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Autorenporträt
Der klassische Songwriter der alten Schule orientierte sich an Dylan und Beatles und sammelte seine Lebenserfahrungen vielleicht als Zwangsrekrutierter im Vietnam-Krieg. Nun, das ist über dreißig Jahre her und seitdem hat sich die Welt sehr verändert. Doch eines ist gleich geblieben. Dass Songwriter oft durch Zufall an die Musik geraten, und dass die Weltgeschichte, die noch immer nicht ohne Kriege auskommt, einen jungen Mann dazu bewegt, sich mit einer Gitarre geistig gesund zu halten. Bei JAMES BLUNT waren es der Krieg im Kosovo, Queen und Nirvana.

Nehmen wir als Beispiel No Bravery, den Closing-Song von BLUNTs Debüt Back To Bedlam. Es hat nichts mit Romantik zu tun, sondern mit bitterer Realität, wenn man erzählen muss, dass BLUNT den Song im Kosovo schrieb, wo er als Aufklärungsoffizier in einer Panzereinheit eingesetzt war. Die Gitarre während der Patrouille in Pristina außen am Panzer angeschnallt, entstand No Bravery in den ruhigeren Momenten seines Einsatzes, der ihn mitten in die Nachwehen eines der blutigsten Bürgerkriege im Europa der neunziger Jahre brachte. Und wenn ihn seine Einheit auch dringend aufforderte, die Ruhe einzuhalten, spielte und sang er zumeist in der Stille nach Mitternacht. "No Bravery ist allerdings der einzige Song, den ich komplett im Kosovo komponierte," erklärt BLUNT. "Ich schrieb ihn nachts in Stiefeln neben meinem Panzer im Schlafsack liegend. Du musstest Deine Stiefel zum Schlafen anbehalten. Der Song ist ziemlich fatalistisch. Das ganze Album ist eigentlich ziemlich fatalistisch."

Aber die Kosovo-Erfahrung ist nur ein Aspekt des Songwriters, der auf seinem Debüt klingt, als hätte er in seinem Leben nichts anderes getan, als Songs zu arrangieren, die direkt aus seinem Leben und seinem Herzen stammen. Irgendwie ist JAMES ein seltener Fund. Eine reife Seele, die aber völlig unbefleckt von Zynismus ist, eine Stimme von nahezu engelshafter Sanftheit, die einen Ritt durch die Hölle hinter sich hat. Elton John, der mit ihm das Management teilt, behauptet, You're Beautiful sei ein moderner Nachfolger für sein eigenes Your Song, was nicht verwundert, denn Back To Bedlam zieht in vielen Punkten eine Linie zu den besten Nummern aus Johns frühen Tagen. Tom Rothrock, Produzent von Back To Bedlam, sieht BLUNT währenddessen als Antwort auf Beck und den jüngst verstorbenen Elliot Smith. Dabei kannte Rothrock den jungen Engländer gar nicht, bis er beim South By Southwest-Festival auf ihn stieß und dermaßen beeindruckt war, dass er einer Zusammenarbeit sofort zustimmte.

Ungewöhnlich, und so ganz anders als in den meisten Biographien, in denen Künstler behaupten, sie hätten schon immer gesungen, ist, dass JAMES BLUNT in einer völlig unmusikalischen Familie aufwuchs. Sein Vater war ein karrierebewusster Berufssoldat, der erst kürzlich in den Ruhestand ging und überhaupt kein Verhältnis zur Musik hatte. JAMES wurde in einem Militärhospital geboren, ging auf eine naturwissenschaftlich orientierte Schule, machte mit 16 seinen Flugschein ("ich kann jede einmotorige Maschine fliegen: Tiger Moth, Spitfire, was immer du willst"), besuchte kurz die Bristol University und ging dann in die Army, denn "mein Dad wollte es so". Er wurde Captain und war einer der ersten britischen Offiziere in Pristina, dem noch 30.000 weitere Army-Angehörige folgten. Musik aber war seine Leidenschaft, und das ist um so bemerkenswerter, da JAMES erst sehr spät zu ihr fand. "Mein Dad war da eher praktisch veranlagt," so JAMES, "für ihn war Musik nur Lärm. Unser einizger CD- Player war der im Auto, und wir hatten genau drei CDs: American Pie und zwei Beach Boys-Platten." An der Schule lernte JAMES Klavier und stellte sich als sehr musikalisch heraus. Von da an hörte und lernte er soviel er konnte. Queen und Dire Straits faszinierten ihn, und mit 14 lieh er sich die Gitarre eines Freundes und spielte Nirvana-Songs nach. Der Rest seines Schüler-Lebens wurde dann zu einem Kampf zwischen ihm und seinen Lehrern, die ihm ihre Art von Erziehung aufdrücken wollten, und den Internat-Hausmeistern, die das nächtliche Musizieren um jeden Preis unterbinden wollten.

Im Jahr 2002 verließ er die Army mit einem Haufen Demo-Songs unterm Arm. "Mein Vater wurde sehr nervös, weil ich einen 'sicheren' Job an den Nagel hängte", so erinnert er sich. Ein bißchen Mut, ein bißchen Initiative, und so langsam begannen sich auch Musikverlage und Managements für JAMES zu interessieren. Eines Tages lernte er dann Linda Perry kennen, ihres Zeichens Songwriterin u.a. für Christina Aguilera und Pink. "Mein Management gab ihr ein paar Songs von mir, dann spielte ich auf dem South By Southwest und schließlich bot sie mir einen Vertrag auf ihrem eigenen Label Custard Records an," erzählt JAMES, selbst noch etwas benommen von Gang der Dinge.

Im September 2003 ging JAMES BLUNT schließlich nach Kalifornien, um Back To Bedlam aufzunehmen, und entdeckte, dass es ganz angenehm sein kann, ein etwas kauziger junger Brite in Los Angeles zu sein. Er wohnte in der Wohnung bei einer Schauspielerin, arbeitete tagsüber mit Rothrock im Studio und entdeckte nachts die L.A.-Clubszene. "Für mich, mit meinem naiven Background, war das wie in einem Hexenkessel," erinnert er sich mit heimlicher Freude. Goodbye My Lover nahm er dann im Badezimmer der Schauspielerin auf, wo sie ein altes Klavier stehen hatte.

JAMES BLUNTs Lieblingsplatten sind derzeit ein Album von Cat Power und Transformer von Lou Reed, von denen Back To Bedlam nicht wirklich weit entfernt ist. Er spricht nicht gern über die Bedeutung und Inhalte seiner Songs, obwohl er eingesteht, dass So Long, Jimmy durch die Herren Hendrix und Morrison inspiriert wurde. Und zum Rest sagt er nur: "Hey, du kommst auch mit einem Mord in einem Song davon..."

Hamburg, im Dezember 2004 (Blunt, James.doc) © WMGG/tbe
Trackliste
LP
1High (2024 Remaster)00:04:03
2You're Beautiful (2024 Remaster)00:03:33
3Wisemen (2024 Remaster)00:03:43
4Goodbye My Lover (2024 Remaster)00:04:17
5Tears and Rain (2024 Remaster)00:04:04
6Out of My Mind (2024 Remaster)00:03:34
7So Long, Jimmy (2024 Remaster)00:04:26
8Billy (2024 Remaster)00:03:36
9Cry (2024 Remaster)00:04:06
10No Bravery (2024 Remaster)00:04:01
Rezensionen
"Das Album versammelt zehn in Schmerz und Enttäuschung wurzelnde Songs voller Vitalität und Ausdrucksstärke wie das elegische, von Hammondorgelklängen getragene 'So Long, Jimmy', die mal nach Jim Morrison klingen, mal nach dem späten John Lennon.'
Frankfurter Allgemeine v. 28.6.05

"Welch begnadete Stimme! James Blunt könnte ein neuer Superstar werden, auf jeden Fall ist er schon mal ein neuer Stern am Himmel der Rockmusik."
DEWEZET v. 25.6.05 - CD der Woche

"Seine Songs erinnern an den englischen Liedermacher David Gray."
Die Tageszeitung v. 14.5.05

"James Blunt ist ein ziemlich schräger Typ, der eines der schönsten Alben dieses Frühjahrs fertiggestellt hat: 'Back to Bedlam'
Rhein-Neckar-Zeitung v. 19.5.05

"Er ist eine echte Entdeckung".
Celebrity 5/05

"Musikalisch knüpft Blunt an traditionelle Vorbilder an. Seine großen Idole sind Hendrix und Jim Morrison, auch wenn er sich in seinen Liedern vorwiegend aufs eher melancholisch-introspektive Fach konzentriert, und an Elliott Smith oder Conor Oberst erinnert.
James Blunt wird mit seinen Liedern die Welt nicht verändern, aber allen Verliebten eine sehr schöne Zeit bereiten."
Financial Times 19.4.05

"Keiner kennt ihn wirklich, diesen James Blunt. Plötzlich war er da mit seinem Erstling 'Back to Bedlam', der klingt, als hätte er seit Jahrzehnten nichts anderes gemacht als großartige Popsongs geschrieben."
Automobil Revue 1.6.05

"Zu eindringlichen Songs zwischen Folk und Pop; satte Rockgitarren, Doors-Zitate oder Reggae-Anklänge inklusive. Eine unbedingt empfehlenswerte Produktion."
Stereoplay 5/05
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2005

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Akustisches Kriegstagebuch: Das Debüt des Briten James Blunt

Es gibt zwei Versionen der Geschichte: Die erste, heroischere besagt, daß James Blunt, Sohn eines kriegserprobten britischen Offiziers, seinen Wunschtraum, Musiker zu werden, über den Haufen warf, um es seinem Vater gleichzutun - und darum in den Kosovo-Krieg zog. Die zweite, eher profane ist die, daß Blunt - der im Alter von sieben Jahren in den Genuß von Violin-und Klavierunterricht kam, ehe er mit vierzehn obendrein Gitarre lernte - den militärischen Umweg bloß einschlug, um sich von der Armee vorab die Studiengebühren bezahlen zu lassen.

Fest steht, daß der Multiinstrumentalist nach seiner Zeit an der Bristol University 1999 mit seiner Gitarre im Gepäck am Kosovo-Krieg teilnahm, wo er seinerzeit als gerade mal zweiundzwanzigjähriger Aufklärungsoffizier in Prishtina 30 000 Friedenshelfer kommandierte und nach Dienstschluß die Songs seines Debütalbums "Back To Bedlam" schrieb - Lieder, die teils offen, teils verschlüsselt seine Erfahrungen im Krisengebiet bilanzieren.

So mutet Blunts erstes, von dem ehemaligen "The Smith"- und "Beck"-Produzenten Tom Rothrock in Los Angeles abgemischtes Album wie ein persönlicher Befreiungsschlag an. Es versammelt zehn in Schmerz und Enttäuschung wurzelnde Songs voller Vitalität und Ausdrucksstärke wie das elegische, von Hammondorgelklängen getragene "So long, Jimmy", die mal nach Jim Morrison klingen, mal nach dem späten John Lennon. Und es finden sich Liebeslieder darunter, die Ohrwurmqualitäten entfalten, hat man sich erst einmal gewöhnt an diesen mal mit flehender Stimme gehauchten, mal lauthals angestimmten Weltschmerz.

Dabei lebt "Back To Bedlam", dem eine wärmende Retroseligkeit zu eigen ist und das an Don McLean, Leo Sayer oder den anderen Soldatensohn Rick Springfield denken läßt (der auf "Comic Book Heroes" einst ebenfalls von Krieg und Verheerung sang), keineswegs nur von melodiösem Tiefsinn. Vielmehr gewinnen die Stücke Eigenständigkeit, indem Blunt ganz auf seinen ansprechenden, berührenden Gesang vertraut.

Unter dem Strich stehen zehn Lieder, die der Macht der Phantasie und der Fähigkeit zu überdauern geschuldet sind; Songs wie das überwältigende "Cry" oder das herzzerreißende "No Bravery", denen das Kunststück gelingt, stellenweise so zu klingen, als hätten die Noise-Veteranen "Sonic Youth" mit einem von allen klanglichen Schadstoffen gereinigten Robbie Williams für eine kleine musikalische Ewigkeit gemeinsame Sache gemacht.

PETER HENNING

James Blunt, Back To Bedlam. Atlantic/Custard 83752 (Warner)

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