frauen streiten, Maurizio, der historische Moritz von Sachsen, hat es schwer gegen sie. Es ist Yusif Eyvazov, über den immer gelästert wird, dass man ihn nur engagiere, weil er Netrebkos Ehemann sei. Und gewiss: Er hat in seiner eher spröden Stimme nicht das schmelzend schöne Material von Piotr Beczala, der in Wien und New York an Netrebkos Seite sang. Aber er ist ein Sänger von gestalterischer Intelligenz, mit beeindruckender Noblesse der Phrasierung und echter Eleganz des Atems. Wie er den großen Tenor-Schlager dieses Stücks, "La dolcissima effigie", singt, verrät einen erlesenen Geschmack, der sich aufs Ordinäre nicht einlassen mag.
Unaufdringlich, zielstrebig und leicht begleitet das Mozarteumsorchester Salzburg unter der Leitung von Marco Armiliato die vorzüglich Singenden, wie Mika Kares als aristokratisch-schneidigen Fürsten von Bouillon und Nicola Alaimo mit seinem so beweglich feinen, klangschönen, biegsamen Bariton als Theaterleiter Michonnet.
Bei den Salzburger Festspielen kann Kunst ihre Größe im Glamourösen wie im Asketisch-Kargen gleichermaßen erweisen. Wenn der zweiundneunzigjährige Herbert Blomstedt am selben Ort mit den Wiener Philharmonikern Gustav Mahlers neunte Symphonie zur Aufführung bringt, so ist auch das ein Ereignis. Nicht mit Emphase, sondern mit Strenge und Präzision, wenngleich niemals ohne Empathie beschreibt Blomstedt den komponierten Zerfall in dieser Musik: die ausgeschabten Leerstellen, den Zusammenhalt, der nur noch auf Gewohnheit, nicht mehr auf Verständnis zu beruhen scheint, und die finale Sehnsucht nach Verschmelzung, nach sinnvollem Einssein von Mensch, Natur und Kosmos. Eine Sehnsucht, die angesichts des fortschreitenden Zerfalls, der sich beschleunigenden Sinnzersplitterung rückwärtsgewandt klingt, quer zur eigenen Zeit stehend.
Nachdem die Musik erstorben ist, schweigt der Saal eine Minute lang. Blomstedt steht mit dem Rücken zum Publikum vor dem Orchester: ein Knecht der Kunst als Herr der Stille. Es ist ein erhabener Moment.
JAN BRACHMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Anna Netrebko und Herbert Blomstedt in Salzburg
SALZBURG, 30. Juli
Es ist schon sehr komisch. "Ich bin die demütige Magd des schöpferischen Genies", singt Anna Netrebko in der Rolle der Schauspielerin Adriana Lecouvreur, "das der Hand dienende zarte Werkzeug." Und dazu macht sie Diven-Posen wie Lil Dagover in Filmen, die noch keine Tonspur hatten. Nicht einmal Liz Taylor als Kleopatra hat gestisch so dick aufgetragen. Netrebko trägt dazu ein Kleid in hellem Seetanggrün, durchwirkt - wie ihr Stirnband auch - mit glitzerndem Strass.
Da trumpft eine so gar nicht demütige Herrscherin der Bühne auf, obwohl es gar keine Bühne gibt. Die Oper "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea ist hier in drei Aufführungen lediglich konzertant zu erleben. Aber das Theater der Stimmen ist suggestiv genug, um alles hörbar zu machen, was man sehen könnte: Kristalllüster, Spiegelkabinette, ein Theater, eine Villa, ein Palais - man kann das singen, wie Sehnsucht, Hass und Wehmut.
Netrebko hat die Partie der Adriana vor zwei Jahren erstmals in Wien und zuletzt in New York gesungen. Vergleicht man den Mitschnitt der Met mit dem, was nun auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu hören ist, muss man sagen: Sie ist besser geworden, viel besser. Ihr Vibrato hat sie wieder unter Kontrolle, die Intonation auch. Viel geschmeidiger gestaltet sie die Übergänge zwischen den Tönen in unterschiedlichsten Lagen. Und sie muss in der Tiefe nicht mehr künstlich nachdrücken, um Fülle zu gewinnen. Ihre Höhe ist nach wie vor himmlisch, samtig, süß. Wie sie Spitzentöne sicher erreicht, auf ihnen leiser wird, ohne an Sauberkeit zu verlieren, um dann - immer noch auf demselben Atem - wieder lauter zu werden, das beweist, dass sie über vorbildliche Technik verfügt.
Anita Rachvelishvili in der Rolle ihrer Rivalin, der Fürstin von Bouillon, hält mit der Wucht einer vokalen Gerölllawine dagegen, aber eben nicht mit Grazie. Ihr Mezzosopran öffnet seinen Bassetthornschlund, dass man damenbaritonale Abgründe erahnen kann. Es ist wohlig, schaurig, ja, es ist großartig, doch vor allem ist es laut und an der Grenze zur Stillosigkeit. Das Publikum aber rast vor Begeisterung.
Der Mann, um den die Frauen streiten, Maurizio, der historische Moritz von Sachsen, hat es schwer gegen sie. Es ist Yusif Eyvazov, über den immer gelästert wird, dass man ihn nur engagiere, weil er Netrebkos Ehemann sei. Und gewiss: Er hat in seiner eher spröden Stimme nicht das schmelzend schöne Material von Piotr Beczala, der in Wien und New York an Netrebkos Seite sang. Aber er ist ein Sänger von gestalterischer Intelligenz, mit beeindruckender Noblesse der Phrasierung und echter Eleganz des Atems. Wie er den großen Tenor-Schlager dieses Stücks, "La dolcissima effigie", singt, verrät einen erlesenen Geschmack, der sich aufs Ordinäre nicht einlassen mag.
Unaufdringlich, zielstrebig und leicht begleitet das Mozarteumsorchester Salzburg unter der Leitung von Marco Armiliato die vorzüglich Singenden, wie Mika Kares als aristokratisch-schneidigen Fürsten von Bouillon und Nicola Alaimo mit seinem so beweglich feinen, klangschönen, biegsamen Bariton als Theaterleiter Michonnet.
Bei den Salzburger Festspielen kann Kunst ihre Größe im Glamourösen wie im Asketisch-Kargen gleichermaßen erweisen. Wenn der zweiundneunzigjährige Herbert Blomstedt am selben Ort mit den Wiener Philharmonikern Gustav Mahlers neunte Symphonie zur Aufführung bringt, so ist auch das ein Ereignis. Nicht mit Emphase, sondern mit Strenge und Präzision, wenngleich niemals ohne Empathie beschreibt Blomstedt den komponierten Zerfall in dieser Musik: die ausgeschabten Leerstellen, den Zusammenhalt, der nur noch auf Gewohnheit, nicht mehr auf Verständnis zu beruhen scheint, und die finale Sehnsucht nach Verschmelzung, nach sinnvollem Einssein von Mensch, Natur und Kosmos. Eine Sehnsucht, die angesichts des fortschreitenden Zerfalls, der sich beschleunigenden Sinnzersplitterung rückwärtsgewandt klingt, quer zur eigenen Zeit stehend.
Nachdem die Musik erstorben ist, schweigt der Saal eine Minute lang. Blomstedt steht mit dem Rücken zum Publikum vor dem Orchester: ein Knecht der Kunst als Herr der Stille. Es ist ein erhabener Moment.
JAN BRACHMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main