Die "First Lady" der britischen Folkszene bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Folk, Jazz, Rock und Klassik. Die Medien geizen wahrlich nicht mit Lob, wenn June Tabor ein neues Album veröffentlicht oder auf Konzerttournee geht. Seit ihren Werken "Abyssinians" (1983) und "Aquaba" (1988) gilt die englische Ausnahmesängerin als "First Lady" der britischen Folkszene. Gleichwohl ist sie keine Puristin. Denn mit der gleichen Brillanz, mit der sie traditionelle Folk-Songs und -Balladen interpretiert, flirtet sie mit Jazz, Rock und Klassik. Die Schublade Folk ist für sie viel zu eng. Sie verwischt dabei die Grenzen zwischen den Genres. Für ihr 2005er Album hat die ehemalige Bibliothekarin mit der samtenen Altstimme Balladen aus dem 18. und 19. Jahrhundert ausgegraben. Dort geht es durchweg deftig zu. Die Themen reichen von blutigen Familienfehden und Kindermorden, fatalen Schiffskatastrophen und Schlachten bis zu tragischer Liebe gepaart mit fürchterlicher Rache. Doch driftet Tabor nie von der Melancholie in die Depression ab. "June Tabor ... is quite simply one of Britain's greatest interpreters of popular song. (The Guardian). "The year's finest folk record" (The Sunday Times). MOJO Folk Album Of The Year. BBC Radio 2 Folk Awards: Singer Of The Year & best traditional track - "Hughie Graeme"
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1 | Bonnie James Campbell | 00:03:38 | |
2 | The Duke Of Athole's Nurse | 00:04:18 | |
3 | The Battle Of Otterburn | 00:05:49 | |
4 | Lord Maxwell's Last Goodnight | 00:04:16 | |
5 | Hughie Graeme | 00:03:20 | |
6 | The Border Widow's Lament | 00:05:53 | |
7 | Fair Margaret And Sweet William | 00:05:42 | |
8 | Rare Willie | 00:03:12 | |
9 | Young Johnstone | 00:06:15 | |
10 | The Cruel Mother | 00:06:09 | |
11 | Sir Patrick Spens | 00:07:05 |
June Tabor singt uns alte britische Balladen vor
Nur wenigen Interpreten zeitgenössischer Popmusik gelingt das Kunststück, das Gesungene zum Eigenen werden zu lassen, das Ich durchlässig zu machen für die Musik. June Tabor ist so eine Ausnahme. Ihr Blick richtet sich nicht auf den Hörer, sondern nach innen. Vielleicht hält sie auch deswegen auf Fotografien so oft die Augen geschlossen. Jetzt hat sie den Traditionen ihrer Heimat nachgespürt. Alte englische und schottische Balladen sind auf "An Echo Of Hooves" zu hören, kleine, todtraurige Dramen über Familienfehden, Kindermord und Schiffskatastrophen, denen Tabors dunkles, leicht angerauhtes Timbre ein neues Kleid gibt. Dicht am Hörer ist die Stimme der Folksängerin, sie scheint fast unter der Membran der Lautsprecher zu sitzen. Reduktion ist noch immer ihre Strategie, seit dem Debüt "Airs And Graces" von 1976. Meistens nur ein Instrument begleitet Tabor durch das Album: mal ein Dudelsack, dann eine Gitarre oder einige offene Pianophrasen. Doch so feierlich und intensiv Tabor das Liedgut interpretiert, neu ist die Liebe zu traditionellen Balladen nicht: Auf beinahe jedem Album der Sängerin war ein überliefertes Stück zu finden. Tatsächlich eine "lebenslange Liebesaffäre", wie Tabor selbst sagt.
mpe
June Tabor, An Echo Of Hooves. Normal N 262 (Indigo)
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