Mit "Metamorphosis" lieferte Angelika Nebel einen musikalisch vertieften Blick auf
Klavier-bearbeitungen von Werken Johann Sebastian Bachs. In der Sammlung "Illuminationes" wandert
sie nun mit den gebotenen Transkriptionen vom 19. über das 20. bis ins 21. Jahrhundert und verwendet
dabei noch Transkriptionen aus vielen verschiedenen Ländern: Bach international und zeitlos, der
Seele nahe gebracht durch das Prisma geistlicher Klavier-Meditationen.
Neben bekannten Komponisten und Bearbeitern Bachscher Originale wie Franz Liszt, Dmitri Kabalevsky
oder Egon Petri sind hier auch unbekannte Tonsetzer vertreten. Gleichwohl gehören gerade ihre
Umschriften zu denjenigen, die das Relief des kompositorischen Giganten Bach am nachhaltigsten
erkennen lassen. Vielleicht, weil in ihnen die Demut wirkt, die auch Bach und "seiner" Pianistin
Angelika Nebel eigen ist?
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Klavier-bearbeitungen von Werken Johann Sebastian Bachs. In der Sammlung "Illuminationes" wandert
sie nun mit den gebotenen Transkriptionen vom 19. über das 20. bis ins 21. Jahrhundert und verwendet
dabei noch Transkriptionen aus vielen verschiedenen Ländern: Bach international und zeitlos, der
Seele nahe gebracht durch das Prisma geistlicher Klavier-Meditationen.
Neben bekannten Komponisten und Bearbeitern Bachscher Originale wie Franz Liszt, Dmitri Kabalevsky
oder Egon Petri sind hier auch unbekannte Tonsetzer vertreten. Gleichwohl gehören gerade ihre
Umschriften zu denjenigen, die das Relief des kompositorischen Giganten Bach am nachhaltigsten
erkennen lassen. Vielleicht, weil in ihnen die Demut wirkt, die auch Bach und "seiner" Pianistin
Angelika Nebel eigen ist?
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CD | |||
1 | Präludium und Fuge C-Dur BWV 545 (bearb. von Franz Liszt) | ||
2 | Fuge | 00:04:38 | |
3 | Sonate für Violine und Cembalo c-moll BWV 1017 (Auszug) | ||
4 | Suite (Ouvertüre) für Orchester Nr. 3 D-Dur BWV 1068 (Auszug) | ||
5 | Partita für Violine solo Nr. 2 d-moll BWV 1004 (Auszug) | ||
6 | 6 Schübler-Choräle BWV 645-650 (Auszug) | ||
7 | Gavotte en Rondeau (bearb. von Ernst Pauer) | 00:03:35 | |
8 | Choralvorspiel "Aus der tiefe rife ich" BWV 745 (bearb. von Theodor Szántò) | 00:04:59 | |
9 | Pastorale (Pastorella) F-Dur BWV 590 (bearb. von W. Gillies Whittaker) | ||
10 | 2. Moderato | 00:04:03 | |
11 | 3. Andante cantabile e espressivo | 00:03:09 | |
12 | 4. Allegro | 00:03:04 | |
13 | Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" BWV 639 (bearb. von Angelika Nebel) | 00:02:43 | |
14 | 6 Schübler-Choräle BWV 645-650 (Auszug) | ||
15 | Präludium und Fuge g-moll BWV 558 (8 kleine Präludien und Fugen Nr. 6) (bearb. von Dmitry Kabalevsky) | ||
16 | Fuge | 00:02:06 | |
17 | In dulci jubilo BWV 729 (bearb. von William Murdoch) | 00:03:07 | |
18 | Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564 (Auszug) | ||
19 | Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd! BWV 208 (Jagd-Kantate) (Auszug) | ||
20 | Nun komm der Heiden Heiland BWV 62 (Kantate) (Auszug) |
Frankfurter Allgemeine ZeitungDie Frau im schweren Fach, mit Kraft
Nein, wir wissen nicht, ob Anna Netrebko vielleicht doch in eine Falle getappt ist, als sie sich vor neun Wochen mit dem ostukrainischen Separatistenführer Oleg Zarjow vor der Fahne "Neurusslands" fotografieren ließ. Wir wissen aber, was sie dazu gebracht hat, vor drei Jahren auf Konzerttournee zu gehen mit Peter Tschaikowskys letzter Oper "Iolanta" und sie nun als Mitschnitt auf CD zu veröffentlichen (Deutsche Grammophon/Universal). Es ist die lyrische Intensität dieser Musik, es ist die schmerzhafte Süße dieser Melodien, die von einem Leben in Blindheit und von der Gnade des Lichts singen. Netrebko lässt nichts an Fülle, Wärme und Ebenmaß missen, auch wenn man ihrer Stimme im Vibrato bereits die Ausflüge ins schwerere Fach anhört. Emmanuel Villaume begleitet mit der Slowenischen Philharmonie zurückhaltend, aber nicht kühl. Aus der vorzüglichen Sängerbesetzung ragt Sergej Skorochodow als Vaudémont heraus: ein Tenor, der Schmelz und Kraft vereint. Die Aufnahme ist ein schönes Plädoyer für dieses Märchen von Glaube und Liebe, Moral und Theologie, mit dem Tschaikowsky 1892 der Bühne sein Vermächtnis hinterließ.
jbm.
*
Dass die Lyrik von Paolo Conte in ihrer Bedeutung dunkel bleibt, muss nicht immer an den furchtbaren Ergebnissen von Google Translator liegen; auch gestandene Romanisten und italienische Muttersprachler haben mit dem Verstehen ihre liebe Mühe. Oft mischen sich ja auch noch andere Sprachen dazu, wenn der mittlerweile achtundsiebzigjährige Cantautore singt beziehungsweise spricht. Zu seinem Geheimnis trägt bei, dass er sich immer äußerst kurz fasst. Manchmal denkt man sogar, es ginge ihm nur darum, einzelne, besonders schöne Worte auszustellen: "Kunta Kinte / Maria, Maria" wiederholt er immer wieder zum Auftakt seines neuen Albums "Snob" (Emarcy/Universal) über afrikanischen Rhythmen. Was es mit der Hauptfigur aus Alex Haleys Epos "Roots" auf sich hat, kann man wieder nur raten. Musikalisch ist Conte auf der Spur von Paul Simons "Graceland", dann aber springt er schon wieder ins Land des Tangos ("Argentina") oder kehrt zurück in die Heimat zu einer Frau mit besonderem Aroma ("Donna dal Profumo di Caffè"). Auf seine versierte Band kann Conte sich blind verlassen, deswegen klingt das alles sehr entspannt. Als besonderes Schmankerl gibt es einen Einsatz seines Kazoos und sogar einer Olivetti-Schreibmaschine als Rhythmusinstrument.
wiel
*
Eine, die in jeder Hinsicht ihren Mann stand, war Cécile Chaminade. Sie wurde 1913 als erste Komponistin Mitglied der französischen Ehrenlegion. Als der Weltkrieg begann, übernahm sie die Leitung eines Soldatenkrankenhauses in Les Sablettes. Sie hinterließ mehr als vierhundert Werke, größtenteils Klaviermusik, romantische Charakterstücke und Etüden, die man(n) alsbald pauschal, aber entschieden abwertend der "Salonmusik" zuschlug. Man hielt sie für zu wenig avantgardistisch. Wie dumm dieses (Vor-)Urteil ist, wie komplex und vielschichtig dagegen, wie farbig und raffiniert Chaminades Musik klingt, das kann man immer mal wieder überprüfen, wenn jemand die Courage aufbringt, etwas davon aufzuführen oder gar für ein Album einzuspielen. Hurra! Diesmal ist der Jemand ausnahmsweise keine Frau, sondern ein Mann! Johann Blanchard hat die kraftvoll dramatische c-moll-Sonate op.21, die Chaminade 1885 ihrem Schwager Moritz Moszkowski widmete, kombiniert mit dem brillanten Konzert-Etüden-Zyklus op.35 sowie einigen späten Einzeletüden, darunter einer "Etude pathétique" (Dabringhaus & Grimm/NAI), zu der man wahre Löwenpranken braucht. Hat Blanchard. Wie Kollege Ambroise Thomas schrieb: "Unglaublich! Es ist kein junges Mädchen, das da komponiert. Es ist ein Komponist."
eeb
*
Bereits Ferruccio Busoni meinte, dass das noch so vollkommene Werk letztlich eine mögliche Bearbeitung einer ursprünglichen Idee sei. Bei der wahren Flut von Bearbeitungen der Werke Johann Sebastian Bachs konnten sich die Komponisten an Bach selbst orientieren, der Vivaldi, sogar Palestrina adaptierte - und eigene Werke in Besetzung und Tonart höchst großzügig umarbeitete. Die Pianistin Angelika Nebel legt nun ihre dritte CD mit Bach-Transkriptionen vor: "Bach Illuminationes" (Hänssler/Naxos). Der Titel verweist auf das neue Licht, das auf die Vorlagen fällt, aber auch auf die Beleuchtungsmöglichkeiten des Flügels. Mit Ausnahme von Franz Liszts Version von Präludium und Fuge C-Dur für Orgel BWV 545 sind alle Stücke Raritäten; drei stammen von der Pianistin selbst. Die "Violin"-Figurationen in "Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter" aus den Schübler-Chorälen werden beredter Klavierklang. Das unvergleichliche a-Moll-Adagio der C-Dur-Toccata lässt Nebel auf einem Tonika-Arpeggio schließen, verzichtet leider auf den einzigartig dissonierenden Übergang zur Fuge. Sie spielt hauptsächlich Übertragungen von Instrumentalsätzen, die sie belebt und kantabel, transparent und doch "rund" tönende Gestalt gewinnen lässt.
G.R.K.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nein, wir wissen nicht, ob Anna Netrebko vielleicht doch in eine Falle getappt ist, als sie sich vor neun Wochen mit dem ostukrainischen Separatistenführer Oleg Zarjow vor der Fahne "Neurusslands" fotografieren ließ. Wir wissen aber, was sie dazu gebracht hat, vor drei Jahren auf Konzerttournee zu gehen mit Peter Tschaikowskys letzter Oper "Iolanta" und sie nun als Mitschnitt auf CD zu veröffentlichen (Deutsche Grammophon/Universal). Es ist die lyrische Intensität dieser Musik, es ist die schmerzhafte Süße dieser Melodien, die von einem Leben in Blindheit und von der Gnade des Lichts singen. Netrebko lässt nichts an Fülle, Wärme und Ebenmaß missen, auch wenn man ihrer Stimme im Vibrato bereits die Ausflüge ins schwerere Fach anhört. Emmanuel Villaume begleitet mit der Slowenischen Philharmonie zurückhaltend, aber nicht kühl. Aus der vorzüglichen Sängerbesetzung ragt Sergej Skorochodow als Vaudémont heraus: ein Tenor, der Schmelz und Kraft vereint. Die Aufnahme ist ein schönes Plädoyer für dieses Märchen von Glaube und Liebe, Moral und Theologie, mit dem Tschaikowsky 1892 der Bühne sein Vermächtnis hinterließ.
jbm.
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Dass die Lyrik von Paolo Conte in ihrer Bedeutung dunkel bleibt, muss nicht immer an den furchtbaren Ergebnissen von Google Translator liegen; auch gestandene Romanisten und italienische Muttersprachler haben mit dem Verstehen ihre liebe Mühe. Oft mischen sich ja auch noch andere Sprachen dazu, wenn der mittlerweile achtundsiebzigjährige Cantautore singt beziehungsweise spricht. Zu seinem Geheimnis trägt bei, dass er sich immer äußerst kurz fasst. Manchmal denkt man sogar, es ginge ihm nur darum, einzelne, besonders schöne Worte auszustellen: "Kunta Kinte / Maria, Maria" wiederholt er immer wieder zum Auftakt seines neuen Albums "Snob" (Emarcy/Universal) über afrikanischen Rhythmen. Was es mit der Hauptfigur aus Alex Haleys Epos "Roots" auf sich hat, kann man wieder nur raten. Musikalisch ist Conte auf der Spur von Paul Simons "Graceland", dann aber springt er schon wieder ins Land des Tangos ("Argentina") oder kehrt zurück in die Heimat zu einer Frau mit besonderem Aroma ("Donna dal Profumo di Caffè"). Auf seine versierte Band kann Conte sich blind verlassen, deswegen klingt das alles sehr entspannt. Als besonderes Schmankerl gibt es einen Einsatz seines Kazoos und sogar einer Olivetti-Schreibmaschine als Rhythmusinstrument.
wiel
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Eine, die in jeder Hinsicht ihren Mann stand, war Cécile Chaminade. Sie wurde 1913 als erste Komponistin Mitglied der französischen Ehrenlegion. Als der Weltkrieg begann, übernahm sie die Leitung eines Soldatenkrankenhauses in Les Sablettes. Sie hinterließ mehr als vierhundert Werke, größtenteils Klaviermusik, romantische Charakterstücke und Etüden, die man(n) alsbald pauschal, aber entschieden abwertend der "Salonmusik" zuschlug. Man hielt sie für zu wenig avantgardistisch. Wie dumm dieses (Vor-)Urteil ist, wie komplex und vielschichtig dagegen, wie farbig und raffiniert Chaminades Musik klingt, das kann man immer mal wieder überprüfen, wenn jemand die Courage aufbringt, etwas davon aufzuführen oder gar für ein Album einzuspielen. Hurra! Diesmal ist der Jemand ausnahmsweise keine Frau, sondern ein Mann! Johann Blanchard hat die kraftvoll dramatische c-moll-Sonate op.21, die Chaminade 1885 ihrem Schwager Moritz Moszkowski widmete, kombiniert mit dem brillanten Konzert-Etüden-Zyklus op.35 sowie einigen späten Einzeletüden, darunter einer "Etude pathétique" (Dabringhaus & Grimm/NAI), zu der man wahre Löwenpranken braucht. Hat Blanchard. Wie Kollege Ambroise Thomas schrieb: "Unglaublich! Es ist kein junges Mädchen, das da komponiert. Es ist ein Komponist."
eeb
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Bereits Ferruccio Busoni meinte, dass das noch so vollkommene Werk letztlich eine mögliche Bearbeitung einer ursprünglichen Idee sei. Bei der wahren Flut von Bearbeitungen der Werke Johann Sebastian Bachs konnten sich die Komponisten an Bach selbst orientieren, der Vivaldi, sogar Palestrina adaptierte - und eigene Werke in Besetzung und Tonart höchst großzügig umarbeitete. Die Pianistin Angelika Nebel legt nun ihre dritte CD mit Bach-Transkriptionen vor: "Bach Illuminationes" (Hänssler/Naxos). Der Titel verweist auf das neue Licht, das auf die Vorlagen fällt, aber auch auf die Beleuchtungsmöglichkeiten des Flügels. Mit Ausnahme von Franz Liszts Version von Präludium und Fuge C-Dur für Orgel BWV 545 sind alle Stücke Raritäten; drei stammen von der Pianistin selbst. Die "Violin"-Figurationen in "Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter" aus den Schübler-Chorälen werden beredter Klavierklang. Das unvergleichliche a-Moll-Adagio der C-Dur-Toccata lässt Nebel auf einem Tonika-Arpeggio schließen, verzichtet leider auf den einzigartig dissonierenden Übergang zur Fuge. Sie spielt hauptsächlich Übertragungen von Instrumentalsätzen, die sie belebt und kantabel, transparent und doch "rund" tönende Gestalt gewinnen lässt.
G.R.K.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main