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Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Arabella op. 79 (Lyrische Komödie in 3 Akten)
2Sie wollen alle Geld!00:01:37
3Matteo! - Zdenka! Du! Bist du allein?00:03:46
4Ich danke, Fräulein00:02:53
5Er ist der Richtige nicht für mich!00:01:57
6Aber der Richtige, wenns einen gibt00:04:00
7Das ist der Schlitten vom Elemer00:02:37
8So triumphierend treten Sie herein?00:06:56
9Laßt uns allein, meine Kinder00:04:42
10Mandryka! Der reiche Kerl!00:02:03
11Herr Graf, Sie haben Ihrem werten Brief00:04:34
12Der Onkel ist dahin00:04:00
13Das ist ein Fall von andrer Art00:04:07
14Mein Elemer!00:08:43
15Das ist ein Engel (2. Akt)00:02:45
16Sie sehn nicht aus wie jemand00:01:21
17Ich habe eine Frau gehabt00:03:40
18Sie wolln mich heiraten, sagt mein Vater00:05:49
19Und du wirst mein Gebieter sein00:03:38
20Die Wiener Herrn verstehn sich00:01:08
CD 2
1Sie sind allein?00:04:59
2Und jetzt sag ich Adieu00:04:15
3O Arabella, gibt es was Schöneres00:03:23
4Ein Feigling bin ich00:02:37
5Und wenn hier viele Arabella heißen00:04:54
6Ging durch einen Wald00:05:24
7Über seine Felder wird der Wagen fahren (3. Akt)00:05:55
8Sie hier? So muß ich fragen, Arabella!00:04:32
9Welch ein erregtes tête-à-tête00:01:32
10Papa, so schau mir ins Gesicht!00:04:10
11Ich gratuliere Ihnen, Herr Leutnant00:04:29
12Papa, Mama!00:03:42
13Sehr gut. Jetzt habe ich00:01:50
14Zdenkerl, du bist die Beßre00:03:13
15Mandryka! - Ich bin nicht wert00:01:42
16Mit diesem Herrn da trete ich vor Ihnen00:03:26
17Sie gibt mir keinen Blick00:03:52
18Das war sehr gut, Mandryka00:02:01
19Dann aber, wie ich Sie gespürt hab00:04:07
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Bewundernswerte Frauen

Bei den Berliner Opernpremieren überzeugen vor allem die Stimmen: Olga Peretyatko in Mozarts "Idomeneo" und Elena Tsallagova in Strauss' "Arabella"

Wenn sich Simon Rattle an der Berliner Staatsoper nun mit Wolfgang Amadé Mozarts "Idomeneo" befasste, erinnerte das Ergebnis an die perfekte Kühle mancher Computergrafiken: keine Verwischung, kein Schmutz in den Ritzen, jede Arabeske pixelgenau ausgekämmt und in Form gebracht wie für eine luxuriöse Präsentation im Showroom. Dass das, was einem da mit eher gebremsten Tempi und sängerfreundlich fein abgestufter Dynamik vorgeführt wurde, auch Hitze entwickeln, fauchen oder keuchen könnte, bleibt weitgehend der ergänzenden Phantasie des Hörers überlassen. Trotz aller Faszination über die agogische Flexibilität und Transparenz der Staatskapelle: Erwärmend, gar pulstreibend wurde diese punktgenaue Silberfolien-Interpretation kaum.

Ganz anders bei der Parallel-Premiere in der Deutschen Oper, wo Donald Runnicles Richard Strauss' "Arabella" dirigierte. Da durfte der Topf gern auch einmal überkochen, gab es schmacht- wie schmalzlockige Üppigkeit, brünstiges Geröhre und delirierende Traurigkeit - nicht Takt für Takt ausgehorcht und abgewogen, sondern in weiten Bögen schwingend, nicht durchweg hochglänzend, aber immer intensiv. Stimmbeflügelnd, stimmtragend war auch dieser Klanggrund, wovon vor allem die beiden Schwestern Arabella und Zdenka profitierten: Sara Jakubiak und Elena Tsallagova, bei denen gerade ihre enorme Unterschiedlichkeit die gegenseitige Anziehungskraft begründete und das Geschehen elektrisierte.

Die Titelheldin, nach mehreren Absagen quasi aus dem Stand eingesprungen, entfaltete ihre befreit strömende Kantabilität zum Charakterbild einer illusionslosen, trotzdem verletzlich und traumfähig gebliebenen Fraulichkeit; doch zur stillen Heldin des Abends wurde Tsallagovas Zdenka in ihrer scheu sensiblen, androgyn changierenden Frische, zerbrechlich und doch gefühlsmutig bis zur Selbstaufgabe. Während die erwählten Herren - Russell Braun als Mandryka und Robert Watson als Matteo - diesem Doppelglanz stimmlich nur gediegene Solidität entgegenstellen konnten, gelang es vor allem Brauns darstellerischen Mitteln, dennoch ein glaubwürdiges Bild tiefer Unsicherheiten, Beschädigungen und Frustrationen zu vermitteln. Auch Albert Pesendorfers sozial abdriftender Waldner und Thomas Blondelles snobistischer Elemer zeichneten einprägsame Charaktere, während Doris Soffels agile, scharfzüngige Gräfin ein weiteres Mal bewies, wie dieser Sängerin auch nach fünf Bühnenjahrzehnten immer noch neue Herausforderungen souverän bewältigbar sind.

Tobias Kratzer lässt dazu die Handlung vom gründerzeitlichen Plüschmobiliar und den Makartsträußen des Eingangsaktes über das neusachliche Ballsaal-Entree bis ins nüchtern Gegenwärtige laufen: ein Zeitstrahl von 150 Jahren, auf dem, von Rainer Sellmaiers Ausstattung genussvoll mitvollzogen, die innere Entwicklung der Akteure nicht nur seelisch, sondern auch zeitgeschichtlich verortet wird. Das ist, auch wenn Manuel Braun und Jonas Dahl allerlei Videogezappel drüberstülpen (teils vorproduziert bei Zdenkas Lust- und Angstträumen, teils live eingeschnitten durch ein ablenkendes Kamerateam), eine annehm- und nachvollziehbare Denklinie. Nachdem dabei im Lauf der drei Akte eine Art Korrektheits-To-do-Liste abgearbeitet worden war (ohne mindestens ein schwules Schmusepaar und den Auftritt uniformierter Dreinschläger geht's scheinbar nicht mehr), brachte die finale Ankunft im kahlen Jetzt schließlich doch eine nachdenkenswerte, Strauss' melodienselige All-Versöhnung nachhaltig infrage stellende Desillusionierung. Ins kahle Betonputz-Weiß gestellt, wirkten die allgemeinen Rundum-Umarmungen plötzlich arg ausgehöhlt und länglich.

Parallel ging diese Selbstenthüllung eines "guten Endes" zu Mozarts ausgewalztem Finale an der Staatsoper mit seiner schier endlosen, von klassizistischem Edelsinn gefluteten Opfer- und Abdankungszeremonie: doppelt ermattend, weil schon vorher die ganze Oper lang jeder Rezitativtakt so wohlig ausgebreitet wurde, als müsse man nachdrücklichst beweisen, dass sogar das im Kommen befindliche Genie des damaligen Mittzwanzigers noch seine Durststrecken haben konnte. Solch eine Vorgabe ist für keinen Regisseur leicht, doch was sich David McVicar leistete, war schlicht unsäglich: gespreizt-verdrehte, beziehungs- und substanzlose Bewegungsrituale, eine Choreographie verklemmter Einfallslosigkeiten unter einer bös dräuenden, riesigen Totenmaske (Bühnenbild Vicki Mortimer). Es lohnte das Hinsehen nicht. Wenn dann am Ende der Ex-König nicht nur seiner Insignien entkleidet, sondern gleich noch auf kurzem Wege in die Gruft versenkt wurde (waren halt unangenehme Zeiten damals im alten Kreta), dann passte dieser trostlose Ausgang immerhin ziemlich perfekt zur szenisch-emotionalen Wüste der vorangegangenen drei Stunden.

Dass einem hier Wokeness-Nachweise erspart blieben, rettete in solch allgemeinem Elend auch nichts mehr; aber wenigstens konnte man sich an der exquisiten, von Rattle jederzeit aufmerksam ins Klangbild gesetzten Sängerriege freuen. Zwar wirkte Anna Prohaska als Ilia in den Höhen ausgemagert und nicht durchweg intonationssicher, und auch Andrew Staples' Gestaltung der Titelrolle konnte, vokal etwas unnahbar und neutral, trotz einer gediegenen Leistung nicht das ganze existenzielle Leid des geplagten Herrschers verdeutlichen. Dafür wurde Olga Peretyatkos Elettra zu einem Zentralgestirn: sonor und kraftvoll, auch in Zorn und Entgleisung immer noch eine Königstochter; Magdalena Kozenas Idamante aber bereicherte eine ähnliche, dem regielichen Flachgang trotzende Präsenz noch um die erwärmend strömende, empathische und opferbereite Erfülltheit ihrer vokalen Ausstrahlung. Wie bei Elena Tsallagova am anderen Haus bezeichnete auch hier ein die konventionellen Geschlechtergrenzen niederreißendes, Durchlässigkeit, Sensibilität und Empathiefähigkeit betonendes Rollenprofil das jeweils Beste der beiden Premierenabende - ganz ohne Gendersternchen. GERALD FELBER

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