18,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in 3-5 Tagen
Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktdetails
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2022

Jetzt aber alle: Lang lebe die Königin!

Am 2. Juni 1953 wurde Elisabeth II. in Westminster Abbey zur Königin des Vereinigten Reiches von Großbritannien und Nordirland gesalbt. Die geistliche Handlung spiegelt sich erstaunlich direkt in der Musik der Zeremonie wider, wie es jetzt die neu bearbeitete Originalaufnahme der Coronation (Warner) bezeugt. Mit der kraftvollen Vertonung des Psalms 122 "I was glad" von Hubert Parry wird der Bogen zum biblischen König David und Jerusalem gespannt. Der innige Wunsch nach Frieden, in Ges-Dur, geht unter die Haut. Ebenso die authentischen Rufe "Vivat Regina Elizabetha!". Aus den Stimmen der über vierhundert Chorsänger heben sich die hohen, klaren Jungenstimmen heraus. Der würdige Ernst des gregorianischen Gesangs "Come, Holy Ghost" sublimiert die Salbung. Georg Friedrich Händels Krönungsgesang "Zadok the priest" mit dem vor Erwartung bebenden Vorspiel mündet in vielfachen Freudenrufen. Das Kirchenlied "All People That on Earth Do Dwell" nimmt die Gemeinde mit. Am Ende mit Fanfaren: "God save our gracious Queen". art .

***

Eigentlich braucht Grant-Lee Phillips nur seine Gitarre, um seine elf neuen Songs auf "All That You Can Dream" (Yep Roc/Bertus) mit Leben zu erfüllen. Zum Glück hat er sich jedoch für die Mitarbeit von Bassistin Jennifer Condos und Schlagzeuger Jay Bellerose entschieden. Insbesondere Bellerose ist ein Meister seines Fachs, der nur mit ein wenig Besengeraschel oder ein paar lässigen Schlägen auf der Snare den Liedern Weite und Tiefe verleiht. Elegien wie "Peace Is A Delicate Thing" würden sonst wohl vor Müdigkeit umfallen. Phillips findet immer wieder eindringliche Bilder, wenn er etwa in "Cruel Trick" über die Last der Corona-Pandemie räsoniert oder im Auftakt-Song "A Sudden Place" lakonisch über Vergänglichkeit philosophiert: "Even Notre Dame Can Go Up In Smoke" heißt es da, während ein subtiles Streicherarrangement eine leicht bedrohliche Atmosphäre heraufbeschwört. Phillips' Stimme changiert zwischen leicht wehleidigem Wimmern, dunklem Raunen und entspannter Harmonieseligkeit und macht diese Platte zu einer für die Veranda. roth

***

"Wer kennt nicht diese berühmten Virtuosen auf der Oboe?", war 1796 im "Jahrbuch der Tonkunst für Wien und Prag" zu lesen, "sie zieren unsere vornehmsten Akademien. Ihr Ton ist schmelzend, und ihre Kunst so auszeichnend, daß manche unserer Autoren eigends für sie schreiben." Ludwig van Beethoven schrieb für die drei Brüder Teimer, die in Wien das Oboentrio erfanden, ebenso Anton Wranitzky (1761 bis 1820): Stücke von Haydnscher Leichtigkeit und Mozartischer Melodiosität. Der dreiundachtzigjährige Heinz Holliger hat die feinen Werke nun noch einmal aufgenommen auf dem Album Les Roseaux Chantants (Prospero) mit seiner Schülerin Marie-Lise Schüpbach und seiner Enkel-Schülerin Andrea Bischoff. Sie harmonieren beispielhaft und treffen sich in einem gesanglichen Spiel von großer Schönheit. Nebenbei machen sich die drei Schweizer Instrumentalisten für einen vergessenen Landsmann stark: den Pianisten und Komponisten Rudolph Ganz (1877 bis 1972). Zwei farbige Klavierstücke hat Holliger bearbeitet. clha

***

Legendären vergessenen Musikern einen späten Platz im Scheinwerferlicht zu verschaffen: Das ist die Aufgabe, die die amerikanischen Produzenten Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad (A Tribe Called Quest) sich in ihrer Reihe "Jazz Is Dead" gestellt haben. Auf "Jazz Is Dead 12" (Jazz Is Dead/Indigo) steht die Sängerin Jean Carne im Mittelpunkt, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren Disco- und Soul-Hits wie "Closer Than Close" hatte. Ihre Stimme ist immer noch unglaublich wendungsreich, und die sieben Songs voller psychedelischer Keyboardschwaden und entspannter "funky grooves" stehen ihr gut. Dass Musik und Text öfter in den Weltraum abdriften, erscheint da nur konsequent: Songs wie "Black Rainbows" erinnern an den Afrofuturismus eines Sun Ra, in "My Mystic Life" fordert die Sängerin ihre Hörer auf, dem Kosmos zu lauschen und einen Platz auf dem Mars zu finden. Doch das musikalische Rezept funktioniert auch schlicht und bodenständig: In "The Summertime" meint man die Hitze des Asphalts förmlich zu spüren. roth

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr