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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2024

Bitte um Frieden
Bruckner-Messe im Kaiserdom

FRANKFURT. Ein eindrucksvolles Chorkonzert im Frankfurter Dom haben das Vocalensemble am Kaiserdom und das Domorchester unter der Leitung von Dommusikdirektor Andreas Boltz mit Anton Bruckners Messe Nr. 3 in f-Moll als Hauptwerk geboten. Gekoppelt war die Messe - in der selten zu hörenden Programmkombination zweier als Antipoden geltender Komponisten - mit der "Nänie" von Brahms.

In diesem Chorstück überzeugten sofort die eröffnenden elegischen Holzbläserharmonien, von Streicher-Pizzikati konturiert. So war der Grund bereitet, auf dem sich Brahms' expressive Vertonung des Schiller-Textes, beginnend mit der markanten Eröffnungszeile "Auch das Schöne muß sterben!", in der Folge frei entfalten konnte.

In der Messe Bruckners vereinigten sich klanggewaltig Chor und Orchester mit dem Solistenquartett. Der Dom mit seiner eindrucksvollen Akustik bot den richtigen Raum für die Entfaltung dieser auf weite Bögen angelegten Musik, die am sakralen Ort adäquat zur Geltung kam. In sanftem Ineinanderfließen der fugierten Stimmen wurde der Beginn des Kyrie architektonisch klug realisiert. Gelungen auch die wechselnden "Kyrie"-Anrufungen zwischen dem Sopran von Sonja Grevenbrock und dem Bass von Florian Rosskopp. Stimmgewaltig hereinbrechend das Gloria mit weitgespannten orchestralen Steigerungen, in dem die etwas indisponierte Silvia Hauer (Alt) jedoch nur bedingt überzeugen konnte. Dafür entschädigte das ätherisch schwebende Oboensolo von Nicolas Cock-Vassiliou.

Geschlossen und glaubensfest waren die Choraussagen zu Beginn des Credos gehalten, die Orchesterbegleitung in feinen Abstufungen schattiert. Mit dem Tenorsolo von Erik Grevenbrock-Reinhardt mischte sich ein strahlendes Violinsolo (Gesine Kalbhenn-Rzepka). Umhüllend der warme, volle Klang des sich anschließenden Blechbläserchorals. Am Schluss der Messe meinte man die Bitte um Frieden - "Dona nobis pacem" - vor dem Hintergrund der derzeitigen Weltlage als umso existenziellere und eindringlichere Botschaft hören zu können. JOHANNES LIEBIG

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